Dienstag, 24. Juni 2025

MünchbergStrategisch digitalisieren

[03.05.2021] Die oberfränkische Stadt Münchberg im Landkreis Hof will für Bürgerinnen und Bürger attraktiver werden und sich für das neue Jahrzehnt rüsten. Im ersten Schritt wird eine detaillierte Digitalisierungsstrategie erstellt.
Gemeinsam mit der AKDB arbeitet die Stadt Münchberg an ihrer Digitalisierungsstrategie.

Gemeinsam mit der AKDB arbeitet die Stadt Münchberg an ihrer Digitalisierungsstrategie.

(Bildquelle: Bernhard Hanakam)

Schon weit vor der Corona-Pandemie war Tanja Bauer klar: Die Digitalisierung einer Kommunalverwaltung ist nicht mit einer Handvoll Online-Diensten getan. Digitalisierung ist ein Paradigmenwechsel und betrifft jeden einzelnen kommunalen Prozessablauf. Und so beschloss die Leiterin der Hauptverwaltung der bayerischen Stadt Münchberg zusammen mit dem Ersten Bürgermeister Christian Zuber bereits im Januar 2020, das Thema systematisch anzugehen. „Als ich hörte, dass die AKDB ein Team Digitalisierungsberatung gegründet hat, habe ich sofort Kontakt aufgenommen“, sagt Bauer. „Denn wir haben viele Ideen, hinsichtlich der Digitalisierung. Allerdings fehlt uns im Tagesgeschäft die Zeit und die Struktur, diese Ideen anzupacken.“ So gibt es in der Stadtverwaltung keinen eigenen Digitalisierungsverantwortlichen, der Projekte antreibt, koordiniert und begleitet, berichtet die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB). Damit sei Münchberg nicht allein: Eine aktuelle Studie der Hochschule Harz habe ergeben, dass nur 47 Prozent der befragten Kommunen in Deutschland über eine mittelfristige Planung zur Digitalisierung in ihrer Verwaltung verfügen. Diese planerische Rolle sollte das AKDB-Team Digitalisierungsberatung um Katja Köhler übernehmen.

Nahtlos integrieren

Nach einem ersten Sondierungsgespräch mit dem Bürgermeister stand laut AKDB fest: Münchberg baut zusammen mit dem kommunalen IT-Dienstleister eine Digitalisierungsstrategie auf. Die Ergebnisse sollen als Blaupause für andere Kommunen dienen. Corona und der Lockdown hätten einmal mehr klar gemacht, wie unentbehrlich die Digitalisierung interner Abläufe tatsächlich ist. Dass das Projekt nicht „auf der grünen Wiese“ entstehen würde, sei allen Beteiligten bewusst. „Jede Stadt und jede Gemeinde hat bestehende Strukturen und digitale Lösungen. Neue Lösungen müssen sich nahtlos integrieren“, erklärt Tanja Bauer. Das Beratungsteam der AKDB stellte laut eigener Angabe einen schrittweisen Plan auf. Dieser beginne mit einer Bestandsaufnahme, der so genannten Ist-Aufnahme, der ein Soll-Bild folge. Diese beiden Zustandsbeschreibungen sollen die Fragen beantworten, wo die Verwaltung in puncto Digitalisierung gerade steht und wie die Verwaltungsprozesse am Ende der Digitalisierung aussehen müssen.

Aufwand hat sich gelohnt

„Dazu wurden im ersten Schritt von Anfang Oktober 2020 bis Anfang Dezember mit fast allen Mitarbeitern der Stadtverwaltung Gespräche geführt“, sagt Tanja Bauer. Das Beratungsteam befragte sie zu ihrer Arbeitsweise, wie sie Dokumente bearbeiten und wo sie diese ablegen, wie sie zusammenarbeiten und Aufgaben verteilen oder weiterleiten und welche Arbeitsmittel sie dabei unterstützen. Die Ergebnisse wurden tabellarisch aufbereitet und in Kategorien zusammengefasst: Prozesse, Organisation, Wissen, Daten, Dokumente, Kommunikation. Eine große Menge an Daten, heißt es im Bericht der AKDB. Bauer führt aus: „Der Aufwand hat sich definitiv gelohnt. Ich bin beeindruckt, wie detailliert alles aufbereitet wurde. Und wie viele Erkenntnisse über unsere Arbeitsweise wir dadurch gewonnen haben. Das Aufbereiten nach Kategorien fand ich übrigens ein exzellentes Hilfsmittel – auch um künftig die Zusammenarbeit in der Verwaltung zu optimieren.“

Zahlreiche Aufgaben und Prozesse

Parallel zu den Interviews erarbeitete das Beratungsteam zusammen mit dem Team der Stadt in einem Soll-Bild einen idealtypischen Verwaltungsprozess aus: etwa von der ersten Kontaktaufnahme durch einen Bürger über die Durchführung eines Termins, das Aufgaben-Management, die Sachbearbeitung bis hin zum Ergebnis, meistens in Form eines Bescheids. Dabei wurde klar: Eine Kommunalverwaltung ist ein kleinteiliges Gebilde aus zahlreichen Aufgaben und Prozessen, das wesentlich komplexer ist als ein mittelständisches Unternehmen. „Stellen Sie sich vor, Sie sind in ein Wimmelbild geraten: An jeder Ecke passiert irgendetwas“, erklärt Tanja Bauer. Im nächsten Schritt werden die Unterlagen ausgewertet und eine Digitalisierungsstrategie erarbeitet, inklusive Maßnahmenplan. Diese Strategie soll dem Stadtrat als Basis für einen Grundlagenbeschluss – und als Leitbild für jede künftige Digitalisierungsentscheidung dienen. Bianca Langheinrich-Keim vom Stadtmarketing Münchberg sagt: „Egal, ob wir die Smart-Cities-Förderung bekommen oder nicht: Die Arbeit ist nicht umsonst. Wir wollen mit oder ohne Förderung vorankommen, und das nächste Förderprogramm kommt bestimmt.“

Teilnahme an Smart-City-Förderprojekt

Da sich die Stadt parallel für das Förderprojekt Smart Cities beworben hat, ist der Prozess noch nicht beendet, teilt die AKDB mit. Auch bei diesem Vorhaben unterstützte die Digitalisierungsberatung des kommunalen IT-Dienstleisters. „Stadtentwicklung und Verwaltungsdigitalisierung gehen Hand in Hand. Deswegen wollten wir uns unbedingt für dieses Förderprojekt bewerben“, so Langheinrich-Keim, welche die Smart-Cities-Bewerbung vorangetrieben hat. Das Bewerbungsteam der Stadt erarbeitete mit der AKDB die Bewerbungsunterlagen, die pünktlich zum 14. März eingereicht wurden. Dazu gehörte unter anderem die Ausarbeitung des Kosten- und Finanzplans und die Erstellung der Letters of Intent, berichtet die AKDB. Außerdem habe Münchberg seit vergangenem Jahr eine KulCity-Strategie ausgerufen: Um die Innenstadt zu beleben und Leerstände zu beseitigen, wolle die Kommune sich zum kulinarischen Genusszentrum entwickeln. Digitale Angebote seien zentraler Bestandteil der Strategie: etwa Online-Immobilien-Plattformen, eine Stadt-App für den stationären Handel oder Selfservice-Lösungen der Stadtbücherei. Einmal die Woche treffe sich – selbstverständlich virtuell – ein kleines Verwaltungsteam mit der Digitalisierungsberatung der AKDB und arbeite an der Kommune von morgen.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Julia Kuklik, Leiterin des Stadtarchivs Gütersloh, und Lena Jeckel, Leiterin des Fachbereichs Kultur, vor einem der QR-Codes auf dem Berliner Platz (Foto: Stadtarchiv).

Gütersloh: Per QR-Code in die Vergangenheit

[16.06.2025] Im Rahmen des Projekts „Tritt in die Vergangenheit“ macht die Stadt Gütersloh Geschichte digital erlebbar. Dazu wurden QR-Codes über das gesamte Stadtgebiet verteilt. mehr...

Blick auf die PegelApp auf einem Smartphone. Man sieht zahlreiche blau markierte Messpunkte, aber wenig Details.

Kreis Soest: Moderner Hochwasserschutz

[13.06.2025] Der Kreis Soest hat seine PegelApp erweitert. Nicht nur wird jetzt das gesamte Kreisgebiet mit rund 30 Pegelmesspunkten abgedeckt, auch neue Funktionen sind hinzugekommen. So sind jetzt Warnschwellen individuell festlegbar, zudem gibt die App konkrete Handlungsempfehlungen. mehr...

Ein Mann sitzt an einem Schreibtisch mit Steuerformularen und füllt diese manuell aus.

Nordrhein-Westfalen: Gewerbesteuerbescheid erfolgreich pilotiert

[13.06.2025] Der digitale Gewerbesteuerbescheid kann Prozesse in Unternehmen, bei Steuerberatern, Kommunen und der Steuerverwaltung vereinfachen. In Nordrhein-Westfalen sind die Kommunen nach einer erfolgreichen Pilotphase aufgefordert, die Einführung des Verfahrens – mit Unterstützung des Landes – voranzutreiben. mehr...

Grün eingefärbte Nahaufnahme einer Computer-Platine.

Dataport/SHLB: Nachhaltige Planung von Digitalprojekten

[10.06.2025] Kohlendioxid ist ein Hauptfaktor für den Treibhauseffekt – und fällt auch bei Nutzung digitaler Anwendungen an. Um die CO₂-Emissionen digitaler Projekte schon im Voraus kalkulieren und optimieren zu können, haben Dataport und die SHLB einen browserbasierten CO₂-Rechner entwickelt. mehr...

Computerteil-Reparatur: Ein paar Hne arbeitet mit einem Lötkolben an einer demontierten Hauptplatine.

Berlin: KI hilft bei Abwicklung des ReparaturBONUS

[23.05.2025] Die Zukunft der Fördermittelverwaltung liegt in der Digitalisierung. Das hat das Unternehmen MACH mit der Entwicklung einer digitalen Antragsplattform für die Berliner Verwaltung unter Beweis gestellt. Die Lösung sorgt für eine effizientere Abwicklung des ReparaturBONUS und spürbare Entlastung der Mitarbeitenden. mehr...

Designstudie der LISA-Kabine mit einem großen Screen, davor ein Tisch und zwei Stühle.

Brandenburg: Bürgerservice per Videokabine

[19.05.2025] Der Landkreis Uckermark wurde im Rahmen der Bundesinitiative DigitalPakt Alter für seinen digitalen Bürgerservice für Seniorinnen und Senioren ausgezeichnet. Im Rahmen des Projekts LISA wurden an bisher sechs Standorten Videokabinen eingerichtet, die wohnortnah Kontakt zur Kreisverwaltung ermöglichen. mehr...

Dresden: Bezahlkarte für Asylsuchende gestartet

[09.05.2025] Seit dieser Woche bekommen neu zugewiesene Geflüchtete in Dresden erstmals die neue Bezahlkarte. Damit ist die Einführung in Sachsen einen Schritt weiter. Ziel ist es, Bargeldauszahlungen zu reduzieren und Behörden zu entlasten. mehr...

In Nordrhein-Westfalen soll der digitale Gang aufs Rathaus künftig zur Regel werden.

Baden-Württemberg: Leitfaden für bessere Bürgerkommunikation

[07.05.2025] Ein Projekt der Dualen Hochschule Stuttgart soll Verwaltungen in ländlichen Regionen helfen, besser mit Bürgerinnen und Bürgern zu kommunizieren. Der nun veröffentlichte Leitfaden enthält konkrete Empfehlungen und zeigt, welche Kanäle Bürgerinnen und Bürger nutzen wollen. mehr...

Ein junger Mann erklärt einem älteren Mann etwas auf einem Desktopbildschirm.

Nürnberg: Konzept Bürger-PC gestartet

[25.04.2025] Um noch mehr Menschen die digitale Teilhabe zu ermöglichen, erprobt Nürnberg jetzt den so genannten Bürger-PC. Die Selbstbedienungsrechner sind mit Druckern und Scannern ausgestattet und für Mehrgenerationenhäuser oder Stadtteiltreffs vorgesehen. Ehrenamtliche unterstützen die Bürgerinnen und Bürger bei der Nutzung. mehr...

Wehende Flagge des Landes Schleswig-Holstein vor schwach bewölktem Himmel.

Schleswig-Holstein: Kooperation verlängert

[16.04.2025] Nach fünf erfolgreichen Jahren haben Schleswig-Holstein und der ITV.SH ihre Kooperation zur Verwaltungsdigitalisierung bis Ende 2029 verlängert. Geplant sind unter anderem der Roll-out weiterer digitaler Anträge und Unterstützung für Kommunen bei Informationssicherheits- und IT-Notfällen. mehr...

Darmstadt: Resiliente Krisenkommunikation

[11.04.2025] Großflächige, lang andauernde Stromausfälle sind selten – stellen die Krisenkommunikation jedoch vor Schwierigkeiten, weil Mobilfunk, Internet und Rundfunk ausfallen. In Darmstadt wird nun eine energieautarke digitale Litfaßsäule erprobt, die auch bei Blackouts als Warnmultiplikator funktioniert. mehr...

Gruppenfoto mit Vertreterinnen und Vertretern der Verbandsgemeinden Diez, Kaisersesch, Montabaur und Weißenthurm, die im Prozessmanagement kooperieren.

Diez/Kaisersesch/Montabaur/Weißenthurm: Kooperation im Prozessmanagement

[08.04.2025] Gemeinsam wollen die Verbandsgemeinden Diez, Kaisersesch, Montabaur und Weißenthurm ihre Verwaltungsprozesse effizienter gestalten. Im Fokus steht die Wissensdokumentation ihrer Prozesse. Auch sollen eine Datenbank für Notfallszenarien und ein interkommunales Prozessregister aufgebaut werden. mehr...

Drei ältere Personen sitzen auf einem Sofa und beschäftigen sich mit verschiedenen digitalen Endgeräten.

Hessen: Projekt Di@-Lotsen wächst weiter

[07.04.2025] Das hessische Digitallotsen-Projekt, das älteren Menschen den Zugang zur digitalen Welt erleichtern soll, wird fortgeführt und ausgeweitet. Kommunen, Vereine und andere Einrichtungen können sich bis zum 11. Mai 2025 als digitale Stützpunkte bewerben. mehr...

Logo der Berliner Beihilfe-App auf blauem Hintergrund.

Berlin: Beihilfe ohne Medienbrüche

[04.04.2025] In Berlin haben Beamtinnen und Beamte nicht nur die Möglichkeit, Anträge auf Beihilfe digital zu stellen – mit einer neuen App ist es ab jetzt auch möglich, den Bearbeitungsstand einzusehen und die Bescheide digital zu empfangen. mehr...

Interkommunale Zusammenarbeit: Dritte Förderphase für Digitale Dörfer RLP

[01.04.2025] Das Netzwerk Digitale Dörfer RLP erhält bis 2026 weitere 730.000 Euro Landesförderung. Erfolgreiche Digitalprojekte sollen landesweit ausgerollt und die interkommunale Zusammenarbeit gestärkt werden. Ein Schwerpunkt liegt auf wissenschaftlich unterfütterten Pilotprojekten zum Bürokratieabbau. mehr...