Sonntag, 15. Juni 2025

Asyl-SoftwareBlick aufs Ganze

[24.03.2016] Die Stadtverwaltung Kaiserslautern hat mit einem Software-Haus eine Lösung entwickelt, die für mehr Transparenz in der Flüchtlingsfrage sorgt. Dirk Andres von der Stabsstelle Asyl und UplinkIT-Geschäftsführer Alexander Fridhi sprechen über den Nutzen des ASYLCUBES.
Dirk Andres

Dirk Andres, Stabsstelle Asyl der Stadt Kaiserslautern (l.) und Alexander Fridhi, Geschäftsführer UplinkIT

(Bildquelle: Stadtverwaltung Kaiserslautern / UplinkIT GmbH)

Herr Andres, die Stadtverwaltung Kaiserslautern hat in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen UplinkIT die Lösung ASYLCUBE entwickelt, die für mehr Transparenz in der Flüchtlingsfrage sorgen soll. Wie ist denn die Situation in Kaiserslautern?

Andres: Die Lage ist sicher vergleichbar mit der anderer Kommunen. Wir stehen vor großen Herausforderungen. Aktuell müssen wir jedoch noch keine Mehrzweckhallen belegen. Die Hauptaufgaben sind derzeit, Wohnraum zu finden, die Unterbringung zu gewährleisten, die sozialpädagogische Betreuung zu organisieren und die Intergration voranzubringen.

Was leistet die Lösung ASYLCUBE?

Andres: Die Daten der Flüchtlinge werden der Stadt vom Land Rheinland-Pfalz per E-Mail mitgeteilt. Eine angehängte PDF-Datei enthält personenbezogene Daten wie Name, Geschlecht, Alter, Herkunftsland oder Religionszugehörigkeit. Zudem sind Informationen enthalten, wann die Personen im Erstaufnahmelager angekommen sind und wann die Zuteilung nach Kaiserslautern ansteht. Mit dem ASYLCUBE werden diese Daten automatisiert in eine Datenbank überführt.

Herr Fridhi, welche Aufgabe hatten die Entwickler?

Fridhi: Wir unterstützen sowohl die operative als auch die Führungsebene dabei, die Datenflut zu strukturieren und helfen, das Unplanbare planbar zu machen. Dazu haben wir eine mehrdimensionale Lösung geschaffen.

Worin lag die Herausforderung?

Fridhi: Die Daten für den ASYLCUBE werden aus der PDF-Datei extrahiert. Die Datenübernahme und -weiterverarbeitung erfolgt automatisiert. Schon das ist ein Meilenstein, weil zuvor die Daten manuell übernommen wurden. Die Herausforderungen lauteten, wie daraus Prognosen abgeleitet werden können und wie die Lösung mit vorhandenen Fachverfahren vernetzt werden kann.

Auf welcher Technologie basiert ASYLCUBE?

Fridhi: Der ASYLCUBE ist eine plattformunabhängige Lösung, die im Browser läuft. Damit kann sie von jedem Gerät aus bedient werden. Sie wird als Software as a Service angeboten und ist über ein Drei-Zonen-Konzept abgesichert. Der ASYLCUBE ist Teil unserer weitergehenden Infrastruktur Kommune as a Service, kurz KaaS. Künftig wollen wir weitere Applikationen in Betrieb nehmen, also eine Art App Store für Kommunen aufbauen.

„Mit dem ASYLCUBE haben wir jetzt transparente Daten.“
Was kostet die Lösung?

Fridhi: Die Basisversion des ASYLCUBES ist für alle Kommunen kostenlos. Jede Stadt oder Gemeinde soll dadurch in die Lage versetzt werden, den aktuellen Problemstellungen ein probates Mittel in Form unserer Anwendung entgegenzusetzen. Hinzu kommt, dass wir uns aus jeder Datenquelle bedienen können – wir sind also in der Lage, jedem Interessenten die Lösung ohne Zugangsbarrieren zur Verfügung zu stellen.

Welche Vorteile hat die Stadt Kaiserslautern durch den ASYLCUBE?

Andres: Wir haben jetzt transparente Daten. Wir können tagesaktuell erkennen, welche Fälle uns zugeteilt wurden. Das erleichtert die Planung – gerade in den Bereichen, die maßgeblich mit der Thematik in Berührung kommen wie Soziales oder Ausländerwesen sowie das Gebäude-Management und die Referate Jugend und Schulen. So wissen wir beispielsweise, wie viele Flüchtlinge im schulpflichtigen Alter sind.

Was können Sie noch aus den Zahlen ableiten?

Andres: Das ist sehr vielfältig. Die Daten zeigen uns, dass zum Beispiel syrische Flüchtlinge bis Herbst 2015 alleine oder zu zweit, statistisch gesehen mit 1,3 Personen, hier ankamen. Seit Oktober 2015 ist dieses statistische Mittel auf 1,8 Personen gestiegen. Das hört sich nach nicht viel an, heißt aber, dass Syrer jetzt eher mit der Familie kommen.

Welche Tools gibt es und welche weiteren sind geplant oder in der Entwicklung?

Andres: Der ASYLCUBE ist mehrdimensional. Wir binden die in den Fachreferaten vorliegenden Verfahren und Auswertungen über Schnittstellen ein und spielen so die vorhandenen Informationen zu einem Ganzen zusammen. Insbesondere Soziales und Ausländerwesen, aber auch Jugend und Schule sind hier wieder von Bedeutung. Eine große Aufgabe ist es, die Unterbringung der Menschen zu organisieren. Mit dem Gebäude-Management-Tool des ASYLCUBES können wir feststellen, ob unsere Unterkünfte für die zu erwartenden Menschen ausreichen, oder ob wir doch Notunterkünfte bereitstellen müssen. In Entwicklung ist eine Freiwilligendatenbank, die uns hilft, die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer zu koordinieren.

Welchen weiteren Nutzen sehen Sie?

Andres: Ich sehe im ASYLCUBE auch eine Lösung, um außerhalb der Finanzplanung Antworten auf die Frage zu erhalten, welche Kosten für die Kommune durch den Zuzug von Flüchtlingen im operativen Tagesgeschäft entstehen. Wir erhalten ja für jeden Asylbewerber einen Pauschalbetrag, alles was darüber hinausgeht, ist kommunal zu finanzieren. Zudem wissen wir nicht, ob die Anzahl der Menschen, die wir aufnehmen, tatsächlich dem Verteilschlüssel entspricht. Wenn dem nicht so ist, entstehen mehr kommunale Kosten, für die ein Ausgleich zu zahlen wäre. Ein wichtiges Thema, das noch brachliegt, ist die Vergleichbarkeit der Kommunen in Rheinland-Pfalz. Mit einer Lösung wie dem ASYLCUBE könnte ein großer Schritt in Richtung Benchmark gemacht werden.

Interview: Alexander Schaeff




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