CIO-SerieGesamtheit im Blick

Thomas Lenz
(Bildquelle: Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern)
Herr Lenz, warum ist die Stelle eines Landes-CIO wichtig?
Dem E-Government kommt innerhalb der Verwaltungsmodernisierung sowohl eine begleitende als auch eine gestaltende Rolle zu. Es flankiert die anderen Maßnahmen, gibt aber auch selbst Impulse, indem es schnelle Kommunikationswege sowie integrierte und standardisierte Prozesse bereitstellt und somit Verwaltungsleistungen effizienter organisiert. Damit einhergehend wandelt sich die Rolle des E-Government. Von einer bislang als reine Unterstützungsfunktion geprägten Sichtweise entwickelt es sich zu einem wichtigen Erfolgsfaktor bei der Umsetzung von neuen Verwaltungsaufgaben. Schon jetzt zeigt sich, dass es mithilfe des IT-Einsatzes möglich ist, die Serviceleistungen von Behörden zu verbessern und moderne Bürgerdienste anzubieten. Die IT wird als eine der wesentlichen Infrastrukturdienste immer mehr zur Voraussetzung für die Arbeitsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung und muss die Funktionsfähigkeit auch in Krisensituationen sicherstellen. Aus diesem Grunde halte ich es für erforderlich, die wachsende Bedeutung des E-Government und die strategische Zielausrichtung der IT noch enger mit den politischen Handlungsfeldern der Landesregierung zu verknüpfen. Dies und die Entwicklung einer landesweit einheitlichen IT-Strategie sowie deren Umsetzung und Kontrolle machen es unumgänglich, eine landesweit durchgehende IT-Steuerung mit definierten Aufgaben und Rollenverteilungen weiter auszubauen. Die dafür notwendige Steuerung nehme ich nun auch sichtbarer als IT-Beauftragter des Landes Mecklenburg-Vorpommern wahr. Dazu gehören auch die Vertretung der Landesregierung im IT-Planungsrat und die Koordinierung der strategischen IT-Zusammenarbeit der Ressorts sowie die Arbeit mit den Kommunen und den kommunalen Verbänden des Landes im Bereich E-Government und IT-Einsatz.
Welche Ziele haben Sie sich persönlich gesetzt?
Mit dem Beschluss der Landesregierung zum Masterplan 2011 ist die Strategie für die E-Government-Entwicklung bis 2015 festgelegt worden. Darin ist vorgesehen, an die Erfolge des kooperativen Ansatzes in der Zusammenarbeit mit den Kommunalverwaltungen und der Wirtschaft anzuknüpfen und die Umsetzung der vom IT-Planungsrat beschlossenen Nationalen E-Government-Strategie (NEGS) aktiv zu unterstützen. Dazu gehört für mich, den einheitlichen Behördenruf 115, der bislang in der Region Westmecklenburg im Rahmen des Modellprojekts Daseinsvorsorgen 2030 erprobt wird, möglichst flächendeckend einzuführen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Absicherung der zugrunde liegenden IT-Infrastruktur. Die Bürgerinnen und Bürger, aber auch die Beschäftigten in der Verwaltung, erwarten eine sichere IT-Infrastruktur für die Verarbeitung der Daten. Dadurch ergibt sich eine Vielzahl von Herausforderungen, die in Zukunft bewältigt werden müssen. Nach meinem Dafürhalten sollten Kooperationen, die auf der Seite der Fachanwendungen längst die Regel sind, auch auf die Infrastruktur ausgedehnt werden. Daher halte ich den Aufbau einer föderalen Infrastruktur mit einem einheitlichen IT-Sicherheitsmanagement für geboten.
Welche weiteren Veränderungen streben Sie an?
Für die Umsetzung der strategischen E-Government-Vorhaben des Landes spielt das Zusammenwirken von Organisation und Informationstechnologie eine entscheidende Rolle. Für mich ist wichtig, dass die erforderliche Modernisierung der Verwaltungsabläufe nicht auf die Technologie reduziert wird, sondern von einer integrierten Entwicklungsstrategie zwischen den Handlungsebenen Recht, Organisation und Informationstechnologie geprägt wird, die auch eine Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter in neuen elektronischen Medien umfasst. Hierzu ist im Zusammenhang mit dem Beschluss des Masterplans 2011 ein Maßnahmenkatalog verabschiedet worden, der insgesamt elf strategische Programmpunkte enthält. Dazu gehören eine flächendeckende Breitband-Versorgung, die Einführung der 115, die Weiterentwicklung des Dienstleistungsportals, eine kooperative Wissensplattform für Verwaltung, Wirtschaft und Bürger, das föderative Informationsmanagement, die Etablierung neuer Formen der verwaltungsübergreifenden Zusammenarbeit, die Standardisierung der Methoden für Prozesserfassung und -gestaltung, die Einführung eines Information-Security-Management-Systems in der Landesverwaltung, die Einführung eines einheitlichen Infrastrukturverzeichnisses, eine Business-Intelligence-Lösung für die Kosten- und Leistungsrechnung und eine Langzeitspeicherung mit Beweiswerterhaltung.
„Für die Umsetzung der strategischen E-Government-Vorhaben des Landes ist das Zusammenwirken von Organisation und IT entscheidend.“
Welche konkreten Projekte laufen aktuell oder sind geplant?
Über den strategischen Ansatz hinaus befinden sich derzeit 33 E-Government-Projekte in der Umsetzung. Dazu gehören insbesondere ein einheitliches elektronisches Personal-, Organisations- und Stellen-Management, welches bis Ende 2012 in allen Geschäftsbereichen eingeführt werden wird, ein einheitliches IT-Grundsystem, mit dem voraussichtlich ab 2012 eine einheitliche IT-Infrastruktur einschließlich der zugehörigen Serviceprozesse bereitgestellt werden soll und das rechnerunterstützte Haushaltsbewertungs- und Informationssystem der Kommunen als webbasiertes IT-Verfahren zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit. Weitere Projekte sind das Dokumenten-Management- und Vorgangsbearbeitungssystem DOMEA, welches bis Ende 2013 in allen Ministerien eingeführt wird und die Beschaffung eines neuen vollumfänglichen Travel-Management-Systems mit einem elektronischen Antrags-, Genehmigungs- und Abrechnungsverfahren und einer Internet-Buchungsplattform für Reisedienstleistungen.
Wie sehen Sie Ihr Bundesland im Ländervergleich im Bereich E-Government aufgestellt?
Die einheitliche zentrale E-Government-Infrastruktur für Land, Kommunen, Wirtschaft und Bürger in Mecklenburg-Vorpommern hat sich schrittweise zum strategischen Kernelement des E-Government im Land entwickelt. Insgesamt wird ein gesamtheitlicher Ansatz von der strategischen Planung bis hin zur Umsetzung der notwendigen Erweiterungen verfolgt. Damit wird auf der Basis des modularen Systemaufbaus eine sehr hohe Flexibilität bei der Umsetzung der Fachanforderungen gewährleistet. Mit der Integration weiterer Fachverfahren nehmen das Dienstleistungsangebot und die Funktionalität der zentralen E-Government-Infrastruktur weiter zu. Mit der Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie ist diese um zwei weitere Komponenten, einen Antragsassistenten und ein Fall-Management ergänzt worden. Ich sehe uns für die nächste anstehende Etappe zur Umsetzung der Nationalen E-Government-Strategie gut gerüstet.
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