Sonntag, 15. Juni 2025

BambergDrohnen haben Bäume im Blick

[27.03.2023] In Bamberg wird mithilfe von Drohnen und Künstlicher Intelligenz die Gesundheit des städtischen Baumbestands untersucht. Das Projekt BaKIM kommt nicht nur den Bäumen zugute, sondern erleichtert auch Förstern und Baumpflegern die Arbeit.
Drohnenbilder helfen

Drohnenbilder helfen, kranke Bäume zu erkennen.

v. l. : Jonas Troles, technischer Projektleiter BaKIM; Bertram Felix, Finanzreferent der Stadt Bamberg; Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke; Michael Weber, Abteilung Grünanlagen und Friedhöfe der Stadt Bamberg; Sascha Götz, Programmleiter Smart City

(Bildquelle: Sina Schraudner/Stadtarchiv Bamberg)

BaKIM (das Kürzel steht für: Baum, Künstliche Intelligenz, Mensch) ist der Name eines Drohnenprojekts, welches mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) die Arbeit von Förstern und Baumpflegern unterstützen soll. Dafür hat sich die Stadt Bamberg mit dem Lehrstuhl für Kognitive Systeme der Universität Bamberg zusammengetan und arbeitet seit Januar 2022 in einem interdisziplinären Team an der Umsetzung. Ziel ist es, Drohnenbilder der städtischen Baumbestände zu erheben und diese mit neuronalen Netzen auszuwerten (wir berichteten). Dank der verbesserten Informationslage können die Baumexpertinnen und -experten der Stadt die eigenen Arbeitsabläufe anpassen und zielgerichteter planen. Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Digitales in der Förderlinie kommunal? digital! bis März 2024 mit 450.000 Euro unterstützt. Die im Rahmen des Projekts eingesetzte Starrflüglerdrohne kann man sich wie ein kleines Flugzeug mit zwei Metern Spannweite vorstellen. Die Drohne ist dadurch in der Lage, große Forstflächen zu befliegen. Das Besondere: Sie kann trotzdem wie ein Helikopter senkrecht starten und so auch auf kleineren Flächen abheben. Während des Flugs zur Datenerhebung werden entweder eine hochauflösende RGB-Kamera, die Bilder im menschlich sichtbaren Spektrum aufnimmt, oder eine Multispektralkamera, die Bilder im Infrarot und Thermalspektrum aufnimmt, eingesetzt. Beide Arten von Daten werden dann zur Lösung verschiedener Probleme genutzt. Mehrstufige Herangehensweise Im ersten Schritt werden die einzelnen Bäume in Parks oder Forstflächen automatisiert erfasst, um sie später mit Vitalitätsdaten verknüpfen zu können. Hierfür werden die hochauflösenden RGB-Bilder mit tiefen neuronalen Netzen ausgewertet, um automatisch die einzelnen Bäume und die jeweilige Baumart zu erfassen. Darüber hinaus eignen sich die Bilder zum Erkennen von Totholz, umgekippten Bäumen oder Misteln. Letztere sind Sekundärschädlinge, die eher geschwächte Bäume befallen und damit einen indirekten Indikator für die Baumgesundheit darstellen. Aus den vielen Einzelbildern lässt sich außerdem ein digitales Oberflächenmodell erstellen, aus dem sich die Baumhöhe ableiten lässt. Diese Informationen sind ein erster wichtiger Schritt, um den Baumbestand pflegen und bewirtschaften zu können. Im zweiten Schritt werden aus den Multispektraldaten Indizes abgeleitet, welche Rückschlüsse auf die Baumgesundheit und möglichen Trockenstress zulassen. Diese können mit den Daten zum Bestand und zu den einzelnen Bäumen verknüpft werden. Um genauer zu verstehen, wie gut Trockenstress mithilfe der Multispektraldaten erfassbar ist, werden einzelne Bäume mit Bodenfeuchtigkeitssensoren ausgestattet. Die kontinuierliche Messung der Bodenfeuchtigkeit lässt dann Rückschlüsse zu, wie zuverlässig und schnell eine Drohne Trockenstress erfassen kann. Da eine Befliegung des gesamten Bamberger Stadtgebiets mit einer Drohne aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist und außerdem bei vereinzelt stehenden Bäumen in keinem Verhältnis zum Aufwand steht, wird im Projekt auch auf Multispektralsatellitendaten zurückgegriffen. Diese bieten zwar eine deutlich geringere Auflösung, decken aber mit nur einer Aufnahme das gesamte Stadtgebiet ab. Da die städtischen Bäume bereits einzeln im Baumkataster erfasst sind, können die Daten im Anschluss mit diesem verknüpft werden. Web-Applikation sorgt für Visualisierung Die gewonnenen Informationen helfen allerdings nur, wenn sie den Förstern und Baumpflegern der Stadt Bamberg sinnvoll und interpretierbar zur Verfügung gestellt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt von BaKIM ist daher die interaktive Web-Applikation. In dieser werden sowohl die hochaufgelösten Bilder als Karten angezeigt als auch die generierten Informationen dargestellt. Die Baumexperten sind somit in der Lage, die vorliegenden Informationen flexibel nach eigenem Bedarf zusammenzustellen und visualisieren zu lassen. So können zum Beispiel alle Bäume mit Trockenstress hervorgehoben, automatisiert die Misteln auf einer definierten Fläche gezählt oder der Verlauf der Vitalitätsmessungen eines einzelnen Problembaums in einem Graph angezeigt werden. In den kommenden Jahren werden die kontinuierlich gesammelten Daten außerdem genutzt, um frühzeitig zu erkennen, ob bei einzelnen Bäumen die Vitalität stetig abnimmt und welche Baumarten besonders gut mit der Klimakrise umgehen können. Die im Projekt entstehende künstliche Intelligenz und Software wird als Open-Source-­Lösung entwickelt und kann in Zukunft auch von anderen Kommunen eingesetzt werden.

Jonas Troles ist Research Assistant am Lehrstuhl für Kognitive Systeme der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City
Baumkataster Emmerich Ausschnitt

Emmerich: Digitales Baumkataster

[13.06.2025] 
Wie alt ist der Baum vor der eigenen Haustür? Die Stadt Emmerich am Rhein hat die Daten zu rund 8.500 Straßenbäumen jetzt in einem digitalen Baumkataster online verfügbar gemacht – mitsamt Angaben zu Standort, Baumart, Alter oder Kronendurchmesser. mehr...

Studie: Datenplattformen im Vergleich

[11.06.2025] Eine neue Veröffentlichung aus der Begleitforschung der Modellprojekte Smart Cities (MPSC) nimmt Urbane Datenplattformen (UDP) in den Blick. Ein Marktüberblick und ein Kriterienkatalog sollen Kommunen helfen, die für sie passende Lösung zu finden. 
 mehr...

Vektorgrafik einer Smart City.

dataMatters: 25 Städte an urbanOS angeschlossen

[11.06.2025] Das Kölner Start-up dataMatters hat ein Pilotprogramm gestartet, in dessen Rahmen Kommunen die Smart-City-Lösung umfassend in einem frühen Testbetrieb erproben können. Städte, Landkreise und Gemeinden erhalten dabei bis zu 50 Sensoren, Zugriff auf KI-gestützte Datenanalyse und das Dashboard. mehr...

Grafik zur Funktionsweise des Projekts ScwarmMessRad

Aachen: SchwarmMessRad sammelt Umweltdaten

[10.06.2025] Die von der Stadt Aachen verliehenen Lastenräder sammeln ab sofort in Echtzeit verschiedene Umweltdaten. Die im Rahmen des Projekts SchwarmMessRad gewonnenen Erkenntnisse will die Stadt unter anderem nutzen, um die Stadtplanung zu optimieren und Klimaanpassungsmaßnahmen voranzutreiben. mehr...

Lars Terme vom Grünflächenamt steht auf einer Hubleiter neben einem Baum mit Sensor.

Dortmund: Sensoren für die Stadtbaumpflege

[03.06.2025] Ob smarte Technik das Dortmunder Grünflächenamt bei der Baumpflege unterstützen kann, soll ein Modellprojekt zeigen. Mehrere Stadtbäume sind dafür mit Sensoren ausgestattet worden, welche die Feuchtigkeit in den Baumkronen messen. mehr...

disy-florest-digitale-starkregenvorsorge-smartapp-datenerfassung

Katastrophenschutz: Mit FloReST fit für Starkregen

[02.06.2025] 
Im Rahmen des Projeks FloReST wurde eine neue Lösung für die digitale Starkregenvorsorge entwickelt. Diese basiert auf der Software disy Cadenza und verknüpft Bürgerbeteiligung, Datenanalyse und 3D-Visualisierung. mehr...

Aachen: Smart City Hackathon

[30.05.2025] In Aachen wurde erstmals ein Smart City Hackathon Premiere durchgeführt. In multidisziplinären Teams wurden konkrete Lösungsansätze für zentrale Herausforderungen der smarten Stadtentwicklung erarbeitet. mehr...

BSI: Sicherheit für urbane Datenplattformen

[20.05.2025] Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat eine Richtlinie rund um die Sicherheit urbaner Datenplattformen veröffentlicht. Kommunen werden unterstützt, Sicherheitsaspekte frühzeitig mitzudenken und Risiken systematisch zu adressieren – für eine sichere, smarte Stadtentwicklung. mehr...

Diagramm, dass die Funktionsweise von urbanOS zeigt.

urbanOS: Betriebssystem für smarte Städte

[20.05.2025] Das Betriebssystem urbanOS des Kölner Start-ups dataMatters soll Städte beim digitalen Infrastrukturmanagement unterstützen – mit föderierter KI, hohem Datenschutz und flexibler Anbindung. Erste Pilotprojekte laufen in über 20 Kommunen. mehr...

Daten der Veranstaltung, im Hintergrund ist die Stadt Halle (Saale) zu sehen.

Modellprojekte Smart Cities: 22. Regionalkonferenz in Halle (Saale)

[19.05.2025] Smart sein: Brücken bauen – Netzwerke nutzen: Unter diesem Motto steht die 22. Regionalkonferenz der Modellprojekte Smart Cities. Sie findet am 3. Juni in Halle (Saale) statt. mehr...

Gut gelaunte, leger gekleidete Personengruppe bei einem Bildtermin, einige halten Dokumente in ihren Händen.

Potsdam: Drei Jahre Digitalisierungsrat

[19.05.2025] Nach drei Jahren kam der Potsdamer Digitalisierungsrat ein letztes Mal zusammen. Politik und Verwaltung zogen eine positive Bilanz. Ein Beschlussvorschlag zur Fortsetzung des Gremiums soll im Juli ins Stadtparlament eingebracht werden. mehr...

Deckblatt des Deckblatts der Future District Toolbox Teil I.

Future District Toolbox: Baukasten für das Quartier von morgen

[16.05.2025] Ein neues Whitepaper für Stadtplanung, Immobilienentwicklung und Kommunen bietet die am Fraunhofer IAO angesiedelte Future District Alliance an. Die Future District Toolbox Teil I umfasst 40 praxisnahe, anpassbare Blaupausen für eine zukunftsorientierte Quartiersentwicklung beispielsweise mit KI-Tools. mehr...

Screenshot der smarten Augsburger Datenplattform.

Augsburg: Echtzeitdaten zu Bus und Bahn

[12.05.2025] Augsburg hat sein Smart-City-Dashboard um zwei neue Datenbausteine erweitert: Neben Live-Daten zum ÖPNV sind nun auch aktuelle Zahlen zum Radverkehr abrufbar. Die Urbane Plattform bildet das Fundament für eine smarte, integrierte Verkehrssteuerung. mehr...

Porträtaufnahme von Professor Dr. Schachtner.
interview

Smart City und E-Government: Ganzheitlich denken

[08.05.2025] Eine NEGZ-Studie hat die Synergieeffekte zwischen Smart City und E-Government in den Blick genommen. Studienautor Christian Schachtner, Professor an der Hochschule RheinMain, erläutert die Ergebnisse. mehr...

Scan-Fahrzeug auf dem Parkplatz der Uni Hohenheim.

Baden-Württemberg: Parkraumkontrolle mit Scan-Fahrzeug

[08.05.2025] Als erstes Bundesland ermöglicht Baden-Württemberg den Einsatz von Scan-Fahrzeugen zur digitalen Parkraumkontrolle. Um die Einführung in den Kommunen zu erleichtern, wird ein Pilotversuch auf den Parkplätzen der Universität Hohenheim durchgeführt. mehr...