Mittwoch, 9. Juli 2025

DigitalisierungLow Code als Ausweg

[12.01.2023] Viele Verwaltungen stecken in einer Abwärtsspirale aus mangelnder Digitalisierung und Personalnot. Um ihr zu entkommen, sind ohne großen Personaleinsatz schnell attraktive Self-Services für Bürger umzusetzen, die Entlastung bringen. Die Lösung: Low Code.
Der Low-Code-Ansatz bietet Verwaltungen viele Vorteile.

Der Low-Code-Ansatz bietet Verwaltungen viele Vorteile.

(Bildquelle: vegefox.com/stock.adobe.com)

Die zunehmende Personalnot in der Verwaltung blockiert die weitere Digitalisierung und damit auch die dringend notwendige Automatisierung. Dadurch wird wiederum ausgerechnet der einzige Lösungsweg verbaut, der die Ursache des Problems beheben könnte. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie der Initiative Stadt.Land.Digital. Viele Kommunen kommen demnach in der Digitalisierung nicht etwa wegen fehlender finanzieller Ressourcen nur sehr langsam voran. Acht von zehn Kommunen scheitern hauptsächlich an personellen Engpässen und mangelnder Expertise. Die hohe Auslastung der Mitarbeitenden in den Verwaltungen verhindert die Planung und Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen. Durch das Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge wird allgemein eine weitere Zunahme des Personalmangels erwartet. Zeit also für einen grundlegenden Befreiungsschlag.
Low-Code-Plattformen bieten hier einen Ausweg, weil sie konkrete Ansätze mitbringen, die den internen Aufwand in der Verwaltung deutlich reduzieren. Am Beispiel der Low-Code-Plattform cit intelliForm lassen sich Wirkung und Vorteile anschaulich illustrieren. Fünf wesentliche Eigenschaften machen den Low-Code-Ansatz für die öffentliche Verwaltung in der aktuellen Zwickmühle zwischen Personalnot und Digitalisierungsbedarf besonders interessant.

Weniger Technik, schnellere Umsetzung

Erstens erfordert die Umsetzung von Projekten mit einer Low-Code-Plattform keine spezifischen IT- oder Programmierkenntnisse. Damit wird der Personenkreis, der Verwaltungsvorgänge digitalisieren kann, deutlich erweitert. Der Fokus liegt – wenig technisch – auf den Bearbeitungs- und Verwaltungsprozessen. Sachkundige Verwaltungskräfte können sich schnell mit der Nutzung vertraut machen. Der langwierige und fehleranfällige Übersetzungsprozess zwischen Verwaltungsfachkräften und IT-Experten entfällt.
Zweitens erlauben Low-Code-Plattformen eine dramatisch schnellere Umsetzung im Vergleich zu klassischen Programmiermethoden. Die Modellierung von Informationsbedarf, Entscheidungen und Prozessen erfolgt interaktiv in einem Format, das Verwaltungsbeschäftigte schnell erlernen können. Aus der Beschreibung werden bereits funktionsfähige Anwendungen generiert, und der Verwaltungsablauf mit fertigen Formularanwendungen wird auch für IT-Laien sofort transparent. Notwendige Fehlerkorrekturen, Ausnahmen oder Änderungswünsche können unmittelbar am lebenden Objekt erkannt und umgesetzt werden. Auch nach Inbetriebnahme können sachkundige Mitarbeitende Ergänzungen oder Änderungen schnell vornehmen.
Ein dritter Vorteil ergibt sich bei Low-Code-Plattformen, die explizit auf die Anforderungen der öffentlichen Verwaltung zugeschnitten sind. Gute Plattformen bieten einen umfangreichen Baukasten an vorgefertigten Modulen – von der Autorisierung mit Servicekonten oder eID über E-Payment, E-Signatur sowie Geo- und Kartendienste bis hin zur Einbindung breit etablierter Informationsdienste wie den Zuständigkeitsfindern. Die Kombination von fachlichen Modellen mit diesen Grundbausteinen erlaubt es, E-Government-Angebote schnell zusammenzuklicken. Im Fall von cit intelliForm wächst während der Modellierung eine Bibliothek von selbsterstellten, individuellen Bausteinen heran, die immer wieder verwendet werden können. Die Bibliothek ergänzt die zahlreichen mitgelieferten Bausteine und beschleunigt den Prozess zusätzlich. Wichtig ist auch die vollständige Unterstützung von Schnittstellen- und Transport-Standards der XÖV-Familie.

Best Practices einfach übernehmen

Die vierte Eigenschaft von Low-Code-Plattformen befeuert die Digitalisierung ganz besonders. Sie erlaubt die zügige Übernahme bewährter Best Practices in Form von vorgefertigten Lösungen oder zumindest Teilen davon. Mit cit intelliForm können beispielsweise die Modelle des Föderalen Informationsmanagements (FIM) direkt eingelesen werden. Auch hat sich ein ganzes Ökosystem um die Plattform herausgebildet. So bieten Drittanbieter wie S-Management Services umfangreiche Kataloge mit Hunderten von Formularanwendungen, die direkt auf der Low-Code-Plattform lauffähig sind. Mit der Auswahl aus dem Katalog von S-Management Services, der aus einer engen Zusammenarbeit mit kommunalen Fachverlagen wie Kohlhammer und Boorberg entstanden ist, kann eine Kommune schnell einen breiten Grundstock an guten Online-Angeboten schaffen und ihn sukzessive um selbst modellierte Lösungen erweitern. Darüber hinaus findet sich cit intelliForm im Portfolio vieler großer IT-Dienstleister auf Landesebene sowie zahlreicher Beratungshäuser, die Kommunen bei der Nutzung dieser Low-Code-Plattform begleiten können. Zudem tauschen viele Verwaltungen regelmäßig fertige Lösungen in Form von Modellen für cit intelliForm aus.
Ein fünfter Vorteil ergibt sich aus der Idee einer zentralen, offenen Plattform. Sie vermeidet den Wildwuchs aus Sicht der Nutzenden, weil alle auf der Plattform angebotenen Leistungen ein einheitliches Aussehen haben und den gleichen Bedienkonzepten folgen. Dazu bringt cit intelliForm ein universelles Antrags- und Fall-Management mit, das fallbezogene Klammern bildet, um eine sichere digitale Zusammenarbeit aller Beteiligten zu ermöglichen. Bürgerinnen und Bürger können Anträge digital stellen, Belege einreichen, Rückfragen beantworten, den Status von Anträgen einsehen und Ergebnisse wie Bescheide digital entgegennehmen. Aus Innensicht etabliert das Antrags- und Fall-Management eine universelle Lösung insbesondere für solche Leistungen, für die kein Fachverfahren vorliegt. Aber auch immer mehr Hersteller breit etablierter Fachverfahren nutzen die Low-Code-Plattform für neue Online-Lösungen.

In der Pandemie bewährt

Mit Low-Code-Plattformen können Kommunalverwaltungen schnell viele Angebote digitalisieren, damit ihre Beschäftigten entlasten und Bürger mit modernen Self-Services begeistern. Das geschieht zum einen durch die schnelle Übernahme bereits etablierter Best Practices, zum anderen durch deutlich mehr Agilität bei der Umsetzung neuer oder individueller Anforderungen. Viele positive Beispiele in der Pandemie haben gezeigt, dass kommunale Verwaltungen innerhalb von wenigen Tagen oder gar Stunden voll funktionsfähige Online-Anwendungen auf der Basis von Low-Code-Plattformen geschaffen haben.

Bernd Hoeck ist freier Journalist und IT-Experte.


Stichwörter: IT-Infrastruktur, Low Code


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Infrastruktur
Mehrere Personen sitzen auf nebeneinander auf einem Sofa und schauen gemeinsam auf einen aufgeklappten Laptop auf dem Schoß einer der Personen.
bericht

Kreis Traunstein: Weblösung reduziert Arbeitslast

[08.07.2025] Eine speziell auf die Verwaltung von Asylbewerbern, Unternehmen und gemeinnützigen Trägern ausgerichtete Weblösung unterstützt Kommunen bei der Koordination gemeinnütziger Aufgaben. Sie setzt auf Automatisierung und Künstliche Intelligenz (KI) und wurde gemeinsam mit dem Kreis Traunstein entwickelt. mehr...

Blick auf das Cadolzburger Rathaus.

Cadolzburg: Signieren ohne Tinte

[03.07.2025] Seit über einem Jahr nutzt die Marktgemeinde Cadolzburg den Signaturservice der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB). Um Zertifikate selbstständig ausstellen und administrieren zu können, führte sie 2025 ergänzend das Zertifikatsportal des IT-Dienstleisters ein. mehr...

bericht

Digitale Souveränität: Ist die Schmerzgrenze erreicht?

[02.07.2025] Auf dem Zukunftskongress Staat & Verwaltung diskutierten Experten in der vergangenen Woche den aktuellen Stand bei der digitalen Souveränität. Diese ist durch geopolitische Verschiebungen wieder ins Blickfeld der Politik geraten. Ob die Marktdominanz von US-Konzernen bei Netzen und Software in der öffentlichen Verwaltung überwunden werden kann, erscheint indes weiter ungewiss. mehr...

KGSt: Kritik an Deutscher Verwaltungscloud

[01.07.2025] Die KGSt unterstützt die Deutsche Verwaltungscloud grundsätzlich – sieht aber Nachbesserungsbedarf bei Steuerung, Wirtschaftlichkeit und technischer Umsetzung. mehr...

Datentechnologiehologramm, im Hintergrund sind die Hände einer Frau zu sehen, die Notizen macht.

Nordrhein-Westfalen: Digital-Index für das Ruhrgebiet

[01.07.2025] Erstmals wurde für die 53 Kommunen im Ruhrgebiet ein Digital-Index erstellt. Er nimmt verschiedene Themenfelder in den Blick, darunter die Bereiche Forschung, Beschäftigung, Unternehmen und Infrastruktur. Auch wurde das Gebiet mit elf anderen Metropolregionen in Deutschland verglichen. mehr...

Luftbild der Nürnberger Altstadt: viele rote Ziegeldächer, im Bildzentrum der grüne Doppelturm von St. Sebaldus.

Nürnberg: AutiSta aus der AKDB Cloud

[23.06.2025] Auf AutiSta als Software-as-a-Service bei der AKDB setzt die Stadt Nürnberg. Im Rahmen des Projekts hat die Frankenmetropole eng mit dem Fachverfahrenshersteller und dem IT-Dienstleister zusammengearbeitet. mehr...

Spielplatz in einem Wohngebiet.

GIS Consult / RIB IMS: CAFM-System mit GIS-Anbindung

[19.06.2025] Die Unternehmen RIB IMS und GIS Consult haben die bidirektionale Systemintegration der CAFM-Software RIB FM und des Geo-Informationssystems Smallworld GIS ausgeweitet. Flurstücke lassen sich somit grafisch visualisieren und darüber Prozesse für Verwaltungsaufgaben aller Art managen. mehr...

Eine Wolke schwebt über einem Stapel Münzgeld.
bericht

E-Rechnungspflicht: So gelingt die Umstellung

[17.06.2025] Mit der Einführung der E-Rechnungspflicht im B2B-Bereich erwartet Kommunen ein deutlicher Anstieg eingehender E-Rechnungen. Angesichts dessen hat der Softwarehersteller ­xSuite sein Angebot in diesem Bereich ausgebaut und setzt dabei auch auf eine Cloudplattform. mehr...

Amt Föhr-Amrum Gebäude
bericht

Föhr-Amrum: Mit vereinten Kräften

[28.05.2025] Das Amt Föhr-Amrum hat vor rund einem Jahr eine Verwaltungskooperation mit dem Land Schleswig-Holstein getroffen. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. mehr...

Hardware, die mit darüber schwebenden Wolken verbunden ist.
bericht

IT.NRW: Basis der Modernisierung

[26.05.2025] Mit einer föderal anschlussfähigen Multi-Cloud-Architektur unterstützt IT.NRW den Aufbau interoperabler IT-Strukturen, entwickelt standardisierte Verwaltungsdienste und trägt zur sicheren Digitalisierung in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus bei. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander, im Hintergrund ist unter anderem ein Monitor zu sehen.

Freudenberg: Bürgerbüro arbeitet effizienter

[26.05.2025] Ein neues Terminvereinbarungs- und Besucherleitsystem optimiert in der Stadt Freudenberg die Arbeitsabläufe im Bürgerbüro. Das kommt nicht nur den Verwaltungsmitarbeitenden, sondern auch den Bürgerinnen und Bürgern zugute. mehr...

Neben dem Eingang zum Amt Hüttener Berge ist das Bürgerinfoterminal installiert.
bericht

Hüttener Berge: Digitale Überzeugungstäter

[15.05.2025] Als eine der ersten Kommunen in Schleswig-Holstein hatte das Amt Hüttener Berge eine Digitalisierungsstrategie und hat inzwischen zahlreiche Maßnahmen seiner Digitalen Agenda umgesetzt. Die gewonnenen Erkenntnisse kommen auch anderen Kommunen zugute. mehr...

Gruppenfoto der Prozessmanagement@ERK-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer.

Ennepe-Ruhr-Kreis: Interkommunales Prozessmanagement

[14.05.2025] In einem interkommunalen Projekt widmen sich der Ennepe-Ruhr-Kreis und die Städte Witten, Hattingen, Gevelsberg, Wetter und Sprockhövel dem Prozessmanagement. Unter anderem wollen sie ein gemeinsames Prozessregister aufbauen. Der Austausch zwischen den Teilnehmenden ist ein zentraler Aspekt des Vorhabens. mehr...

Nextcloud-Geschäftsführer Frank Karlitschek und Thomas Bönig, CIO und CDO der Landeshauptstadt Stuttgart und Leiter des Amts für Digitalisierung, Organisation und IT (DO.IT) reichen einander die Hand.

Stuttgart: Plattform erleichtert Zusammenarbeit

[12.05.2025] Einfach, effizient und dennoch sicher soll die digitale Zusammenarbeit in der Stadtverwaltung Stuttgart vonstatten gehen. Gleiches gilt für den Datenaustausch mit externen Partnern. Dafür setzt die baden-württembergische Landeshauptstadt nun eine Kollaborationsplattform ein. mehr...

Gruppenfoto von Henning Kohlmeyer, Lara Kremeyer, Massih Khoshbeen und Martial Koyou-Schiffer, die in Hannover mit der E-Government-Plattform cit intelliForm arbeiten.
bericht

Hannover: Schritt für Schritt zum Ziel

[30.04.2025] Die Verwaltungsdigitalisierung ist eine zentrale Herausforderung für Kommunen. Die Stadt Hannover zeigt, wie es mit einem Low-Code-Ansatz gelingen kann, Verwaltungsleistungen effizient zu digitalisieren und gleichzeitig interne Prozesse zu optimieren. mehr...