Dienstag, 21. Oktober 2025

DSFAAmpel für den Datenschutz

[27.01.2022] Die Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA) bereitet vielen Kommunen Kopfzerbrechen. Der Landesbeauftragte für Datenschutz in Bayern hat eine praktikable Methode ausgearbeitet, die auch für nichtbayerische Kommunen hilfreich ist.
DSFA-Bericht zeigt

DSFA-Bericht zeigt, ob die Datenschutz-Ampel auf Rot steht.

(Bildquelle: hkama/adobe.stock.com)

Der Landesbeauftragte für Datenschutz in Bayern (BayLfD) liefert auf seiner Website konkrete Hilfestellung bei der Durchführung einer Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA). Zu finden sind zahlreiche Dokumente, die einen Überblick über das Vorgehen bei einer DSFA geben. Außerdem gibt es Musterformulare mit Ausfüllbeispielen.
Das Dokument „Orientierungshilfe“ zeigt anhand eines Prüfschemas, wie Kommunen prüfen können, ob eine DSFA erforderlich ist, und gibt einen Überblick über die Erstellung. Das Dokument „Methodik und Fallstudie“ beschreibt die Ziele des Standard-Datenschutzmodells und zeigt, wie eine Risikoanalyse durchgeführt wird. Hier wird auch erklärt, wie man über die Risikoanalyse zur Gesamtrisikobewertung einer Datenverarbeitung gelangt und welche Mindestpositionen der DSFA-Bericht enthalten muss. Besonders anschaulich: An einem praktischen Beispiel wird eine DSFA im Personalamt der Stadt Fiktivia durchgespielt. Als Praxishilfe werden fünf Module bereitgestellt, die Musterformulare und Ausfüllbeispiele enthalten, sowohl für die Erforderlichkeitsprüfung als auch für den DSFA-Bericht und die Risikoanalyse.
Allerdings ist nicht für jede Datenverarbeitung eine DSFA erforderlich. Ob dies der Fall ist, kann man über das Formular „DSFA-Erforderlichkeitsprüfung“ auf der Website des BayLfD prüfen. Darin wird abgefragt, ob es eine Ausnahme von der Durchführung einer eigenen DSFA gibt, etwa wenn eine solche bereits für einen ähnlichen Verarbeitungsvorgang mit vergleichbaren Risiken vorliegt, oder ob der Verarbeitungsvorgang auf der Blacklist der Aufsichtsbehörde steht.

Analyse der Risikofaktoren

Verneint man diese Punkte, so folgt eine eigene Risikoabschätzung nach den „Leitlinien zur Datenschutz-Folgenabschätzung“ der ­europäischen Artikel-29-Gruppe. Darin wird unter anderem gefragt, ob durch die Datenverarbeitung Personen systematisch überwacht und kontrolliert werden, ob vertrauliche Daten oder Daten schutzbedürftiger Personen verarbeitet werden oder ob es sich um eine innovative Nutzung oder Anwendung neuer technologischer oder organisatorischer Lösungen handelt. Das ausgefüllte Formular „DSFA-Erforderlichkeitsprüfung“ dient als Nachweis gegenüber einer Aufsichtsbehörde, dass die Notwendigkeit einer Datenschutz-Folgenabschätzung für eine Verarbeitungstätigkeit geprüft wurde.
Ist diese notwendig, muss festgestellt werden, welche Risiken für die Rechte und Freiheiten von Personen durch die Verarbeitungstätigkeit bestehen. Dazu schlägt der BayLfD eine Analyse vor, in der ­Risikoszenarien erarbeitet und Schwach­stellen und Risikoquellen der Verarbeitungstätigkeit betrachtet werden. Geprüft wird, ob die Verarbeitungstätigkeit die Ziele des Standarddatenschutzmodells der unabhängigen Datenschutzaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder erfüllt. Das sind zum einen Datensicherheitsziele – Verfügbarkeit, Vertraulichkeit und Datenintegrität – und zum anderen Schutz­bedarfsziele: Datenminimierung, Intervenierbarkeit, Transparenz, Nicht­verkettung, Konzeptionseinhaltung und Richtigkeit. Die Zielerfüllung wird anhand eines Ampelsystems bewertet.
Nach einer ersten Risikobetrachtung sollten Maßnahmen erarbeitet werden, die Risiken minimieren. Danach wird die Verarbeitungstätigkeit ein zweites Mal bewertet. Auch hierbei wird das Ampelsystem verwendet. Die Ergebnisse der zweiten Risikoanalyse fließen als Risikogesamtbewertung in den DSFA-Bericht ein.

Risikogesamtbewertung mit Ampelsystem

Maßnahmen, die den Risiken für die Rechte und Freiheiten von Personen entgegenwirken, lassen sich drei Kategorien zuordnen:
• Maßnahmen, die in der Software voreingestellt sind (Privacy by Default), etwa ein System zur Vergabe eines Passworts oder einer Zwei-Faktor-Authentisierung, zur Einrichtung eines Berechtigungskonzepts oder zur Protokollierung.
• Technische Maßnahmen, die im Rechenzentrum oder den Server-Räumen, in denen die Software betrieben wird, umgesetzt werden müssen (Privacy by Design). Dazu zählen zum Beispiel die regelmäßige Datensicherung, eine unterbrechungsfreie Stromversorgung oder der Einbau einer Firewall.
• Auch die Kommune selbst muss zur Risikominimierung beitragen, indem sie beispielsweise vor Ort dafür sorgt, dass die Mitarbeitenden regelmäßig Schulungen zu Datenschutz und Informationssicherheit erhalten, dass Besuchern keine Einsicht in vertrauliche Daten gewährt wird und Unberechtigte keinen Zutritt zu sicherheitsrelevanten Gebäude­teilen erhalten.
Die Zusammenfassung der Datenschutz-Folgenabschätzung erfolgt im DSFA-Bericht. Darin werden Informationen zur Verarbeitungstätigkeit gegeben und der Kontext sowie die grundlegenden Prinzipien der Datenverarbeitung beschrieben. Schließlich folgt die Risikogesamtbewertung, die aus der Risikoanalyse resultiert. Die Verarbeitungstätigkeit ist datenschutzkonform, wenn die Ampel der Risikogesamtbewertung auf Grün oder Gelb steht. Steht die Ampel dagegen auf Rot, muss der Datenverarbeitungsvorgang noch einmal gründlich überprüft oder der Rat der Aufsichtsbehörde eingeholt werden. Der DSFA-Bericht listet am Ende alle Maßnahmen zur Risiko­minimierung noch einmal auf, die in der Risikoanalyse festgelegt wurden.

Carola Meier ist zertifizierte Datenschutzbeauftragte (TÜV Süd) bei der GKDS Gesellschaft für Kommunalen Datenschutz mbH.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Sicherheit
Eingangsbereich des Kirkeler Rathauses.
bericht

Kirkel: Krise kontrolliert bewältigt

[17.10.2025] Die saarländische Gemeinde Kirkel konnte einem Cyberangriff technisch erfolgreich begegnen – auch dank der Unterstützung umliegender Kommunen. Die offene Kommunikation mit der Öffentlichkeit trug ebenfalls zum kontrollierten Umgang mit dem Angriff bei. mehr...

Berlin: Hürden beim Open-Source-Umstieg

[13.10.2025] In der Berliner Verwaltung läuft bislang nur ein gutes Fünftel der eingesetzten Fachverfahren auf Open Source. Fehlende Zentralisierung und eine Windows-Bindung der einzelnen Lösungen bremsen auf dem Weg zu mehr digitaler Souveränität. Der Umsteig erfolgt schrittweise. mehr...

Auf einem Laptop ist auf rotem Hintergrund ein digitaler Totenkopf zu sehen

Cybersicherheit: Mit ELITE 2.0 Angriffe realistisch erleben

[26.09.2025] Die Fraunhofer-Institute FOKUS und IAO stellen jetzt Online-Demonstratoren zur Verfügung, mit denen sich die Folgen eines Cyberangriffs realistisch erleben lasen. Das soll Mitarbeitende praxisnah für aktuelle Cybergefahren sensibilisieren. 
 mehr...

Ein Rettungsschwimmring liegt auf einer Computertastatur.

ITEBO: Cloudbasierter Notfallarbeitsplatz

[01.09.2025] Kommunen können nun einen Notfallarbeitsplatz bei IT-Dienstleister ITEBO einrichten. Sollte die Verwaltung einmal von einem Cyberangriff betroffen sein, kann sie über die cloudbasierte Lösung innerhalb kurzer Zeit ihre Erreichbarkeit wiederherstellen. mehr...

Datenschutz: Know-how für die KI-Planungsphase

[29.08.2025] Der Beauftragte für den Datenschutz des Landes Niedersachsen führt regelmäßig Schulungen zu aktuellen Datenschutzthemen durch. Neu im Programm ist eine Fortbildung über den KI-Einsatz in der öffentlichen Verwaltung. mehr...

Logo des 7. CyberSicherheitsForums

CyberSicherheitsForum 2025: Global denken, vor Ort handeln

[28.08.2025] Wie sicher sind wir in der Welt vernetzt? Was können wir global mitnehmen, um unsere digitale Welt hier vor Ort sicherer zu machen? Diese und weitere Fragen können mit Expertinnen und Experten im November beim siebten CyberSicherheitsForum in Stuttgart diskutiert werden. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander in einem Raum, zwei davon halten ein Dokument in den Händen.

Würzburg: Siegel bescheinigt IT-Sicherheit

[26.08.2025] Würzburg ist vom Bayerischen Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) mit dem Siegel Kommunale IT-Sicherheit ausgezeichnet worden. Es bescheinigt der Stadtverwaltung, dass sie angemessene Maßnahmen zur IT-Sicherheit umgesetzt hat. mehr...

Verschwommen im Hintergrund die Nahaufnahme eines Laptops, über dessen Tastatur eine leuchtende digitale Vorhängeschloss-Schnittstelle schwebt.

V-PKI-Zertifikate: Neues Antragsportal der SIT

[25.08.2025] Als nachgeordnete Zertifzierungsstelle des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gibt die Südwestfalen-IT Zertifikate zur Absicherung der digitalen Kommunikationswege und -Plattformen von öffentlichen Verwaltung aus. Das entsprechende Antragsportal hat die SIT nun einem Relaunch unterzogen. mehr...

Das Bundeskabinett an einem langgestreckten ovalen Holztisch während einer Sitzung.

Bundesregierung: NIS2-Richtlinie beschlossen

[31.07.2025] Das Kabinett hat den Gesetzentwurf zur Umsetzung der NIS2-Richtlinie beschlossen. Damit gelten künftig für deutlich mehr Unternehmen als bisher gesetzliche Pflichten zur Stärkung der Cybersicherheit, zudem erhält das BSI neue Befugnisse für Aufsicht und Unterstützung. mehr...

Drei Personen stehen in einem Raum nebeneinander und halten gemeinsam ein großes Dokument in die Kamera.

Monheim am Rhein: TÜV bestätigt IT-Sicherheit

[23.07.2025] Das Informationssicherheits-Managementsystem der Stadt Monheim und ihrer Bahnen ist erneut mit dem Prüfsiegel ISO/IEC 27001:2022 zertifiziert worden. Das von TÜV Rheinland ausgestellte Zertifikat bescheinigt, dass sicherheitsrelevante Prozesse dokumentiert, geprüft und kontinuierlich verbessert werden. mehr...

Eine Reihe von roten und blauen Bauklötzen oder Dominosteinen, die blauen Steine sind im Begriff, umzufallen.

Dataport: Red Team für Cybersicherheit

[10.07.2025] Dataport setzt künftig auf Red Teaming – umfassende Angriffssimulationen, welche die IT-Sicherheitsmechanismen realistisch auf die Probe stellen. Der IT-Dienstleister will damit das eigene Sicherheitsniveau und die Sicherheit der Kunden und Trägerländer erhöhen. mehr...

Blick ins Auditorium Fachveranstaltung "Cyberangriffe auf Kommunen"

Fachtagung: Auf Cyberangriffe vorbereitet

[30.06.2025] Über 160 Teilnehmende aus saarländischen Städten, Gemeinden und Landkreisen tauschten sich auf der Fachveranstaltung „Cyberangriffe auf Kommunen“ über die akute Bedrohung durch Cyberkriminalität und praxistaugliche Schutzmaßnahmen aus. mehr...

Symbolbild IT-Sicherheit: Leicht unscharfes, kontrastarmes Foto eines überladenen schreibtischs mit Brille, Tablet, Kaffeetasse und Papieren, darübergelegt Icon eines Vorhängeschlosses und Platinen-ähnliche Muster.

LSI Bayern: Neues Sicherheitssiegel für Kommunen

[11.06.2025] Das LSI Bayern hat Version 4.0 des IT-Sicherheits-Siegels für Kommunen veröffentlicht. Neu sind Vorgaben zu KI, mobiler Sicherheit und Online-Backups. Der ergänzende Baustein IT-Resilienz hilft Kommunen bei der systematischen Selbsteinschätzung. mehr...

Kreis Regensburg: 17 Kommunen erhalten Siegel für IT-Sicherheit

[10.06.2025] 17 Kommunen im Zweckverband Realsteuerstelle Regensburg sind jetzt vom bayerischen Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) mit dem Siegel „Kommunale IT-Sicherheit“ ausgezeichnet worden. mehr...

Print-Ausgabe des CSBW-Jahresberichts 2024, die schräg auf einer grauen Oberfläche liegt.

Baden-Württemberg: Jahresbericht zur Cybersicherheit 2024

[22.05.2025] Die CSBW hat 2024 rund 30 Prozent mehr IT-Sicherheitsvorfälle bearbeitet. Kommunen wurden ähnlich häufig unterstützt wie im Vorjahr, neue Präventionsangebote, Notfallübungen und ein Schwachstellenscan richten sich teils gezielt an sie. mehr...