BREKOGigabitstrategie verschenkt Chancen
Das Bundeskabinett hat mit der Gigabitstrategie seinen Plan für den weiteren Ausbau der digitalen Infrastruktur in Deutschland vorgelegt (wir berichteten). Nachdem sich bereits der Bitkom skeptisch zu den geplanten Maßnahmen des Bundes geäußert hatte (wir berichteten), meldet sich nun der Glasfaserverband BREKO zu Wort. Auch hier fiel die Reaktion eher gemischt aus.
Die Gigabitstrategie enthält 98 Einzelmaßnahmen, die in den kommenden Monaten und Jahren zu einer Beschleunigung des Glasfaser- und Mobilfunkausbaus beitragen sollen. Trotz dieser hohen Zahl an Maßnahmen und einiger guter Ansätze bleibe das Papier jedoch insgesamt hinter den Erwartungen zurück, meint Norbert Westfal, Präsident des BREKO und Sprecher der Geschäftsführung beim Telekommunikationsdienstleister EWE TEL. Dass die Bundesregierung trotz aktueller Krisen ihre Gigabitstrategie veröffentlicht hat, sei zwar ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum flächendeckenden Glasfaserausbau, insgesamt reiche der Plan für die ambitionierten Ausbauziele aber noch nicht aus, so Westfal. Ohne eine schnelle Konkretisierung wichtiger Bereiche, wie der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, dem stärkeren Einsatz alternativer Verlegemethoden und einer grundlegenden Anpassung der staatlichen Förderung, werde der Ausbau länger dauern als geplant.
Förderkonzepte brauchen sinnvolle Begrenzungen
Mit der fehlenden Neuausrichtung der staatlichen Förderung lasse die Bundesregierung laut BREKO eines der größten Potenziale für die Beschleunigung des Glasfaserausbaus ungenutzt. Statt einer klaren Priorisierung wirklich bedürftiger Gebiete würden auf Druck von Bundesländern und dem Deutschem Landkreistag ab Januar 2023 die Schleusen für möglichst umfangreiche Fördermaßnahmen geöffnet und gleichzeitig der immense Investitionswille der Telekommunikationsbranche ignoriert, sagt BREKO-Geschäftsführer Stephan Albers.
Außerdem fehlten klare Regeln für die in der Gigabitstrategie vorgesehene Evaluierung der Förderpraxis. Wenn der Bund nicht von Anfang an festlege, wann ein „gebotenes Maß“ an Markterkundungs- und Förderverfahren in den einzelnen Bundesländern überschritten ist, könne auch keine sinnvolle Korrektur von Fehlentwicklungen vorgenommen werde, so Albers. Er rechne damit, dass viele Bundesländer mit Start des neuen Förderprogramms eine Vielzahl an Markterkundungs- und Förderverfahren starten werden. Bisherige Erfahrungen hätten gezeigt, dass die Umsetzung von geförderten Ausbauprojekten zwei- bis dreimal so lange dauert wie im eigenwirtschaftlichen Ausbau. Deshalb bremse die deutliche Ausweitung der Förderung ohne gleichzeitige Priorisierung von Regionen ohne eigenwirtschaftliche Ausbauperspektive den Glasfaserausbau. Diese Entwicklung hätte mit einem langfristig angelegten Förderkonzept mit klaren Regeln verhindert werden können. Sie sei umso bedauerlicher, da die Telekommunikationsbranche mehrfach pragmatische Vorschläge für Förderkonzepte vorgelegt habe. Diese hätten gezeigt, wie man Glasfaserförderung auf Basis objektiver Kriterien sinnvoll begrenzt, um die zugesagten Privatinvestitionen von 50 Milliarden Euro in den kommenden Jahren nicht zu verdrängen.
Schnelles Agieren erforderlich
Um den Glasfaser- und Mobilfunkausbau zu beschleunigen, müssen die notwendigen Genehmigungsverfahren dringend vereinfacht und digitalisiert werden. Daran lässt der Bund in seiner Digitalstrategie keinen Zweifel – zu Recht, meint der BREKO. Allerdings liege die Umsetzung dieses Bereichs mehrheitlich bei Bundesländern und Kommunen. Diese stünden jetzt in der Verantwortung und müssten sich daran messen lassen, ob sie in den kommenden Monaten in der Ausbaupraxis Fortschritte erreichen, etwa bei der flächendeckenden Umsetzung des Breitbandportals im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes (OZG).
Das Bekenntnis der Bundesregierung zum verstärkten Einsatz alternativer Verlegemethoden wird vom BREKO ebenfalls begrüßt. Doch auch hier müssten schnell Taten folgen: Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) müsse auf den zeitnahen Abschluss der laufenden DIN-Normierung hinwirken und darauf drängen, dass diese Norm auch tatsächlich zu einem deutlich erweiterten Einsatz alternativer Verlegemethoden führt. Dies wollen nach Einschätzung des BREKO Teile der Bauindustrie verhindern. Auch die Einrichtung eines Haftungsfonds für nicht von der Gewährleistung abgedeckte Folgeschäden könnte dazu beitragen, bestehende Vorbehalte in den Kommunen abzubauen.
Ein dritter aus Sicht des BREKO positiv zu bewertender Abschnitt der Gigabitstrategie betrifft den Mangel an Fachkräften, die in allen anderen Bereichen des Glasfaserausbaus und bei der Antragsbearbeitung aufseiten der Kommunen fehlten. Der Verband findet die geplante Entwicklung eines „Gesamtkonzepts zur Fachkräftegewinnung“ und weitere Initiativen zur Verbesserung der aktuellen Situation begrüßenswert. Es sei jedoch wichtig, das Thema ganzheitlich unter Federführung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales anzugehen.
Alle Beteiligten an einen Tisch
Die zukünftige Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern, Kommunen und der Telekommunikationsbranche sieht der BREKO ambivalent: Einerseits betone die Bundesregierung die Intention, alle am Glasfaserausbau beteiligten Akteure einzubeziehen, um bestehende Ausbauhürden abzubauen. Andererseits setze die Bundesregierung aber offensichtlich weiter auf parallele Dialogformate zwischen Bund, Ländern und Kommunen auf der einen Seite und Bund und Branche auf der anderen. Um schnell echte Fortschritte zu erzielen, wäre es jedoch wichtig, ein gemeinsames Austauschformat für alle Beteiligten zu schaffen.
Obwohl das Fazit des BREKO zur Gigabitstrategie in Summe ernüchternd ausfällt, sieht BREKO-Geschäftsführer Albers Potenzial in der praktischen Umsetzung: Die Politik müsse in ihrer Umsetzung schnell Wege finden, um die Telekommunikationsbranche zu einem zügigen Ausbau zu befähigen. Bund, Länder und Kommunen müssten zusammenarbeiten, um unnötige Bürokratie zu beenden, den Weg für alternative Verlegemethoden freizumachen und vor allem, um dem deutlich schnelleren eigenwirtschaftlichen Ausbau Vorrang einzuräumen. In diesen Veränderungen stecke das Potenzial, um die Zeit bis zum Abschluss des flächendeckenden Glasfaserausbaus zu verkürzen.
Schleswig-Holstein: Norddeutscher Pionier
[05.05.2025] Schleswig-Holsteins Digitalisierungsminister Dirk Schrödter spricht über die Verwaltungstransformation in dem norddeutschen Bundesland und nimmt Bezug auf Open Data, Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Breitband und die Rolle der Kommunen. mehr...
Berlin: Ernüchternde Bilanz zum Open-Source-Kompetenzzentrum
[30.04.2025] Bei einer Anhörung im Berliner Abgeordnetenhaus zur Entwicklung des Open-Source-Kompetenzzentrums kritisierte die OSBA die bislang schleppende Umsetzung. Ein klares politisches Bekenntnis für Open Source fehle bis heute – ebenso wie die entsprechende Strategie. mehr...
Potsdam: Sehr guter Job
[25.04.2025] Melitta Kühnlein, Leiterin des Fachbereichs Informations- und Kommunikationstechnologie bei der Stadt Potsdam, spricht im Interview über ihre Verantwortlichkeiten und Ziele sowie Frauen in der IT und in Führungspositionen. mehr...
Ahaus: Digitalisierungsstrategie verabschiedet
[15.04.2025] Ahaus soll zu einer modernen, digitalen Stadt werden, in der neue Technologien und digitale Verwaltungsservices das Leben der Menschen einfacher machen. Als Leitfaden dient der Kommune ihre neue Digitalisierungsstrategie. mehr...
Rheinland-Pfalz: Digitale Transformation geht nur gemeinsam
[15.04.2025] Die zweite landesweite Digitalisierungsveranstaltung in Koblenz zeigt, dass Rheinland-Pfalz beim OZG-Umsetzungsstand deutliche Fortschritte macht. Rund die Hälfte der zentralen OZG-Leistungen ist angebunden. Ziel bleibt die vollständige Ende-zu-Ende-Digitalisierung. mehr...
IT-Planungsrat / FITKO: Gemeinsamer Jahresbericht für 2024
[14.04.2025] Im gemeinsamen Jahresbericht für 2024 berichten der IT-Planungsrat und die Föderale IT-Kooperation (FITKO) über ihre Tätigkeiten und Erfolge. Erstmals kommen auch die Gremien, Arbeits- und Projektgruppen zu Wort. mehr...
Kooperationen: Die Renaissance einläuten
[11.04.2025] Neben einer konsequenten Digitalisierung kann die Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit das Fundament bieten, um die kommunale Aufgabenerfüllung auch in Zeiten des Fachkräftemangels zu sichern. Das leistet auch einen Beitrag gegen Staatsverdrossenheit. mehr...
Koalitionsvertrag: Digitalministerium soll kommen
[10.04.2025] Union und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag verständigt. Kommunen und Verbände begrüßen das geplante Digitalministerium, sehen Fortschritte beim Bürokratieabbau und fordern eine zügige Umsetzung zentraler Vorhaben. mehr...
DStGB/iit: Zukunftsradar Digitale Kommune 2024
[10.04.2025] Der neue DStGB-Zukunftsradar liegt vor. Die Studie belegt: Kommunen sehen eine besser abgestimmte föderale IT-Infrastruktur und eine gemeinsame Cybersicherheitsstrategie als zentrale Voraussetzungen für die weitere Verwaltungsdigitalisierung. mehr...
Interview: Digital Only als Ziel
[08.04.2025] Wie der Stand der Digitalisierung in der Kommunalverwaltung ist und welche Erwartungen die kommunalen IT-Dienstleister an die neue Bundesregierung haben, darüber sprachen wir mit Rudolf Schleyer, dem Vorstandsvorsitzenden der AKDB. mehr...
Positionspapier: Verwaltung effizient gestalten
[07.04.2025] München, Augsburg und Nürnberg haben ein gemeinsames Positionspapier zu kommunalen Cloudregistern der FITKO zugeleitet. Die bayerischen Städte sehen die Registermodernisierung und zentrale IT-Lösungen als notwendige Schritte zur Sicherung der Verwaltungseffizienz. mehr...
Niedersachsen: Pakt für Kommunalinvestitionen
[25.03.2025] Die niedersächsische Landesregierung stellt den Kommunen 640 Millionen Euro aus dem Jahresüberschuss 2024 zur Verfügung. Mit dem neuen Kommunalinvestitionsprogramm sollen Städte, Gemeinden und Kreise gezielt entlastet werden – ohne Eigenanteil und mit flexibler Mittelverwendung. mehr...
D21-Digital-Index: Digitale Resilienz als Schlüssel
[10.03.2025] Alljährlich liefert D21 mit ihrem Digital-Index ein umfassendes Lagebild zum Digitalisierungsgrad in Deutschland. Nun hat die Initiative ihre Studie für 2024/25 vorgelegt. Demnach verändern digitale Technologien Gesellschaft und Wirtschaft tiefgreifend – die Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeit werden aber weitgehend unterschätzt. mehr...
Beckum: d-NRW-Beitritt beschlossen
[03.03.2025] Um Zeit und Aufwand bei der Ausweitung ihrer digitalen Verwaltungsservices zu sparen, tritt die Stadt Beckum der d-NRW bei. Als Trägerin der rechtsfähigen Anstalt des öffentlichen Rechts wird sie unter anderem von einer ausschreibungsfreien Nachnutzung von OZG-Leistungen profitieren. mehr...
München: Fortschreibung der Digitalisierungsstrategie
[13.02.2025] Der Münchner Stadtrat hat die fünfte Fortschreibung der Digitalisierungsstrategie der bayerischen Landeshauptstadt beschlossen. Sie beinhaltet unter anderem den Aufbau eines Kompetenzschwerpunkts für User Experience sowie eine neue Formulierung des strategischen Prinzips der nutzerzentrierten Gestaltung. mehr...