Montag, 19. Mai 2025

Smart Country ConventionBitte weitererzählen

[09.11.2023] Auf der Kongressmesse Smart Country Convention in Berlin gibt sich dieser Tage die Politprominenz ein Stelldichein. In Vorträgen, Panel-Diskussionen und an den Messeständen werden die Digitalisierung von Städten und ländlichen Regionen beschworen und Best Practices gezeigt. Immer noch fehlt eine Instanz, welche die smarten Lösungen bündelt, kommuniziert und in die Fläche bringt.
Keynote von Bundesjustizminister Marco Buschmann auf der gut besuchten Plaza Stage der Smart Country Convention.

Keynote von Bundesjustizminister Marco Buschmann auf der gut besuchten Plaza Stage der Smart Country Convention.

(Bildquelle: Messe Berlin GmbH)

Bundesinnenministerin Nancy Faeser kam am Dienstagvormittag mit guten Nachrichten zur Smart Country Convention (7. bis 9. November 2023). Noch gezeichnet von der vorhergehenden Marathon-Verhandlungsnacht, die unter anderem einen Beschleunigungspakt für Genehmigungsverfahren hervorgebracht hat und das Bekenntnis, die Digitalisierung von Staat und Verwaltung weiterhin gemeinsam von Bund und Ländern finanzieren zu wollen, sprach Faeser einige Erfolge der Digitalisierung an. Die zentrale BundID für den digitalen Verwaltungszugang sei bislang für 3,4 Millionen Nutzerkonten aktiviert und der Online-Ausweis bis August dieses Jahres bei über zehn Millionen Transaktionen eingesetzt worden. Für kommendes Jahr versprach Faeser einen ersten Prototyp des lang erwarteten EU-Wallet – das ist die europäische digitale Identität, mit der dann länderübergreifend Verwaltungs- und wirtschaftliche Transaktionen möglich werden. Mit Blick auf das hiesige Digitalgeschehen räumte Faeser ein, dass die föderalen Herausforderungen bei der Digitalisierung „kein Kinderspiel“ seien. Zum weiteren Verlauf des Onlinezugangsgesetzes (OZG) war allerdings kein Wort von ihr zu vernehmen.

Lobende Worte für digitales Landleben

Auch Agrarminister Cem Özdemir fand zunächst lobende Worte für die Möglichkeiten, welche die Digitalisierung einem attraktiven Leben auf dem Lande bereitet. Telemedizin, Homeoffice, Fernunterricht und die Organisation des Vereinslebens auf digitalen Plattformen, aber auch Smart Farming für mehr Effizienz und Ressourcenschutz bei Anbau und Ernte hob der Minister in seiner Keynote hervor. Gleichzeitig machte er auf ein starkes Stadt-Land-Gefälle beim stationären Breitband aufmerksam, das nur zu 31 Prozent in ländlichen Regionen verfügbar sei. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beteilige sich am Fast Lane genannten Förderprogramm für benachteiligte ländliche Räume. 2023 stehen rund drei Milliarden Euro zur Unterstützung des Gigabitausbaus der Bundesregierung bereit. Ein weiteres Projekt des BMEL, auf das Özdemir gerne zu sprechen kam, ist Land.Funk. Hierbei handelt es sich um ein 5G-Hilfsmobilnetz für Rettungseinsätze, das per Drohnen in Landstrichen mit großen Funklöchern schnell eingerichtet werden kann. Von der Losung „Heimat, Hightech, Highspeed“, das gab der Minister zu, sei man aber noch weit entfernt. Nicht zuletzt liege dies daran, dass die vielen existierenden smarten Lösungen nicht zentral zur Nachnutzung angeboten würden.

Zentralstelle für smarte Lösungen fehlt

Dieser Punkt zeigte sich im weiteren Verlauf der Smart Country Convention als die (längst bekannte) Crux: Smart-City- und Smart-Country-Projekte basieren weitgehend auf öffentlichen Fördergeldern von Bundesministerien und Ländern. Sie haben einen Pilotcharakter, doch der in den Förderrichtlinien vorgesehene Wissenstransfer erschöpft sich häufig im Abschlussbericht. Die Lösungen sind weder auf Skalierbarkeit ausgerichtet, noch kommen sie je in der Fläche an. Das gilt insbesondere für die zahlreichen City-Apps, die von Kommunen im Alleingang realisiert werden und sich doch in vielen Funktionen kaum unterscheiden. Überhaupt fehlt eine zentrale Stelle, die das gewonnene Know-how allgemein verfügbar macht und nach dem Motto „Einer-für-Alle“ vorhandene Lösungen distribuiert. Als Symptom dieses Mangels muss das jährliche Ranking des Bitkom, der Smart City Index, erscheinen, dessen Top-Positionen sich die immer gleichen Großstädte aufteilen. In diesem Jahr liegt München vorne, dicht gefolgt von Hamburg, Köln, Nürnberg und Aachen.

Intelligenter Obstanbau

Interessante und vielversprechende smarte Ideen und Produkte gibt es auch abseits der Metropolen zuhauf. Beim Projekt MIRO (Mitteldeutsche Innovationsregion Obstanbau) beispielsweise werden digitale Lösungen für den Anbau, die Verarbeitung und die Vermarktung von heimischem Obst entwickelt. Hintergrund ist, dass regionale Obstbauern gegen den internationalen Markt kaum konkurrieren können, obwohl die Wege kürzer sind. Per Datenaustausch soll nun eine smarte Wertschöpfungskette errichtet werden und Informationen über den Wasserbedarf von Pflanzen und Anbauflächen mit Wetterprognosen und Modellrechnungen in Korrelation gebracht werden. Ein digitaler Produktpass soll zudem Informationen über Produkte, Erzeuger und Beschäftigte liefern. Ein anderes Projekt zielt vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels darauf ab, den Wissenstransfer für den Einsatz neuer landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen sicherzustellen, indem Bediener-Assistenzsysteme eingerichtet werden, sodass eine persönliche Einweisung nicht unbedingt erforderlich ist.

KI in der Smart City

Auch Künstliche Intelligenz zieht zunehmend in die Smart City und Smart Region ein. So werden vom Hamburger InnotecHH Fonds acht Millionen Euro für KI-Vorhaben in Hamburger Behörden verwaltet (wir berichteten). Darunter ein Projekt, das intelligente Videobeobachtung im Stadtraum ermöglicht und zugleich größeren Daten- und Persönlichkeitsschutz gewährleistet. Die aufgenommenen Personen werden nämlich als Videoskelette dargestellt und dadurch anonymisiert. Eine KI wertet das Material hinsichtlich atypischer Bewegungsabläufe aus und schlägt gegebenenfalls Alarm, sodass Ordnungskräfte schnell über mögliche Vorfälle unterrichtet werden können. Auch hinsichtlich Luftverschmutzung kann KI die Städte deutlich smarter machen, indem etwa die Luftqualität automatisch überwacht und an ein adaptives Tempolimitsystem angeschlossen wird. Je höher die Belastung, desto niedriger die erlaubte Geschwindigkeit. Die Stadt Brüssel bietet bereits kostenlosen öffentlichen Nahverkehr an Tagen mit hoher Luftverschmutzung an. Für den Einsatz von KI hat sich auch Bundesjustizminister Marco Buschmann in seiner Keynote starkgemacht: „KI muss auch in Deutschland entwickelt werden.“ Mit Sorge blickt er auf die europäische KI-Regulierung, die er als Gefahr für die weitere Entwicklung beschreibt. Grundlagenforschung müsse unbedingt auf Selbstregulierung basieren, sonst bleiben „am Ende nur Google und Apple übrig“, so Buschmann.

Copernicus für Kommunen

Einen ebenfalls europäischen, dabei aber sehr abgehobenen Blick auf Städte und Gemeinden bot Johannes M. Schmidt vom Copernicus Netzwerkbüro Kommunal in Aachen an. Das europäische Satellitensystem Copernicus, dessen Daten frei und kostenlos zugänglich sind, lässt sich nämlich für verschiedenste Kommunalaufgaben wie Klimaschutz, Luftreinhaltung, Stadtgrün, Bewässerungsmanagement und Gewässer-Monitoring einsetzen. Per Satelliten-Fernerkundung können Aufgaben der kommunalen Ebene unterstützt werden. So beispielsweise beim Projekt Treecop in Essen, einem Monitoring-System für Bäume, das nicht nur Sensorik einsetzt, sondern auch Bildauswertungen aus luftiger Höhe. Beim Cop4EE-Energieplaner finden ebenfalls Satellitendaten Einsatz, um flurstückgenau geeignete Flächen für Wind- und Solaranlagen zu identifizieren. Und Hamburg bedient sich Satellitenbildern, um die Chlorophyll-Konzentration in den Gewässern der Hansestadt zu kartieren.

Helmut Merschmann




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Messen | Kongresse
Schriftzug Digitalstadt Live, im Hintergrund sind die Umrisse eines Festivalpublikums zu sehen.

Ahaus: Smart City Festival im September

[19.05.2025] In Ahaus findet vom 4. bis 6. September das Smart-City-Festival Digitalstadt.Live statt. Während musikalische Liveacts in der Stadt für Festivalstimmung sorgen, richten sich Konferenz und Ausstellung an Stadtentwickler und andere Smart-City-Begeisterte, die an praxisnahen Lösungen etwa von ausgezeichneten Smart-City-Kommunen interessiert sind. mehr...

Learntec: KI im Vordergrund

[13.05.2025] Künstliche Intelligenz war eines der prägenden Themen auf der Learntec 2025, die rund 13.000 Fachbesuchende aus 40 Ländern nach Karlsruhe führte. Die internationale Fachmesse bot Einblicke in aktuelle Entwicklungen digitaler Bildung und stellte Fragen zum strategischen Umgang mit neuen Technologien. mehr...

Teilnehmende des Forums SCHOOL@Learntec im Gespräch.
bericht

Learntec: Markt der Möglichkeiten

[17.04.2025] Die Kongressmesse Learntec bietet auch in diesem Jahr ein umfangreiches Programm an Vorträgen und Workshops zur digitalen Bildung in Schule, Hochschule und Beruf. mehr...

Regionalkonferenz MPSC: Smart sein

[11.04.2025] Wie Städte digital und nachhaltig wachsen können, steht im Mittelpunkt der 22. Regionalkonferenz des Bundesprogramms Modellprojekte Smart Cities am 3. Juni 2025 in Halle (Saale). mehr...

drei Personen neben Vitako-Schild

Vitako: Zukunftsstrategien diskutiert

[10.04.2025] Die Vitako-Mitgliederversammlung Anfang April in Magdeburg hatte den Fokus auf Politik und Zukunftsstrategien gesetzt. Themen waren unter anderem die föderale Digitalstrategie und die Registermodernisierung. mehr...

Infotag: Impulse aus Leipzig

[10.04.2025] Mit dem Infotag E-Government und Digitalisierung in Leipzig zeigt sich Veranstalter NOLIS zufrieden: 150 kommunale Beschäftigte waren der Einladung gefolgt und haben in 35 Vorträgen und im Austausch untereinander und mit Softwareherstellern praxisnahe Impulse erhalten. mehr...

Ein voll besetzter Zuschauerraum mit Blick auf eine Bühne, auf der eine Diskussion stattfindet.

ANGA COM: Kongressprogramm mit mehr als 60 Panels

[03.04.2025] Mit mehr als 60 Panels, über 200 Sprecherinnen und Sprechern und nicht weniger als 480 Ausstellern aus 40 Ländern wird Anfang Juni die ANGA COM, Kongressmesse für Breitband, Fernsehen und Online stattfinden. Das Kongressprogramm kann nun online eingesehen werden. mehr...

Innovatives Management 2025: Verantwortung für die Demokratie

[02.04.2025] Wie kann die öffentliche Verwaltung dazu beitragen, verloren gegangenes Vertrauen in den Staat zurückzugewinnen? Diese Frage wird auf dem Kongress Innovatives Management diskutiert, der in diesem Jahr in Bonn stattfindet. Die Veranstaltung des Softwarehauses MACH gibt seit über 25 Jahren Impulse für eine zukunftsorientierte öffentliche Verwaltung. mehr...

Ein Mann schaut auf einen Desktop-Monitor-

Verwaltung.digiTal: Wuppertal veranstaltet IT-Hausmesse

[01.04.2025] Im Mai will die Stadtverwaltung Wuppertal eine IT-Hausmesse für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter veranstalten. Die Beschäftigten können in diesem Rahmen moderne Technik und KI-Anwendungen praxisnah kennenlernen und ausprobieren. mehr...

ANGA COM: Höchststand an Ausstellern

[21.03.2025] Die ANGA COM 2025, Europas führende Kongressmesse für Breitband, Fernsehen und Online, verzeichnet mit 480 angemeldeten Ausstellern einen neuen Höchststand. Vom 3. bis 5. Juni in Köln stehen zentrale Branchenthemen wie Glasfaser, Streaming, KI und Connectivity im Fokus. mehr...

Infotag E-Government: Best Practices aus erster Hand

[06.03.2025] Wie sich der digitale Wandel in der Verwaltung erfolgreich gestalten lässt, können Interessierte auf dem Infotag E-Government und Digitalisierung Anfang April in Leipzig in Praxisvorträgen erfahren. mehr...

Governikus Summit: Ideen für die Verwaltungszukunft

[06.03.2025] Auf dem diesjährigen Governikus Summit vom 25. bis 26. Februar in Berlin wurde wieder über zahlreiche Ideen zur Digitalisierung der Verwaltung, der Justiz und des Gesundheitsbereichs diskutiert. Zudem formulierten die Teilnehmenden drei Wünsche an die nächste Bundesregierung. mehr...

GovTech-Gipfel: Strategien für eine moderne Verwaltung

[04.03.2025] Beim GovTech-Gipfel diskutierten Expertinnen und Experten aus Politik, Verwaltung und Digitalwirtschaft über Strategien für eine moderne und leistungsfähige Verwaltung. Neben Panels und Round Tables wurden auch Best Practices aus dem In- und Ausland vorgestellt. mehr...

Neben den Daten zur Dataport Hausmesse ist ein Mann zu sehen, der durch eine VR-Brille blickt, im Hintergrund ein Roboterarm, mit blättern in der Hand und zwei weitere Hände, die Puzzleteile zusammenfügen.

Dataport: Einladung zur Hausmesse 2025

[28.02.2025] Am 6. März lädt Dataport zur Hausmesse nach Hamburg-Schnelsen ein. Fünf Bühnen, 13 Themeninseln und 30 Vorträge werden aktuelle Fragen rund um die Verwaltungsdigitalisierung aufgreifen. Auch eine Networking-Area wird angeboten. mehr...

Grafik zum Netzwerktreffen Interkommunales bijeenkomst 2025


Ems-Dollart-Region: 2. Interkommunales bijeenkomst

[27.02.2025] Kommunen in der Ems-Dollart-Region können sich am 27. März 2025 in Leer zum zweiten Mal auf der deutsch-niederländischen Veranstaltung „Interkommunales bijeenkomst“ über Themen rund um die Verwaltungsdigitalisierung austauschen. mehr...