Samstag, 13. Dezember 2025

REPORTMesseherbst mit Änderungen

[19.07.2010] Die Wirtschaftskrise geht an der Messebranche nicht spurlos vorbei. Nach einem schwierigen Messejahr 2009 wird für 2010 kein Wachstum erwartet. Ein Messeveranstalter ist jedoch Opfer eigener Fehler. Ein Überblick über die Herbstmessen.

Die deutschen Messeveranstalter blicken auf ein schwieriges Messejahr 2009 zurück. Aufgrund der Wirtschaftskrise ging die Zahl der Aussteller um vier Prozent zurück, zudem kamen deutlich weniger Besucher zu den 135 Messen mit überregionaler Bedeutung. Für 2010 rechnet der Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (AUMA) mit einer stabilen Messekonjunktur, die Zahl der Veranstaltungen ist sogar auf über 150 gestiegen. Gedämpft optimistisch gibt sich der AUMA für dieses Jahr. Die überregionalen Messen im ersten Halbjahr seien relativ stabil verlaufen. Mehr Wachstum wird für 2010 jedoch nicht erwartet, da Entscheidungen für Messebeteiligungen immer einen längeren Vorlauf benötigen.

KOMCOM unter neuer Flagge

Bei den Messen für die öffentliche Hand ist ein erstes Opfer zu beklagen. Als die KOMCOM Ost, die im September 2010 in Leipzig hätte stattfinden sollen, in KOMCOM Dresden umbenannt und schließlich ganz abgesagt wurde, war vielen Beobachtern klar, dass etwas nicht stimmt beim Veranstalter der wichtigsten kommunalen IT-Messe. Anfang Juli wurde offenbar, dass die KOMCOM Messe GmbH mit immer mehr Veranstaltungen zu hoch hinaus wollte und in Turbulenzen geraten war: Der Stuttgarter Messeveranstalter H & K Messe kaufte die Rechte an der KOMCOM. Für Kontinuität ist jedoch gesorgt, denn der bisherige KOMCOM-Geschäftsführer, Hans Rosenberger, wird die Messen auch weiterhin in leitender Funktion organisieren. Unter dem neuen Veranstalter sollen der IT-Fokus und der kommunale Charakter der Messen wieder stärker in den Vordergrund rücken. Gegenüber Kommune21 versicherte Rosenberger, dass alle drei KOMCOM-Veranstaltungen im Jahr 2011 (Nord, Süd und Ost) wie geplant stattfinden.
Turbulent geht es auch bei einer weiteren Veranstaltung zu: Die Kölner DMS EXPO wurde zunächst von September auf November und schließlich auf Oktober verschoben. Außerdem findet die Fachmesse für Dokumenten-Management nun in Stuttgart statt, parallel zur dortigen Messe IT & Business.

Intergeo (Köln, 5.-7. Oktober)

Die Kongressmesse Intergeo ist der erste Termin für Besucher aus dem öffentlichen Sektor. Der Organisator bewirbt die Messe als weltweit bedeutendste und größte Veranstaltung zu den Themen Geodäsie, Geo-Information und Land-Management. Die Intergeo findet jährlich an wechselnden Orten statt. 2010 macht die Messe in Köln Station. Das Ausstellungsspektrum umfasst alle Segmente der Vermessung, Geo-Informationssysteme, Fernerkundung und Photogrammetrie sowie Ergänzungslösungen und Technologien.
Einen der Schwerpunkte der Intergeo bildet das Thema Geodaten-Infrastrukturen. Hintergrund sind nationale und europäische Vorgaben im Kontext der Initiative INSPIRE. Die Umsetzung der INSPIRE-Richtlinie spielt auch eine wichtige Rolle im Kongressprogramm. Die Besucher erhalten bei der 16. Auflage der Kongressmesse außerdem Einblicke in die Bereiche Webmapping und dynamische Visualisierung von Raumdaten. Trendthemen der Messe sind Sensoren, welche die Datenerfassung vereinfachen. Die Marktführer im Instrumentenbereich wie Leica, Topcon oder Trimble zeigen kombinierte Erfassungssysteme.
Zudem wird der aktuelle Sachstand bei der Realisierung des 3A-Modells (AFIS, ALKIS, ATKIS) vorgestellt. Hagen Graeff vom Deutschen Verein für Vermessungswesen (DVW) wies im Vorfeld der Messe auf die Bedeutung eines einheitlichen Grunddatenbestands von Geo-Informationen für Kommunen hin: „Mit der Einführung des 3A-Modells auf breiter Front 2010 eröffnen sich im kommunalen Sektor neue Möglichkeiten für schlankere und effizientere Verwaltungsprozesse. Dies kann erheblich zur Entwicklung weiterer E-Government-Angebote beitragen.“ Eine durchgängige Verknüpfung von Basisdaten aus den integrierten 3A-Verfahren mit vorhandenen georeferenzierten Fachdaten gebe den notwendigen Raum für kommunale Innovationen. „Analyse-Tools schaffen Voraussetzungen für eine Informationsgewinnung, die den Kommunen auch neue Qualitäten bei den Entscheidungsprozessen eröffnet“, erklärt Graeff. Hierzu gehörten eigene kommunale Geoportale ebenso wie die Einbindung in das neue Finanz- und Rechnungswesen.
Ebenfalls im Fokus der Intergeo sind 3D-Anwendungen für den Einsatz in den Bereichen Städteplanung und Umwelt. Ein typisches Beispiel dafür sind die 3D-Stadtmodelle, die Entwicklungen und Planungen für die Beteiligten transparenter und nachvollziehbarer machen. Geografische Informationssysteme spielen inzwischen auch eine wichtige Rolle für die Immobilienwirtschaft. Die Basisdaten und ihre Analysen sind in den Kommunen auch die Grundlage für das neue kommunale Finanzwesen, um dort die Vermögenswerte der städtischen Immobilien auszuweisen und ihre Fortschreibung zu gewährleisten. Geo-Informationssysteme helfen zudem, den Herausforderungen im Zuge des demografischen Wandels zu begegnen. Die Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung lassen sich mit Geo-Informationen verknüpfen und bilden die Basis für die Planung von Schulbedarfen, ärztlicher Versorgung oder Kindergärten.

Zukunft Personal (Köln, 12.-14. Oktober)

Wenige Tage nach den GIS-Experten pilgern die Personaler nach Köln. Auf der Messe Zukunft Personal zeigen rund 500 Aussteller Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen Personal-Software, Personaldienstleistung und -beratung sowie Weiterbildung und Training. Neu im Programm sind zahlreiche Vorträge und Diskussionen zum Themenkomplex E-Learning und Wissensmanagement in verschiedenen Praxisforen der Messe. Sie flankieren den internationalen Kongress Professional Learning Europe (PLE), der erstmals parallel zur Zukunft Personal im Kongresszentrum der Koelnmesse stattfindet. Hinzu kommen täglich wechselnde Themenreihen, die den Personalverantwortlichen einen gezielten Besuch entsprechend ihren Interessenschwerpunkten ermöglichen. Während am ersten Messetag die Personalarbeit in Kranken- und Pflegeeinrichtungen in der Vortragsreihe Personal & Gesundheitswirtschaft im Mittelpunkt steht, spricht die Serie Personal & Verwaltung am zweiten Messetag vor allem Personalverantwortliche aus Ämtern und Behörden an. Die Vorträge sind eigens zugeschnitten auf die Interessen von öffentlichen Einrichtungen und Kommunen. Themen sind etwa der TVöD, Effizienzsteigerung im öffentlichen Sektor durch Business Process Outsourcing und Shared Services.

DMS EXPO (Stuttgart, 26.-28. Oktober)

Später als gewohnt sollte in diesem Jahr die Digital Management Solution Expo (DMS EXPO) stattfinden. Die Koelnmesse hatte den Termin der Leitmesse für Enterprise-Content- und Dokumenten-Management von September auf November verlegt, offiziell um der parallel stattfindenden photokina auszuweichen. Mitte Juli teilte der Messeveranstalter mit, dass die DMS EXPO nun vom 26. bis 28. Oktober und zwar in Stuttgart stattfindet. Hintergrund des Durcheinanders: Koelnmesse und Messe Stuttgart haben vereinbart, dass die DMS EXPO künftig als eigenständige Veranstaltung jährlich parallel zur IT & Business, einer regionalen Fachmesse für Software, Infrastruktur und IT-Services, stattfinden soll. In einer Pressemitteilung der Messe Stuttgart heißt es, die beiden Messeveranstalter kämen „dem Wunsch vieler Marktteilnehmer nach, im Herbst eine breit aufgestellte Plattform für die IT-Entscheider zu etablieren und fachgebietsübergreifende Synergien zu nutzen“.
Auf der DMS EXPO werden IT-gestützte Lösungen gezeigt, die einen nahtlosen elektronischen Informationsfluss innerhalb und zwischen Unternehmen oder Behörden sicherstellen. Die Aussteller präsentieren Möglichkeiten und Wege, Dokumente, Akten, E-Mails und Belege aller Art intelligent zu verwalten und in kürzester Zeit wieder auffindbar zu machen. An der DMS EXPO beteiligten sich im vergangenen Jahr mehr als 300 Aussteller, über 16.000 Fachbesucher zählte die Koelnmesse.

Moderner Staat (Berlin, 27.-28. Oktober)

Die Messe Moderner Staat hat sich ein aktuelles Motto auf die Fahnen geschrieben. Der Leitspruch lautet: Die öffentliche Verwaltung in Zeiten knapper Kassen effizient gestalten. Der Veranstalter verspricht, dass in Berlin dazu richtungsweisende Ideen und Best-Practice-Beispiele gezeigt werden. Erwartet werden rund 4.000 Besucher aus Kommunal-, Landes- und Bundesverwaltungen.
Neben der Messe mit mehr als 200 Ausstellern soll der begleitende Kongress auch in diesem Jahr wieder wichtiger Anziehungspunkt der Moderner Staat sein. Kongresspartner 2010 sind wieder das Bundesministerium des Innern und die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt). Als weitere Partner werden Vitako, die Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister, und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) das Programm zum Thema IT mitgestalten. Mit der Zeppelin University Friedrichshafen hat die Messe einen neuen akademischen Partner gewonnen.
In sieben Themenbereichen beleuchtet der Kongress neben aktuellen Entwicklungen auch Zukunftstrends in der öffentlichen Verwaltung: Transformation der Verwaltung, Vernetzung & Kooperation, Prozess- und Organisationsmanagement, Dienstleistungsmanagement für den Bürger, Finanz-Management, Personal-Management und IT-Management. Formuliert werden die Themen nicht nur aus der Perspektive von Bund, Ländern und Kommunen, sondern auch aus der von Wissenschaft und Wirtschaft. Dazu haben die Veranstalter den Kongress in diesem Jahr neu strukturiert: Erstmals werden die Themen nach strategischen und operativen Beiträgen gegliedert.
Als Partnerland 2010 wird sich Berlin erstmals am Kongressprogramm beteiligen. Unter dem Motto „Die Berliner Verwaltung – bürgerorientiert und wirtschaftsfreundlich“ wird sich das Land unter Federführung der Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport auf der Messe präsentieren. Zusammen mit dem IT-Dienstleistungszentrum Berlin (ITDZ Berlin) und weiteren Partnern wird die Senatsverwaltung über die neuesten Entwicklungen von E-Government-Projekten berichten.

ConSozial (Nürnberg, 3.-4. November)

Die ConSozial startet in diesem Jahr mit einer Reihe von Innovationen: Das Kongressprogramm wird deutlich erweitert, der Nutzen für die verschiedenen Arbeitsfelder und Zielgruppen soll klarer hervortreten. Zu diesem Zweck erhielt auch der Internet-Auftritt der Messe ein zeitgemäßes, nutzerfreundliches Gesicht. Das Motto der ConSozial 2010 lautet „Sozial wirtschaften – nachhaltig handeln“. Darin bündeln sich die Erfahrungen aus der Finanz- und Wirtschaftskrise zu einem Zukunftsauftrag für die Akteure des Sozialmarktes: Trotz knapper Kassen gelte es, nachhaltige Strategien zu entwickeln, um die Integration und Teilhabe benachteiligter Menschen zu sichern, schreibt der Messeveranstalter. Die sozialen Dienstleistungssysteme müssten dazu fachlich weiterentwickelt und wirtschaftlich effektiv gestaltet werden.





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