Samstag, 23. August 2025

SachsenEntscheidender Anstoß

[19.07.2018] Die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes zwingt die Verwaltung, das E-Government in Deutschland innerhalb kurzer Zeit auf eine neue Stufe zu heben und somit auch im europäischen Vergleich aufzuholen. Sachsen hat diese Herausforderung gerne angenommen.
OZG setzt Impulse für die E-Government-Entwicklung.

OZG setzt Impulse für die E-Government-Entwicklung.

(Bildquelle: creativ collection Verlag)

Das Onlinezugangsgesetz (OZG) vom Juni 2017 verpflichtet alle Verwaltungen in Deutschland, sämtliche dafür geeigneten Dienstleistungen online über miteinander verbundene Serviceportale anzubieten. Und das über alle Verwaltungsebenen hinweg. Bund und Länder sind verpflichtet, ihre Portale zu einem Portalverbund zu verknüpfen. Bürger und Unternehmen müssen von jedem Verwaltungsportal aus zur gewünschten Dienstleistung der dafür zuständigen Behörde weitergeleitet werden. Umständliches Suchen nach Zuständigkeiten entfällt. Außerdem sind Servicekonten bereitzustellen, die eine bundesweite Identifizierung für diese Verwaltungsleistungen ermöglichen. Bereits Ende 2022 soll dieser Prozess abgeschlossen sein – nicht viel Zeit für eine solch gewaltige Umstellung, schließlich müssen mindestens 500 Verwaltungsverfahren umgesetzt werden. Sachsen hat diese Herausforderung gerne angenommen. Denn nur so kann die Verwaltung des Freistaats deutlich bürgerfreundlicher und effizienter arbeiten.

Nachholbedarf bei der Digitalisierung

Deutschland hat bei der Digitalisierung von Verwaltungsvorgängen erheblichen Nachholbedarf: Im Vergleich zu vielen anderen europäischen Staaten liegt die Bundesrepublik noch immer meist im Mittelfeld oder sogar auf den hinteren Plätzen. Das neue Gesetz gibt den entscheidenden Anstoß, endlich aufzuholen. Der Portalverbund wird eine dringend notwendige Übersichtlichkeit schaffen. Eines der Hauptprobleme des E-Governments in Deutschland ist nämlich die schlechte Auffindbarkeit der vorhandenen Angebote. Es gibt bereits viele gute Dienste, die aber kaum jemand kennt. In Zukunft reichen drei Klicks, um zum geeigneten Angebot zu gelangen. Die Umsetzung des OZG kann jedoch ein Bundesland allein nicht bewältigen. Bund, Länder und Kommunen müssen dabei eng kooperieren, und es muss eine neue Form der Aufgabenteilung geben.
Der Bund hat im ersten Schritt ein Digitalisierungsprogramm aufgesetzt, das vom IT-Planungsrat gesteuert wird. Zunächst wurde eine Prioritätenliste erstellt. Anschließend wurden verschiedene Arbeitsgemeinschaften zu einzelnen Leistungen eingerichtet. Sachsen wirkt in den AGs Gewerbemeldung, i-Kfz und Online-Beteiligung mit. Bund und Länder wollen sich die Umsetzung der Verwaltungsverfahren teilen und den anderen jeweils zur Nachnutzung zur Verfügung stellen.

Amt24 wird vom Informations- zum Serviceportal

In Sachsen wurde mit der technischen Umstellung des Serviceportals Amt24 ein wichtiger Schritt in Richtung digitale Verwaltung getan. Bei der Überarbeitung wurde konsequent vom Nutzer her gedacht. Neue Funktionalitäten ermöglichen den Wandel vom Informations- zum umfassenden Serviceportal. Mit jedem Projekt, das die sächsische Verwaltung umsetzt, wird die Plattform leistungsstärker. Durch Synergien werden Kosten und Umsetzungszeiten minimiert. Amt24 als zentrale Komponente des sächsischen E-Governments wird sukzessive dazu befähigt, Online-Antragsverfahren medienbruchfrei zu initiieren und an bestehende Fachverfahren anzubinden. Ab Mitte dieses Jahres soll das für die Einrichtung von Online-Prozessen benötigte Servicekonto zur Verfügung stehen. Seit Ende 2017 arbeitet der Freistaat Sachsen beim E-Government verstärkt mit Baden-Württemberg zusammen. Beide Länder können so bei der Entwicklung ihrer Serviceportale Synergieeffekte nutzen. Die Basiskomponente Amt24 stellt die sächsische Landesregierung ihren Kommunen zur Verfügung.

Standard-Online-Verwaltungsverfahren

Während einige Gemeinden in Sachsen im Bereich Digitalisierung mittlerweile hervorragend aufgestellt sind, stellt das OZG für andere, insbesondere kleine Kommunen, eine große Herausforderung dar. Ein Hauptgrund hierfür liegt wohl in der jeweiligen haushalterischen Ausstattung, welche die Vorhaltung des erforderlichen Personals und Fachwissens nicht zulässt. Deshalb unterstützt die Landesregierung die Kommunen bei diesem Prozess. Der Fokus ist dabei auf flächendeckend einheitliche und nachhaltige Lösungen gerichtet. Geplant ist unter anderem eine kommunale Koordinierungsstelle, die weitgehend einheitliche E-Government-Lösungen konzipiert. Von diesen Standard-Online-Verwaltungsverfahren soll letztlich jede einzelne sächsische Kommune profitieren. Nach §9 SächsEGovG sind staatliche Behörden zur Einführung solcher Standards verpflichtet.

Alle Anstrengungen lohnen sich

Es ist viel im Gange und es gibt noch viel zu tun. Die Umsetzung des OZG zwingt die Verwaltung, das E-Government innerhalb kurzer Zeit auf eine neue Stufe zu heben. Ein Effizienzgewinn für die Behörden entsteht aber erst, wenn die Antragsdaten medienbruchfrei weiterverarbeitet werden können. Dafür müssen die Fachverfahren an die Portale und Online-Antragsverfahren angebunden sein. Damit dies wirtschaftlich umgesetzt werden kann, sind standardisierte Schnittstellen notwendig. Am Ende wird eine moderne Verwaltung stehen, die Bürgern wie Ämtern das Leben erleichtert. Mit diesem Ziel vor Augen lohnen sich alle Anstrengungen.

Professor Dr. Günther Schneider ist Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium des Innern.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Händedruck in perspektivischer Ansicht, Vertrag mit Unterschrift, Liste der Bedingungen in Dialogfeldform, Ziel und Pfeil nach oben - Vektorgrafik.

Landkreistag Baden-Württemberg: Digitalisierungskodex 2.0

[18.08.2025] Mit dem Digitalisierungskodex 2.0 setzt der Landkreistag Baden-Württemberg erneut Standards für die digitale Zukunft der Landkreise. Das Dokument umfasst zwölf Leitlinien für einheitliche digitale Prozesse, mehr Datensouveränität und einen besseren Bürgerservice. mehr...

Logo Netzwerk Junge Bürgermeister*innen

Staatsmodernisierung: Blick in den Maschinenraum fehlt

[17.07.2025] In einer Stellungnahme zum Abschlussbericht der Initiative für einen handlungsfähigen Staat kritisiert das Netzwerk Junge Bürgermeister*innen, dass kommunale Realitäten in den Vorschlägen nicht genügend berücksichtigt werden. Es fehle an Lösungen für die Praxis – etwa bei Personal, Finanzierung oder Führung. mehr...

Personen auf einer Bühne, im Vordergrund sieht man Sitzreihen mit Publikum.

Abschlussbericht: Wie kann die Staatsreform gelingen?

[17.07.2025] Die Initiative für einen handlungsfähigen Staat hat ihren Abschlussbericht an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergeben. Viele ihrer Vorschläge finden sich im Koalitionsvertrag wieder. Die Initiatoren fordern nun eine zügige Umsetzung – auch durch neue Wege wie Modellkommunen. mehr...

Gruppenfoto vor Vitako-gebrandetem Hintergrund.

Vitako: Deutschland-Stack und KI im Fokus

[15.07.2025] Die Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister, Vitako, diskutierte mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Verwaltung über Strategien zur Verwaltungsdigitalisierung. Im Fokus: der Deutschland-Stack, kultureller Wandel und konkrete Rahmenbedingungen für kommunale Umsetzung. mehr...

Bayerisches Staatswappen auf blau weißem Hintergrund.

Verwaltungsdigitalisierung: Bayerns Kommunen an der Spitze

[15.07.2025] Bei der Verwaltungsdigitalisierung belegen bayerische Kommunen im bundesweiten Vergleich die 34 vordersten Plätze. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Dashboards Digitale Verwaltung des Bundes zur Verfügbarkeit digitaler Verwaltungsleistungen hervor. Platz eins belegt Augsburg. mehr...

Maral Koohestanian und Sören Knörr sitzen nebeneinander an einem Tisch und lächeln einander zu.
interview

Wiesbaden / MACH: Ökosystem mit offenen Standards

[09.07.2025] Kommune21 hat mit Maral Koohestanian von der Stadt Wiesbaden und Sören Knörr von MACH über die Erwartungen an die neue Bundesregierung und die Bedeutung offener Standards bei der Umsetzung der Digitalisierung gesprochen. mehr...

Mehrere Personen stehen in einem Raum einer anderen Person gegenüber, die etwas erklärt.
bericht

Kreis Steinfurt: Besser interkommunal

[07.07.2025] Das Service Innovation Lab im Kreis Steinfurt soll Verwaltungen dabei unterstützen, schneller, flexibler und kundenorientierter zu werden. Die interkommunale Zusammenarbeit ist dabei von zentraler Bedeutung. mehr...

Rheinland-Pfalz: Ausweitung der EfA-Fertigungsstrecke

[07.07.2025] Das Land Rheinland-Pfalz hat die Ausweitung der EfA-Fertigungsstrecke zur Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes auf Kommunen beschlossen. Diese sollen so noch leichter digitale Services für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen bereitstellen können. mehr...

Füllfederhalter unterzeichnet ein Papier, im Hintergrund sind Stempel zu sehen.

Mecklenburg-Vorpommern: Verwaltungsvereinbarung mit eGo-MV

[30.06.2025] In Mecklenburg-Vorpommern haben das Ministerium für Inneres, Bau und Digitalisierung und der Zweckverband Elektronische Verwaltung in Mecklenburg-Vorpommern (eGo-MV) eine neue Verwaltungsvereinbarung unterzeichnet. Sie adressiert die weitere Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG). mehr...

Blick von oben auf die Stadt Hannover.
bericht

Hannover: Taskforce und Fonds

[05.06.2025] KI und ein wachsendes Angebot an Onlinedienstleistungen verbessern den Service der Stadt Hannover. Die Verwaltung geht die Digitalisierung strategisch an: Sie hat Kompetenzteams installiert und Mittel in Höhe von knapp 50 Millionen Euro mobilisiert. mehr...

Mehrere Personen stehen vor einem Gebäude.
bericht

DStGB: Mehr kommunaler Einfluss

[02.06.2025] Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) hat einen Ausschuss für Digitalisierung gegründet. Dieser will auf die Belange der Kommunen bei Digitalprojekten aufmerksam machen und frühzeitige Einbindung erwirken. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander auf einer Bühne

Deutscher Städtetag: Burkhard Jung ist Präsident

[19.05.2025] Im Rahmen seiner Hauptversammlung hat der Deutsche Städtetag Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung erneut als Präsidenten gewählt. Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt und Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner werden Vizepräsident und -präsidentin. Münsters OB Markus Lewe ist neues Ehrenmitglied. mehr...

Staatssekretär Dr. Markus Richter, Bundesdigitalminister Karsten Wildberger, der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Jarzombek

BMDS: Digitalministerium hat Arbeit aufgenommen

[15.05.2025] Mit Karsten Wildberger als Digitalminister nimmt das neue Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung die Arbeit auf. Es bündelt die Zuständigkeiten aus bisher sechs Ressorts. Markus Richter, zuvor IT-Beauftragter der Bundesregierung, arbeitet als Staatssekretär in dem neuen Ministerium. mehr...

Screenshot des Deckblatts der NEGZ-Kurzstudie.

NEGZ: Smart City und E-Government zusammen denken

[15.05.2025] Eine Kurzstudie des Nationalen E-Government Kompetenzzentrums (NEGZ) untersucht die Wechselwirkungen und möglichen Synergieeffekte zwischen Smart-City- und Smart-Government-Initiativen. Befragt wurden 25 der Modellprojekte Smart Cities. mehr...

Gruppenfoto Digitalausschuss DStGB

DStGB: Digitalausschuss konstituiert sich

[15.05.2025] Klare Forderungen an die neue Bundesregierung hat der Digitalausschuss des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB) im Rahmen seiner konstituierenden Sitzung in Berlin formuliert. mehr...