Digitale VerkehrssteuerungKIMONO sorgt für Neustart

In Kaiserslautern stehen die Ampeln für das Projekt KIMONO auf grün.
(Bildquelle: Kostas Koufogiorgos/stock.adobe.com)
Die Stadt Kaiserslautern besitzt eine gewachsene verkehrstechnische Infrastruktur, wie sie typisch für deutsche Städte ist, mit Anlagen unterschiedlicher Hersteller, Altersklassen und technischer Generationen. Demzufolge muss sie sich auch mit typischen Fragen beschäftigen: Woher Ersatzteile bekommen? Wer kann die Anlagen noch warten? Oftmals ist das Personal, das mit dem Bau einer Anlage betraut war, sowohl aufseiten des Herstellers als auch aufseiten der Stadt, nicht mehr da oder steht kurz vor dem Ruhestand. Hinzu kommt die Abkündigung zum nichtöffentlichen mobilen Landfunk, die den Betrieb bestehender Systeme zusätzlich erschwert. All diese Faktoren treiben den Unterhaltsaufwand für die verkehrstechnischen Systeme in die Höhe – und das in Zeiten leerer Kassen und schwindender Humanressourcen. So stellte sich auch in Kaiserslautern die grundsätzliche Frage nach einer generativen Erneuerung.
Eine mögliche Vorgehensweise ist der Austausch einzelner technischer Anlagen nach Typ, Stadtteil oder Streckenzugehörigkeit. Dies ermöglicht eine sukzessive Erneuerung im laufenden Betrieb, stellt sich aber langwierig dar. Auch wird damit noch nicht das Problem der technischen Fragmentierung gelöst. Darüber hinaus sind nicht nur Erneuerungen im Netz selbst, sondern auch an der Steuerungszentrale notwendig. Beides gleichzeitig ist im Normalbetrieb aus den laufenden Haushaltsmitteln nicht zu stemmen.
Es war daher klar, dass die verkehrstechnische Infrastruktur in Kaiserslautern einen kompletten Neustart benötigen würde. Ein großer Schnitt kam dabei jedoch aus mehreren Gründen nicht infrage. Zunächst wäre dies im städtischen Haushalt auf absehbare Sicht nicht abbildbar, auch nicht mit einer entsprechenden Förderung. Des Weiteren fehlen sowohl der Stadt als auch den infrage kommenden Firmen die Kapazitäten, die nötigen Maßnahmen innerhalb eines einzigen Großprojekts umzusetzen.
Technologiekatalog als Leitfaden
Daher wurde schließlich ein mehrstufiger Plan zur schrittweisen Modernisierung entwickelt. In der ersten Phase sollten passende Technologien für die einzelnen Anwendungsfälle gefunden werden. Zunächst wurde nach Lösungen im Bereich Verkehrstechnik und Sensorik gesucht. Passend dazu liefen in den Jahren 2020 und 2021 zwei Projekte an, welche die Erprobung verschiedener Technologien ermöglichten. Durch die Teilnahme am Forschungs- und Entwicklungsprojekt AORTA (Automatisierte Bildung von Rettungsgassen in komplexen Szenarien durch intelligente Vernetzung) konnten Erfahrungen mit der aktuellen Generation an Lichtsignalsteuerungen gesammelt werden. Des Weiteren eröffnete das Projekt die Möglichkeit, tiefer in den Bereich digitaler Verkehrskommunikation einzusteigen und Lösungen im Bereich C-ITS (Cooperative-Intelligent Transport Systems) zu erproben.
Parallel konnten im Rahmen des Förderprojekts Modellprojekte Smart City in pilothaften Installationen Lösungen zu verschiedenen Anwendungsfällen unter Realbedingungen getestet werden. Die Resultate wurden zusammengetragen, analysiert und bewertet. Ergebnis war ein Technologiekatalog, der als eine Art Leitfaden dient und anhand dessen sich die jeweils passende Lösung für eine Maßnahme auswählen lässt – und das gleichermaßen für Neubauten wie Bestandsmaßnahmen. Im Alltagsgeschäft wird dadurch ein Standard für Maßnahmen festgelegt, der es ermöglicht, sukzessive die Modernisierung des Netzes zum Beispiel an Lichtsignalanlagen voranzutreiben und zudem einen stabilen und standardisierten Nachbetrieb gewährleistet.
Projektprogramm KIMONO
Bis durch den Prozess der stetigen Erneuerung jedoch ein relevanter Teil der städtischen Infrastruktur erneuert würde, können Jahre wenn nicht sogar Dekaden vergehen. Um dies zu beschleunigen und weitere Probleme wie die Nutzung des analogen Betriebsfunks, eine koordinierte Verkehrssteuerung und das vernetzte Fahren zu adressieren, war ein initiales Projekt zur Einführung grundlegender Technologien als Startschuss notwendig: Das Projektprogramm KIMONO wurde ins Leben gerufen. Es sieht eine Laufzeit bis 2033 in mindestens drei Phasen vor. Die erste Phase läuft seit Januar 2024 und beinhaltet mehrere Maßnahmen zur Digitalisierung der verkehrstechnischen Anlagen bis 2026. Im gleichen Jahr läuft Phase 2 an, die voraussichtlich 2028 abgeschlossen wird.
Die hardwareseitige Aufrüstung bildet die Grundlage für alle weiteren Systeme. Insgesamt werden in der ersten Phase 43 von 110 städtischen Lichtsignalanlagen modernisiert und mit neuester Hardware zur Steuerung und Kommunikation ausgerüstet. Road-Side-Units (kurz RSU) ermöglichen künftig die digitale Kommunikation zwischen der städtischen Infrastruktur, Bussen, Einsatzfahrzeugen und anderen Verkehrsteilnehmenden. Moderne Sensorik an Kreuzungen und strategischen Streckenabschnitten erlauben eine detaillierte Erfassung des Verkehrs. Dadurch lässt sich eine detaillierte Verkehrslage in Echtzeit, ein Digitaler Zwilling, erzeugen.
KI-gestützte Verkehrssteuerung
Die so aufgebaute Infrastruktur ermöglicht die Einführung netzadaptiver Steuerungssysteme, die basierend auf Künstlicher Intelligenz (KI) die Verkehrslage analysieren und anhand vordefinierter Szenarien bedarfsgerecht auf den Verkehr einwirken. Ein Szenario kann dabei eine Großveranstaltung adressieren, aber ebenso alltäglichere Verkehrsanomalien wie einen Stau, eine Baustelle oder einen Unfall. Innerhalb der einzelnen Szenarien sind verschiedene Möglichkeiten zur Verkehrsbeeinflussung parametriert abrufbar. Abhängig von der Verkehrslage und der Entfernung eines Fahrzeugs zu einer Verkehrsanomalie können steuernde Maßnahmen wie angepasste Ampelprogramme oder verkehrsleitende Maßnahmen über dynamische Beschilderung, C-ITS und Navigationssysteme zum Einsatz kommen.
Alle bisher genannten Maßnahmen finden weitgehend im Verborgenen statt. Wesentlich sichtbarer für alle Verkehrsteilnehmenden wird die Umsetzung des Verkehrsleitsystems (kurz VLS) sein. Dieses umfasst ein mehrstufiges Informationssystem zur Beeinflussung des Verkehrs. Im Stadtgebiet werden Informationen per C-ITS direkt an die Fahrzeuge übertragen. Alternativ können die Nachrichten per App auf dem Smartphone angezeigt werden. Um rein analoge Verkehrsteilnehmende zu erreichen, werden an strategischen Positionen dynamische LED-Matrix-Anzeigen aufgestellt. Mit der Einführung des VLS soll sich in Kaiserslautern nicht nur der Verkehrsfluss im Allgemeinen verbessern, sondern vor allem die Verkehrssicherheit erhöht werden.
Stadtweite Test- und Versuchsstrecke
Das entstehende stadtweite Netzwerk zur modernen Fahrzeug-Infrastruktur-Kommunikation dient primär der verbesserten Priorisierung von Bussen und Einsatzfahrzeugen und soll helfen, den ÖPNV pünktlicher und die Einsatzfahrzeuge schneller und sicherer an ihren Bestimmungsort zu bringen. Gleichzeitig stellt das ITS-fähige LSA-Netz eine stadtweite Test- und Versuchsstrecke dar, die es Universitäten und Instituten ebenso wie Unternehmen ermöglicht, Forschung und Entwicklung an Technologien im Bereich ITS und autonomes Fahren durchzuführen.
Nicht nur die Stadt Kaiserslautern profitiert von KIMONO. Der im Projekt entstandene Technologiekatalog beinhaltet Lösungsansätze, die auf jede Kommune übertragbar sind.
Schwalm-Eder-Kreis: Verkehrsdaten in Echtzeit
[19.11.2025] Eine urbane Datenplattform soll es dem Schwalm-Eder-Kreis künftig ermöglichen, schneller auf Verkehrsprobleme zu reagieren. Dazu integriert die Plattform Echtzeit-Verkehrsdaten eines externen Anbieters, sodass beispielsweise die Einsatzrouten für Rettungskräfte optimiert werden können. Das Projekt wird im Programm Starke Heimat Hessen gefördert. mehr...
Smart City: Interaktive Wissenschaftslandkarte
[17.11.2025] Eine interaktive Wissenschaftslandkarte macht nun sichtbar, wer in Deutschland zu smarten Städten und Gemeinden forscht. Die Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities (KTS) und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) haben die zugrunde liegenden Daten über eine bundesweite Abfrage erhoben. mehr...
Mannheim: Scan-Fahrzeug im Testbetrieb
[17.11.2025] Mannheim ist eine von vier Kommunen, in denen das vom Land Baden-Württemberg getragene Pilotvorhaben zu Scan-Fahrzeugen praktisch erprobt werden soll. Die Stadt ist nun als erste in den Testbetrieb gestartet. mehr...
Grevenbroich: Smart-City-Reallabor in Betrieb
[13.11.2025] Die Stadt Grevenbroich testet nun unter realen Bedingungen unterschiedliche Smart-City-Anwendungen. 40 Sensoren sind dafür an unterschiedlichen Stellen in der Stadt installiert worden. Die Messdaten werden per LoRaWAN in Echtzeit an ein Digitallabor gesendet. mehr...
regio iT: Bekenntnis zu Open Source
[13.11.2025] Mit dem Beitritt zu Civitas Connect legt regio iT ein klares Bekenntnis zum Open-Source-Gedanken ab. Der IT-Dienstleister wird sich künftig aktiv im Rahmen der Planung und des Betriebs der urbanen Datenplattform CIVITAS/CORE engagieren. mehr...
Osnabrück: Daten für nachhaltige Mobilitätsplanung
[13.11.2025] Mit mobilen Zählstellen erfasst jetzt Osnabrück den Rad- und Fußverkehr im Stadtgebiet. Die Zählstellen werden in fünf Erhebungsphasen für jeweils rund zwei Monate an wechselnden Standorten eingesetzt. So soll eine fundierte Datengrundlage für eine bedarfsgerechte Mobilitätsplanung entstehen. mehr...
Grevenbroich: Aufbau eines LoRaWAN
[12.11.2025] Grevenbroich soll ein flächendeckendes Long Range Wide Area Network (LoRaWAN) erhalten. Die Stadt wird das geschlossen und datenschutzkonform betriebene Netz gemeinsam mit dem Grundversorger NEW aufbauen. Als Smart-City-Reallabor fungiert die Innenstadt, in der die neue Technik erprobt werden soll. mehr...
Ilmenau: Smart City aus eigener Kraft
[11.11.2025] Sukzessive füllt die Stadt Ilmenau den Begriff Smart City mit Leben. Dafür kooperiert sie mit der Technischen Universität Ilmenau und dem Institut für Mikroelektronik- und Mechatronik-Systeme (IMMS). Die Partner haben verschiedene nützliche Anwendungen hervorgebracht und setzen ihr Kooperation fort. mehr...
Berlin: Prototyp des Data Hub freigeschaltet
[10.11.2025] Berlin ebnet den Weg hin zu einer datengetriebenen Verwaltung: Mit dem nun von der Landesverwaltung und der Technologiestiftung Berlin freigeschalteten Webangebot Data Hub entsteht eine stadtweite, zentrale Infrastruktur für die Arbeit mit Daten. mehr...
Kreis Hof: Datenplattform für alle Kommunen
[07.11.2025] Der Landkreis Hof bietet jetzt eine Website zu seinem Smart-City-Projekt hoferLAND.digital an. Die Plattform stellt nicht nur Informationen zu dem interkommunalen Vorhaben bereit. Mit ihr sollen auch alle digitalen Anwendungen des Landkreises an einem zentralen Ort zur Verfügung stehen. mehr...
Frankfurt am Main: Sensoren optimieren Parkraumnutzung
[03.11.2025] Mit dem Projekt PauL – Parken und Leiten soll sukzessive der Parksuchverkehr in der Frankfurter Innenstadt reduziert werden. Dafür sind nun die ersten Parkanlagen mit Sensortechnik ausgestattet worden, die deren Belegung in Echtzeit an die Verkehrsleitzentrale übermitteln. Die Daten werden auch über die zentrale Verkehrsdatenplattform des Bundes verfügbar sein. mehr...
Essen: Reallabor für digitale Verkehrssteuerung
[03.11.2025] Die Stadt Essen treibt mit dem Projekt Connected Mobility Essen die digitale Verkehrserfassung und -auswertung voran. Mit Sensoren, Datenanalyse und KI-gestützter Steuerung soll der Verkehr umweltgerecht gelenkt werden. Erste Anwendungen werden derzeit im Reallabor getestet. mehr...
Büdingen: Urbane Datenplattform als Ziel
[03.11.2025] Mit einem LoRaWAN, einer Vielzahl von Sensoren und einer offenen urbanen Datenplattform will Büdingen einen großen Schritt in Richtung einer smarten, zukunftsfähigen Stadt machen. Dafür erhält die Kommune rund 430.000 Euro aus dem Förderprogramm Starke Heimat Hessen. mehr...
Bochum/Gelsenkirchen: Mit Digitallinie auf AR-Reise
[31.10.2025] Wie könnten Städte in Zukunft aussehen? Die Digitallinie 302 – ein innovatives Gemeinschaftsprojekt der Städte Gelsenkirchen und Bochum – macht digitale Stadtentwicklung via Augmented Reality für alle erlebbar. mehr...
Hannover: digital.KIOSK als Begegnungsraum
[31.10.2025] Einen Ort der Begegnung, Information und Teilhabe bietet Hannover mit dem sogenannten digital.KIOSK an. Kostenlos und niedrigschwellig werden hier bestehende digitale Angebote, Lernformate und smarte Projekte der Landeshauptstadt vorgestellt. Mitmachstationen laden zum Ausprobieren innovativer Lösungen ein. mehr...
















