Open SourceOffen und unabhängig

Open-Source-Lösungen bieten Vorteile für die öffentliche Verwaltung.
(Bildquelle: lila Karpenko/123rf.com)
Wie unabhängig muss und kann die öffentliche Verwaltung sein, wenn sie für den Einsatz innovativer Technologien und neue Formen der Zusammenarbeit offen sein möchte? Wie lässt sich die digitale Souveränität heute und in Zukunft gewährleisten? Diese Fragen werden intensiv diskutiert, wenn es um eine weitreichendere Nutzung von Open Source Software (OSS) im Public Sector sowie um die Bereitstellung von Individualentwicklungen als OSS nach dem Grundsatz Public Money, Public Code geht.
Ein wesentlicher Auslöser der Debatte um OSS ist der immense Bedeutungszuwachs digitaler Angebote bei Bund, Ländern und Kommunen. Effektive digitale Lösungen und eine leistungsstarke IT-Infrastruktur bilden das Rückgrat moderner Behörden. Dieser Bedeutungswandel verändert den Blick auf den Einsatz von proprietärer Software und von Open-Source-Ansätzen. Das Onlinezugangsgesetz (OZG) befeuert die Diskussion zusätzlich. Denn der Servicestandard für die OZG-Umsetzung definiert in sechs Kategorien eine Reihe von Prinzipien, denen diese Umsetzung folgen soll.
Aufwand senken, Geld sparen
Folgende drei Prinzipien sind in der Kategorie „Offenheit” aufgeführt: offene Standards, Open Source und Wiederverwendung. Bei der Realisierung und dem Betrieb digitaler Angebote müssen also erstens offene Standards genutzt werden. Das sind Standards, die für alle Marktteilnehmer besonders leicht zugänglich, weiterentwickelbar und einsetzbar sind. Zweitens wird der Quellcode aus der Realisierung digitaler Angebote der Verwaltung (Eigenentwicklung) als Open Source zur Verfügung gestellt. Das bedeutet, dass Dritte die entwickelte Lösung kostenfrei nachnutzen und für ihre Zwecke verändern dürfen. Vor der Konzeption und Umsetzung einer neuen IT-Komponente ist, drittens, die Möglichkeit der Nachnutzung und Wiederverwendung vorhandener digitaler Angebote und deren Bestandteilen zu prüfen.
Das Prinzip der Offenheit hat damit weitreichende Folgen: Es fordert zwar nicht den expliziten Einsatz von OSS, schafft jedoch wichtige Voraussetzungen dafür. Und es gibt zahlreiche Gründe für die Verwendung und Bereitstellung dieser Programme durch die öffentliche Verwaltung. So helfen der Einsatz und die Wiederverwendung von OSS etwa dabei, Kosten zu sparen, da wiederkehrende Lizenzgebühren für proprietäre Software wegfallen. Zudem erleichtert frei verfügbare Software die Entwicklung der eigenen IT-Landschaft. Darüber hinaus erzeugt der Einsatz proprietärer Software häufig eine Reihe von Folgekosten, die stets mitbedacht werden müssen. Dazu zählt beispielsweise die Beschränkung auf bestimmte Dateiformate und Schnittstellen. Bei Individuallösungen, die nach Open-Source-Prinzipien umgesetzt werden, wirken außerdem meist Dritte mit oder sind eingebunden. Damit sinkt der eigene Aufwand bei der Entwicklung und die Behörden sparen Geld.
Viele Augen sehen mehr als zwei
Mit der Digitalisierung ihrer Prozesse können Behörden auch flexibler auf Herausforderungen reagieren und diese besser einschätzen. Das setzt ein entsprechendes Maß an Reaktionsgeschwindigkeit voraus. Im Fall von OSS profitiert der Public Sector von der aktiven Zusammenarbeit mit Dritten. Ein aktuelles Beispiel ist die Corona-Warn-App, deren proprietäre Entwicklung vermutlich mehr Zeit in Anspruch genommen hätte. Da der gesamte Quellcode öffentlich zugänglich gemacht wurde, konnten unabhängige Entwickler diesen beispielsweise auf Sicherheitslücken hin überprüfen. Der intensive Austausch zwischen Bedarfsträgern, Nutzern und Entwicklern in einer Community ermöglicht eine schnellere Umsetzung und Bereitstellung neuer Funktionalitäten und geänderter Anforderungen.
Die Zusammenarbeit trägt maßgeblich dazu bei, dass neue Ideen in die Entwicklung und Weiterentwicklung von IT-Lösungen einfließen. OSS lässt sich besser auf Bedürfnisse und das direkte Nutzer-Feedback zuschneiden. Im Gegensatz dazu ist proprietäre Software immer ein Kompromiss verschiedener Anforderungen und muss auch Marketing- und Vertriebsfragen berücksichtigen. Zudem sehen viele Augen mehr als zwei – diese Erkenntnis mag nicht überraschen, doch ist sie für den Open-Source-Einsatz besonders wichtig. Eine offene Community mit vielen Beteiligten erkennt, analysiert und beseitigt mehr Fehler und agiert schneller als ein Team weniger IT-Tester. Die Offenlegung des Quellcodes steigert somit die Verlässlichkeit der Software.
Digitale Souveränität
Ähnlich verhält es sich mit der Sicherheit: OSS kann frei geprüft werden, unabhängige Audits und Code Reviews sind zu jedem beliebigen Zeitpunkt möglich. Das erhöht die Sicherheit der IT-Verfahren und -Dienste. Die Möglichkeit des Einblicks in den Programm-Code schafft Transparenz und fördert die Nachvollziehbarkeit von Abläufen und Entscheidungen. Der übergreifende OSS-Einsatz im Public Sector fördert somit das Vertrauen in die öffentliche Verwaltung insgesamt. Mit der Nutzung von OSS bleiben Behörden zudem unabhängig von einzelnen Herstellern und bewahren sich ihre individuelle Gestaltungsfreiheit. Diese zwei Aspekte sind wesentliche Voraussetzungen für digitale Souveränität. Die freie Software lässt sich schneller und kostengünstiger an die eigenen Bedürfnisse anpassen – zu dem Zeitpunkt und zu den Konditionen, die für die jeweilige Einrichtung am besten passen.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Mai 2021 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Hannover: Schritt für Schritt zum Ziel
[30.04.2025] Die Verwaltungsdigitalisierung ist eine zentrale Herausforderung für Kommunen. Die Stadt Hannover zeigt, wie es mit einem Low-Code-Ansatz gelingen kann, Verwaltungsleistungen effizient zu digitalisieren und gleichzeitig interne Prozesse zu optimieren. mehr...
Bauamt Schweinfurt: Erstes BIM-Projekt in Ebern
[30.04.2025] In Ebern soll ein neues Verwaltungsgebäude für die Landesbaudirektion Bayern errichtet werden. Es ist das erste Building-Information-Modeling-Projekt des Staatlichen Bauamts Schweinfurt. Ein virtueller Projektraum sorgt teamübergreifend für Übersicht. mehr...
Artland: Kommunikationslösung mit Zukunft
[29.04.2025] Effizient, flexibel, sicher und zukunftsweisend ist die neue Telefonielösung der Samtgemeinde Artland. Die cloudbasierte und in Deutschland gehostete Unified Communications and Collaboration (UCC)-Anwendung ist einfach zu bedienen und erlaubt eine ortsunabhängige Kommunikation bei nahtloser Erreichbarkeit. mehr...
München: Fortschritte bei der Digitalisierung
[28.04.2025] Den aktuellen Bericht, der die Fortschritte im Bereich Digitalisierung aufzeigt, hat das IT-Referat der Stadt München jetzt vorgestellt. Ein Highlight der diesjährigen Auflistung ist das Vorankommen im Handlungsfeld Digital Government. mehr...
Essen: Neue Terminlösung hat Erfolg
[17.04.2025] Seit acht Monaten kommt in Essen ein neues Terminmanagementsystem zum Einsatz. Die Lösung wird gut angenommen und verbessert die Abläufe vor Ort. Sukzessive wird sie auf alle termingebundenen Dienstleistungen der Stadt ausgeweitet. mehr...
Kreis Schmalkalden-Meiningen: IT-Infrastruktur zentralisiert
[16.04.2025] Im Kreis Schmalkalden-Meiningen ist der Kommunale IT-Service (KitS) für die IT-Infrastruktur der Kommune, ihrer Schulen und der öffentlichen Unternehmen zuständig. Um dieser Aufgabe besser nachkommen zu können, setzt der KitS nun eine zentralisierende, hyperkonvergente Lösung ein. mehr...
Lüneburg: Abgucken erwünscht
[04.04.2025] Die Hansestadt Lüneburg hat die Anmeldung für Grundschulen digitalisiert. Mit dem Formular-Editor von NOLIS hat sie eigenständig ein Onlineformular entwickelt, das eine digitale Anmeldung an allen Grundschulen in öffentlicher Trägerschaft ermöglicht. mehr...
Picture / XIMA Media: Schnittstelle vereint Prozesse und Formulare
[31.03.2025] Die Unternehmen Picture und XIMA Media haben eine Schnittstelle zwischen der PICTURE-Prozessplattform und dem Formularsystem formcycle realisiert. Somit können bei der Prozessmodellierung gezielt passende Formulare und Assistenten ausgewählt und mit dem Prozessschritt verknüpft werden. mehr...
SIT/KDVZ/regio iT: Bundestagswahl gemeinsam gemeistert
[04.03.2025] Gemeinsam haben die KDVZ Rhein-Erft-Rur in Frechen, die regio iT in Aachen und die Südwestfalen-IT mit Standorten in Hemer und Siegen für den sicheren technischen Ablauf der Bundestagswahl in ihrem Zuständigkeitsbereich gesorgt. mehr...
Emsdetten: Schritt in die Cloud
[28.02.2025] Sorgfältig vorbereitet hat die Stadt Emsdetten ihre Verwaltungsarbeitsplätze auf Microsoft 365 umgestellt. IT-Dienstleister regio iT hat die Kommune in jeder Phase des Projekts begleitet. mehr...
Nürnberg: Wegweisender IT-Neustart
[27.02.2025] Ihr Hauptrechenzentrum hat die Stadt Nürnberg an einen Dienstleister ausgelagert. Die IT-Infrastruktur wird nun energieeffizient und hochsicher extern betrieben, was der Stadt Aufwand und Kosten spart. mehr...
Automatisierung: Es geht auch ohne KI
[12.02.2025] Die Verwaltung könnte schneller und effizienter handeln, würden mehr Prozesse automatisiert ablaufen. Dafür braucht es keine KI, sondern eine durchdachte Prozessoptimierung ohne Medienbrüche sowie ein Vorankommen bei der Registermodernisierung. mehr...
Lexmark: Portfolio an Drucklösungen erweitert
[10.02.2025] Lexmark hat jetzt sein Angebot an Drucklösungen erweitert und stellt neue KI-gestützte Clouddienste vor. Mit zusätzlichen Modellen der 9er-Serie und einer optimierten Cloudplattform will das Unternehmen mehr Flexibilität und Effizienz bieten. mehr...
Heinlein Gruppe: Open-Source-Cloud für die Verwaltung
[05.02.2025] Die Heinlein Gruppe startet OpenCloud – eine Open-Source-Plattform für DSGVO-konformes File-Management und digitale Kollaboration. Die Lösung will sich als sichere, digital souveräne Alternative zu den großen außereuropäischen Cloud-Service-Anbietern etablieren. mehr...
OWL-IT: Gemeinsam zu Low Code
[03.02.2025] Der kommunale Zweckverband Ostwestfalen-Lippe-IT (OWL-IT) führt gemeinsam mit seinen Verbandskommunen eine Low-Code-Plattform ein und verspricht sich davon viele positive Effekte. Anfang 2025 soll das System für die Kunden zur Verfügung stehen. mehr...