Montag, 17. November 2025

AbfallmanagementIntelligente Entsorgung

[21.02.2025] Smart-Waste-Management kann Kommunen helfen, Fachkräftemangel und steigenden Kosten zu begegnen. KI-gestützte Systeme optimieren Leerungen und Routen, entlasten Personal und schonen Ressourcen. Erste Projekte sind vielversprechend.
Zwei Mitarbeiter eines Entsorgungsbetriebs führen eine Abfalltonne dem Müllfahrzeug zu.

Smart-Waste-Management kann die Arbeit von Entsorgungsfahrern erleichtern.

(Bildquelle: stock.adobe.com/Kzenon)

KI-gestützte, intelligente Systeme können im kommunalen Umfeld vieles leisten – auch im Kontext der Abfallentsorgung. Hier helfen sie, indem sie den Füllstand von Abfallbehältern überwachen und die Routen der Entsorgungsfahrzeuge bedarfsgenau planen. Das steigert nicht nur die Lebensqualität der Menschen, es führt auch zu einer Reduktion von Kosten und Umweltbelastungen. Die Vision, an der mithilfe von KI-Lösungen bereits gearbeitet wird, ist eine Stadt, in der die Abfallentsorgung effizient, ressourcenschonend, reibungslos und perspektivisch auch nahezu unsichtbar abläuft – eine Stadt, in der Technologie und menschliche Expertise zusammenwirken, um den urbanen Raum nachhaltiger zu gestalten. Dieses Bild ist keine ferne Utopie, sondern mit Smart-Waste-Management bereits in greifbarer Nähe.
Auch aufgrund der zunehmenden Personalknappheit verschärft sich der Innovationsdruck. In der Frachtlogistik hieß es schon vor Jahren, dass das Durchschnittsalter der Fahrerinnen und Fahrer – in der Regel sind es weiterhin vorrangig Männer – bei 56 Jahren läge. In den kommenden Jahren werden der Nachwuchs- und Fachkräftemangel weiter zunehmen und die Betriebe vor erhebliche Schwierigkeiten stellen. Diese können jedoch schon jetzt adressiert und auch aufgelöst werden.

Vorbehalte ernst nehmen

Bei der Einführung von Smart-Waste-Lösungen stoßen Kommunen und Unternehmen oft auf zunächst unerwartete Hürden. Nicht die Technologie selbst oder das Ermitteln von am besten geeigneten Sensoren erweist sich als Hindernis – sondern die Akzeptanz bei den Besatzungen der Entsorgungsfahrzeuge, insbesondere bei erfahrenen Teams. Viele dieser Fachkräfte haben über Jahre hinweg Routinen entwickelt, die aus ihrer Sicht bestens funktionieren. Die Vorstellung, bewährte Abläufe aufzugeben und sich von digitalen Systemen leiten zu lassen, erzeugt oftmals Skepsis, in jedem Fall aber nachvollziehbare, vorsichtige Zurückhaltung. Wie in anderen Arbeitsbereichen muss die Sorge, von Geräten bevormundet oder durch die Technologie in der eigenen Arbeit überwacht zu werden, ernst genommen werden. Solche Bedenken können sonst zu erheblichen Widerständen gegenüber Veränderungen führen. Die Einbindung nachfolgender Generationen könnte aufgrund der potenziell größeren Offenheit gegenüber neuen, digitalen Lösungsansätzen und Tools in diesem Aspekt einfacher sein.

Weniger Stress und effizientere Abläufe

Smart-Waste-Management bietet also doppelte Chancen. Zum einen kann mit weniger Personal dennoch die notwendige Entsorgungsleistung erbracht werden, denn durch eine effizientere Routenplanung und bedarfsgerechte Leerungen werden die verfügbaren Ressourcen optimal genutzt. Das senkt nicht nur die Betriebskosten, sondern entlastet auch die verbleibenden Mitarbeiter. Gleichzeitig wird das Stadtbild verbessert, weil sich dort weniger überlaufende Abfall- und Wertstoffbehälter finden. Zum anderen sind Entsorgungsunternehmen in der Lage, ihren Kunden flexible Vertrags- und Abrechnungsmodelle anzubieten. Anstatt starrer Abholzyklen können Leistungen nach dem tatsächlichen Bedarf abgerechnet werden, was zu höherer Kundenzufriedenheit und langfristigen Geschäftsbeziehungen führt.
Doch auch für die Fahrerinnen und Fahrer ergeben sich Benefits. Um sie vom neuen System zu überzeugen, könnte etwa auf die zunehmende Verkehrsdichte und die damit verbundenen Herausforderungen im Straßenverkehr hingewiesen werden. Dem begegnet Smart-Waste-Management durch intelligente Routenplanung mithilfe von Echtzeit-Verkehrsdaten. Staus lassen sich somit besser umgehen, wodurch der Arbeitsalltag der Fahrer weniger stressbelastet ist. Wenn die Vorteile für die tägliche Arbeit erkennbar sind, steigt erfahrungsgemäß auch die Bereitschaft, neue Technologien zu akzeptieren.

Ressourcenschonendes Vorgehen

Im direkten Vorher-Nachher-Vergleich werden die Vorteile von Smart-Waste-Management greifbar. Ohne smarte Unterstützungssysteme führen starre Routen oft zu ineffizienten Fahrten, bei denen leere oder halbleere Container angefahren werden. Die Fahrer sind mit unvorhersehbaren Verkehrsbedingungen konfrontiert, was zu Verzögerungen und Stress führt. Die Personalknappheit erhöht die Arbeitsbelastung zusätzlich. Dementgegen stehen der Einsatz von IoT-Sensoren an Müllbehältern und einer entsprechenden Software. Dadurch werden nur noch volle Container angefahren. Die Routenplanung berücksichtigt Echtzeit-Verkehrsdaten, wodurch Staus umfahren und Fahrzeiten optimiert werden. Dies reduziert nicht nur den Kraftstoffverbrauch, die Emissionen und auch die Prozesskosten, sondern verbessert zudem die Arbeitsbedingungen für die Fahrer. Mit effizienteren Abläufen kann das knappe Personal effektiver eingesetzt werden.
Unter anderem im spanischen Barcelona und in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul wurden bereits erfolgreiche Smart-Waste-Projekte umgesetzt, bei denen IoT-Sensorik, dynamische Routenplanung und Optimierung der Leerungen einen wesentlichen Anteil an sinkenden Treibstoffverbräuchen, Emissionen und Kosten sowie weniger Belastung von Personal, Bürgern und Umwelt haben. Auch in deutschen Kommunen werden zunehmend Projekte realisiert, um Grundlagen für dringend notwendige Verbesserungen der Entsorgungsprozesse zu schaffen.

Arik Reiter ist Vice President Digitalisierung Smart Factory bei der EDAG Production Solutions GmbH & Co. KG.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Künstliche Intelligenz
Eine Person hält ein Smartphone in der Hand, auf dem der Chatbot des Gesundheitsamts der StädteRegion Aachen zu sehen ist. Im Hintergrund steht ein Laptop auf dem ebenfalls der Chatbot angezeigt wird.

StädteRegion Aachen: Chatbot unterstützt Gesundheitsamt

[13.11.2025] Ein Chatbot beantwortet jetzt rund um die Uhr die am häufigsten gestellten Bürgerfragen an das Gesundheitsamt der StädteRegion Aachen. Er kommuniziert in neun Sprachen und soll beständig an die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger angepasst werden. mehr...

Nahaufnahme männlicher Hände, die auf einer Laptop-Tastatur tippen.

Conet: Souveräne KI-Assistenten für Behörden

[10.11.2025] Mit der neuen Plattform sovira.ai des Herstellers Conet können öffentliche Verwaltung und Unternehmen souveräne und sichere KI-Assistenzsysteme erstellen. Diese lassen sich im eigenen Rechenzentrum, in der Public Cloud oder in der BSI-zertifizierten Conet Cloud hosten. mehr...

Stade: Käpt’n Knut kommt an Bord

[06.11.2025] Als Käpt’n Knut wird der KI-Chatbot der Hansestadt Stade erscheinen. Darauf haben sich Bevölkerung und Verwaltung verständigt. Derzeit finden noch Tests und Konfigurationen der Technik statt. Ende des Jahres soll der digitale Assistent an Bord gehen. mehr...

Ein Mann hantiert mit einem Bildschirm, auf dem ein weiblicher Avatar zu sehen ist.

Gersthofen: Zwei neue virtuelle Mitarbeitende

[04.11.2025] In Gersthofen haben zwei neue virtuelle Mitarbeitende ihre Arbeit aufgenommen. Chatbot Gersti begleitet Interessierte auf der Website und in der GersthofenApp. Der lebensgroße Avatar CAIA (Conversational AI) beantwortet wiederum die Fragen der Besucherinnen und Besucher im Hallenbad. mehr...

Eine Stadtbahn der Kölner Verkehrsbetriebe fährt am Stadtzentrum mit dem Kölner Dom vorbei.

Köln: Neue Stimme für Verkehrsbetriebe

[03.11.2025] Die Kölner Verkehrsbetriebe wollen ihre Fahrgäste in Echtzeit rund um die Mobilität in der Stadt informieren. In diesem Rahmen sollen auch alle akustischen Durchsagen einheitlich versorgt und schriftlich verfasste Texte in Sprache umgewandelt werden. Die entsprechende Text-to-Speech-Lösung liefert Aristech. mehr...

Gruppenfoto mit vier Männern vor eGo-Saar-Aufsteller

eGo-Saar: KI-Chatbot für Kommunen im Saarland

[03.11.2025] Der Zweckverband eGo-Saar hat mit zwei Kommunen erfolgreich einen KI-gestützten Bürgerchatbot eingeführt. Das System steht nun allen saarländischen Kommunen zur Nachnutzung offen. Parallel entwickelt eGo-Saar KI-Lösungen für Straßenmanagement und Verwaltung. mehr...

Zu sehen sind 3 Personen die im Großen Sitzungsaal sitzen und einen Laptop präsentieren.

Heidelberg: KI protokolliert Sitzungen

[23.10.2025] Sitzungen nachzubereiten kann Verwaltungen viele Stunden an Arbeitszeit kosten. Anders in Heidelberg: Die Stadt nutzt eine KI-basierte Software zur automatischen Protokollierung. Die sechsmonatige Testphase wurde jetzt erfolgreich abgeschlossen. mehr...

Verwaltungen müssen beim Einsatz von KI auch Fragen des Datenschutzes und der Informationsfreiheit beachten.

Datenschutzkonferenz: Orientierungshilfe zum KI-Einsatz

[22.10.2025] KI-Systeme mit Retrieval Augmented Generation erhöhen die Genauigkeit und Zuverlässigkeit generativer Sprachmodelle. Auch Behörden können davon profitieren. Die Datenschutzkonferenz hat nun eine Orientierungshilfe zum rechtskonformen Einsatz veröffentlicht. mehr...

Screenshot des Deckblatts der KI-Leitlinie von Vitako und KGSt.

Vitako / KGSt: Update der KI-Guideline für Kommunen

[17.10.2025] Die Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister, Vitako und die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) haben ihren Leitfaden für den Einsatz generativer Künstlicher Intelligenz in Kommunalverwaltungen aktualisiert. mehr...

Vier Mitarbeitende der Stadt Potsdam versammeln sich um einen Laptop

Potsdam: Wohni bewährt sich

[16.10.2025] Nach erfolgreicher Testphase wird die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam den KI-gestützten Wohngeldassistenten Wohni schrittweise in den Echtbetrieb überführen. Perspektivisch lässt sich die Bearbeitungszeit von Wohngeldanträgen damit um bis zu 37 Prozent reduzieren. mehr...

Regensburg: Spielerisch zum KI-Führerschein

[16.10.2025] Auf einer innovativen Lernplattform können die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Regensburg jetzt auf spielerische Art und Weise den KI-Führerschein machen. Im Fokus stehen konkrete Alltagsanwendungen etwa aus den Bereichen Mobilität oder Smart City. mehr...

Vier Personen stehen um eine Stele

Bad Nauheim: KI unterstützt Suche

[15.10.2025] Um digitale Informationen leichter auffindbar zu machen, hat die Stadt Bad Nauheim eine KI-gestützte Suchfunktion in ihre Website integriert. Damit sollen die Benutzerfreundlichkeit erhöht und komplexe Informationen leichter zugänglich werden. mehr...

Hessen: Sechs für KI

[09.10.2025] Sechs hessische Kommunen verfolgen mit dem vom Land geförderten Projekt „IKZ eGov6 goes KI – Next Level Verwaltungsdigitalisierung“ eine Fortsetzung ihrer 2022 gestarteten interkommunalen Zusammenarbeit. Dabei sollen identifizierte Hürden und Bedarfe angegangen werden. mehr...

Stadt Nettetal: Mit dem Ampelsystem zur digitalen Souveränität

[06.10.2025] Die Stadt Nettetal zeigt, wie kommunale Verwaltungen Künstliche Intelligenz souverän und sicher nutzen können. Mit dem vom Digitalisierungsbeauftragten Thorsten Rode entwickelten Ampelsystem gelingt die Balance zwischen Datenschutz, Effizienz und Innovationskraft – ein praxisnaher Weg zur digitalen Selbstbestimmung. mehr...

GovIntel gewinnt Startup Award. Drei Männer mit Blumenstrauß und Urkunde.

SCCON: GovIntel gewinnt Startup Award

[06.10.2025] GovIntel ist Sieger des Smart Country Startup Awards 2025. Die KI-gestützte Analyse öffentlicher Daten zur Vorhersage von Beschaffungen überzeugte die Jury auf der Smart Country Convention. mehr...