Dienstag, 22. Juli 2025

UlmDigitalisierung im Quartier

[04.08.2021] Im Quartier am Alten Eselsberg erprobt die Stadt Ulm den Nutzen digitaler Lösungen für die Stadt von morgen. Ein übergeordnetes Ziel ist die Entwicklung einer offenen und zentralen Datenplattform – des Datenhub Ulm.
Ulm erprobt digitale Lösungen für die Stadt von morgen.

Ulm erprobt digitale Lösungen für die Stadt von morgen.

(Bildquelle: Mirjam Claus/stock.adobe.com)

Im Zuge der digitalen Transformation werden in den Städten die Karten neu gemischt. Das gilt für die Lebensqualität, die Standortpolitik sowie die Stadtentwicklung. Für Ulm geht es dabei nicht nur um den Aufbau von Infrastrukturen und smarte Anwendungen, sondern auch um eine gesamtgesellschaftliche Betrachtung. Die digitale Stadtentwicklung ist ein Treiber für die Standortfaktoren Wirtschaft und Arbeit, forciert die Verwaltungsmodernisierung in Richtung Nutzer- und Querschnittsorientierung sowie Lösungskompetenz und stärkt die Zivilgesellschaft. In Ulm wird der Ansatz „Digitalisierung von unten“ genannt und setzt auf einen starken Einbezug der Stadtgesellschaft. Die Grundsätze lauten: offen, für alle, clever und nachhaltig.
Im Projekt Zukunftskommune@bw, das im Rahmen des gleichnamigen Wettbewerbs vom Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg gefördert wird, erprobt Ulm den Nutzen digitaler Lösungen für die Stadt von morgen. Erlebbar gemacht wird das im Quartier am Alten Eselsberg. Basierend auf den Ergebnissen eines Beteiligungsprozesses, in dem die Ideen und Bedürfnisse der Menschen im Quartier abgefragt wurden, hat der Ulmer Gemeinderat zwölf digitale Projektideen zur Umsetzung beschlossen.

Breiter Einbezug der Bürgerschaft

Übergeordnetes Ziel ist die Entwicklung einer offenen und zentralen Datenplattform als neue Basisinfrastruktur. Das Projekt läuft von Oktober 2018 bis Dezember 2021 und wird von der Geschäftsstelle Digitale Agenda der Stadt Ulm geleitet. Das Unternehmen City & Bits unterstützt die Kommune bei der Projektsteuerung. Auch findet eine universitäre Begleitforschung zu Themenschwerpunkten wie der crossfunktionalen Zusammenarbeit statt. Um ein agiles Erproben digitaler Wege zu ermöglichen, wird ein quartiersbezogener Ansatz verfolgt und auf einen breiten Einbezug der Bürgerschaft gesetzt – von der Ideen­findung bis hin zur Realisierung. Dabei wird prototypisch vorgegangen, die Projekte werden also schrittweise umgesetzt und durch Feedback-Schleifen bürgernah ­gestaltet. Lösungen können auf diese Weise erprobt, evaluiert und schließlich auf andere Quartiere übertragen werden.
Das Projektgebiet Alter Eselsberg gestaltet sich hinsichtlich seiner 8.700 Bewohnerinnen und Bewohner sowie des Städtebaus recht heterogen. Im Nordwesten von Ulm trifft das größte Neubauareal der Stadt – Am Weinberg – auf die gewachsenen Strukturen des Alten Eselsbergs. Insgesamt gliedert sich das Projekt in vier Handlungsfelder, in denen digitale Projekte bearbeitet werden sowie ein fünftes Handlungsfeld zur Datenplattform. Schon jetzt können am Eselsberg zahlreiche Umsetzungsprojekte begutachtet werden. Das Balkonphotovoltaik-Projekt etwa ermöglicht es den Bewohnern, an der Energiewende teilzuhaben. Erste Wohn­blöcke sind bereits ausgestattet und der selbst erzeugte Strom wird genutzt. Ein besonderer Projekterfolg ist, dass das Antragsverfahren in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Ulm vereinfacht wurde.

Querschnittsorientierte Strukturen

Des Weiteren wurde gemeinsam mit dem Verein „engagiert in ulm“ sowie dem Quartiersmanagement am Eselsberg eine neue Datenbank für ehrenamtliches Kurzzeitengagement aufgebaut. Dort können Interessierte Möglichkeiten zum Mitmachen entdecken oder sich benachrichtigen lassen, wenn ein passendes Angebot eingeht. Im Bereich Mobilität entsteht der Pilot einer Mobilitätsstation. Hier sollen Erfahrungen mit Carsharing, E-Ladesäulen und dem Entleihen von E-Lastenrädern gesammelt werden. Im Bereich Handel wurde in einer Testphase ein Online-Wochenmarkt erprobt: Das Start-up mein-wochenmarkt.online lieferte frische Waren per ­E-Lastenrad und ­E-Transporter an die Wohnungstür.
Für die ganzheitliche Betrachtung von Herausforderungen und Lösungen im Quartier ist das Zusammenfließen der Kompetenzen verschiedener Abteilungen zentral. Querschnittsorientierte Strukturen fördern den Austausch innerhalb der Fachbereiche und über Projektgrenzen hinweg, schaffen Synergien und ermöglichen es, Konflikte frühzeitig zu antizipieren. In Ulm wurden daher verschiedene Quartiersentwicklungsprojekte verknüpft: das Digitalisierungsprojekt Zukunftskommune@bw, das Förderprojekt Inklusiver Alter Eselsberg, das im Rahmen von Quartier 2020 – Gemeinsam. Gestalten vom Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg gefördert wird sowie die Entwicklung des Neubaugebiets Am Weinberg. Im Jahr 2018 wurde eine Koordinierungsgruppe eingerichtet, um die Projektaktivitäten mit ihren unterschiedlichen Organisationsstrukturen und Zeitläufen aufeinander abzustimmen. Entstanden ist eine Gruppe aus Akteuren der Fachbereiche Bildung und Soziales, Stadtentwicklung, Bau und Umwelt sowie der Digitalen Agenda.

Daten sind das neue Grundwasser

Für die Stadt Ulm sind Daten das neue Grundwasser. Daher wird eine urbane Datenplattform, der Datenhub Ulm, aufgebaut. Er soll die bestehenden Datensilos verknüpfen und als Hafen für sensorbasierte Echtzeitdaten dienen. Die intelligente Bündelung von Daten ist entscheidend, um neue digitale Services zu ermöglichen. Standards zur Bereitstellung und zum Umgang mit Daten sind wichtig, um Datensicherheit und -ethik umzusetzen. Auf Basis dieser Ulmer Smart-City-Plattform sollen dann nutzerzentrierte Anwendungen entwickelt werden, die das Leben der Stadtgesellschaft verbessern. Neben der Funktion, Daten zu speichern und sie den Nutzern kontrolliert, also rollenbasiert, zur Verfügung zu stellen, soll die Möglichkeit zur Datenauswertung mithilfe von Drittanwendungen bestehen, die dann wiederum über die Plattform zugänglich gemacht werden können. Gemäß dem Open-Data-Grundsatz soll ein Zugang für Verwaltung, Bürgerschaft, Wissenschaft und Wirtschaft zu öffentlichen Daten entstehen. Zentral sind Datensouveränität und Transparenz. Der Aufbau des Datenhub wird durch die Zeppelin Universität Friedrichshafen wissenschaftlich begleitet.
Im Projekt Zukunftskommune@bw und im Quartier Alter Eselsberg wird die Blaupause für eine quartiersorientierte Digitalisierung entwickelt und sukzessive auf andere Quartiere übertragen. Das gilt für die Projekte, die Erkenntnisse und die Methoden der Projektarbeit. Diese reichen von den Herausforderungen im Quartier über die Entwicklung datenbasierter Services bis hin zur Einbeziehung der Bürgerschaft. Als Smart-City-Modellstadt des Bundes führt Ulm Erfahrungen aus den Quartieren im Projekt Ulm4CleverCity zusammen. Außerdem wird der Datenhub Ulm kontinuierlich zum urbanen Datenraum weiterentwickelt.

Nathalie Wingartz ist Projekt-Managerin bei der Geschäftsstelle Digitale Agenda der Stadt Ulm; Jens Mofina ist Geschäftsführer der Firma City & Bits.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City
Panoramaansicht der Stadt Potsdam vom Wasser aus, über der Stadt ist ein Netzwerk angedeutet.
bericht

Potsdam: Zusammenhänge erkennen

[22.07.2025] In Potsdam haben Stadt und Stadtwerke eine urbane Datenplattform eingerichtet, die auch von Laien einfach genutzt werden kann. Die agile Lösung wird kontinuierlich weiterentwickelt und an aktuelle Anforderungen angepasst. mehr...

Tortendiagramm zur Implementierung von Fortschritts- und Erfolgsmessung in Kommunen.

Haselhorst Associates: Smart Cities brauchen Monitoring

[22.07.2025] Viele Kommunen arbeiten daran, digitaler und nachhaltiger zu werden. Eine Evaluation der Fortschritte kommt in vielen Smart Cities aber zu kurz – trotz vielfältiger Potenziale. Das Beratungsunternehmen Haselhorst Associates legt nun ein Praxisdossier vor, das Kommunen beim Aufbau von Monitoring-Strukturen unterstützt. mehr...

Nahaufnahme eines Gartenschlauchs, mit dem eine Grünanlage bewässert wird

Hannover: Mit KI zur nachhaltigen Grünpflege

[16.07.2025] Ein innovatives Projekt zur nachhaltigen Stadtbegrünung mit Künstlicher Intelligenz ist jetzt in Hannover gestartet. Im Rahmen von BlueGreenCity-KI sollen unter anderem Methoden zur intelligenten Speicherplanung und Bewässerung entwickelt sowie automatisierte Prognosen für den individuellen Bewässerungsbedarf erstellt werden. mehr...

Kempten: Digitale Verkehrsanalyse

[15.07.2025] Kempten setzt in der Verkehrsmessung intelligente Kamerasysteme ein. Sie erfassen anonymisiert die Anzahl der Fahrzeuge im Stadtkern, in welche Richtung sie fahren und wie lange sie sich in bestimmten Bereichen aufhalten. Die Daten fließen direkt in die städtische Mobilitätsstrategie ein. mehr...

Kaiserslautern: Altstadtfest mit IT-Sicherheitskonzept

[11.07.2025] Im Sicherheitskonzept rund um das Kaiserslauterer Altstadtfest hat Smart-City-Technologie eine wichtige Rolle gespielt. Sie gewährleistete eine sichere, stabile und schnelle Netzwerkverbindung für Einsatzkräfte und Rettungsdienst und sorgte für ein stets aktuelles Lagebild im Einsatzzentrum. mehr...

Mehrere Menschen widmen sich in einem Raum unterschiedlichen Informationstafeln und anderen Exponaten rund um die Smart City Mönchengladbach.

Mönchengladbach: Smart City der Bürgerinnen und Bürger

[11.07.2025] Die Smart City Mönchengladbach soll nicht zuletzt von Bürgerideen und -anwendungen getragen werden. Dazu zählen beispielsweise gemeinsam entwickelte Lösungen, mit denen Interessierte direkt oder indirekt den öffentlichen Raum mitgestalten können. mehr...

Messpunkt eines Sensors im Lutherviertel der Stadt Halle (Saale)

Halle (Saale): Wassersensibel dank Sensorik

[10.07.2025] Die Stadt Halle (Saale) testet neue Wege einer klimaangepassten Stadtentwicklung mittels Smart-City-Technologien. Als Pilotgebiet dient das Lutherviertel. mehr...

Ministerin Kristina Sinemus bei der Übergabe des Förderbescheids an Bad Homburgs Oberbürgermeister

Bad Homburg: Ausbau der Smart-City-Aktivitäten

[09.07.2025] Bad Homburg, Friedrichsdorf und Wehrheim werden bei der Umsetzung ihrer Smart-City-Aktivitäten vom Land Hessen finanziell unterstützt. Bei einem Besuch von Digitalministerin Kristina Sinemus wurden nun die Fortschritte im Projekt „Digital und smart den Limes überwinden“ sowie die Pläne für das Vorhaben „Digitale Stadt und Infrastruktur“ präsentiert. mehr...

Es ist ein Bildschirm mit einem 3D-Modell von Wiesbaden zu sehen.

Wiesbaden: Digitaler Zwilling für die Stadtentwicklung

[08.07.2025] Wiesbaden bekommt einen Digitalen Zwilling. Er integriert beispielsweise Luftbilder, Geodaten, Planungs- und Standortinformationen und dient damit als Instrument zur datenbasierten und transparenten Stadtentwicklung. Sukzessive soll das virtuelle Abbild Wiesbadens weiterentwickelt werden. mehr...

Mehere Personen stehen unter einer Brücke versammelt.

Dortmund: Sensoren erfassen Brückenzustand

[08.07.2025] Kontinuierlich überwacht Dortmund nun den Zustand der neuen Remberg-Brücke. Das Bauwerk wurde mit insgesamt 14 Sensoren ausgestattet, die Temperatur, Feuchtigkeit, Vibrationen, Materialspannungen und kleinste Risse erfassen. Die Daten fließen in Echtzeit an das Tiefbauamt. mehr...

Dortmund: Stadtweites Klima-Messnetz gestartet

[04.07.2025] Wie heiß wird Dortmund? Um die Hitzebelastung in der Stadt messen und grafisch darstellen zu können, ist in der Ruhrmetropole jetzt ein stadtweites Klima-Messnetz inklusive interaktivem Dashboard gestartet. mehr...

Mehrere Personen stehen um einen Startknopf versammelt, den sie gemeinsam betätigen. Im Hintergrund ist unter anderem der Schriftzug Arnsberg zu sehen.

Arnsberg: Datenplattform liefert Echtzeitdaten

[02.07.2025] Von Wetter- und Klimadaten über Energieverbräuche bis hin zu Pegelständen zeigt eine neue Plattform Echtzeitdaten für die Stadt Arnsberg an. Die Lösung soll sukzessive erweitert werden. Technisch basiert sie auf einer offenen, im Rahmen der Modellprojekte Smart Cities entwickelten Anwendung. mehr...

Grafik zeigt eine ländliche Landschaft umgeben von Bergen, darüber schweben unterschiedliche Symbole zu Temperatur, Niederschlag, Mobilität, Straßen und ähnliches die miteinander verbunden sind.

Innovation trifft Praxis: Digitale Teilhabe auf dem Land

[24.06.2025] Mit praxisnahen Vorträgen, Good Practices, Technik-Demonstrationen und Diskussionsrunden soll am 25. Juni in Schimberg ersichtlich werden, wie die Digitalisierung abseits der großen Städte gelingt. Die Veranstaltung kann kostenlos und online im Livestream oder vor Ort besucht werden. mehr...

Drei Personen sitzen vor einem Banner, das die Eröffnung des Smart Region Hub in Bad Nauheim ankündigt.

Bad Nauheim: Hessens dritter Smart Region Hub

[24.06.2025] Ende Juni eröffnet mit Digital.im.Puls der dritte Smart Region Hub in Hessen. Mit smarten Technologien macht er in Bad Nauheim digitale Anwendungsbeispiele im Stadtleben ersichtlich und soll als Ort der Ideen, des Austauschs und der Zusammenarbeit fungieren. mehr...

Vektorgrafik, die mehrere Personen zeigt, die an einem Tisch sitzend miteinander diskutieren, teilweise mit Laptopeinsatz.

Digitales Duisburg: Ergebnisse der Bürgerbeteiligung

[20.06.2025] Duisburg arbeitet derzeit an der Version 2.0 des Smart-City-Masterplans der Stadt. Bis Ende Mai fand dazu eine hybride Bürgerbeteiligung statt, für die nun erste Ergebnisse vorliegen. Positiv bewertet wurden beispielsweise die DuisburgApp und der Mängelmelder. mehr...