Smart CityChancen und Risiken

Digitale Vernetzung in den Städten wird zunehmen.
(Bildquelle: j-mel/stock.adobe.com)
Der urbane Raum spielt in den Debatten um Gegenwart und Zukunft unserer Gesellschaft eine bedeutende Rolle, sei es im Hinblick auf gesellschaftliche Integration, zivilgesellschaftliche Aktivitäten oder wirtschaftliche Belange. Aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive besitzt der Stadtraum eine Doppelfunktion: Er ist einerseits Spiegelbild des technischen Wandels, indem er die Infrastruktur für medial vermittelte Kommunikation bereitstellt. Andererseits ist er ein Ort der Kopräsenz unterschiedlichster Akteure und ihrer Praktiken und bereitet somit die Bühne für die Etablierung sozialer und kommunikativer Regeln.
Dieser wichtige Stellenwert ist auf drei parallele Trends zurückzuführen. So wird nach Prognosen der Vereinten Nationen die Urbanisierungsquote weltweit von 55 Prozent im Jahr 2018 auf 68 Prozent im Jahr 2050 steigen. Auch in Deutschland wird ein Anstieg von 77 Prozent im Jahr 2018 auf 84 Prozent im Jahr 2050 prognostiziert. Die Stadt ist also bereits der Lebensraum der meisten Erdbewohner – mit steigender Tendenz.
Parallel dazu vollzieht sich die Verbreitung der digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zunehmend auch als Übergang von stationären Desktop-Computern zu mobilen Endgeräten. Genaue Daten sind kaum vorhanden, aber Erhebungen von Branchenverbänden gehen davon aus, dass die mobile Nutzung des Internets schon jetzt überwiegt. Da viele der mobilen Geräte und Anwendungen auf GPS-Technologien basieren, ist mit deren Nutzung automatisch eine Georeferenz verbunden. Tatsächlich ist die Georeferenz oft der Kern der Funktionalität vieler Digitalmedien, die im städtischen Alltag zur Navigation (Karten, Routenplaner), Annotation (Bewertungen, Rezensionen) oder zum Gelegenheitsmanagement (Dating, Ausgehen) genutzt werden.
Der dritte Trend besteht darin, dass über das Web längst nicht mehr nur Menschen kommunizieren, sondern im Internet der Dinge zunehmend auch Dinge vernetzt werden. Wiederum sind genaue Daten rar, Schätzungen liegen zwischen 18 und 50 Milliarden vernetzten Geräten zu Beginn der 2020er-Jahre (Ericsson Mobility Report vom November 2019), aber auch hier ist der Trend wichtiger als die exakte Anzahl.
Durchdringung mit elektronischen Medientechnologien
Für die digitale Stadt ist dieser Umstand relevant, da er sowohl die digitalen Medienpraktiken in der Stadt, als auch die Verflechtung städtischer Infrastruktur mit IKT anspricht. So ist eine fortschreitende Durchdringung des städtischen Lebensraums mit elektronischen Medientechnologien zu beobachten. Die Integration von unter anderem Kameras, Sensoren und WLAN-Netzen in die städtische Lebenswelt ist zum Normalfall geworden. Durch Schlagworte wie Smart City oder Internet der Dinge hat die Digitalisierung von Städten Eingang in den gesamtgesellschaftlichen Diskurs gefunden, wird aber auch in unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen wie der Humangeographie, der kritischen Stadtforschung oder der Informatik zunehmend erforscht. Die Vielzahl und Diversität der Ergebnisse lassen sich zu zwei Befunden verdichten. So ist erstens festzustellen, dass digitale Medientechnologien den urbanen Raum generativ, umfassend und strukturbildend durchdringen. Dadurch verändern sich soziales Miteinander, politische Partizipation, Kultur, Wissen und Sinnstiftung. Diese vielschichtigen Transformationsprozesse sind dynamisch, unterschiedlich und gestaltbar. Digitale Medien sind grundlegend in die Konstruktion der Stadt als Lokal- und Kulturraum eingebunden. Das Verhältnis von Stadt und Medien ist folglich als wechselseitiger, durch diverse Funktionen, Interessen, Akteure und Macht geprägter Konstruktionsprozess zu verstehen. Zweitens sind digitale Medientechnologien nicht neutral und Daten niemals roh. Bestehende soziale, kulturelle oder politische Probleme des städtischen Raums lassen sich nicht technisch lösen, auch wenn in der strategischen Kommunikation von Internet-Konzernen und politischen Akteuren mitunter gegenteilig argumentiert wird.
Neue Interessenkonflikte, Problemstellungen und Fragen
Die Analysebefunde aus den hier genannten Disziplinen zeigen, dass die Digitalisierung von Städten eine Fülle von neuen Interessenkonflikten und Problemstellungen mit sich bringt sowie politische, gesellschaftliche und kulturelle Fragen aufwirft. Forschungsbedarf besteht etwa im Hinblick auf die Erfassung und Selektion, Auswahl und Gewichtung, Aggregation und Klassifikation der digitalen Verhaltensspuren unterschiedlicher urbaner Akteure und Gruppen. Denn die digitalen Verhaltensspuren sind Grundlage für politische, ökonomische, städtebauliche und zivilgesellschaftliche Entscheidungen: Wo wird die Polizeipräsenz verstärkt? Wo wird investiert und konsumiert? Wo werden Straßen und Glasfasernetze ausgebaut, wo Spielplätze angelegt? Wer zieht wohin?
Unmittelbare Steuerungseffekte hat darüber hinaus die Verarbeitung von Daten zur Leistungsfähigkeit von Funktionssystemen in Bereichen wie Mobilität (ÖPNV, Verkehrsfluss, Parkmöglichkeiten), Ver- und Entsorgung (Elektrizität, Müll) oder der Quantität und Qualität von Emissionen (Feinstaub, Lärm, Temperatur). Eine wichtige Frage hierbei ist, inwiefern die Expansion datenbasierter, am Ideal ökonomischer Effizienz ausgerichteter Informations- und Repräsentationssysteme zu einer Technisierung von Handlungen, Wissen und Entscheidungen führt, welche nicht im postulierten Smart-City-Ideal, sondern in Technokratie mündet. Nicht zuletzt bedeutet die automatisierte Echtzeiterfassung von Datenspuren immer auch Souveränitätsverluste für den Einzelnen (etwa durch Überwachung), für politische Akteure (zum Beispiel durch Handlungs- und Entscheidungsabhängigkeit von Produkten und Dienstleistungen der Technologieunternehmen) und Risiken für die öffentliche Daseinsvorsorge (Hacking, Cyber-Attacken).
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