Mittwoch, 19. November 2025

Kreis Darmstadt-DieburgKI gestaltet Videos

[20.08.2025] Der Kreis Darmstadt-Dieburg kann Newsletterinhalte in Videosendungen umwandeln. Ein eigens entwickeltes GPT-Skript kürzt die Texte dafür auf eine sendefertige Länge von rund 100 Sekunden. Als Nachrichtensprecher dient ein digitaler Avatar.
Der Nachrichtensprecher von LaDaDi KOMPAKT sieht verblüffend echt aus, ist aber ein Avatar.

Der virtuelle Nachrichtensprecher sieht verblüffend echt aus.

(Bildquelle: Landkreis Darmstadt-Dieburg)

Ein ungewöhnliches Nachrichtenformat sorgt im Kreis Darmstadt-Dieburg für Aufmerksamkeit: KI-gestützte Videosendungen, welche die hessische Kommune unter dem Titel LaDaDi KOMPAKT veröffentlicht. Dabei handelt es sich sozusagen um die visuelle Aufbereitung der Newsletter des Landkreises. Mithilfe von KI werden deren Inhalte innerhalb von knapp 30 Minuten in Videos umgewandelt. Das für den Deutschen Preis für Online-Kommunikation (DPOK) nominierte Projekt bespielt nicht nur Instagram und YouTube, sondern auch die Debattenräume der digitalen Verwaltung.

„Viele Menschen nutzen KI lediglich als bessere Suchmaschine“, sagt Stefan Weber von der Stabsstelle Presse, Kommunikation und Strategie. „Wir wollten zeigen, dass deutlich mehr möglich ist.“ Mit diesem Ziel verbanden er und Kollegin Lisa Lange das Potenzial automatisierter GPT-Skripte mit einer Avatar-Software. Heraus kam ein gänzlich neues Element im Kommunikationsmix der Kreisverwaltung. „Informationen werden besonders gut durch Begeisterung transportiert“, erklärt Lisa Lange. „Ein virtueller Sprecher, der in astreinem Arabisch kommuniziert oder dir in 90 Sekunden deinen Landkreis erklärt, weckt Aufmerksamkeit.“ Die Idee: Über diesen Überraschungseffekt hinaus ein nachhaltiges Format schaffen, das sich kompakt, kostengünstig und visuell attraktiv fest in der Behördenkommunikation verankern lässt.

Effizient und dennoch authentisch

Hinter LaDaDi KOMPAKT steht ein engagiertes Kommunikationsteam. Einige schreiben die Pressemeldungen, andere gestalten da­raus den Newsletter. Die Inhalte fließen dann in ein eigens entwickeltes GPT-Skript, das die Nachrichten auf eine sendefertige Textlänge von rund 100 Sekunden bringt. Lisa Lange übernimmt anschließend Schnitt, Untertitelung und technische Umsetzung einschließlich der Arbeit mit der Avatar-Software Heygen. Der visuelle Hintergrund der Nachrichtensendungen stammt vom Zeichenbrett einer weiteren Kollegin. „Jede Folge ist Teamarbeit. Das macht das Format glaubwürdig und stabil“, berichtet Lange. Um eine möglichst breite Akzeptanz zu erreichen, wurde für das erste Avatar-Modell bewusst eine politisch neutrale Person mit hausinternem Bekanntheitsgrad gewählt: Kreisarchivar Jan Prößdorf. Seine Stimme und Erscheinung wurden mit seinem Einverständnis geklont, der digitale Avatar dient nun als Nachrichtensprecher.

Insgesamt verlangt das Thema Mut und Fingerspitzengefühl. Denn ein digitaler Avatar bewegt sich stets auf dem schmalen Grat zwischen Effizienz und Authentizität. Es geht nicht allein um technologische Machbarkeit, sondern um Vertrauen. Menschen erwarten echte Ansprechpartner. Umso mehr gilt das in Krisen oder politischen Zusammenhängen. Ein geklonter Landrat würde schnell als unnahbar oder gar unehrlich wahrgenommen werden. LaDaDi KOMPAKT setzt daher deutliche Leitplanken: KI ist Unterstützung, kein Ersatz. Klare Kennzeichnung, transparente Prozesse und ein internes KI-Manifest sichern das Projekt ethisch ab. Die Technologie darf niemals den Eindruck erwecken, Menschen würden durch Maschinen ersetzt. Im Gegenteil: Durch Effizienzgewinne wird das Zeitfenster für echte Gespräche mit echten Menschen größer.

Nähe zur Region stärken

LaDaDi KOMPAKT ist mehr als ein Videoformat. Es ist ein strategisches Werkzeug zur Sensibilisierung. Das parallel veröffentlichte Making-of-Video erklärt Technik, rechtliche Rahmenbedingungen wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) oder den EU AI Act und mögliche gesellschaftliche Risiken wie Deepfakes oder Desinformation. „Der Geist ist aus der Flasche“, merkt Weber an. „Wir müssen ihn nicht bannen, sondern erziehen.“ Der Ansatz: Erst wenn Menschen selbst erleben, wie glaubhaft ein Fake aussehen kann, beginnen sie, kritisch mit digitalen Inhalten umzugehen.

Die Resonanz ist durchweg positiv. Bürgerinnen und Bürger reagieren interessiert bis verblüfft, Rückfragen zur Technik häufen sich. Auch intern zeigt das Projekt Wirkung. Die Idee, die Avatar-Gestalt regelmäßig zu wechseln, fördert Identifikation und Beteiligung. Regionale Prominente wurden bereits angesprochen – eine Chance, Reichweite und Nähe zur Region zu stärken. Kollegen aus anderen Bereichen bewerben sich für den digitalen Klon oder ziehen die Technologie für Tutorials, Onboarding, Gebärdendolmetschen oder Übersetzungen in Betracht. Das Team hat mittlerweile sogar eine punktgenaue Steuerung für Tonlage, Gestik und Sprache etabliert. Die technischen Möglichkeiten wachsen stetig.

Außer der Innovationsfreude treibt auch struktureller Druck das Projekt an. Die öffentliche Hand steht vor Personallücken, einem Wissensabfluss und knappen Kassen. „KI ist für uns nicht nur ein digitales Spielzeug. Sie kann auch Teil einer Rettungsstrategie sein“, sagt Weber. Gleichzeitig verpflichtet der EU AI Act zu Schulungsmaßnahmen mit Mehrwert für Mitarbeitende und Öffentlichkeit. LaDaDi KOMPAKT liefert dafür ein konkretes Beispiel aus der Praxis. „Wir wollten ein Format schaffen, das Lust auf Digitalisierung macht und Raum für Diskussion bietet“, fasst Lisa Lange zusammen. Mit bislang sieben veröffentlichten Folgen, medialer Aufmerksamkeit und wachsendem Interesse aus anderen Verwaltungen scheint das gelungen.

Kerstin Theiß ist Social Media Managerin und stellvertretende Pressesprecherin beim Kreis Darmstadt-Dieburg.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Künstliche Intelligenz
Eine Person hält ein Smartphone in der Hand, auf dem der Chatbot des Gesundheitsamts der StädteRegion Aachen zu sehen ist. Im Hintergrund steht ein Laptop auf dem ebenfalls der Chatbot angezeigt wird.

StädteRegion Aachen: Chatbot unterstützt Gesundheitsamt

[13.11.2025] Ein Chatbot beantwortet jetzt rund um die Uhr die am häufigsten gestellten Bürgerfragen an das Gesundheitsamt der StädteRegion Aachen. Er kommuniziert in neun Sprachen und soll beständig an die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger angepasst werden. mehr...

Nahaufnahme männlicher Hände, die auf einer Laptop-Tastatur tippen.

Conet: Souveräne KI-Assistenten für Behörden

[10.11.2025] Mit der neuen Plattform sovira.ai des Herstellers Conet können öffentliche Verwaltung und Unternehmen souveräne und sichere KI-Assistenzsysteme erstellen. Diese lassen sich im eigenen Rechenzentrum, in der Public Cloud oder in der BSI-zertifizierten Conet Cloud hosten. mehr...

Stade: Käpt’n Knut kommt an Bord

[06.11.2025] Als Käpt’n Knut wird der KI-Chatbot der Hansestadt Stade erscheinen. Darauf haben sich Bevölkerung und Verwaltung verständigt. Derzeit finden noch Tests und Konfigurationen der Technik statt. Ende des Jahres soll der digitale Assistent an Bord gehen. mehr...

Ein Mann hantiert mit einem Bildschirm, auf dem ein weiblicher Avatar zu sehen ist.

Gersthofen: Zwei neue virtuelle Mitarbeitende

[04.11.2025] In Gersthofen haben zwei neue virtuelle Mitarbeitende ihre Arbeit aufgenommen. Chatbot Gersti begleitet Interessierte auf der Website und in der GersthofenApp. Der lebensgroße Avatar CAIA (Conversational AI) beantwortet wiederum die Fragen der Besucherinnen und Besucher im Hallenbad. mehr...

Eine Stadtbahn der Kölner Verkehrsbetriebe fährt am Stadtzentrum mit dem Kölner Dom vorbei.

Köln: Neue Stimme für Verkehrsbetriebe

[03.11.2025] Die Kölner Verkehrsbetriebe wollen ihre Fahrgäste in Echtzeit rund um die Mobilität in der Stadt informieren. In diesem Rahmen sollen auch alle akustischen Durchsagen einheitlich versorgt und schriftlich verfasste Texte in Sprache umgewandelt werden. Die entsprechende Text-to-Speech-Lösung liefert Aristech. mehr...

Gruppenfoto mit vier Männern vor eGo-Saar-Aufsteller

eGo-Saar: KI-Chatbot für Kommunen im Saarland

[03.11.2025] Der Zweckverband eGo-Saar hat mit zwei Kommunen erfolgreich einen KI-gestützten Bürgerchatbot eingeführt. Das System steht nun allen saarländischen Kommunen zur Nachnutzung offen. Parallel entwickelt eGo-Saar KI-Lösungen für Straßenmanagement und Verwaltung. mehr...

Zu sehen sind 3 Personen die im Großen Sitzungsaal sitzen und einen Laptop präsentieren.

Heidelberg: KI protokolliert Sitzungen

[23.10.2025] Sitzungen nachzubereiten kann Verwaltungen viele Stunden an Arbeitszeit kosten. Anders in Heidelberg: Die Stadt nutzt eine KI-basierte Software zur automatischen Protokollierung. Die sechsmonatige Testphase wurde jetzt erfolgreich abgeschlossen. mehr...

Verwaltungen müssen beim Einsatz von KI auch Fragen des Datenschutzes und der Informationsfreiheit beachten.

Datenschutzkonferenz: Orientierungshilfe zum KI-Einsatz

[22.10.2025] KI-Systeme mit Retrieval Augmented Generation erhöhen die Genauigkeit und Zuverlässigkeit generativer Sprachmodelle. Auch Behörden können davon profitieren. Die Datenschutzkonferenz hat nun eine Orientierungshilfe zum rechtskonformen Einsatz veröffentlicht. mehr...

Screenshot des Deckblatts der KI-Leitlinie von Vitako und KGSt.

Vitako / KGSt: Update der KI-Guideline für Kommunen

[17.10.2025] Die Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister, Vitako und die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) haben ihren Leitfaden für den Einsatz generativer Künstlicher Intelligenz in Kommunalverwaltungen aktualisiert. mehr...

Vier Mitarbeitende der Stadt Potsdam versammeln sich um einen Laptop

Potsdam: Wohni bewährt sich

[16.10.2025] Nach erfolgreicher Testphase wird die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam den KI-gestützten Wohngeldassistenten Wohni schrittweise in den Echtbetrieb überführen. Perspektivisch lässt sich die Bearbeitungszeit von Wohngeldanträgen damit um bis zu 37 Prozent reduzieren. mehr...

Regensburg: Spielerisch zum KI-Führerschein

[16.10.2025] Auf einer innovativen Lernplattform können die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Regensburg jetzt auf spielerische Art und Weise den KI-Führerschein machen. Im Fokus stehen konkrete Alltagsanwendungen etwa aus den Bereichen Mobilität oder Smart City. mehr...

Vier Personen stehen um eine Stele

Bad Nauheim: KI unterstützt Suche

[15.10.2025] Um digitale Informationen leichter auffindbar zu machen, hat die Stadt Bad Nauheim eine KI-gestützte Suchfunktion in ihre Website integriert. Damit sollen die Benutzerfreundlichkeit erhöht und komplexe Informationen leichter zugänglich werden. mehr...

Hessen: Sechs für KI

[09.10.2025] Sechs hessische Kommunen verfolgen mit dem vom Land geförderten Projekt „IKZ eGov6 goes KI – Next Level Verwaltungsdigitalisierung“ eine Fortsetzung ihrer 2022 gestarteten interkommunalen Zusammenarbeit. Dabei sollen identifizierte Hürden und Bedarfe angegangen werden. mehr...

Stadt Nettetal: Mit dem Ampelsystem zur digitalen Souveränität

[06.10.2025] Die Stadt Nettetal zeigt, wie kommunale Verwaltungen Künstliche Intelligenz souverän und sicher nutzen können. Mit dem vom Digitalisierungsbeauftragten Thorsten Rode entwickelten Ampelsystem gelingt die Balance zwischen Datenschutz, Effizienz und Innovationskraft – ein praxisnaher Weg zur digitalen Selbstbestimmung. mehr...

GovIntel gewinnt Startup Award. Drei Männer mit Blumenstrauß und Urkunde.

SCCON: GovIntel gewinnt Startup Award

[06.10.2025] GovIntel ist Sieger des Smart Country Startup Awards 2025. Die KI-gestützte Analyse öffentlicher Daten zur Vorhersage von Beschaffungen überzeugte die Jury auf der Smart Country Convention. mehr...