Nordrhein-WestfalenDigital-Index für das Ruhrgebiet

Der Digital-Index zeigt sowohl die Stärken als auch die Verbesserungspotenziale im Ruhrgebiet auf.
(Bildquelle: peshkova/123rf.com)
Mit dem Digital-Index Ruhr ist erstmals eine fundierte und umfassende Messung des Digitalisierungsgrads in verschiedenen Themenfeldern der 53 Kommunen im Ruhrgebiet erstellt worden. Auch wurde das Gebiet mit insgesamt elf anderen Metropolregionen in Deutschland verglichen. Darüber berichtet jetzt das nordrhein-westfälische Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung (MHKBD). Das Ministerium hat den Index gemeinsam mit dem Digital Campus Zollverein initiiert. Umgesetzt wurde er von IW Consult, einer Tochtergesellschaft des Instituts der deutschen Wirtschaft.
Zwölf Indikatoren seien zur Bestimmung des Digitalisierungsgrads herangezogen worden. Sie nehmen die Bereiche Forschung, Beschäftigung, Unternehmen und Infrastruktur in den Blick. Neben der Verwendung amtlicher und nicht-öffentlicher Statistiken seien innovative Verfahren wie beispielsweise das Webcrawling eingesetzt worden, um neue Einblicke in die Unternehmenslandschaft zu erhalten.
Im Vergleich mit den anderen Metropolregionen belegt das Ruhrgebiet Platz zehn. Bei den IT-Absolventen stehe es mit 1,6 IT-Hochschulabsolventen je 1.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort an vierter Stelle. Bei der 5G-Abdeckung erreiche das Gebiet mit 98,3 Prozent der Flächen den Spitzenplatz. Eine weitere Stärke des Ruhrgebiets sind laut Index technologieaffine Unternehmen. Die vielfältige Hochschullandschaft sorge außerdem für Know-how in allen wichtigen Themen der Digitalisierung.
Sieben Kommunen sind Vorreiter und Treiber
Sieben Kommunen stechen laut den Herausgebern im Digital-Index Ruhr hervor und könnten als Vorreiter und Treiber der digitalen Transformation gelten: Dortmund, Holzwickede, Bochum, Essen, Haltern am See, Hünxe und Gelsenkirchen. Aufgrund der starken Hochschul- und Forschungsinfrastruktur, die sich überwiegend im südlichen Ruhrgebiet befindet, führen die Städte Bochum und Dortmund diesen Teilindex an. Die Forschungsförderung konzentriere sich auf wenige Standorte, mit Kamp-Lintfort und Bochum an der Spitze. Bei digitalen Patenten dominieren jedoch kleinere Kommunen wie Hünxe und Ennepetal, was ihnen trotz geringerer Infrastruktur Spitzenplätze im Index sichert. Kommunen am nördlichen Rand des Ruhrgebiets weisen eine bessere infrastrukturelle Anbindung als Kommunen im Süden und Osten auf. Der Grund dafür sei die gute Versorgung mit Fibre to the Building/House (FTTB/H) und technologieunabhängigem Gigabit. Die Stärke größerer Städte wie Bochum, Oberhausen oder Gelsenkirchen liege in der flächendeckenden Verfügbarkeit der 5G-Technologie. Der Vergleich der Kommunen mit der besten Infrastruktur und den größten Verbesserungsbedarfen zeigt laut den Herausgebern, dass lokal gezielte Investitionen große Veränderungen bewirken können. Top drei sind hier Hünxe, Schermbeck und Sonsbeck.
Digitalaffine Unternehmen und Start-ups
Der Teilindex Beschäftigung geht eng einher mit den Hochschulstandorten, an denen IT-Kompetenzen ausgebildet werden, erklärt das Ministerium des Weiteren. Ausstrahlungseffekte der großen Hochschulstandorte erreichen den Norden bislang kaum. Größere Arbeitsmärkte für IT-Beschäftigte sowie die Nachfrage nach KI-Kompetenzen haben entlang der Achse Duisburg-Dortmund ihre Schwerpunkte. In über der Hälfte der Kommunen werden KI-Kompetenzen aktuell nicht nachgefragt, was auf eine ungleiche Verteilung digitaler Arbeitsmarktpotenziale hinweise. Unter anderem liegen hier Sonsbeck, Xanten und Schermbeck hinten. Die Top drei dagegen bilden Dortmund, Holzwickede und Essen.
Unternehmen auf der Achse Kamp-Lintfort bis Holzwickede sind laut Index besonders digitalaffin. Unternehmen in nördlichen Kommunen – mit Ausnahme von Haltern am See – liegen oft zurück. Die Start-up-Dichte variiere stark: Spitzenreiter sind Bochum und Bönen. Hohe Start-up-Anteile finden sich vor allem entlang der Achse Essen-Holzwickede. In fünf Kommunen, darunter Alpen und Rheinberg, sind keine Start-ups aktiv.
Wissenschaft, Wirtschaft und Forschung vernetzen
„Die Ergebnisse zeigen, dass unsere Region enormes Potenzial hat, dieses aber noch mehr nutzen kann“, kommentiert Christian Kleinhans, Geschäftsführender Vorstand des Digital Campus Zollverein den Index. „Unternehmen müssen in der Fläche des Ruhrgebiets besseren Zugang zu leistungsfähiger erdgebundener Digitalinfrastruktur erhalten. Um den Innovationsoutput zu erhöhen, könnte eine zentrale Agentur die stärkere Vernetzung von Wissenschaft, Wirtschaft und Forschung entlang des gesamten Produktlebenszyklus unterstützen.“ Im Wettbewerb um IT-Fachkräfte haben Unternehmen im Ruhrgebiet aufgrund der Dichte an Hochschulen Vorteile, erklärt Kleinhans. „Um diese zu nutzen und Fachkräfte in der Region zu halten, sind Beschäftigungsmöglichkeiten in den Unternehmen vor Ort auszubauen und das Matching zwischen Absolventen und Unternehmen zu verbessern.“ Das Ruhrgebiet sollte laut Kleinhans den Wissenstransfer aus der Forschung in Unternehmen und Start-ups stärken. Wichtig seien eine bessere Vernetzung von Forschung und Wirtschaft, die thematische Bündelung von Initiativen und stärkere Kooperationen mit umliegenden Regionen.
Zukunft nicht abwarten, sondern machen
Henry Goecke, Geschäftsführer von IW Consult, ergänzt: „Die breite empirisch fundierte Erhebung der Digitalisierung ermöglicht erstmalig eine objektiven Einordnung über das Digitalisierungsniveau der Gemeinden in Nordrhein-Westfalen. Die Gemeinden des Ruhrgebiets befinden sich auf einem guten Weg und überraschen an der ein oder anderen Stelle durchaus positiv. Die regelmäßige Erhebung des Digital-Index Ruhr ermöglicht es, die Entwicklung der Digitalisierung in den kommenden Jahren zu verfolgen.“
Das Next Level Ruhrgebiet müsse digital gedacht werden, meint Daniel Sieveke, Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung. „Um die Entwicklung weiter voranzutreiben, bedarf es einer verstärkten Nutzung von Synergien zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung. Wir müssen Zukunft nicht abwarten, sondern machen.“ Ziel sei es, dass das Ruhrgebiet in allen Bereichen der Digitalisierung zukünftig eine bundesweite Vorreiterrolle einnimmt. „Daran arbeiten wir gemeinsam. Das Ruhrgebiet ist bereit für den Aufbruch zu guter Arbeit, smarten Städten und einer starken Region“, sagt Sieveke abschließend.
Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung hat dem Digital Campus Zollverein für das Thema Digitales Ruhrgebiet rund 100.000 Euro bewilligt. Davon sind laut Ministerium rund 16.000 Euro zur finanziellen Unterstützung der Studie eingesetzt worden. Damit sei die Hälfte der Kosten übernommen worden.
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