Montag, 30. Juni 2025

SAP/Arvato SystemsSouveräne Cloud für den Public Sector

[04.02.2022] Die Unternehmen SAP und Arvato Systems wollen ein gemeinsames Unternehmen gründen, um eine souveräne Cloud-Plattform für die öffentliche Verwaltung in Deutschland aufzubauen. Das Vorhaben ruft Zustimmung, aber auch Skepsis hervor.
SAP und Arvato wollen ein souveräne Cloud-Angebot für die deutsche Verwaltung schaffen.

SAP und Arvato wollen ein souveräne Cloud-Angebot für die deutsche Verwaltung schaffen.

(Bildquelle: melpomen/123rf.com)

SAP und Arvato Systems planen, in eine souveräne Cloud-Plattform für die deutsche Verwaltung zu investieren. Wie die beiden Unternehmen bekanntgeben, soll das neue Cloud-Angebot den spezifischen nationalen Anforderungen im Rahmen der deutschen Cloud-Strategie entsprechen. Im Rahmen des neuen Angebots würden keine Abhängigkeiten zu Netzwerken außerhalb Deutschlands bestehen – sowohl Datenverarbeitung und Datenhaltung als auch der Betrieb sämtlicher Services erfolgten in der Bundesrepublik. Auch bestehe eine vollständige Trennung von den globalen Microsoft-Rechenzentren und der bestehenden Public-Cloud-Infrastruktur in Deutschland.
Zur Verfügung gestellt werden soll das souveräne Cloud-Angebot über ein neu zu gründendes deutsches Unternehmen. Neben SAP soll auch Arvato Systems zu den Anteilseignern gehören und zudem den Betrieb übernehmen. Technisch basiere das Angebot auf der bewährten Microsoft Azure Cloud-Plattform, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Damit könnten sowohl Microsoft-Dienste als auch Unternehmenslösungen und Applikationen von SAP bereitgestellt werden. Ebenso könnten zugelassene Drittanbieter ihre Applikationen auf der offenen Plattform anbieten. Auf diese Weise könne das neue Unternehmen ein breites Spektrum an digitalen Lösungen bieten, um den Einsatz moderner Cloud-Technologie in der Verwaltung zu beschleunigen.
Gemäß den Vorgaben deutscher Gesetzgebung wird das neue Angebot laut SAP technisch, operativ und rechtlich souverän sein. Alle Kundendaten des öffentlichen Sektors für die souveräne Cloud bleiben in Deutschland. Zudem wird das neue Unternehmen alleiniger Eigentümer der Plattform sein. „Diese Partnerschaft ist ein Meilenstein. Gemeinsam stellen wir die neuesten cloudbasierten Technologien bereit und erfüllen gleichzeitig die strengsten Anforderungen an Datensouveränität“, meint Christian Klein, Vorstandssprecher SAP SE. „Durch diese einmalige Zusammenarbeit können Bundesregierung und Behörden das Potenzial von Cloud-Lösungen vollumfänglich nutzen.“

Durchbruch für die Verwaltungsdigitalisierung …

Die deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) begrüßte die Ankündigung zur Schaffung des neuen Angebots. Sie hatte nach eigenen Angaben in Gesprächen mit SAP wiederholt darauf hingewiesen, dass der Software-Hersteller eine tragfähige Basis schaffen müsse, damit die öffentliche Verwaltung beispielsweise SAP-Personalfunktionen in der Cloud nutzen kann – denn hier bestünden besonders hohe Anforderungen in Bezug auf Datenschutz, Sicherheit und Funktionalität.
„Als DSAG begrüßen wir die Bekanntmachung. Sie ist das Ergebnis unserer Bemühungen, für dieses Thema zu sensibilisieren“, erklärt Hermann-Josef Haag, DSAG-Fachvorstand Personalwesen und Public Sector und ergänzt: „In unseren Gesprächen mit SAP haben wir kontinuierlich auf die Bedeutung der für die öffentliche Verwaltung relevanten Aspekte beim Thema Cloud – insbesondere für Personaldaten – hingewiesen. Wir freuen uns, dass die Gespräche erste Früchte tragen und unsere Stimme als Anwender gehört wird.“ Aus Sicht des DSAG sind nun die öffentlichen Verwaltungen gefragt. Sie müssten entscheiden, ob sie auch sehr schutzbedürftige Verfahren über das neue Angebot in die Cloud verlagern wollen, was wohl noch einige Zeit des Umdenkens in Anspruch nehmen werde. Insgesamt sieht der Interessenverband in der SAP-Initiative aber großes Potenzial. „Das neue Angebot könnte einen Durchbruch für die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung in Deutschland bedeuten“, ist sich Hermann-Josef Haag sicher.

… oder Weg in die Abhängigkeit?

Ganz anders sieht es die OSB Alliance – Bundesverband für digitale Souveränität. Aus der Mitteilung von SAP und Arvato gehe nicht klar hervor, worauf die Souveränität des neuen Angebots basiere. Als technologischer Unterbau diene die Microsoft Azure Cloud Plattform – die OSB Alliance erwartet von den Plänen von SAP und Arvato daher nach eigenen Angaben nicht Souveränität, sondern befürchtet im Gegenteil gefährliche Abhängigkeiten (siehe auch die Publikation der OSBA „Warum die Entscheidung für eine Microsoft Cloud den Aufbau echter digitaler Souveränität verhindert“, wir berichteten).
„Eine Cloud souverän zu nennen, heißt nicht, dass sie digitale Souveränität auch ermöglicht“, kommentiert Peter Ganten, Vorstandsvorsitzender der OSB Alliance. „Von einer offenen Plattform kann bei der SAP-Arvato-Cloud nicht die Rede sein, es wäre eine Bundescloud von Microsofts Gnaden: Eine geschlossene Lösung, die Wettbewerb einschränkt und mit der sich die Bundesverwaltung ihrer Gestaltungsmöglichkeiten massiv beraubt und Innovationschancen verhindert.“
Entscheidend für Innovationsfähigkeit seien echte Multi-Sourcing-Optionen sowie die Fähigkeit, den Programmcode anzupassen und im Zweifel auch ohne den Hersteller pflegen und betreiben zu können. „All dies ist mit der souveränen Microsoft-Lösung nicht möglich“, so Ganten. Es werde nun darauf ankommen, die Regeln für den Zugriff auf die mit der Cloud bereitgestellten Dienste so festzulegen, dass ein Wechsel wirklich möglich sei. „Grundsätzlich müssen wir ehrgeiziger werden und nicht nur Benutzer vorhandener digitaler Werkzeuge sein. Wir müssen vielmehr die kreativen Gestalter, Verbesserer von vorhandenen und Erfinder von neuen digitalen Werkzeugen werden“, meint Peter Ganten. „Dafür muss neben der Wirtschaft auch der Staat innovative Lösungen, die digitale Souveränität wirklich sichern, nachfragen. Open Source muss ein elementarer Bestandteil dieser Entwicklung sein.“





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Infrastruktur
Luftbild der Nürnberger Altstadt: viele rote Ziegeldächer, im Bildzentrum der grüne Doppelturm von St. Sebaldus.

Nürnberg: AutiSta aus der AKDB Cloud

[23.06.2025] Auf AutiSta als Software-as-a-Service bei der AKDB setzt die Stadt Nürnberg. Im Rahmen des Projekts hat die Frankenmetropole eng mit dem Fachverfahrenshersteller und dem IT-Dienstleister zusammengearbeitet. mehr...

Spielplatz in einem Wohngebiet.

GIS Consult / RIB IMS: CAFM-System mit GIS-Anbindung

[19.06.2025] Die Unternehmen RIB IMS und GIS Consult haben die bidirektionale Systemintegration der CAFM-Software RIB FM und des Geo-Informationssystems Smallworld GIS ausgeweitet. Flurstücke lassen sich somit grafisch visualisieren und darüber Prozesse für Verwaltungsaufgaben aller Art managen. mehr...

Eine Wolke schwebt über einem Stapel Münzgeld.
bericht

E-Rechnungspflicht: So gelingt die Umstellung

[17.06.2025] Mit der Einführung der E-Rechnungspflicht im B2B-Bereich erwartet Kommunen ein deutlicher Anstieg eingehender E-Rechnungen. Angesichts dessen hat der Softwarehersteller ­xSuite sein Angebot in diesem Bereich ausgebaut und setzt dabei auch auf eine Cloudplattform. mehr...

Amt Föhr-Amrum Gebäude
bericht

Föhr-Amrum: Mit vereinten Kräften

[28.05.2025] Das Amt Föhr-Amrum hat vor rund einem Jahr eine Verwaltungskooperation mit dem Land Schleswig-Holstein getroffen. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. mehr...

Hardware, die mit darüber schwebenden Wolken verbunden ist.
bericht

IT.NRW: Basis der Modernisierung

[26.05.2025] Mit einer föderal anschlussfähigen Multi-Cloud-Architektur unterstützt IT.NRW den Aufbau interoperabler IT-Strukturen, entwickelt standardisierte Verwaltungsdienste und trägt zur sicheren Digitalisierung in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus bei. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander, im Hintergrund ist unter anderem ein Monitor zu sehen.

Freudenberg: Bürgerbüro arbeitet effizienter

[26.05.2025] Ein neues Terminvereinbarungs- und Besucherleitsystem optimiert in der Stadt Freudenberg die Arbeitsabläufe im Bürgerbüro. Das kommt nicht nur den Verwaltungsmitarbeitenden, sondern auch den Bürgerinnen und Bürgern zugute. mehr...

Neben dem Eingang zum Amt Hüttener Berge ist das Bürgerinfoterminal installiert.
bericht

Hüttener Berge: Digitale Überzeugungstäter

[15.05.2025] Als eine der ersten Kommunen in Schleswig-Holstein hatte das Amt Hüttener Berge eine Digitalisierungsstrategie und hat inzwischen zahlreiche Maßnahmen seiner Digitalen Agenda umgesetzt. Die gewonnenen Erkenntnisse kommen auch anderen Kommunen zugute. mehr...

Gruppenfoto der Prozessmanagement@ERK-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer.

Ennepe-Ruhr-Kreis: Interkommunales Prozessmanagement

[14.05.2025] In einem interkommunalen Projekt widmen sich der Ennepe-Ruhr-Kreis und die Städte Witten, Hattingen, Gevelsberg, Wetter und Sprockhövel dem Prozessmanagement. Unter anderem wollen sie ein gemeinsames Prozessregister aufbauen. Der Austausch zwischen den Teilnehmenden ist ein zentraler Aspekt des Vorhabens. mehr...

Nextcloud-Geschäftsführer Frank Karlitschek und Thomas Bönig, CIO und CDO der Landeshauptstadt Stuttgart und Leiter des Amts für Digitalisierung, Organisation und IT (DO.IT) reichen einander die Hand.

Stuttgart: Plattform erleichtert Zusammenarbeit

[12.05.2025] Einfach, effizient und dennoch sicher soll die digitale Zusammenarbeit in der Stadtverwaltung Stuttgart vonstatten gehen. Gleiches gilt für den Datenaustausch mit externen Partnern. Dafür setzt die baden-württembergische Landeshauptstadt nun eine Kollaborationsplattform ein. mehr...

Gruppenfoto von Henning Kohlmeyer, Lara Kremeyer, Massih Khoshbeen und Martial Koyou-Schiffer, die in Hannover mit der E-Government-Plattform cit intelliForm arbeiten.
bericht

Hannover: Schritt für Schritt zum Ziel

[30.04.2025] Die Verwaltungsdigitalisierung ist eine zentrale Herausforderung für Kommunen. Die Stadt Hannover zeigt, wie es mit einem Low-Code-Ansatz gelingen kann, Verwaltungsleistungen effizient zu digitalisieren und gleichzeitig interne Prozesse zu optimieren. mehr...

Simulation des neuen Verwaltungsgebäudes, das in Ebern errichtet werden soll.
bericht

Bauamt Schweinfurt: Erstes BIM-Projekt in Ebern

[30.04.2025] In Ebern soll ein neues Verwaltungsgebäude für die Landesbaudirektion Bayern errichtet werden. Es ist das erste Building-Information-Modeling-Projekt des Staatlichen Bauamts Schweinfurt. Ein virtueller Projektraum sorgt teamübergreifend für Übersicht. mehr...

Schreibtisch mit Kopfhörer und weiblicher Person im Hintergrund an einem PC.

Artland: Kommunikationslösung mit Zukunft

[29.04.2025] Effizient, flexibel, sicher und zukunftsweisend ist die neue Telefonielösung der Samtgemeinde Artland. Die cloudbasierte und in Deutschland gehostete Unified Communications and Collaboration (UCC)-Anwendung ist einfach zu bedienen und erlaubt eine ortsunabhängige Kommunikation bei nahtloser Erreichbarkeit. mehr...

München: Über eine cloudbasierte Datenaustauschplattform können Bürger nun sicher mit der Verwaltung kommunizieren.

München: Fortschritte bei der Digitalisierung

[28.04.2025] Den aktuellen Bericht, der die Fortschritte im Bereich Digitalisierung aufzeigt, hat das IT-Referat der Stadt München jetzt vorgestellt. Ein Highlight der diesjährigen Auflistung ist das Vorankommen im Handlungsfeld Digital Government. mehr...

Eine Hand hält ein Smartphone, auf dessen Bildschirm das Terminmanagement-System der Stadt Essen zu sehen ist, im Hintergrund ist verschwommen das Serviceterminal zu sehen.

Essen: Neue Terminlösung hat Erfolg

[17.04.2025] Seit acht Monaten kommt in Essen ein neues Terminmanagementsystem zum Einsatz. Die Lösung wird gut angenommen und verbessert die Abläufe vor Ort. Sukzessive wird sie auf alle termingebundenen Dienstleistungen der Stadt ausgeweitet. mehr...

Außenansicht des Landratsamts Schmalkalden-Meiningen.

Kreis Schmalkalden-Meiningen: IT-Infrastruktur zentralisiert

[16.04.2025] Im Kreis Schmalkalden-Meiningen ist der Kommunale IT-Service (KitS) für die IT-Infrastruktur der Kommune, ihrer Schulen und der öffentlichen Unternehmen zuständig. Um dieser Aufgabe besser nachkommen zu können, setzt der KitS nun eine zentralisierende, hyperkonvergente Lösung ein. mehr...