Smart CityPragmatischer Ansatz

Lukas Ott, Leiter Kantons- und Stadtentwicklung im Präsidialdepartement des Schweizer Kantons Basel-Stadt
(Bildquelle: Foto-Mimmo Basel)
Herr Ott, wie soll der Schweizer Kanton Basel-Stadt zur Smart City werden?
Mit der Strategie Smart City Basel formulieren wir den übergeordneten handlungsleitenden Rahmen, um digitale Technologien themenübergreifend und zielorientiert für die nachhaltige Entwicklung unseres Kantons einzusetzen. Wir müssen uns bewusst machen, dass künftig alle Bereiche des städtischen Lebens von Gesundheit über Bildung bis hin zur Mobilität in der Smart City zusammenfinden werden. Unser Ansatz beinhaltet eine Strategie, welche die Stoßrichtung vorgibt, konkrete Projekte, ein Pilotareal sowie ein darin integriertes Smart City Lab. Als fortschrittliche Stadt sind wir jedoch bereits heute in vielen Bereichen smart und setzen zahlreiche Projekte um. Ich denke dabei etwa an unsere innovationsorientierte Energie- und Umweltpolitik, die Aktivitäten im Departement (Ministerium) für Wirtschaft, Soziales und Umwelt als Pionierstadt der 2.000-Watt-Gesellschaft oder an das Pilotprojekt Open Government Data zur freien Weiterverwendung von Behördendaten.
Welche Maßnahmen und Projekte stehen im Vordergrund?
Verwaltungsdienstleistungen sollen dank Informations- und Kommunikationstechnologien jederzeit und überall in Anspruch genommen werden können. Im Vordergrund stehen deshalb Handlungsfelder innerhalb der Verwaltung, wie der Ausbau des Online-Angebots im Rahmen der E-Government-Strategie, etwa im Finanz- oder im Justiz- und Sicherheitsdepartement. Ein weiteres Beispiel ist das Pilotprojekt zur Einführung des elektronischen Patientendossiers in der Region Nordwestschweiz.
Was möchten Sie mit dem Smart City Lab erreichen?
Der Aufbau eines Smart City Labs auf dem Areal des Güterbahnhofs Wolf ist ein Projekt, das wir gemeinsam mit den Schweizerischen Bundesbahnen durchführen. Hier entsteht Raum für Innovation, in dem Ideen und Anwendungen getestet und umgesetzt werden können. Lehre, Forschung, Start-ups und etablierte Unternehmen sind eingeladen, ihre Ideen einzubringen, die auf die ganze Stadt ausstrahlen sollen. Zugleich entsteht hier ein neues Stadtquartier mit hoher Lebensqualität nach dem Motto „Smart arbeiten – urban leben“.
Was zeichnet den Weg von Basel-Stadt zur Smart City aus?
Wir gehen pragmatisch mit einer Kombination aus Top-down und Bottom-up an die smarte Entwicklung Basels heran – also mit der Strategie Smart City einerseits und mit konkreten Projekten andererseits. Wichtig ist die Kooperation und Koordination der Behörden untereinander. So entwickelte die Kantons- und Stadtentwicklung die Strategie in einer Arbeitsgruppe, in der alle Ministerien vertreten sind. Dadurch konnte von Anfang an fachspezifisches Know-how eingebunden werden. Bestehende Tätigkeiten konnten koordiniert, Maßnahmen priorisiert und strategisch verankert werden. Die Arbeitsgruppe trifft sich auch weiterhin, um laufende sowie neue Projekte koordiniert, behördenübergreifend und somit effizient voranzubringen.
„Der Bereich Smart Government bildet den inhaltlichen Schwerpunkt unserer Strategie.“
Welche Ziele werden im Bereich Smart Government verfolgt?
Der Bereich Smart Government bildet den inhaltlichen Schwerpunkt unserer Strategie. Das ist das zentrale Handlungsfeld der öffentlichen Verwaltung. Effizienz und Kundenfreundlichkeit sind wichtige Ziele, im Hintergrund sind die Vernetzung der Akteure, die Überprüfung und Modernisierung von Infrastrukturen und Prozessen sowie der Umgang mit dem virtuellen Raum und die Informationsgewinnung entscheidende Voraussetzungen für eine smarte Verwaltung. Für alle Bereiche einer Smart City haben wir übergeordnete Ziele entlang dem kantonalen Nachhaltigkeitsverständnis definiert, an denen wir uns bei der Umsetzung von Projekten mit Partnern orientieren. Smart City ist ein Beitrag für eine möglichst hohe Lebensqualität heute und morgen. Sie trägt dazu bei, Ressourcen zu schonen und Innovation zu ermöglichen.
Wie ist Basel-Stadt auf dem Weg zur Smart City bislang vorangekommen?
Smart City ist weniger ein Ziel als vielmehr ein zeitgemäßer Weg hin zu einer lebenswerten Stadt der Zukunft. Zahlreiche Projekte verschiedener Dienststellen leisten dazu ihren Beitrag und tragen durch koordinierte Umsetzung und sinnvolle Vernetzung zu einem optimalen Einsatz von Technologie, Daten und Ressourcen bei.
Was sind die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Wir befinden uns in einem strukturellen Wandel: Die Digitalisierung dringt in alle Bereiche unseres Lebens ein. Dieser Wandel ist einerseits eine Herausforderung, bietet aber andererseits Chancen für den Umgang mit anderen Herausforderungen wie etwa dem Klimawandel, dem demografischen Wandel oder der Ressourcenknappheit. Schon heute haben wir in Basel vermehrt Hitzetage, unter denen insbesondere die ältere Bevölkerung und Schwangere leiden. Es gilt also einerseits, Emissionen zu mindern und andererseits die Auswirkungen zu reduzieren, indem beispielsweise genügend Grünflächen zur Verfügung stehen und Durchlüftung gewährleistet wird. Digitale Technologien können in beiden Bereichen einen wichtigen Beitrag leisten, etwa bei der Modellierung im Bau- und Verkehrsdepartement.
Wo liegen die Grenzen digitaler Daten und Technologien?
Bei allem Potenzial, das die Vernetzung der digitalen Technologien und die Nutzung von Daten bergen, sollten stets die Bedürfnisse der Bevölkerung und die übergeordneten Ziele im Fokus stehen. Gerade bei der Analyse von Daten gilt es, keine automatisierten Schlüsse zu ziehen, sondern die Daten als eine der Grundlagen von letztlich politischen und strategischen Entscheidungen zu sehen.
Wie ist Basel-Stadt im Vergleich zu anderen Städten in der Schweiz aufgestellt?
Alle Schweizer Städte stehen vor ähnlichen Herausforderungen und streben nach einer hohen Lebensqualität. Die Digitalisierung beschäftigt uns alle, ob man sie nun unter dem Begriff Smart City produktiv für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen will oder nicht. Basel ist als wachsende Stadt, als Standort mit Hochschulen und Forschung, einer starken Wirtschaft und einer vorausschauenden Verwaltung als starke Partnerin für die digitale Zukunft bestens positioniert. Das verdanken wir auch zukunftsweisenden strategischen Entscheidungen und Projekten, die schon länger zurückliegen. Auf der Ebene der Verwaltungsstruktur verfügen wir mit der Abteilung Kantons- und Stadtentwicklung im Präsidialdepartement über optimale Voraussetzungen für die vernetzte, integrale und interministerielle Zusammenarbeit. Das ist gerade bei Querschnittsthemen wie der nachhaltigen Entwicklung oder eben Smart City besonders wichtig und letztlich unverzichtbar.
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Dieser Beitrag ist in der Ausgabe August 2018 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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