KorschenbroichDer Weg zur Ende-zu-Ende-Digitalisierung
Im Vergleich zu manchen europäischen Nachbarn hinkt die Digitalisierung der Verwaltung in Deutschland hinterher. Während die skandinavischen Länder ihre Behördenlandschaft konsequent digitalisieren, streiten wir über die Grundlagen. Die 30.000-Einwohner-Stadt Korschenbroich hat sich schon vor einiger Zeit auf den Weg gemacht, ihre Verwaltung umfassend zu digitalisieren (wir berichteten). Viele Hürden hat sie bereits genommen, doch am Ziel ist die Kommune noch lange nicht. Im Vergleich mit anderen Städten liegt sie im Mittelfeld. Denn kleine Kommunen haben es aufgrund fehlender finanzieller und personeller Ressourcen deutlich schwerer als Großstädte wie Hamburg, die schon deutlich weiter sind.
Mit der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) startete 2017 das bislang umfassendste Digitalisierungsprojekt von Bund, Ländern und Kommunen – ein Prozess, in dem die notwendigen Strukturen und methodischen Vorgehensweisen erst geschaffen werden mussten. Auch in Korschenbroich ging es zunächst darum, das OZG so umzusetzen, wie es das Gesetz vorsieht: Personal gewinnen und schulen, den Veränderungsprozess meistern. Das war mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und angesichts der insgesamt 100 zu digitalisierenden Dienstleistungen in drei Jahren jedoch nicht zu schaffen. Dieses Beispiel zeigt: Bei den Kommunen sind große Anstrengungen erkennbar, doch de facto ist das OZG noch nicht wirklich in der Fläche angekommen. Es gibt starke Initiativen der Länder mit den modernen Dienstleistungsportalen, aber die Kommunen sind bei der Organisation und Finanzierung des OZG abgehängt worden.
Pandemie als Beschleuniger
Bereits im Jahr 2015 rief Korschenbroich eine Projektgruppe ins Leben. Seitdem wurden verschiedene Projekte umgesetzt. Dazu gehören eine Online-Plattform für die Vergabe von Aufträgen, ein elektronischer Sitzungsdienst, das digitale Melderegister und ein elektronischer Postausgang. Außerdem wurde die Website neu gestaltet (wir berichteten) und das Bürgerserviceportal angebunden. Beschleunigt durch die Corona-Pandemie hat die Behörde die Kernverwaltung innerhalb kürzester Zeit nahezu komplett mit mobilen Endgeräten ausgestattet und so Remote-Arbeiten für einen Großteil der Beschäftigten ermöglicht. Ebenso startete der Roll-out eines Dokumenten-Management-Systems (DMS). Im Rahmen eines Klimaschutzkonzepts erfolgte ein Ratsbeschluss zur papierlosen Verwaltung 2030. Im Jahr 2022 wurde schließlich eine ganzheitliches E-Government-Konzept entwickelt, das seither von der Projektorganisation umgesetzt wird.
Beschäftigte gefragt
Um den Status quo zu ermitteln, evaluierte die Stadtverwaltung Korschenbroich ihre IT-Ausstattung und führte eine Mitarbeiterbefragung durch. Demnach schätzt die überwiegende Mehrheit der Befragten die Chancen der Digitalisierung für ihre tägliche Arbeit als hoch oder zumindest moderat ein. Sehr hohe Zufriedenheitswerte im Bereich des mobilen Arbeitens zeigen, dass die Stadtverwaltung bereits Fortschritte bei der Digitalisierung erzielt hat. Auch die Bereitschaft zur persönlichen Weiterentwicklung und Anpassung an neue digitale Arbeitsweisen ist bei den Beschäftigten hoch.
Es zeichnen sich aber auch Bereiche mit Verbesserungspotenzial ab, insbesondere bei den Fachverfahren und dem datengestützten Arbeiten. Vor diesem Hintergrund wurde weiterer Handlungsbedarf bei der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen identifiziert. Die jeweiligen Ämter diskutieren fortlaufend den Stand und die Möglichkeiten der Verwaltungsdigitalisierung, sodass sie ein etabliertes Thema im Arbeitsalltag ist.
Als größtes Hemmnisse für die Digitalisierung erwiesen sich das Fehlen verlässlicher Normen und Standards, die personelle Ausstattung und das Fachwissen auf Verwaltungsebene. Auch Berührungsängste mit neuen Technologien stellten sich als Hürde dar. Zudem verhinderten bestehende Organisationsstrukturen, Hierarchien sowie IT-Sicherheits- und Datenschutzfragen schnelle Digitalisierungsprozesse. Die komplexe Landschaft mit vielen beteiligten Akteuren auf Landes- und Bundesebene führte zu zusätzlichen Verzögerungen und Unsicherheiten. Insgesamt boten die Ergebnisse dieser Evaluation eine wertvolle Grundlage für die weitere Planung und gezielte Optimierung der identifizierten Schwachstellen.
Auf Basis der bei der Evaluation gewonnenen Informationen hat die Stadtverwaltung Korschenbroich 2022 sechs Zielfelder und 34 Maßnahmen für eine durchgängige Digitalisierung entwickelt, die für alle Beteiligten ein gangbarer Weg zu einer vollumfänglichen Digitalisierung der Verwaltung war. In allen Feldern gibt es prioritäre Projekte, die miteinander verknüpft sind. Für die Umsetzung wurden außerdem die notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen kalkuliert. Um die Maßnahmen wie geplant umsetzen zu können, hat Korschenbroich die Projektorganisation E-Government eingerichtet und realisiert derzeit die Projekte hin zu einer durchgängig digitalisierten Verwaltung. Eine vollständige Ende-zu-Ende-Digitalisierung ist noch nicht erreicht. Dazu bedarf es eines umfassenden Zusammenspiels verschiedener Maßnahmen.
Mitarbeiter werden eingebunden
Die Stadt Korschenbroich hat sich folgende Schritte zum Ziel gesetzt: Im Sinne des OZG wird angestrebt, alle Dienstleistungen vollständig digital abzuwickeln. Bestehende Fachverfahren sollen weiterentwickelt werden, um medienbruchfreie Prozesse zu gewährleisten. Dazu gehören die Anbindung an Portale, der Aufbau einer E-Akte im Fachverfahren und die Schaffung einer Schnittstelle zum DMS und zum Langzeitarchiv. Gleichzeitig werden die Prozesse optimiert, um eine effizientere Arbeitsweise zu ermöglichen. Alle Dokumente und Akten sollen ausschließlich digital und rechtssicher geführt werden, was die Effizienz und Sicherheit in der Verwaltung erhöht. Weitere Datenschutzmaßnahmen vor Ort sind vorgesehen, um die sensiblen Daten der Bürger angemessen zu schützen.
Die frühzeitige Information und Einbindung der Mitarbeitenden in den Digitalisierungsprozess ist maßgebend für dessen Erfolg. Um die Verwaltungsarbeit erfolgreich zu digitalisieren, ist es ebenfalls entscheidend, dass verschiedene Fachbereiche zusammenarbeiten. Die Nutzung von Kommunikations- und Kollaborationstools erleichtert dies. Darüber hinaus ist ein effektives Projekt-Management von entscheidender Bedeutung, um die Zusammenarbeit zu steuern. Die Umsetzung einer erfolgreichen Digitalisierungsstrategie erfordert jedoch nicht nur die Planung und Koordination innerhalb einer Kommune, sondern auch die Zusammenarbeit über kommunale Grenzen hinweg. Einer-für-Alle(EfA)-Lösungen ermöglichen Kosteneinsparungen, Ressourcenoptimierung sowie höhere Effizienz und Qualität durch die gemeinsame Nutzung digitaler Lösungen.
Die Stadt Korschenbroich ist auf einem guten Weg. Um die Digitalisierung in Deutschland stärker voranzutreiben, ist eine nutzerzentrierte Arbeitsweise der Länder unabdingbar. Die notwendigen Technologien sind bereits vorhanden, aber die Lösungen müssen besser orchestriert und auf die individuellen Bedürfnisse der Kommunen zugeschnitten werden.
Baden-Württemberg: Virtuelles Amt für Kommunen
[05.11.2025] In Baden-Württemberg fördert das Digitalministerium gemeinsam mit der Digitalakademie@bw die Kommunen beim Ausbau des Virtuellen Amts mit insgesamt 400.000 Euro. Bewerbungen können noch bis zum 15. Dezember eingereicht werden. Interessierte Kommunen wenden sich direkt an IT-Dienstleister Komm.ONE. mehr...
MR Datentechnik: Ganzheitliche IT statt Insellösungen
[05.11.2025] Mit ganzheitlichen, maßgeschneiderten IT-Lösungen unterstützt das Unternehmen MR Datentechnik öffentliche Auftraggeber von der Hardware über die IT-Sicherheit bis hin zur smarten Netzwerk- oder Medientechnik. Die Managed Services stehen auch für den Bildungsbereich zur Verfügung. mehr...
Karlsruhe: Digitale Begleiterin auch bei Gefahr
[29.10.2025] Als zentrale mobile Plattform bündelt die Karlsruhe.App zahlreiche digitale Dienste der Stadtverwaltung sowie stadtnahe Angebote von Drittanbietenden. Nun hat die Stadt auch das Modulare Warnsystem (MoWaS) in die App integriert. mehr...
Nidderau: Wirtschaftlicher dank Bürgernähe
[28.10.2025] In Nidderau können die Bürger an einem Terminal rund um die Uhr digitale Anträge stellen. An einem anderen Terminal können sie jederzeit Pässe und Dokumente abholen. Der Hessische Städte- und Gemeindebund und der hessische Steuerzahlerbund haben die Stadt unter anderem für diese beiden Lösungen mit dem so genannten Spar-Euro ausgezeichnet. mehr...
Meßstetten: Tablet statt Tinte
[27.10.2025] Meßstetten zählt rund 11.000 Einwohner, hat aber eine eigene Stabsstelle Digitalisierung. Das Ziel: Das Rathaus soll Schritt für Schritt zum modernen, digitalen Dienstleistungszentrum gemacht werden. mehr...
Kaiserslautern: Mehr Sicherheit bei Großveranstaltungen
[24.10.2025] In Kaiserslautern sorgen ab sofort vier eigens entwickelte mobile Teleskopmastsysteme (TEMES) für mehr Sicherheit bei Großveranstaltungen. Die TEMES können flexibel aufgebaut und beispielsweise mit Kameras bestückt werden. Sie verfügen über ein dauerhaft aktives Monitoring und Alarmierungssystem. Eine mobile Stromversorgung über mehrere Stunden ist möglich. mehr...
Rödermark: In der Cloud mit Axians Infoma
[20.10.2025] Die Stadt Rödermark verlagert ihre Verwaltung in die Cloud. Für die Umsetzung des IT-Paradigmenwechsels setzt die südhessische Kommune auf das Unternehmen Axians Infoma. mehr...
Wiesbaden: Digitales Stadtarchiv in Betrieb
[15.10.2025] Um digitale Unterlagen langfristig sicher aufbewahren zu können, hat Wiesbaden ein digitales Stadtarchiv eingerichtet. Mit der Aufnahme erster Archivalien ist dieses nun in den Produktivbetrieb gestartet. mehr...
Mainz: Mit neuen Projekten voran
[29.09.2025] Trotz Fortschritten bei der Digitalisierung ist die Stadt Mainz beim Smart City Index des Bitkom im Mittelfeld gelandet. Kurz- und mittelfristig will die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt aufholen. Zahlreiche Projekte stehen in den Startlöchern. mehr...
Klimamanagement: regio iT bietet Software und Beratung
[01.09.2025] Mit ClimateView bietet regio iT den Kommunen ein neues Klimaschutzmanagement-Tool an. Die Software-as-a-Service-Lösung bildet die gesamte Treibhausgasbilanz einer Kommune ab, geplante Maßnahmen können einer Wirtschaftlichkeitsanalyse unterzogen werden. Die Software ergänzend steht fachlich fundierte Beratung aus dem regio iT Partnernetzwerk zur Verfügung. mehr...
Dataport: Auf dem Weg zum Register-as-a-Service
[26.08.2025] IT-Dienstleister Dataport konnte im Innovationswettbewerb Register-as-a-Service überzeugen und entwickelt nun mit den Unternehmen Edgeless Systems, HSH Software- und Hardware und Adesso sowie dem IT-Verbund Schleswig-Holstein (ITV.SH) den Prototyp für ein cloudbasiertes Melderegister. mehr...
Schleswig-Holstein: Landesdatennetz für alle
[21.08.2025] Schleswig-Holstein will ein umfassendes Landesdatennetz schaffen, das den Austausch von Verwaltungsdaten zwischen Behörden verschiedener Ebenen – auch länder- und staatenübergreifend – ermöglicht. Kommunen sollen mit wenig Aufwand und unter Berücksichtigung bestehender IT an die Landesinfrastruktur andocken können. mehr...
Melderegister: Cloudbasierte Lösung in Arbeit
[21.08.2025] Die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) entwickelt mit IT-Dienstleister Komm.ONE, den Unternehmen Scontain und H&D sowie den Städten München, Augsburg, Ulm und Heidelberg eine cloudbasierte Lösung für das Melderegister. Sie bilden eines von drei Umsetzungskonsortien, die die FITKO und GovTech Deutschland im Wettbewerb Register-as-a-Service (RaaS) ausgewählt haben. mehr...
Hessen: Sechs Städte setzen digitale Impulse
[20.08.2025] Mit einem neuen Projekt führen die Städte Fulda, Gießen, Limburg, Marburg, Offenbach und Wetzlar ihre interkommunale Zusammenarbeit fort. HessenNext soll unter anderem durch Augmented Reality, Digitalisierungslabore und den Ausbau des Sensorennetzwerks Impulse für smarte Kommunen setzen. mehr...
OpenCloud: Als Android-App verfügbar
[19.08.2025] Die Open-Source-Plattform OpenCloud ist jetzt auch als Android-App verfügbar. Die Lösung kann bereits im Browser sowie als Desktop-App für Windows, macOS und Linux genutzt werden. Zudem ist sie als iOS-App verfügbar. mehr...



















