ZukunftsstädteFundamente der Smart City

Willi Kaczorowski ist Berater und Smart-City-Podcast-Produzent.
(Bildquelle: Privat)
Herr Kaczorowski, derzeit wird viel über Smart Cities, aber auch Digitale Dörfer diskutiert. Geht es hier nur um Breitband-Anschlüsse und vernetzte Infrastruktur oder auch um die Digitalisierung der Verwaltung? Wie lautet Ihre Definition der Begriffe?
Die meisten Definitionen von Unternehmen oder Wissenschaftsinstitutionen, die sich ja auch durch Drittmittel finanzieren, sind interessengeleitet. Deshalb verwende ich die Definition von Wikipedia: Danach ist Smart City ein Sammelbegriff für gesamtheitliche Entwicklungskonzepte, die darauf abzielen, Städte effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver zu gestalten. Diese Konzepte beinhalten technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Innovationen. Unter Smart Country verstehe ich dann die Anpassung dieser Konzepte an die besonderen Gegebenheiten der Räume jenseits der Metropolen und großen Städte. Zum ganzheitlichen Konzept gehört dann natürlich die digitale Verwaltung.
Berlin, Hamburg, aber auch Gelsenkirchen oder Heidelberg wollen Smart Cities werden und haben Verträge mit IT-Unternehmen unterzeichnet. Warum sollten Städte mit diesen globalen Konzernen kooperieren?
Die Zusammenarbeit mit IT-Unternehmen bietet Chancen, ruft aber auch Probleme hervor. Chancen bestehen beispielsweise darin, Projekte mitfinanziert zu bekommen, weil die großen IT-Unternehmen an Vorzeigeprojekten interessiert sind, die sie dann auch vermarkten können. Darüber hinaus spricht für eine Zusammenarbeit auch der schnelle technologische Fortschritt bei der Digitalisierung. Stichwort: Know-how-Transfer. Außerdem gibt es die Chance, die Projekte professioneller zu managen, weil börsennotierte Unternehmen agiler und zielorientierter arbeiten müssen. Und schließlich ist die Umgestaltung zu einer Smart City auch ein Teil der Wirtschaftsförderung. Durch die Zusammenarbeit mit IT-Unternehmen bekunden Städte ihren Fortschrittswillen und bauen sich für Start-ups ein positives Image auf. Die größte Gefahr liegt darin, dass sich die Konzepte zu einer geschlossenen Veranstaltung entwickeln, ohne die Stadtgesellschaft daran zu beteiligen.
Auf welchen technologischen Fundamenten wird die Smart City errichtet?
Das wichtigste Fundament ist die Verfügbarkeit schneller, hochleistungsfähiger Internet-Verbindungen – möglichst stationär und mobil. Viele Städte setzen hier zu Recht auf Glasfaser als die Anschlusstechnologie der Zukunft. In der Smart City ist Breitband ein Bestandteil der Daseinsvorsorge, der die traditionelle Versorgungs- und Entsorgungsinfrastruktur sowie die soziale Infrastruktur gleichberechtigt ergänzt. Durch die Veränderungen, die jetzt aufgrund technischer Möglichkeiten wie intelligente Vernetzung und Sensorik sowie Big Data oder Cloud Computing für die herkömmliche Daseinsvorsorge erfolgen werden, kommt dieser vernetzten und intelligenten Infrastruktur im 21. Jahrhundert eine Leitrolle zu. Für demografisch benachteiligte Regionen stellt das hochleistungsfähige Internet sogar einen Beitrag zur Dableibensvorsorge dar.
„Durch die Zusammenarbeit mit IT-Unternehmen bekunden Städte ihren Fortschrittswillen.“
Welche Ziele verfolgen die IT-Konzerne und warum wollen die Städte smart werden?
Beginnen wir mit den Städten: Die Zukunftskommission der Stadt Neuss hat beispielsweise drei Ziele formuliert: Wirtschaftskraft und Wohlstand mehren, gesellschaftliche Teilhabe und Gemeinsinn fördern, effizientere Gestaltung der Daseinsvorsorge. In anderen Städten kommt noch das Ziel der ökologischen Nachhaltigkeit mit besonderer Betonung auf Ressourceneffizienz hinzu. Die IT-Unternehmen sind primär an Leuchtturmprojekten interessiert, die zeigen, dass ihre Technologie helfen kann, die Lebens-, Aufenthalts- und Arbeitsqualität einer Stadt erheblich zu verbessern. Jenseits vom Gewinnstreben haben aber auch die Beschäftigten dieser Unternehmen den Wunsch, in einer Stadt zu leben, die digitale Technologien zur Erreichung ihrer Ziele selbst einsetzt.
Von welchen internationalen Beispielen können deutsche Städte lernen, sich für die Zukunft besser aufzustellen?
Smart-City-Vorreiter sind in Europa Barcelona, Wien, Kopenhagen, Stockholm oder Amsterdam. Deshalb kooperieren Städte wie Köln oder München mit diesen internationalen Champions auch in EU-Projekten. Dabei zeigt sich ein interessanter Trend. Auch international erobert die digitale Teilhabe in Regionen jenseits der Metropolen die politische Agenda. Aufgrund vielfältiger Verflechtungen im digitalen Alltag, etwa in den Bereichen Verkehr, Umwelt, Logistik oder Gesundheitsversorgung, werden die Schnittstellen zwischen der Metropole und ihrem Umland stärker in die Gesamtkonzeption einbezogen.
Sie veröffentlichen den Podcast Smart City Talk. An wen richtet sich das Angebot und was sind die Inhalte?
Der Podcast ging im Oktober 2015 an den Start. Er richtet sich an Verantwortliche in Politik und Verwaltung in den Kommunen und Regionen. Im Podcast sollen Visionäre, Multiplikatoren, Macher und Projektverantwortliche für Smart-City-Projekte zu Wort kommen. Darüber hinaus gibt es Einzelausgaben, in denen ich Eindrücke und Erkenntnisse aus Smart-City-Konferenzen oder Projekte vorstelle. Beispielsweise konnte die rheinland-pfälzische Staatssekretärin Heike Raab ihre Digitalstrategie und die Konsequenzen für das Projekt Digitale Dörfer erläutern. Auch der Städte- und Gemeindebund war mehrfach durch den Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg oder den Sprecher Franz-Reinhard Habbel dabei. Interviewpartner in einer der nächsten Folgen wird beispielsweise der neue Oberbürgermeister der Stadt Ulm sein. Gunther Czisch hat die Digitalisierung ganz oben auf seiner Agenda.
Dieser Beitrag ist in der Juni-Ausgabe von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Studie: Intern besser integrieren
[20.11.2025] Wie erleben Behördenmitarbeitende die Digitalisierungsbemühungen in ihrem Alltag? Dies wollte das Unternehmen d.velop herausfinden. Ein Ergebnis der Umfrage: Eine vollständige Digitalisierung bis 2030 halten 75 Prozent der Befragten für unrealistisch. mehr...
Lohr a.Main: Neue Perspektiven eröffnet
[19.11.2025] Ilona Nickel aus der IT-Abteilung der Stadt Lohr a.Main zählt zu den ersten Absolventen des Weiterbildungslehrgangs Digitalwirt. Im Interview erklärt sie, was den Lehrgang besonders macht und wie ihr dieser hilft, die Digitalisierung in Lohr voranzutreiben. mehr...
Mainz: Mit Sportstättenverzeichnis online
[14.11.2025] In Mainz können jetzt die Belegungspläne von zunächst 20 Sporthallen online eingesehen werden. Weitere Hallen sollen sukzessive folgen. mehr...
Initiative Ehrenbehörde: Michelin-Stern für Behörden
[28.10.2025] Zwölf Behörden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden jetzt für neue Standards in Kommunikation, Digitalisierung und Führung als „Ehrenbehörden 2026“ ausgezeichnet. mehr...
dbb akademie: Digitalisierung im öffentlichen Dienst bleibt große Baustelle
[24.10.2025] Die dbb akademie hat jetzt das Fach- und Führungskräfte-Barometer 2025 vorgelegt. Demnach fühlen sich jüngere Generationen digital fitter, aber unzureichend vorbereitet. mehr...
Augsburg: Dom in 4D erkunden
[17.10.2025] Der Augsburger Dom kann künftig auch in 4D erkundet werden. Der virtuelle Rundgang führt durch verschiedene Epochen und macht Geschichte auf besondere Art greifbar. mehr...
Katastrophenschutz: 5G-Drohne hilft Rettungskräften
[14.10.2025] Inwiefern Drohnen durch Live-Luftaufnahmen bei Rettungseinsätzen unterstützen können, testet aktuell die Berufsfeuerwehr Rostock. Koordiniert wird das Projekt ADELE vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). mehr...
Leitfaden: Wegweiser für Digitalisierungsbeauftragte
[07.10.2025] Studierende der Hochschule Ludwigsburg haben unter fachlicher Beratung von Axians-Infoma-Consultants einen Leitfaden entwickelt, der Digitalisierungsverantwortliche in Kommunen auf ihre vielfältigen Aufgaben vorbereiten soll. mehr...
Hannover: Podcast mit dem OB
[25.09.2025] Ein neues Kommunikationsformat startet Niedersachsens Landeshauptstadt: „Hannover macht das!“ lautet der Podcast mit dem Oberbürgermeister, der einen Beitrag zum demokratischen Diskurs leisten möchte. mehr...
eGovernment-Wettbewerb 2025: Die Gewinner stehen fest
[22.09.2025] Die Preisträgerinnen und Preisträger des 24. eGovernment-Wettbewerbs stehen fest. Die ausgezeichneten Projekte wollen konkrete Antworten auf Herausforderungen des Verwaltungsumbaus geben – mit KI, der Digitalisierung von Prozessen und durch bessere Bürgerservices. mehr...
Dresden: Verständliche Behördenschreiben
[18.09.2025] Behördliche Schreiben sollen für rechtliche Eindeutigkeit sorgen – sind für Bürgerinnen und Bürger aber oft nur schwer verständlich. Die Stadt Dresden möchte das ändern: Eine Umfrage soll helfen, Verwaltungstexte klarer, verständlicher und bürgernäher zu gestalten. mehr...
Podcast: Deutschland-Index 2025 zum Hören
[05.09.2025] Welche Entwicklungen lassen sich bei digitaler Infrastruktur, Nutzungsverhalten und Verwaltungsdigitalisierung in den bundesdeutschen Ländern beobachten? Der ÖFIT-Podcast bereitet aktuelle Zahlen zu diesen und anderen Fragen ohrenfreundlich auf. mehr...
Kreis Kassel: Digitaler Service für Jäger
[15.08.2025] Die sogenannte Digitale Wildmarke erleichtert Jägern im Kreis Kassel jetzt die vorgeschriebene Abgabe von Trichinenproben. Gekühlte Briefkästen und ein App-gestütztes Verfahren verbessern nicht nur den Service für die Jäger, sondern stärken auch die Früherkennung von Tierseuchen. mehr...
Bonn: Modellkommune für Verwaltungsmodernisierung
[14.08.2025] Die Bundesstadt Bonn will sich als Modellkommune der Initiative „Für einen handlungsfähigen Staat“ bewerben. Ziel ist es, innovative Verwaltungsansätze zu erproben, Verfahren zu beschleunigen und Bürokratie abzubauen – im Rahmen demokratischer Prozesse. mehr...
München/Schleswig-Holstein: Gemeinsam für gute Nutzererlebnisse
[04.08.2025] Im Projekt KERN setzen München und Verwaltungscloud.SH künftig gemeinsam Impulse: Sie übernehmen die Federführung für eine neue Technologieanbindung und stärken so die Entwicklung eines länderübergreifenden UX-Standards für die Verwaltung. mehr...


















