Mittwoch, 2. Juli 2025

AhausKulturwandel eingeleitet

[28.07.2022] Im Interview mit Kommune21 spricht Karola Voß, Bürgermeisterin der Stadt Ahaus, über die Besonderheiten der Ahaus.app, die Bedeutung von Digitallotsen für die Verwaltung und den Weg der nordrhein-westfälischen Kommune zur Smart City.
Karola Voß

Karola Voß, Bürgermeisterin der Stadt Ahaus

(Bildquelle: Stadt Ahaus)

Frau Bürgermeisterin Voß, Ahaus hat sich auf den Weg zur Smart City gemacht und wird für die Aktivitäten mit Lob überhäuft. Was ist das Besondere an der Digitalstadt Ahaus?

Die Digitalstadt Ahaus zeichnet sich durch eine Vielzahl an digitalen und smarten Angeboten aus, die Einwohnern und Besuchern zur Verfügung stehen und einfach genutzt werden können. Sie erstrecken sich über die Bereiche Gastronomie, Hotellerie, Freizeitgestaltung, Shopping, Events und Verwaltung. Die Menschen in Ahaus zeichnet ein offener Umgang mit neuen digitalen Services aus. Der Kulturwandel hin zu einer smarten und digitalen Gesellschaft ist eingeleitet.

Ein zentrales Instrument ist die Ahaus.app. Welche Funktionen bietet die Lösung und wie wird sie genutzt?

Die Ahaus.app ist die zentrale Anlaufstelle, wenn es um die Freizeitgestaltung geht. Die Plattform von Ahaus Marketing & Touristik wird auf Basis von chayns betrieben, einem kostenfreien Cloud-Betriebssystem. Die Software des Ahauser Unternehmens Tobit Laboratories, kurz Tobit.Labs, ist seit rund sieben Jahren auf dem Markt und erfreut sich überregionaler Beliebtheit. Es bietet zentrale Funktionalitäten, die für individuelle Anwendungsfälle und Zwecke genutzt werden können. Im Mittelpunkt steht eine ID, die mit einer ID in den sozialen Medien vergleichbar ist. Daran geknüpft sind Einträge in einer Wallet wie zum Beispiel der digitale Stadtgutschein, ein digitaler Schlüssel oder der Personalausweis. Zudem kann man darüber kommunizieren und bezahlen. Mit der App präsentiert sich Ahaus den unterschiedlichen Zielgruppen, bietet Information und Interaktion und stellt viele attraktive Angebote in der Stadt vollständig digital zur Verfügung. Dazu zählen unter anderem die Buchung und Bezahlung eines Events oder die Beschaffung und das Einlösen eines digitalen Stadtgutscheins.

Welche Anreize bietet die Stadt, damit die Bürger und Besucher die App auch nutzen?

Anreiz bietet das vielseitige und bürgerfreundliche Angebot in der Ahaus.app. Mit etwa 36.000 Personen, die sich mit ihrer chaynsID auf der Website eingeloggt haben, deckt die App einen Großteil der Ahauser Bevölkerung ab. Darüber hinaus bietet das Ahauser Marketing zu besonderen Events und Jahreszeiten sowie immer mal wieder zwischendurch Gutscheinaktionen an.

„Digitallotsen können eine Lücke schließen und bei Digitalisierungsprojekten einen nachhaltigen Erfolg sichern.“
Welche Rolle spielt ein aktives Stadtmarketing als Erfolgsfaktor beim Thema Smart City?

Anders als bei der Digitalisierung der Verwaltungsprozesse lebt das Thema Smart City vom Miteinander in der Stadt. Die vielen digitalen Angebote werden auf der zentralen Plattform gebündelt. Um deren Akzeptanz zu steigern, braucht es ein aktives Stadtmarketing. Es sind Kreativität und Ausdauer gefragt, da potenzielle Anwender oft erst von neuen Angeboten überzeugt werden müssen. Hier bedarf es einer guten Information und Kommunikation. Ebenso müssen Einzelhandel und Gastronomie, die den Großteil der Akzeptanzstellen des digitalen Stadtgutscheins ausmachen, mitgenommen werden. Ein aktives Stadtmarketing muss die digitalen Angebote also dauerhaft und nachhaltig etablieren, damit die Stadt zur Smart City werden kann.

Welche Akteure wirken bei der Umsetzung der Pläne mit?

Die Umsetzung erfolgt grundsätzlich im Team. Die Stadtverwaltung sowie Ahaus Marketing & Touristik sind fast immer beteiligt. Sie planen Digitalisierungsmaßnahmen und verantworten unter anderem inhaltlich die Plattform, auf der die digitalen Angebote platziert werden. Eine Besonderheit in Ahaus ist die enge Kooperation mit Tobit.Labs. Die Zusammenarbeit ist sehr fruchtbar und stellt eine Win-win-Situation dar. Tobit.Labs unterstützt uns mit Personal und Know-how. Die Stadt wiederum bietet dem Unternehmen einen Raum, um digitale Angebote auszuprobieren.

Wie sind Sie organisatorisch aufgestellt, wie werden die Aktivitäten koordiniert und gesteuert?

Die Stadt Ahaus hat seit November 2019 einen Chief Digital Officer, der die Vorhaben zentral koordiniert und steuert. Der CDO ist als Stabsstelle bei der Verwaltungsspitze organisiert. Er berät und unterstützt den Verwaltungsvorstand bei strategischen Fragen zur Digitalisierung und zum Thema Smart City. Darüber hinaus fungiert er als Bindeglied zwischen den Fachbereichen im Rathaus, dem Ahauser Marketing und den Ahauser Unternehmen, insbesondere Tobit.Labs.

Wie sieht es mit der Digitalisierung der Stadtverwaltung aus? Welche Online-Services sind in Ahaus bereits verfügbar?

Das Angebot an Online-Services wird nicht zuletzt mit Blick auf das Onlinezugangsgesetz (OZG) ständig erweitert. Die Stadt Ahaus bietet Online-Antragsmöglichkeiten beispielsweise in den Aufgabenbereichen Hundesteuer, Gewerbe und Sondernutzung. Aktuell liegt der Fokus auf dem digitalen Angebot im Zusammenhang mit der Kita-Anmeldung. Eine Besonderheit ist die digitale Fundsachenversteigerung: Über chayns werden seit fast einem Jahr Fahrräder und andere Fundsachen in Form einer Rückwärtsauktion versteigert, bei welcher der Preis täglich um ein Prozent fällt.

Seit März 2022 bietet die Stadt ein subventioniertes Ticket für den ÖPNV an. Auch hier sind die Beantragung und Bezahlung online möglich.

Nichtsdestotrotz können wir gerade im Vergleich zur Privatwirtschaft noch viel lernen. Sowohl die Qualität als auch die Quantität müssen weiter gesteigert werden, sodass die Angebote noch einfacher und benutzerfreundlicher werden. Hier fehlt es jedoch auch an einer zentralen Unterstützung durch Bund und Land. Es gibt noch keine verlässliche und akzeptierte Authentifizierungslösung und auch die Einer-für-Alle-Dienste von Bund und Land sind nicht flächendeckend verfügbar.

Sie setzen in der Stadtverwaltung Digitallotsen ein. Welche Aufgabe haben diese und wie kommt dadurch die Digitalisierung in Schwung?

Seit fast zwei Jahren gibt es in der Stadtverwaltung Digitallotsen. 22 Lotsen wurden seither ausgebildet. Die Digitallotsen sind zum einen Unterstützende, die ihren Kolleginnen und Kollegen im Alltag bei Fragen rund um die Digitalisierung und die Anwendung von Soft- und Hardware helfen. So finden auch ein aktiver Wissens­transfer und eine nachhaltige Kompetenzsteigerung statt. Die Digitallotsen sind aber auch Multiplikatoren und Netzwerker. Sie arbeiten in unterschiedlichen Fachbereichen und bringen unterschiedliche Erfahrungen und Ausbildungen mit. Der Austausch untereinander liefert häufig einen Erkenntnisgewinn und bereichert die eigene Sichtweise. Darüber hinaus profitiert der CDO von vielen unterschiedlichen Eindrücken und hat einen kurzen Draht zu (fast) allen Aufgabenbereichen. Langfristig sollen immer mehr Kolleginnen und Kollegen zu Digitallotsen ausgebildet werden. Projekt-Teams, die nur aus IT- und Digitalisierungsexperten bestehen, fehlt die Fachkompetenz, welche die Digitallotsen in ihrem jeweiligen Aufgabengebiet besitzen. Hier können die Digitallotsen eine Lücke schließen und bei Digitalisierungsprojekten einen nachhaltigen Erfolg sichern.

Interview: Alexander Schaeff


Stichwörter: Smart City, Ahaus, Apps


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City
Grafik zeigt eine ländliche Landschaft umgeben von Bergen, darüber schweben unterschiedliche Symbole zu Temperatur, Niederschlag, Mobilität, Straßen und ähnliches die miteinander verbunden sind.

Innovation trifft Praxis: Digitale Teilhabe auf dem Land

[24.06.2025] Mit praxisnahen Vorträgen, Good Practices, Technik-Demonstrationen und Diskussionsrunden soll am 25. Juni in Schimberg ersichtlich werden, wie die Digitalisierung abseits der großen Städte gelingt. Die Veranstaltung kann kostenlos und online im Livestream oder vor Ort besucht werden. mehr...

Drei Personen sitzen vor einem Banner, das die Eröffnung des Smart Region Hub in Bad Nauheim ankündigt.

Bad Nauheim: Hessens dritter Smart Region Hub

[24.06.2025] Ende Juni eröffnet mit Digital.im.Puls der dritte Smart Region Hub in Hessen. Mit smarten Technologien macht er in Bad Nauheim digitale Anwendungsbeispiele im Stadtleben ersichtlich und soll als Ort der Ideen, des Austauschs und der Zusammenarbeit fungieren. mehr...

Vektorgrafik, die mehrere Personen zeigt, die an einem Tisch sitzend miteinander diskutieren, teilweise mit Laptopeinsatz.

Digitales Duisburg: Ergebnisse der Bürgerbeteiligung

[20.06.2025] Duisburg arbeitet derzeit an der Version 2.0 des Smart-City-Masterplans der Stadt. Bis Ende Mai fand dazu eine hybride Bürgerbeteiligung statt, für die nun erste Ergebnisse vorliegen. Positiv bewertet wurden beispielsweise die DuisburgApp und der Mängelmelder. mehr...

Bürstadt / Lampertheim: Smart City interkommunal umsetzen

[20.06.2025] Den Weg zur Smart City gehen die Städte Bürstadt und Lampertheim gemeinsam. Das Projekt umfasst unter anderem Lösungen zur smarten, bedarfsgerechten Bewässerung, zur Verkehrszählung oder zur Waldbranddetektion. mehr...

Die Vektorgrafik zeigt Personen, die mithilfe von Technik Statistikdiagramme und -grafiken analysieren.

Mönchengladbach: Neues Stadtlabor startet

[17.06.2025] Mönchengladbach eröffnet jetzt das stadtlabor.mg, ein Citizen Lab, das als zentraler Ort für digitale Bildung, das gemeinsame Forschen und die digitale Teilhabe dienen soll. In Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern sollen hier digitale Lösungen für die Stadt entwickelt und getestet werden. mehr...

Ein Modell der Sensoren, die für die smarte Baumbewässerung im Palmengarten genutzt werden

Frankfurt am Main: Bäume werden smart bewässert

[16.06.2025] Das Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main, der Palmengarten und das Fraunhofer-Institut FIT arbeiten aktuell an einer smarten Lösung für eine bedarfsgerechte Bewässerung von Bäumen. Das Projekt soll als Blaupause für andere Kommunen bundesweit dienen. mehr...

Baumkataster Emmerich Ausschnitt

Emmerich: Digitales Baumkataster

[13.06.2025] 
Wie alt ist der Baum vor der eigenen Haustür? Die Stadt Emmerich am Rhein hat die Daten zu rund 8.500 Straßenbäumen jetzt in einem digitalen Baumkataster online verfügbar gemacht – mitsamt Angaben zu Standort, Baumart, Alter oder Kronendurchmesser. mehr...

Studie: Datenplattformen im Vergleich

[11.06.2025] Eine neue Veröffentlichung aus der Begleitforschung der Modellprojekte Smart Cities (MPSC) nimmt Urbane Datenplattformen (UDP) in den Blick. Ein Marktüberblick und ein Kriterienkatalog sollen Kommunen helfen, die für sie passende Lösung zu finden. 
 mehr...

Vektorgrafik einer Smart City.

dataMatters: 25 Städte an urbanOS angeschlossen

[11.06.2025] Das Kölner Start-up dataMatters hat ein Pilotprogramm gestartet, in dessen Rahmen Kommunen die Smart-City-Lösung umfassend in einem frühen Testbetrieb erproben können. Städte, Landkreise und Gemeinden erhalten dabei bis zu 50 Sensoren, Zugriff auf KI-gestützte Datenanalyse und das Dashboard. mehr...

Grafik zur Funktionsweise des Projekts ScwarmMessRad

Aachen: SchwarmMessRad sammelt Umweltdaten

[10.06.2025] Die von der Stadt Aachen verliehenen Lastenräder sammeln ab sofort in Echtzeit verschiedene Umweltdaten. Die im Rahmen des Projekts SchwarmMessRad gewonnenen Erkenntnisse will die Stadt unter anderem nutzen, um die Stadtplanung zu optimieren und Klimaanpassungsmaßnahmen voranzutreiben. mehr...

Lars Terme vom Grünflächenamt steht auf einer Hubleiter neben einem Baum mit Sensor.

Dortmund: Sensoren für die Stadtbaumpflege

[03.06.2025] Ob smarte Technik das Dortmunder Grünflächenamt bei der Baumpflege unterstützen kann, soll ein Modellprojekt zeigen. Mehrere Stadtbäume sind dafür mit Sensoren ausgestattet worden, welche die Feuchtigkeit in den Baumkronen messen. mehr...

disy-florest-digitale-starkregenvorsorge-smartapp-datenerfassung

Katastrophenschutz: Mit FloReST fit für Starkregen

[02.06.2025] 
Im Rahmen des Projeks FloReST wurde eine neue Lösung für die digitale Starkregenvorsorge entwickelt. Diese basiert auf der Software disy Cadenza und verknüpft Bürgerbeteiligung, Datenanalyse und 3D-Visualisierung. mehr...

Aachen: Smart City Hackathon

[30.05.2025] In Aachen wurde erstmals ein Smart City Hackathon Premiere durchgeführt. In multidisziplinären Teams wurden konkrete Lösungsansätze für zentrale Herausforderungen der smarten Stadtentwicklung erarbeitet. mehr...

BSI: Sicherheit für urbane Datenplattformen

[20.05.2025] Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat eine Richtlinie rund um die Sicherheit urbaner Datenplattformen veröffentlicht. Kommunen werden unterstützt, Sicherheitsaspekte frühzeitig mitzudenken und Risiken systematisch zu adressieren – für eine sichere, smarte Stadtentwicklung. mehr...

Diagramm, dass die Funktionsweise von urbanOS zeigt.

urbanOS: Betriebssystem für smarte Städte

[20.05.2025] Das Betriebssystem urbanOS des Kölner Start-ups dataMatters soll Städte beim digitalen Infrastrukturmanagement unterstützen – mit föderierter KI, hohem Datenschutz und flexibler Anbindung. Erste Pilotprojekte laufen in über 20 Kommunen. mehr...