Sonntag, 5. Oktober 2025

Asyl-SoftwareBlick aufs Ganze

[24.03.2016] Die Stadtverwaltung Kaiserslautern hat mit einem Software-Haus eine Lösung entwickelt, die für mehr Transparenz in der Flüchtlingsfrage sorgt. Dirk Andres von der Stabsstelle Asyl und UplinkIT-Geschäftsführer Alexander Fridhi sprechen über den Nutzen des ASYLCUBES.
Dirk Andres

Dirk Andres, Stabsstelle Asyl der Stadt Kaiserslautern (l.) und Alexander Fridhi, Geschäftsführer UplinkIT

(Bildquelle: Stadtverwaltung Kaiserslautern / UplinkIT GmbH)

Herr Andres, die Stadtverwaltung Kaiserslautern hat in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen UplinkIT die Lösung ASYLCUBE entwickelt, die für mehr Transparenz in der Flüchtlingsfrage sorgen soll. Wie ist denn die Situation in Kaiserslautern?

Andres: Die Lage ist sicher vergleichbar mit der anderer Kommunen. Wir stehen vor großen Herausforderungen. Aktuell müssen wir jedoch noch keine Mehrzweckhallen belegen. Die Hauptaufgaben sind derzeit, Wohnraum zu finden, die Unterbringung zu gewährleisten, die sozialpädagogische Betreuung zu organisieren und die Intergration voranzubringen.

Was leistet die Lösung ASYLCUBE?

Andres: Die Daten der Flüchtlinge werden der Stadt vom Land Rheinland-Pfalz per E-Mail mitgeteilt. Eine angehängte PDF-Datei enthält personenbezogene Daten wie Name, Geschlecht, Alter, Herkunftsland oder Religionszugehörigkeit. Zudem sind Informationen enthalten, wann die Personen im Erstaufnahmelager angekommen sind und wann die Zuteilung nach Kaiserslautern ansteht. Mit dem ASYLCUBE werden diese Daten automatisiert in eine Datenbank überführt.

Herr Fridhi, welche Aufgabe hatten die Entwickler?

Fridhi: Wir unterstützen sowohl die operative als auch die Führungsebene dabei, die Datenflut zu strukturieren und helfen, das Unplanbare planbar zu machen. Dazu haben wir eine mehrdimensionale Lösung geschaffen.

Worin lag die Herausforderung?

Fridhi: Die Daten für den ASYLCUBE werden aus der PDF-Datei extrahiert. Die Datenübernahme und -weiterverarbeitung erfolgt automatisiert. Schon das ist ein Meilenstein, weil zuvor die Daten manuell übernommen wurden. Die Herausforderungen lauteten, wie daraus Prognosen abgeleitet werden können und wie die Lösung mit vorhandenen Fachverfahren vernetzt werden kann.

Auf welcher Technologie basiert ASYLCUBE?

Fridhi: Der ASYLCUBE ist eine plattformunabhängige Lösung, die im Browser läuft. Damit kann sie von jedem Gerät aus bedient werden. Sie wird als Software as a Service angeboten und ist über ein Drei-Zonen-Konzept abgesichert. Der ASYLCUBE ist Teil unserer weitergehenden Infrastruktur Kommune as a Service, kurz KaaS. Künftig wollen wir weitere Applikationen in Betrieb nehmen, also eine Art App Store für Kommunen aufbauen.

„Mit dem ASYLCUBE haben wir jetzt transparente Daten.“
Was kostet die Lösung?

Fridhi: Die Basisversion des ASYLCUBES ist für alle Kommunen kostenlos. Jede Stadt oder Gemeinde soll dadurch in die Lage versetzt werden, den aktuellen Problemstellungen ein probates Mittel in Form unserer Anwendung entgegenzusetzen. Hinzu kommt, dass wir uns aus jeder Datenquelle bedienen können – wir sind also in der Lage, jedem Interessenten die Lösung ohne Zugangsbarrieren zur Verfügung zu stellen.

Welche Vorteile hat die Stadt Kaiserslautern durch den ASYLCUBE?

Andres: Wir haben jetzt transparente Daten. Wir können tagesaktuell erkennen, welche Fälle uns zugeteilt wurden. Das erleichtert die Planung – gerade in den Bereichen, die maßgeblich mit der Thematik in Berührung kommen wie Soziales oder Ausländerwesen sowie das Gebäude-Management und die Referate Jugend und Schulen. So wissen wir beispielsweise, wie viele Flüchtlinge im schulpflichtigen Alter sind.

Was können Sie noch aus den Zahlen ableiten?

Andres: Das ist sehr vielfältig. Die Daten zeigen uns, dass zum Beispiel syrische Flüchtlinge bis Herbst 2015 alleine oder zu zweit, statistisch gesehen mit 1,3 Personen, hier ankamen. Seit Oktober 2015 ist dieses statistische Mittel auf 1,8 Personen gestiegen. Das hört sich nach nicht viel an, heißt aber, dass Syrer jetzt eher mit der Familie kommen.

Welche Tools gibt es und welche weiteren sind geplant oder in der Entwicklung?

Andres: Der ASYLCUBE ist mehrdimensional. Wir binden die in den Fachreferaten vorliegenden Verfahren und Auswertungen über Schnittstellen ein und spielen so die vorhandenen Informationen zu einem Ganzen zusammen. Insbesondere Soziales und Ausländerwesen, aber auch Jugend und Schule sind hier wieder von Bedeutung. Eine große Aufgabe ist es, die Unterbringung der Menschen zu organisieren. Mit dem Gebäude-Management-Tool des ASYLCUBES können wir feststellen, ob unsere Unterkünfte für die zu erwartenden Menschen ausreichen, oder ob wir doch Notunterkünfte bereitstellen müssen. In Entwicklung ist eine Freiwilligendatenbank, die uns hilft, die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer zu koordinieren.

Welchen weiteren Nutzen sehen Sie?

Andres: Ich sehe im ASYLCUBE auch eine Lösung, um außerhalb der Finanzplanung Antworten auf die Frage zu erhalten, welche Kosten für die Kommune durch den Zuzug von Flüchtlingen im operativen Tagesgeschäft entstehen. Wir erhalten ja für jeden Asylbewerber einen Pauschalbetrag, alles was darüber hinausgeht, ist kommunal zu finanzieren. Zudem wissen wir nicht, ob die Anzahl der Menschen, die wir aufnehmen, tatsächlich dem Verteilschlüssel entspricht. Wenn dem nicht so ist, entstehen mehr kommunale Kosten, für die ein Ausgleich zu zahlen wäre. Ein wichtiges Thema, das noch brachliegt, ist die Vergleichbarkeit der Kommunen in Rheinland-Pfalz. Mit einer Lösung wie dem ASYLCUBE könnte ein großer Schritt in Richtung Benchmark gemacht werden.

Interview: Alexander Schaeff




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Fachverfahren

Verkehrswesen: IT-Dienstleister bündeln Kräfte

[02.10.2025] Mit einer gemeinsamen Absichtserklärung (Letter of Intent) haben sechs führende kommunale IT-Dienstleister, darunter die AKDB, den Grundstein für eine weitreichende Kooperation im Verkehrswesen gelegt. Die öffentliche Bekanntgabe der Kooperation erfolgte auf der Smart Country Convention 2025 in Berlin. mehr...

Kita-Lösungen: Neue Kunden für Little Bird

[01.10.2025] Der Anbieter Little Bird hat neun neue Kommunen und Träger als Kunden gewonnen. Diese setzen auf ein digitales Familienportal sowie die Little-Bird-Software. mehr...

Sachsen: eWA gestartet

[30.09.2025] Die elektronische Wohnsitzanmeldung, die sich in zahlreichen Bundesländern bereits bewährt hat, ist nun auch in Sachsen gestartet. mehr...

Symbolbild Häuser

G&W Software: CaliforniaX für die Wohnungswirtschaft

[19.09.2025] Die vielfältigen Aufgaben von Bauabteilungen, seien es Sanierungen, Neubau, Instandhaltung, Modernisierung oder wiederkehrende Unterhaltsmaßnahmen, lassen sich mit der Software CaliforniaX kostenseitig umfassend planen und verwalten.  mehr...

2 Frauen vor einem Tisch mit Bildschirm, digitaler Bauantrag in Waghäusel

Waghäusel: Mit Prosoz zum digitalen Bauantrag

[15.09.2025] Das Baurechtsamt der Stadt Waghäusel hat mit Unterstützung des Herstellers Prosoz Herten den digitalen Bauantrag eingeführt. mehr...

Stadtansicht Nienburg/Weser

Landkreis Nienburg/Weser: Schneller zur Baugenehmigung

[11.09.2025] 
Seit Januar vergangenen Jahres arbeitet der Kreis Nienburg/Weser mit dem Virtuellen Bauamt des Anbieters cit. Die durchweg positive Bilanz der Kommune: Die digitale Plattform sorgt für mehr Transparenz, kürzere Laufzeiten und eine spürbare Entlastung. mehr...

Brautpaar von hinten, sich an den Händen haltend

Düsseldorf: Erfolgreicher Start für digitale Eheanmeldung

[10.09.2025] Mit dem neuen Onlineservice digitale Eheanmeldung will die Stadt Düsseldorf den Anmeldeprozess für künftige Eheleute deutlich vereinfachen und beschleunigen. In den ersten 100 Tagen wurde das Angebot bereits von 180 Paaren genutzt. mehr...

Drei Personen aus dem Bereich Bauordnung der Stadt Gütersloh neben einem Bildschirm am Tisch stehend

Gütersloh: KI-Potenzial für Baugenehmigung

[09.09.2025] Das Potenzial von KI im Bereich Baugenehmigungen wird gerade in Gütersloh getestet. Dazu erprobt der Fachbereich Bauordnung neue Lösungen in seiner Fachanwendung. mehr...

Kreis Peine: Elterngeldantrag ab sofort online möglich

[03.09.2025] Eltern im Landkreis Peine können den Elterngeldantrag ab sofort online stellen. Damit entfallen Papierformulare, Wartezeiten und Medienbrüche. mehr...

Eine Person steht an der Grenze zu Deutschland.

Aufenthalt Digital: Exportschlager aus Brandenburg

[22.08.2025] Der Onlinedienst Aufenthalt Digital entlastet nun bundesweit 300 Ausländerbehörden bei der Antragsbearbeitung. Zuletzt ging er im bayerischen Kreis Amberg-Sulzbach an den Start. In 150 weiteren Kommunen befindet sich die im Zuge des Onlinezugangsgesetzes (OZG) von Brandenburg entwickelte Lösung im Roll-out. mehr...

Eine Frau sitzt zwischen Umzugskartons und hält ein Smartphone in der Hand.

Digitale Wohnsitzanmeldung: Rheinland-Pfalz erreicht Flächendeckung

[13.08.2025] In Rheinland-Pfalz können jetzt alle Bürgerinnen und Bürger ihren Wohnsitz digital ummelden. Der flächendeckende Einsatz der entsprechenden Einer-für-Alle-Lösung aus Hamburg macht es möglich. mehr...

Mehrere Personen sitzen im Hörsaal einer Hochschule.
bericht

Bauwesen: Digitaltage in Merseburg

[08.08.2025] Ende August finden die Merseburger Digitaltage sowie der 17. brain-SCC Anwendertag statt. Im Mittelpunkt des Anwendertags stehen die EfA-Fokusleistung „Digitale Baugenehmigung“ und der VOIS-Vorgangsraum. mehr...

Zwei Kleinkinder spielen in einem Raum.

Oberkrämer: Einfacher zum Betreuungsplatz

[07.08.2025] In der brandenburgischen Gemeinde Oberkrämer steht Eltern seit Anfang August ein neues Onlineportal zur Verfügung, das die Suche und Anmeldung für Kitaplätze digitalisiert und erheblich vereinfacht. Zum Einsatz kommt dabei die Lösung von Anbieter Little Bird. mehr...

Eine Person macht in einem Büro Notizen in einem Bauplan.

Osnabrück: EfA-Lösung für Bauanträge

[30.07.2025] Die Stadt Osnabrück nimmt Bauanträge ab August nur noch über die für das Land Niedersachsen entwickelte Einer-für-Alle (EfA)-Lösung entgegen. Bautechnische Nachweise sind über die Elektronische Bautechnische Prüfakte (ELBA) einzureichen. mehr...

Ein stilvoll mit Graffiti versehenes Haus.
bericht

E-Voting: Demokratische Teilhabe

[25.07.2025] Konstanz ermöglicht Jugendlichen seit 2023 eine digitale Wahl ihrer Jugendvertretung mit Open-Source-Technologie von wer denkt was. Das rechtssichere E-Voting erhöht die Beteiligung und senkt den Aufwand – auch für andere Kommunen. mehr...