Dienstag, 11. November 2025

Schul-ITDigitaler durch Corona

[16.05.2024] Der nordrhein-westfälische IT-Dienstleister regio iT begleitet aktuell rund 290 Schulen bei der Digitalisierung. Steffen Koch, Leiter der Business Unit „Digitale Bildung“, berichtet, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die IT in den Schulen hatte.
Steffen Koch

Steffen Koch, Leiter der Business Unit „Digitale Bildung“ bei regio iT

(Bildquelle: Andrea Kuchenbuch)

Herr Koch, die Corona-Pandemie hatte gerade auf die Schulen massive Auswirkungen, Präsenzunterricht war erst einmal nicht mehr möglich – wie haben Sie diese erste Zeit der Pandemie an Ihren Kundenschulen erlebt?

Die IT-Ausstattung der Schulen, die wir betreuen, war im bundesweiten Durchschnitt auch vor Corona bereits sehr gut, die meisten Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler waren mit dem digitalen Arbeiten durchaus vertraut. Dennoch war der vollständige Ausfall des Präsenzunterrichts eine enorme Herausforderung für alle Lehrenden und Lernenden. Von Anfang an mussten grundlegende Fragen geklärt werden: Wie kann die Kommunikation zwischen Schule und Eltern sowie Schülern realisiert werden? Wie kommen Unterrichtsinhalte und Arbeitsmaterialien zu den Schülern – und wie wieder zurück? Und wie kann der persönliche Kontakt auf Distanz gewährleistet werden, um die Kinder und Jugendlichen in dieser schwierigen Zeit nicht alleine zu lassen?

Welche Herausforderungen waren bei den Schulen in Ihrem Verbandsgebiet zu stemmen?

Besonders anfänglich gestaltete sich die Kommunikation schwierig. Zwar verfügten die Lehrerinnen und Lehrer über technische Möglichkeiten, zu Hause oder in der Schule, aber häufig waren die E-Mail-Adressen der Erziehungsberechtigten nicht bekannt, sodass der Austausch über Telefonketten, Chat-Gruppen oder postalisch stattfand. Um hier alle Beteiligten zu unterstützen, hat die regio iT allen Schulen, nicht nur denen der betreuten Schulträger, die Lösung ucloud4schools kostenfrei zur Verfügung gestellt. Hierüber konnte schnell und einfach ein Dateiaustausch realisiert werden, ohne dass für Eltern oder Schüler ein Account vorhanden war. Zudem war über die ucloud eine Terminkoordination und Kommunikation möglich. Da bei einigen Schülern keine oder nicht ausreichend Endgeräte für alle Familienmitglieder verfügbar waren – denn auch die Eltern mussten im Homeoffice arbeiten –, wurden die Arbeitsmaterialien in einigen Fällen parallel auch noch in Papierform bereitgestellt. Schnell war klar: Die Schulen benötigen neben dem reinen Informationsaustausch auch eine Möglichkeit, sich intensiv mit den Schülerinnen und Schülern auszutauschen, um die persönliche Entwicklung begleiten oder individuelle Hilfestellungen geben zu können. Entsprechend schnell mussten auch hierfür Lösungen geschaffen werden, im Optimalfall eine möglichst unterrichtsnahe Alternative.

Wie konnten Sie hier unterstützen?

Während sich einige Schulen mit der Plattform Logineo behalfen, entdeckten andere die Anwendung Microsoft Teams für sich. Hier entwickelten wir mit einem schulischen Datenschutzbeaufragten ein Regelwerk, um den Datenschutz möglichst DSGVO-konform gewährleisten zu können. Für Schulen, für die Microsoft keine Lösung war, stellten wir mit Big Blue Button (BBB) eine Open-Source-Videokonferenzlösung bereit, anfangs ebenfalls wieder kostenlos. Mit BBB konnte ein interaktives Whiteboard genutzt werden, um die Anwesenheit der Schüler zu überprüfen und ihre Interaktion mit den Lehrenden über Video, Chat und Emojis zu ermöglichen. Schüler konnten virtuell aufzeigen und die Lehrenden mit BBB sogar virtuelle Lerngruppen organisieren. Auch wenn diese technischen Lösungen sicherlich nicht alle Probleme beheben konnten, haben sie zumindest deutlich zu einer Entspannung der Lage beigetragen und so etwas wie Alltag ermöglicht.

Anfang April 2023 erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Corona-Pandemie dann nach drei Jahren offiziell für beendet. Was ist in den Schulen geblieben vom Digitalisierungsbooster Corona?

Die Schulen sind seit der Corona-Pandemie viel digitaler geworden. Während der schulische Alltag längst wieder in Präsenz stattfindet, führen zahlreiche Schulen ihre digitalen Angebote aus der Pandemie fort und entwickeln diese auch weiter. Von der Online-Plattform über die technische Ausstattung bis hin zur Schärfung der digitalen Kompetenzen der Lehrkräfte.

„Die digitale Entwicklung der Schulen muss auch nach dem Corona-Versuchsfeld professionell begleitet werden.“
Was genau kommt bei Ihnen als digitalem Enabler an?

Bei den Grund- und Förderschulen hat eine massive Verschiebung stattgefunden – weg vom klassischen PC-Raum hin zu iPads, gerne in Verbindung mit interaktiven Tafeln. Das Thema WLAN hat ebenfalls einen enormen Schub erlebt, leider nicht immer ohne Störgeräusche. Die Infrastrukturen waren trotz der Förderprogramme nicht immer auf Anhieb auf die neuen Gerätemassen vorbereitet. Aber auch diese Hürde haben wir genommen, heute sind nahezu alle Endgeräte im produktiven Einsatz. Darüber hinaus hat Corona zu einer Verbreitung von Cloud-Anwendungen geführt. Über 33 Prozent unserer Kundenschulen benutzen Microsoft 365. Heute können wir Notebooks ganz unabhängig davon administrieren, wo auf der Welt sie sich gerade befinden.

Was hat sich für Sie im Unternehmen verändert, wo mussten Sie selbst Gewohntes neu denken?

Vor dem Hintergrund der Pandemie haben wir bereits 2021 unseren Bereich „Digitale Bildung“ neu aufgestellt, im Folgejahr dann mit dem Center „Education Development“ Ressourcen gebündelt sowie Experten-Teams gebildet. So konnten wir Arbeiten zentralisieren und automatisieren. Die Mitarbeitenden im Support wurden stark entlastet, um sich intensiv um die Belange des Lehrpersonals vor Ort kümmern zu können. Und natürlich ist die Mannschaft auch deutlich gewachsen. Damit das Potenzial der IT im Unterricht voll ausgeschöpft werden kann, bieten wir in Zusammenarbeit mit der Firma cogniport Fortbildungen an, um die technischen Fähigkeiten der Lehrenden zu stärken. Gestern war das Whiteboard noch neu, heute schon hält die Künstliche Intelligenz (KI) mit ChatGTP Einzug ins Klassenzimmer. Die Lernkurve ist weiterhin hoch, es bleibt also spannend.

Ihre Wünsche für die Zukunft?

Sofort-Programme in der Krise sind richtig und wichtig. Aber die digitale Entwicklung der Schulen muss auch nach dem Corona-Versuchsfeld professionell geplant, organisiert, moderiert und begleitet werden. Hierbei greift vieles inei­nander: IT-Infrastruktur und technische Ausstattung, digitale Werkzeuge und Medien, neue didaktische Konzepte und veränderte Kompetenzen. Ganz entscheidend ist auch, wie eng die Akteure zusammenwirken, im Alleingang macht man kein gutes Spiel. Und schließlich ist es eine politische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe, unsere digitale Welt zu gestalten. Bildung ist einer von vielen Lebensbereichen, die modelliert werden müssen – aber hier wird im besonderen Maße über unsere Zukunft entschieden.

Interview: Bettina Weidemann




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Schul-IT
Ein kleines Mädchen zeichnet etwas auf ein Smartboard in einem Klassenzimmer.

Markkleeberg: KISA als digitaler Hausmeister

[07.11.2025] Die Kommunale Informationsverarbeitung Sachsen (KISA) hat Markkleeberg bei der Beschaffung und Installation von 48 digitalen Tafeln in städtischen Bildungseinrichtungen unterstützt. Nun übernimmt der Zweckverband auch die Betreuung der Geräte. mehr...

Hand, Arm und Oberkörper eines Schülers, der mit Laptop an einem Tisch sitzt, über der Hand schweben als Overlay Icons für die verschiedenen Schulfächer.

Brandenburg: KI-Werkzeugkasten für Schulen

[05.11.2025] Brandenburg führt als zweites Bundesland flächendeckend den KI-Chatbot telli an Schulen ein. Die gemeinsam von allen 16 Ländern entwickelte Open-Source-Lösung unterstützt Lehrkräfte und Lernende pädagogisch, ist datensparsam und wird ausschließlich auf EU-Servern betrieben. mehr...

Gruppe von Kindern mit virtueller Brille im Klassenzimmer mit kartengenerativer KI

Bitkom: Smart-School-Wettbewerb 2026 startet

[30.10.2025] Der Branchenverband Bitkom sucht auch 2026 nach Deutschlands digitalen Vorreiterschulen. Der Schwerpunkt des diesjährigen Smart-School-Wettbewerbs liegt auf digitaler Medienbildung, zudem wird anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Initiative ein Sonderpreis für Einzelprojekte rund um digitale Schule vergeben. mehr...

Ein humanoider Roboter steht inmitten eines Klassenzimmers, umgeben von Kindern.

Baden-Württemberg: Chatbot telli macht Schule

[20.10.2025] Mit telli steht in Baden-Württemberg nun ein speziell für den schulischen Einsatz entwickelter Chatbot zur Verfügung. Er unterstützt Lehrkräfte bei der Unterrichtsvorbereitung und Schülerinnen und Schüler im Schulalltag. Der digitale Assistent soll kontinuierlich verbessert und erweitert werden. mehr...

Pirna: Ticketsystem für Schulen gestartet

[15.10.2025] Der IT-Dienstleister KISA hat ein Ticketsystem speziell für Schulen und Verwaltungen entwickelt. In Pirna startet das KISA.ServiceCenter jetzt in den Regelbetrieb. mehr...

Fünf Personen stehen nebeneinander, eine davon hält ein LEGO Education SPIKE Set in den Händen.

Schwerin: Glasfaserausbau an Schulen abgeschlossen

[14.10.2025] In Schwerin sind nun sowohl die kommunalen als auch die freien Schulen mit gigabitfähigen Glasfaseranschlüssen von bis zu einem Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) ausgestattet. Der geförderte Glasfaserausbau ist an den Schweriner Bildungseinrichtungen somit abgeschlossen. mehr...

Junge Lehrerin am Laptop, Tafel im Hintergrund

Baden-Württemberg: openDesk für Lehrkräfte

[24.09.2025] Baden-Württemberg hat jetzt auf Basis der Software openDesk den Digitalen Arbeitsplatz für Lehrkräfte neu aufgesetzt. Da die gleichen Softwarekomponenten wie beim Vorgänger dPhoenix genutzt werden, müssen sich Lehrkräfte auf keine größeren Änderungen einstellen.
 mehr...

Auf dem Weg zum digitalen Klassenzimmer besteht noch Handlungsbedarf.

Berlin: Wie steht es um die digitale Schule?

[18.09.2025] Mit seiner Digitalisierungsstrategie „Schule in der digitalen Welt“ steuert der Berliner Senat die Weiterentwicklung des Schulwesens. Ein Umsetzungsbericht zeigt nun aktuelle Fortschritte bei zentralen Themenfeldern wie Infrastruktur, digitalen Portalen und Lehrerqualifizierung. mehr...

Schultüten vor grünem Hintergrund

OWL-IT: Schulbewerbung.de startet durch

[18.09.2025] In Nordrhein-Westfalen löste IT-Dienstleister OWL-IT zum Start des neuen Schuljahres das Angebot Schüler Online durch das neue Portal Schulbewerbung.de ab. Der diesjährige Anmeldeprozess sei damit sehr unkompliziert verlaufen. mehr...

Beispielhaft für alle Schulen in Oberhausen übergab Oberbürgermeister Daniel Schranz neue mobile Endgeräte an der Robert-Koch-Schule. 

Oberhausen: Weitere Tablets für Schulen

[17.09.2025] Die Stadt Oberhausen hat in den vergangenen fünf Jahren gezielt in die Digitalisierung ihrer Schulen investiert – nun konnten weitere 3.100 iPads an diese verteilt werden. mehr...

Über einem aufgeklappten Laptop schweben Symbole, die mit dem Thema lernen in Verbindung gebracht werden können.

Schlaue Schule: VoIP im Bildungswesen

[05.09.2025] Per Voice over Internet Protocol (VoIP) können Informationen in Sekundenschnelle weitergeleitet, aufgezeichnet und dokumentiert werden. Ein solches System ist in die Schlaue Schule integriert. Die cloudbasierte Plattform gewährleistet die rechtssichere Kommunikation zwischen Schule, Schülern und Eltern und ermöglicht eine schnelle Reaktion in Notfällen. mehr...

Eine Frau steht in einem Bus und schaut in ihr Smartphone

Stolberg: Übernahme von Schülerfahrkosten online beantragen

[18.08.2025] In Stolberg können Erziehungsberechtigte ein digitales Antragsverfahren zur Übernahme von Schülerfahrkosten nutzen. Die Kupferstadt ist außerdem einer der ersten regio iT-Kunden, die die neue Funktion zur automatischen Bescheidgenerierung nutzen. mehr...

bericht

Chemnitz: Digitale Kompetenz für Schulen

[13.08.2025] Chemnitz ist eines der Innovationszentren im sogenannten Silicon Saxony. Das zeigt sich auch im Schulbetrieb: Tausende Schüler, Lehrer und pädagogische IT-Koordinatoren prägen den digitalen Unterricht. Den stadtweiten IT-Service übernimmt das Schulrechenzentrum SyS-C. Und auch hier kommt eine Chemnitzer Lösung zum Einsatz: die IT-Service-Management-Software KIX. mehr...

Symbolbild Cloud Computing

Bayern: Schulcloud landesweit im Regelbetrieb

[05.08.2025] Mit dem Übergang in den Regelbetrieb ist die BayernCloud Schule (ByCS) nun flächendeckend an den Schulen des Freistaats verfügbar. Über die Plattform sind unter anderem Lerninhalte, Office-Anwendungen und ein schulweiter Messenger zugänglich.
 mehr...

Lehrer und Schüler sitzen vor einem Laptop

Bremen: Chatbot Telli für Schulen

[02.07.2025] Als erstes Bundesland führt Bremen den KI-Chatbot Telli an seinen öffentlichen Schulen ein. Die Open-Source-Lösung ist Teil eines Projekts, an dem alle Bundesländer beteiligt sind. mehr...