Samstag, 24. Mai 2025

HessenDatenschutzbericht 2022

[26.04.2023] Hessens öffentliche Hand macht Fortschritte im Datenschutz – das ist eines der Ergebnisse des aktuellen Berichts des Landesdatenschutzbeauftragten. Die Zahl der Cyber-Attacken sank, doch waren zunehmend IT-Dienstleister Angriffsziel. Die Wirtschaft sieht sich von nicht-datenschutzkonformen IT-Großkonzernen abhängig.
Hessens Datenschutzbeauftragter Alexander Roßnagel übergibt der Landtagspräsidentin Astrid Wallmann die Tätigkeitsberichte zum Datenschutz und zur Informationsfreiheit.

Hessens Datenschutzbeauftragter Alexander Roßnagel übergibt der Landtagspräsidentin Astrid Wallmann die Tätigkeitsberichte zum Datenschutz und zur Informationsfreiheit.

(Bildquelle: HBDI)

Der Hessische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit (HBDI), Alexander Roßnagel, hat den 51. Tätigkeitsbericht zum Datenschutz und den 5. Tätigkeitsbericht zur Informationsfreiheit – beide für das Jahr 2022 – vorgestellt. Demnach waren im Jahr 2022 in Hessen keine schwerwiegenden Verstöße festzustellen. Datenschutz werde in Wirtschaft und Verwaltung weitgehend akzeptiert, sagte Roßnagel. Zwar würden die Vorgaben des Datenschutzes nicht überall befolgt, festgestellte Fehlverhalten würden aber nach dem Eingreifen der Datenschutzaufsicht korrigiert. Die Gesamtzahl der schriftlich zu bearbeitenden Verfahren war leicht von 8.400 auf 6.800 gesunken und scheine sich damit auf einem sehr hohen Niveau zu stabilisieren, so der HBDI.

Öffentlicher Bereich setzt auf Open Source

Im öffentlichen Bereich hat die hessische Aufsichtsbehörde große Fortschritte erzielt. Seit vergangenem Jahr setzen die Schulen und Hochschulen Hessens datenschutzgerechte Videokonferenzsysteme ein (wir berichteten). Auch in der Landesverwaltung wurde ein Videokonferenzsystem eingeführt, das den Datenschutzanforderungen entspricht. Alle genannten Systeme entsprechen dem Open-Source-Standard und werden von deutschen Anbietern bereitgestellt. Auch das hessische Schulportal wurde als souveräne technische Lösung etabliert (wir berichteten). Die Landesverwaltung plant, konzipiert und setzt derzeit darüber hinaus mehrere große und anspruchsvolle Digitalisierungsprojekte um – etwa den Online-Zugang zur Verwaltung, die Registermodernisierung und die souveräne Verwaltungscloud. In diesen Projekten ist die Datenschutzaufsicht intensiv beteiligt und berät aktiv.

IT-Dienstleister als Ziel von Cyber-Angriffen

Cyber-Kriminalität und Angriffe auf IT-Systeme haben 2022 um rund 10 Prozent leicht abgenommen – von 2.000 im Jahr 2021 auf 1.750 im Jahr 2022. Allerdings zielten im vergangenen Jahr viele Angriffe auf IT-Dienstleister, die für hunderte Unternehmen und Behörden die Datenverarbeitung übernehmen. Damit wird der Schaden vielfach multipliziert.
Zunehmend versucht der HBDI auch die Grundlagen von Datenschutzproblemen anzugehen – oftmals große, nicht datenschutzkonforme IT-Systeme und Geschäftsmodelle, die Datenschutz ignorieren. Die Beseitigung dieser Probleme könne Grundrechtsverletzungen in vielen tausend Einzelfällen verhindern, betonte Roßnagel. Ein Beispiel ist der Konzern Meta, zu dem auch Facebook gehört und dessen europäischer Hauptsitz sich in Irland befindet. Aufgrund der technischen Vorgaben des Konzerns seien die Nutzer im Regelfall nicht in der Lage, ihrer datenschutzrechtlichen Verantwortung zu entsprechen. Sie müssten daher zu Anbietern wechseln, die datenschutzkonforme Techniksysteme anbieten, wie Roßnagel erklärt. Oftmals fühlten sich die Verantwortlichen – insbesondere im Wirtschaftsbereich – jedoch von datenschutzrechtlich unzulässigen IT-Systemen abhängig.

Informationsfreiheit nur in der Landesverwaltung

Zusätzlich zum aktuellen Datenschutzbericht veröffentlichte der HBDI auch den 5. Bericht zur Informationsfreiheit in Hessen. Demnach sanken Beschwerden und Beratungen in diesem Bereich im Jahr 2022 leicht von 123 auf 110. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern und auch dem Bund gilt die Informationsfreiheit in Hessen zunächst nur in der Landesverwaltung. In den Gemeinden und Landkreisen gilt sie nur, soweit diese sie durch Satzung übernommen haben. Nur eine Minderheit habe dies bisher getan, wie Roßnagel feststellte. Daher gelte in Hessen die Informationsfreiheit in vielen praktisch relevanten Verwaltungsbereichen nicht. Im vergangenen Jahr habe jedoch die Landeshauptstadt Wiesbaden eine Informationsfreiheitssatzung erlassen. Die anderen Kommunen sollten diesem Beispiel folgen, forderte der HBDI.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Sicherheit
Print-Ausgabe des CSBW-Jahresberichts 2024, die schräg auf einer grauen Oberfläche liegt.

Baden-Württemberg: Jahresbericht zur Cybersicherheit 2024

[22.05.2025] Die CSBW hat 2024 rund 30 Prozent mehr IT-Sicherheitsvorfälle bearbeitet. Kommunen wurden ähnlich häufig unterstützt wie im Vorjahr, neue Präventionsangebote, Notfallübungen und ein Schwachstellenscan richten sich teils gezielt an sie. mehr...

Datenschutz: Hilfestellung für Behörden

[12.05.2025] In der kommunalen Praxis gibt es beim Thema Datenschutz noch immer Rechtsunsicherheiten. Die Konferenz der Datenschutzaufsichtsbehörden von Bund und Ländern hat eine Orientierungshilfe für Behörden erarbeitet, die (EfA-)Onlinedienste betreiben oder nutzen. mehr...

Marktgemeinde Röhrnbach mit LSI-Siegel ausgezeichnet

Röhrnbach: Siegel für IT-Sicherheit

[06.05.2025] Die niederbayerische Marktgemeinde Röhrnbach hat für nachhaltige IT-Sicherheit gesorgt und ist dafür vom Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) ausgezeichnet worden. mehr...

Die IT-Notfallausrüstung ausgepackt auf dem Transportkoffer.

CSBW: Schnell handlungsfähig im IT-Notfall

[22.04.2025] Ohne funktionierende IT-Ausstattung ist die Bewältigung eines Cyberangriffs kaum zu schaffen. Um die Handlungs- und technische Kommunikationsfähigkeit von Verwaltungen zu sichern, bietet die Cybersicherheitsagentur Baden-Württemberg (CSBW) nun eine mobile IT-Notfall-Ausrüstung an. mehr...

Nordrhein-Westfalen: IT-Notfallhilfe für Kommunen

[17.04.2025] Nach IT-Angriffen sollen nordrhein-westfälische Kommunen schnell und unkompliziert Incident-Response-Dienstleistungen in Anspruch nehmen können. Ein Rahmenvertrag zwischen Land und spezialisierten Dienstleistern sichert das Angebot ab. mehr...

Smartphone-Screen mit Logo der Allianz für Cyber-Sicherheit

Hanau: Allianz für Cyber-Sicherheit beigetreten

[02.04.2025] Die Stadt Hanau rüstet sich weiter gegen Cyber-Bedrohungen: Die BeteiligungsHolding Hanau ist der bundesweiten Allianz für Cyber-Sicherheit des BSI beigetreten und arbeitet aktiv im Arbeitskreis Kommunale CyberSicherheit des Landes Hessens mit. mehr...

Märkischer Kreis: Digitaler Neustart nach Cyberangriff

[26.02.2025] Der Stand der Wiederherstellung und die Kosten nach dem Cyberangriff auf die Südwestfalen-IT waren Themen im Ausschuss für Digitalisierung und E-Government im Lüdenscheider Kreishaus. Auch neue Projekte und Herausforderungen für die Verwaltungs-IT des Märkischen Kreises kamen zur Sprache. mehr...

Einbeck: nerdbridge sucht IT-Schwachstellen

[05.02.2025] Der Verein nerdbridge soll die niedersächsische Stadt Einbeck dabei unterstützen, Sicherheitslücken in ihrer IT-Infrastruktur zu finden. mehr...

IT-Grundschutz-Tag: Praxisnahe Einblicke

[31.01.2025] Am 4. Februar findet in Magdeburg der IT-Grundschutz-Tag statt, zu dem Sachsen-Anhalts Infrastrukturministerin Lydia Hüsken und BSI-Präsidentin Claudia Plattner einladen. Die Veranstaltung widmet sich unter anderem dem IT-Grundschutz, dem Business Continuity Management und der Umsetzung der NIS2-Richtlinie in Verwaltung und Landesbehörden. mehr...

Rathaus der Freien und Hansestadt Bremen, mit Arkaden und drei markanten Stufengiebeln, Deutschlandflagge wehtt, blauer Himmel.

Bremen: Umsetzung der NIS2-Richtlinie

[20.01.2025] Der Senat der Freien Hansestadt Bremen hat sich auf Maßnahmen zur Umsetzung der NIS2-Richtlinie geeinigt. Vorgesehen ist, die Rolle der Zentralstelle Cybersicherheit zu stärken, etwa durch ein Notfallteam, das Bedrohungen frühzeitig erkennt und koordinierte Reaktionen ermöglicht. mehr...

Brustbild von Roman Poseck in dunklem Anzugjackett und violettem Schlips.

Hessen: Sicherheitsprogramm für Kommunen

[10.01.2025] Hybride Bedrohungen und Cyberangriffe bleiben eine Herausforderung. Um die Cyberresilienz hessischer Kommunen zu stärken, wurde das Aktionsprogramm Kommunale Cybersicherheit um Maßnahmen wie etwa Pentests und Incident Response Services erweitert. mehr...

Mann im eleganten Hemd von oben aufgenommen, er hält ein Tablet und tippt darauf..

Materna Virtual Solution: Sicheres ultramobiles Arbeiten

[18.12.2024] Das BSI hat Apples indigo und Samsungs Knox in diesem Jahr für den Einsatz bei Verschlusssachen zugelassen. Materna Virtual Solution sieht darin Vorteile für Behörden: mehr Sicherheit und Flexibilität und einen Zuwachs an geeigneten Fachanwendungen. mehr...

Eine Lichtschlossillustration mit Postumschlägen auf modernem Computerhintergrund.

SEP/Databund: Kooperation für IT-Sicherheit

[29.11.2024] SEP, Hersteller der Datensicherungslösung SEP sesam, ist jetzt Mitglied des Databund. Die in Deutschland entwickelte Backup-Lösung wird bereits von zahlreichen öffentlichen Institutionen eingesetzt. Mit dem Beitritt zu Databund will SEP den Austausch mit anderen Akteuren der öffentlichen Verwaltung fördern. mehr...

Von links halten Bastian Schäfer von der ekom21, Staatssekretär Martin Rößler und Prof. Dr.-Ing. Jörn Kohlhammer vom Fraunhofer IGD den Förderbescheid des Landes Hessen.

Fraunhofer IGD / ekom21: Cybergefährdungslagen visualisieren

[21.11.2024] Neue interaktive Visualisierungen von IT-Gefährdungslagen sollen in einem Forschungsprojekt des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung IGD und des IT-Dienstleisters ekom21 entstehen. Das vom Land Hessen geförderte Vorhaben berücksichtigt auch die Bedürfnisse kleinerer Institutionen wie Kommunen. mehr...

Modern eingerichteter Sitzungssaal mit weißen Tischen und Wänden.

Märkischer Kreis: Neue IT-Projekte im Fokus

[20.11.2024] Grünes Licht für die Haushaltsansätze im Bereich Digitalisierung und IT gab der Ausschuss für Digitalisierung und E-Government des Märkischen Kreises. Geplant sind Investitionen in IT-Sicherheit, Netzwerkinfrastruktur und den weiteren Ausbau digitaler Services. mehr...