Sonntag, 15. Juni 2025

Spiegelau-FrauenauDigitales Dorf

[19.02.2019] Mit einem ganzheitlichen Ansatz begegnet das „Digitale Dorf Spiegelau-Frauenau“ den Herausforderungen der Digitalisierung. Und ist dabei so erfolgreich, dass das von der Baye­rischen Staatsregierung geförderte Projekt um zwei Jahre verlängert werden soll.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier informiert sich über digitale Pioniere.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier informiert sich über digitale Pioniere.

(Bildquelle: Technologiecampus Grafenau/Barbara Kohl/Theresa Kappl)

In dem Projekt „Digitales Dorf Spiegelau-Frauenau“ wird aktuell erprobt, wie Digitalisierung gerade in den ländlichen Räumen Bayerns helfen kann, die täglichen Herausforderungen besser zu bewältigen. Dabei steht der Mensch im Zentrum. Mithilfe von digitalen Instrumenten soll es gelingen, einen Mehrwert zu generieren, der unmittelbar an den jeweiligen Lebenssituationen der Menschen ansetzt und den Bürgern in Spiegelau und Frauenau direkt zugutekommt.
Digitale Instrumente an sich sind nichts Neues. Im Projekt wird deshalb ein vernetzter Ansatz verfolgt, der zahlreiche Lebensbereiche erfasst und verbindet. Das „Digitale Dorf“ bildet das gemeinsame Dach für vielfältige Teilprojekte, die jeweils gemeinsam mit dem Technologiecampus der Hochschule Deggendorf in Grafenau entwickelt werden und hier nur exemplarisch vorgestellt werden können.

Medizinische Versorgung

In dem vom Bayerischen Gesundheitsministerium geförderten Projekt „MeDiLand – Medizin Digital zur Verbesserung der Versorgung auf dem Land“ soll dem Haus- und Fachärztemangel in den ländlichen Räumen entgegengewirkt werden. Auf Basis des VERAH-Konzepts, welches ursprünglich von Ärzten erbrachte Leistungen an medizinisch qualifiziertes Fachpersonal delegiert, wird es künftig mithilfe von digitaler Ausstattung möglich sein, Vitaldaten an die Hausarztpraxis zu übertragen, ohne dass der Hausarzt vor Ort sein muss. Durch eine gleichzeitige Vernetzung mit den Kliniken der ersten und zweiten Stufe sowie dem Universitätsklinikum Regensburg werden zudem medizinische Leistungen mit hohem Qualitätsstandard auch in den digitalen Modelldörfern lokal verfügbar gemacht.

Digitale Klassenzimmer

Im Teilbereich Schule sollen schrittweise digitale Klassenzimmer in den Grundschulen der beiden Modelldörfer etabliert werden. Hierzu wurden im ersten Schritt sämtliche Klassenzimmer und Unterrichtsräume mit modernen Glasfaserleitungen verkabelt. In einem zweiten Schritt erfolgte die Ausstattung der Klassenzimmer mit zeitgemäßer IT und WLAN-Hotspots. Darüber hinaus befindet sich derzeit eine Schulplattform im Aufbau, die neben dem Dokumentenaustausch auch eine direkte Kommunikation zwischen Eltern und Lehrkräften ermöglicht. Die neue digitale Ausstattung geht mit dem an die neuen Angebote angepassten digitalen Medienkonzept der beiden Grundschulen einher. Hier wird ein Schwerpunkt auf das Thema Medienkompetenz gelegt.

Elektronische Bürgerservices

In den beiden Modelldörfern befinden sich bereits seit Längerem Bürgerserviceportale im Einsatz, die zahlreiche Behördengänge obsolet machen. So lassen sich beispielsweise Meldebescheinigungen, Wahlunterlagen oder verschiedene Urkunden online von zu Hause aus anfordern. Auch die Wasserzählerstände können der Kommune über das Portal mitgeteilt werden. Mithilfe des sicheren Dialogs können die Bürger in der Gemeinde Spiegelau künftig auch weitere Unterlagen und Anträge online einreichen. Die bestehenden Services sollen in einem zweiten Schritt um die Angebote der Landratsämter erweitert werden. Bei der Gemeinde Frauenau befindet sich darüber hinaus eine Bauhof-Applikation in der Erprobung. Mithilfe dieser App können Bürger Schadenssituationen, die sie in der Gemeinde beobachten, via Smartphone melden. Auch für den Bereich der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung werden aktuell digitale Lösungen entwickelt. So wird neben der flächendeckenden Erstellung digitaler Leitungskatas­ter eine Möglichkeit für Bürger geschaffen, mittels eines zeitlich befristeten Zugangs direkt auf die sie betreffenden Ausschnitte der jeweiligen Kataster zuzugreifen. Notwendige Spartenauskünfte werden so deutlich beschleunigt und vereinfacht.

Rufbus für mehr Mobilität

Die besondere Struktur von Spiegelau mit insgesamt 33 Gemeindeteilen erfordert auch neue Formen der Mobilität, um dauerhaft allen Generationen Zugang zu Nah- und medizinischer Versorgung zu ermöglichen. Im September 2018 wurde vor diesem Hintergrund ein neues Rufbussystem etabliert, welches sämtliche Gemeindeteile mit dem Hauptort und der dortigen Infrastruktur verbindet. In den kommenden Monaten wird eine App programmiert, die neben der Online-Buchbarkeit auch die Routenführung des neuen Rufbusses angepasst an die jeweilige Buchungssituation optimieren soll.

Dahoam 4.0

Die Teilprojekte im „Digitalen Dorf Spiegelau-Frauenau“ werden auf der gemeinsamen Plattform Dahoam 4.0 zusammengefasst. Die Bürger der beiden Modelldörfer sollen alle verfügbaren digitalen Angebote auf einer zentralen Plattform abrufen können.
Um einen möglichst niedrigschwelligen Zugang zum Thema Digitalisierung für alle Generationen zu schaffen, werden im Rahmen des Teilprojekts BLADL (Besser leben im Alter durch digitale Lösungen) praxisnahe Schulungen im Bereich Medienkompetenz angeboten. Senio­ren können so mehr Sicherheit im Umgang mit digitalen Angeboten entwickeln.

Passgenaue Angebote

Die wichtigste Basis für den großen Erfolg des Projekts bildet eine intensive und ergebnisoffene Bürgerbeteiligung. Ziel ist es dabei nicht, eine 100-Prozent-Digitalisierung um jeden Preis durchzusetzen und den Bürgern schmackhaft zu machen. Vielmehr können diese im Rahmen des Beteiligungsprozesses das Tempo der Digitalisierung mitbestimmen und die jeweiligen neuen Angebote entsprechend ihrer Bedürfnisse frei gestalten und entwickeln. Mit dieser Methodik ist es den Modellkommunen in den vergangenen beiden Jahren wiederholt gelungen, passgenaue und zielgruppenorientierte Angebote zu schaffen, die bei den Bürgern auf hohe Akzeptanz stoßen.
Dank des vernetzten Ansatzes erhält das „Digitale Dorf Spiegelau-Frauenau“ Bekanntheit weit über die Gemeinde- und Landkreisgrenzen hinaus. Aufgrund des großen Erfolgs ist vorgesehen, das Projekt um weitere zwei Jahre zu verlängern.

Karlheinz Roth ist Erster Bürgermeister der Gemeinde Spiegelau.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Blick von oben auf die Stadt Hannover.
bericht

Hannover: Taskforce und Fonds

[05.06.2025] KI und ein wachsendes Angebot an Onlinedienstleistungen verbessern den Service der Stadt Hannover. Die Verwaltung geht die Digitalisierung strategisch an: Sie hat Kompetenzteams installiert und Mittel in Höhe von knapp 50 Millionen Euro mobilisiert. mehr...

Mehrere Personen stehen vor einem Gebäude.
bericht

DStGB: Mehr kommunaler Einfluss

[02.06.2025] Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) hat einen Ausschuss für Digitalisierung gegründet. Dieser will auf die Belange der Kommunen bei Digitalprojekten aufmerksam machen und frühzeitige Einbindung erwirken. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander auf einer Bühne

Deutscher Städtetag: Burkhard Jung ist Präsident

[19.05.2025] Im Rahmen seiner Hauptversammlung hat der Deutsche Städtetag Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung erneut als Präsidenten gewählt. Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt und Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner werden Vizepräsident und -präsidentin. Münsters OB Markus Lewe ist neues Ehrenmitglied. mehr...

Staatssekretär Dr. Markus Richter, Bundesdigitalminister Karsten Wildberger, der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Jarzombek

BMDS: Digitalministerium hat Arbeit aufgenommen

[15.05.2025] Mit Karsten Wildberger als Digitalminister nimmt das neue Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung die Arbeit auf. Es bündelt die Zuständigkeiten aus bisher sechs Ressorts. Markus Richter, zuvor IT-Beauftragter der Bundesregierung, arbeitet als Staatssekretär in dem neuen Ministerium. mehr...

Screenshot des Deckblatts der NEGZ-Kurzstudie.

NEGZ: Smart City und E-Government zusammen denken

[15.05.2025] Eine Kurzstudie des Nationalen E-Government Kompetenzzentrums (NEGZ) untersucht die Wechselwirkungen und möglichen Synergieeffekte zwischen Smart-City- und Smart-Government-Initiativen. Befragt wurden 25 der Modellprojekte Smart Cities. mehr...

Gruppenfoto Digitalausschuss DStGB

DStGB: Digitalausschuss konstituiert sich

[15.05.2025] Klare Forderungen an die neue Bundesregierung hat der Digitalausschuss des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB) im Rahmen seiner konstituierenden Sitzung in Berlin formuliert. mehr...

Porträtaufnahme von Dirk Schrödter.
interview

Schleswig-Holstein: Norddeutscher Pionier

[05.05.2025] Schleswig-Holsteins Digitalisierungsminister Dirk Schrödter spricht über die Verwaltungstransformation in dem norddeutschen Bundesland und nimmt Bezug auf Open Data, Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Breitband und die Rolle der Kommunen. mehr...

Berliner Rathaus, daneben der Fernsehturm

Berlin: Ernüchternde Bilanz zum Open-Source-Kompetenzzentrum

[30.04.2025] Bei einer Anhörung im Berliner Abgeordnetenhaus zur Entwicklung des Open-Source-Kompetenzzentrums kritisierte die OSBA die bislang schleppende Umsetzung. Ein klares politisches Bekenntnis für Open Source fehle bis heute – ebenso wie die entsprechende Strategie. mehr...

Porträtaufnahme von Melitta Kühnlein.
interview

Potsdam: Sehr guter Job

[25.04.2025] Melitta Kühnlein, Leiterin des Fachbereichs Informations- und Kommunikationstechnologie bei der Stadt Potsdam, spricht im Interview über ihre Verantwortlichkeiten und Ziele sowie Frauen in der IT und in Führungspositionen. mehr...

Screenshot des Deckblatts der Ahauser Digitalisierungsstrategie.

Ahaus: Digitalisierungsstrategie verabschiedet

[15.04.2025] Ahaus soll zu einer modernen, digitalen Stadt werden, in der neue Technologien und digitale Verwaltungsservices das Leben der Menschen einfacher machen. Als Leitfaden dient der Kommune ihre neue Digitalisierungsstrategie. mehr...

Porträt er Ministerin für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz, Dörte Schall.

Rheinland-Pfalz: Digitale Transformation geht nur gemeinsam

[15.04.2025] Die zweite landesweite Digitalisierungsveranstaltung in Koblenz zeigt, dass Rheinland-Pfalz beim OZG-Umsetzungsstand deutliche Fortschritte macht. Rund die Hälfte der zentralen OZG-Leistungen ist angebunden. Ziel bleibt die vollständige Ende-zu-Ende-Digitalisierung. mehr...

Screenshot des Deckblatts des gemeinsamen Jahresberichts der FITKO und des IT-Planungsrats für 2024.

IT-Planungsrat / FITKO: Gemeinsamer Jahresbericht für 2024

[14.04.2025] Im gemeinsamen Jahresbericht für 2024 berichten der IT-Planungsrat und die Föderale IT-Kooperation (FITKO) über ihre Tätigkeiten und Erfolge. Erstmals kommen auch die Gremien, Arbeits- und Projektgruppen zu Wort. mehr...

Vektorgrafik. Mehrere Personen fügen Puzzleteile zusammen.
bericht

Kooperationen: Die Renaissance einläuten

[11.04.2025] Neben einer konsequenten Digitalisierung kann die Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit das Fundament bieten, um die kommunale Aufgabenerfüllung auch in Zeiten des Fachkräftemangels zu sichern. Das leistet auch einen Beitrag gegen Staatsverdrossenheit. mehr...

Blick vom Spreeufer auf das Reichstagsgebäude.

Koalitionsvertrag: Digitalministerium soll kommen

[10.04.2025] Union und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag verständigt. Kommunen und Verbände begrüßen das geplante Digitalministerium, sehen Fortschritte beim Bürokratieabbau und fordern eine zügige Umsetzung zentraler Vorhaben. mehr...

Cover Zukunftsradar 2024

DStGB/iit: Zukunftsradar Digitale Kommune 2024

[10.04.2025] Der neue DStGB-Zukunftsradar liegt vor. Die Studie belegt: Kommunen sehen eine besser abgestimmte föderale IT-Infrastruktur und eine gemeinsame Cybersicherheitsstrategie als zentrale Voraussetzungen für die weitere Verwaltungsdigitalisierung. mehr...