Trusted CloudStandards für die Sicherheit

Gütesiegel für das Produkt bürgerportal von regio iT.
Dieter Rehfeld, Vorsitzender der regio iT-Geschäftsführung (rechts im Bild), nimmt die Auszeichnung entgegen
(Bildquelle: regio iT)
Sie ist einfach zu nutzen und schwer zu schützen – die Cloud. Um sie auch wirklich sicher zu machen, wurden einheitliche Standards für die Sicherheit in der Datenwolke definiert. Das Pilotprojekt Datenschutzzertifizierung wurde im Rahmen des Technologieprogramms Trusted Cloud, gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), durchgeführt. Vertreter aus Industrie, Forschung und von Datenschutzbehörden erarbeiteten in einem sehr intensiven Prozess einheitliche Richtlinien. Mit am Tisch: der kommunale IT-Dienstleister regio iT als „Experte aus der Praxis“, wie regio iT-Unternehmensarchitekt Peter Niehues sagt.
Mit dem Trusted Cloud Datenschutz Profil (TCDP) sollen vertrauenswürdige Cloud-Services und Cloud-bezogene Dienstleistungen ausgezeichnet und die Orientierung für Cloud-Anwender erleichtert werden. Zudem soll künftig nachgewiesen werden, dass ein Cloud-Dienst konform zum Bundesdatenschutzgesetz und der kommenden EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) betrieben wird. „Datenschutz und gesetzeskonformer Datentransfer spielen gerade in der öffentlichen Verwaltung eine große Rolle“, so Niehues. Damit Behörden von den Vorzügen des Teilens und der gemeinsamen Bearbeitung von Daten in einer Cloud profitieren können, muss diese hohen Sicherheitsanforderungen genügen.
regio iT bringt kommunale Erfahrungen ein
IT-Dienstleister regio iT hat schon früh auf Sicherheit gesetzt und kann besonders sensible Daten in einer eigenen Cloud sicher speichern. IDGARD – ein Produkt des regio iT-Partners UNISCON – verschlüsselt automatisch alle Daten in der ucloud, der hochsicheren regio iT-Datenwolke. Damit kann niemand, der nicht vom Verfasser des Dokuments ausdrücklich eingeladen wurde, darauf zugreifen. „Auch nicht der Administrator“, ergänzt Niehues. Die Wolke selbst liegt in einem zertifizierten Rechenzentrum, das mit modernster Sicherheitstechnik ausgestattet ist. Ein externer Zugriff auf die Festplatten ist nicht möglich und auch Stromausfälle können den Servern nichts anhaben. Hard- und Software sind so sicher, dass sie auch den Voraussetzungen des § 203 StGB genügen: totale Geheimhaltung.
Seine Erfahrungen als Cloud-Anbieter brachte der kommunale IT-Dienstleister in das Pilotprojekt mit ein. „Unsere Rolle war klar definiert. Wir wissen, was in der Praxis unabhängig von der Unternehmensgröße umsetzbar ist. Damit die Entwicklung insbesondere nicht an den kleinen und mittleren Unternehmen vorbeigeht, haben wir aufgezeigt, was nicht nur realisierbar, sondern auch finanziell darstellbar ist“, erläutert Niehues die Aufgabe von regio iT bei der Erarbeitung des Trusted Cloud Datenschutz Profils. Nach intensiven Diskussionen wurde unter anderem das Verfahren festgelegt sowie drei Schutzklassen definiert.
Pilot bei der Zertifizierung
In der ersten Schutzklasse muss durch technische und organisatorische Maßnahmen sichergestellt werden, dass Daten nicht unbemerkt bearbeitet oder gelöscht werden können. In Klasse zwei müssen zudem Fehler seitens des Cloud-Betreibers ausgeschlossen sein. Es muss beispielsweise sichergestellt werden, dass beim Austausch einer Festplatte diese nicht einfach im Müll landet und Daten in falsche Hände geraten. Klasse drei erfordert zusätzliche Schutzmaßnahmen, die beispielsweise eine forensische Analyse ermöglichen. Mithilfe der Forensik können Angriffe auf IT-Systeme nachverfolgt werden. Die Vorschläge sollen voraussichtlich auch in die EU-Datenschutz-Grundverordnung einfließen und eine europaweite Zertifizierung ermöglichen. Ein Pilotverfahren wurde entwickelt und getestet und auch hier war regio iT dabei: Als einer von bundesweit sechs Anbietern hatte der kommunale IT-Dienstleister den Antrag auf Zertifizierung seines bürgerportals und der Cloud-Dienste eingereicht. Das bürgerportal bietet als virtuelles Rathaus online Zugang zu Verwaltungsleistungen – jederzeit und von jedem Ort aus. Durch den modularen Aufbau und modernste Internet-Technologien ist eine Einbindung des bürgerportals in vorhandene Systeme medienbruchfrei umsetzbar.
Aufwand rechnet sich
Das zweistufige Verfahren zur Zertifizierung war zeit- und arbeitsintensiv. Der Aufwand ist aus Sicht von Niehues aber „absolut gerechtfertigt“. Nicht nur, weil die Cloud-Dienste durch die Zertifizierung vergleichbar werden, sondern weil am Ende des Verfahrens ein wirkliches Qualitätssiegel steht. Stufe eins sieht die Festlegung des Zertifizierungsgegenstandes vor (Target of Audit). Was kommt rein, was nicht? Die inhaltlichen Anforderungen an die begleitende Dokumentation sind hoch: Einsatzzweck, die Art der verarbeiteten personenbezogenen Daten, informationstechnische Geräte einschließlich des Standorts, verwendete Programme und die zur Inbetriebnahme getätigten Schritte, die physikalischen und logischen Verbindungen zu anderen informationstechnischen Geräten (Netzplan) und einiges mehr werden niedergeschrieben. Die Dokumentation wird dem Auditoren-Team zur Prüfung vorab zur Verfügung gestellt. Diese erstellen daraus den Auditplan für die Prüfung vor Ort – Stufe zwei der Zertifizierung. „Wir haben zwei sehr gut vorbereitete Auditoren in Aachen begrüßen können“, so Niehues. Einen Tag lang wurde die eingereichte Dokumentation Punkt für Punkt abgeklopft. Wie ist das Back-up-Prozedere? Wie sehen die Zutrittsberechtigungen für die Server-Räume aus? Am Ende dieses Audits steht die Nachbesserung der Dokumentation, die dann an die Zertifizierungsstelle geschickt wird.
Gütesiegel für das bürgerportal
Nach dreimonatiger Arbeit war es Ende September vergangenen Jahres schließlich so weit: Das bürgerportal von regio iT wurde von der Zertifizierungsstelle der TÜV Informationstechnik GmbH (TÜViT) gemäß dem „Trusted Cloud Datenschutz Profil für Cloud-Dienste“ zertifiziert. „Das ist ein Gütesiegel für unser bürgerportal und eine tolle Belohnung für den hohen Aufwand, den unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betrieben haben“, so Dieter Rehfeld, Vorsitzender der regio iT-Geschäftsführung, bei der Übergabe des Zertifikats im Bundeswirtschaftsministerium. Als einer von nur vier bundesweit ausgewählten Diensten wurde regio iT im Pilotverfahren zertifiziert. Damit bietet das bürgerportal des kommunalen IT-Dienstleisters einen hochsicheren Cloud-Dienst, der das Bundesdatenschutzgesetz in vollem Umfang berücksichtigt und schon jetzt die Anforderungen der noch in der Umsetzung befindlichen EU-Datenschutz-Grundverordnung erfüllt.
„Wenn die Kunden im Bürgerportal die ucloud als Dateiablage nutzen, sind unsere Daten nicht nur verschlüsselt, sondern versiegelt“, erläutert Niehues die Vorzüge des bürgerportals mit Dateiablage in der ucloud. Er wird auch die nächsten Schritte begleiten: „Wir werden nun die Zertifizierung nach TCDP 1.0 in Angriff nehmen und streben diese auch für weitere Services an“, kündigt Rehfeld an.
http://www.regioit.de
Dieser Beitrag ist in der Februar-Ausgabe von Kommune21 im Schwerpunkt Cloud Computing erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Schleswig-Holstein: Landesdatennetz für alle
[21.08.2025] Schleswig-Holstein will ein umfassendes Landesdatennetz schaffen, das den Austausch von Verwaltungsdaten zwischen Behörden verschiedener Ebenen – auch länder- und staatenübergreifend – ermöglicht. Kommunen sollen mit wenig Aufwand und unter Berücksichtigung bestehender IT an die Landesinfrastruktur andocken können. mehr...
Melderegister: Cloudbasierte Lösung in Arbeit
[21.08.2025] Die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) entwickelt mit IT-Dienstleister Komm.ONE, den Unternehmen Scontain und H&D sowie den Städten München, Augsburg, Ulm und Heidelberg eine cloudbasierte Lösung für das Melderegister. Sie bilden eines von drei Umsetzungskonsortien, die die FITKO und GovTech Deutschland im Wettbewerb Register-as-a-Service (RaaS) ausgewählt haben. mehr...
Hessen: Sechs Städte setzen digitale Impulse
[20.08.2025] Mit einem neuen Projekt führen die Städte Fulda, Gießen, Limburg, Marburg, Offenbach und Wetzlar ihre interkommunale Zusammenarbeit fort. HessenNext soll unter anderem durch Augmented Reality, Digitalisierungslabore und den Ausbau des Sensorennetzwerks Impulse für smarte Kommunen setzen. mehr...
OpenCloud: Als Android-App verfügbar
[19.08.2025] Die Open-Source-Plattform OpenCloud ist jetzt auch als Android-App verfügbar. Die Lösung kann bereits im Browser sowie als Desktop-App für Windows, macOS und Linux genutzt werden. Zudem ist sie als iOS-App verfügbar. mehr...
Stadtwerke Rostock: Projektmanagementsoftware eingeführt
[18.08.2025] Die Stadtwerke Rostock haben mit der Einführung einer Projektmanagementsoftware ein strukturiertes IT-Ressourcenmanagement etabliert, um personelle Kapazitäten effizienter zu steuern und die Projektplanung zu verbessern. mehr...
Baden-Württemberg: Prozessmanagement-Initiative startet in Runde vier
[15.08.2025] Im September startet die von Picture und der Kehler Akademie angestoßene Prozessmanagement-Initiative Baden-Württemberg in die nächste Runde. Teilnehmende Kommunen werden gezielt bei der Einführung und Etablierung eines professionellen Prozessmanagements unterstützt. mehr...
Treptow-Köpenick: Kiezkassen-Applikation im Test
[29.07.2025] In Berlin soll künftig eine Kiezkassen-Applikation die Verwaltungsprozesse bei der Vergabe nachbarschaftlicher Fördermittel digital abbilden. Im Bezirk Treptow-Köpenick haben Bürger, Verwaltungsmitarbeitende und Kiezpaten die Lösung einem ersten Test unterzogen. mehr...
Etteln: Kommunaler Datenraum und mehr
[28.07.2025] Die Ortsgemeinde Etteln will den ersten kommunalen Datenraum Deutschlands entwickeln. In ihm könnten Daten aus verschiedenen Quellen verknüpft und daraus intelligente Services generiert werden. In einem anderen Vorhaben lässt das digitalste Dorf Deutschlands eine autonom fliegende Drohne zur Unterstützung der Feuerwehr starten. mehr...
OWL-IT: Digitale Prozesse gestalten
[28.07.2025] Mit Einführung der Low-Code-Plattform Axon Ivy will OWL-IT die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen beschleunigen. Erste Erfahrungen zeigen, wie sich kommunale Fachlichkeit und technische Umsetzung verbinden lassen. Die Plattform wird auch auf der Smart Country Convention vorgestellt. mehr...
Fraunhofer FOKUS: Zweite Public Data Konferenz
[25.07.2025] Am 25. September lädt das Fraunhofer-Institut FOKUS zur zweiten Public Data Konferenz nach Berlin ein. Im Fokus stehen strategische Ansätze, praktische Lösungen und konkrete Projekte. Angesprochen werden leitende Personen aus Politik und Verwaltung, deren Aufgabe die Förderung des organisationsübergreifenden Datenaustauschs ist. mehr...
Werra-Meißner-Kreis: Standardisierung von Prozessen
[24.07.2025] Mit einem vom Land Hessen unterstützten Projekt will der Werra-Meißner-Kreis eine Standardisierung der Anbindung von Fachverfahren an Dokumentenmanagementsysteme erreichen. Andere hessische Kommunen sollen die Schnittstelle ebenfalls nutzen können. mehr...
APPgemacht: Norderstedt immer griffbereit
[22.07.2025] Nützliches, Wissenswertes und zahlreiche städtische Onlineservices umfasst die neue Norderstedter Stadt-App. Die Kommune will mit dem Angebot alle Generationen ansprechen. In den kommenden Monaten soll der App-Umfang sukzessive erweitert werden. mehr...
cit intelliForm Server: Release stärkt E-Government-Betreiber
[22.07.2025] Mit zwei Erweiterungen soll die neue Version des cit intelliForm Servers die Betreiber von E-Government-Services noch besser unterstützen. Dazu zählt die Verwendung von GitOps in der Formularverwaltung, während Kubernetes den Cloud- und Rechenzentrumsbetrieb vereinfacht. mehr...
Kreis Paderborn: Systematisches Prozessmanagement
[17.07.2025] Um Wissen in der Verwaltung zu halten und deren Abläufe zu optimieren, hat der Kreis Paderborn ein professionelles Prozessmanagement eingeführt. Für den Projekterfolg waren eine aktive interne Kommunikation und die Unterstützung durch den Verwaltungsvorstand entscheidend. mehr...
Urbane Datenplattformen: Wichtiger Schlüssel
[15.07.2025] Urbane Datenplattformen sind der Schlüssel zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung. Die Einführung und Nutzung bringen für Kommunen neben vielen Mehrwerten jedoch auch Herausforderungen mit sich. mehr...