Dienstag, 9. September 2025

Edge ComputingNäher am Geschehen

[04.03.2019] Warum sich Edge Computing vor allem für antwortzeitsensitive Dienste der Smart City eignet, erläutert Detlef Spang, CEO von Colt Data Centre Services, im Interview mit Kommune21.
Detlef Spang

Detlef Spang, CEO bei Colt Data Centre Services

(Bildquelle: Colt DCS)

Herr Spang, zahlreiche Kommunen machen sich derzeit auf den Weg, Smart City zu werden. Welche Hindernisse müssen sie überwinden?

Intelligente Technologien lösen einige Probleme, die Stadtbewohner derzeit plagen – von der schlechten Luftqualität über chronisch verstopfte Straßen bis hin zu Aspekten der öffentlichen Sicherheit. Das Internet of Things (IoT) wird die Art und Weise verändern, wie Kommunen die Energieversorgung, Verkehrssysteme oder ihre Abfallentsorgung organisieren. Der Erfolg neuer smarter Dienste hängt allerdings auch von der Fähigkeit ab, unvorstellbare Datenmengen zu generieren, zu verarbeiten und zu analysieren. Sensoren zur Messung der Luftqualität, Kameras zur Überwachung von Transportsystemen, intelligente Ampeln oder smarte Mülltonnen: Eine Smart City wird aus einem Netzwerk von Computern bestehen und ständig große Mengen an Informationen erzeugen, die in Echtzeit zu verarbeiten sind. Politik, Unternehmen und Bürger sind sich über das Potenzial intelligenter Städte einig. Die traditionellen Technologie-Infrastrukturen blockieren den Fortschritt jedoch. Sie sind ein großes Hindernis, denn sie sind nicht auf die datenintensiven Prozesse intelligenter Städte ausgelegt.

Was kann Kommunen helfen, diese Hürden zu überwinden?

Smart-City-Technologien sind auf Echtzeitergebnisse angewiesen. Wenn die Speicherung an einem zentralen Knotenpunkt stattfindet, der sich möglicherweise gar nicht in der eigenen Stadt befindet, kommt es zu Verzögerungen. Diese bewegen sich zwar nur im Millisekundenbereich, können aber verheerende Folgen haben. Das gilt etwa für Machine-to-Machine-Anwendungen in einem integrierten Verkehrssystem, das gleichzeitig die Bewegungen von Bussen und Straßenbahnen, Fußgängern oder Autos steuert. Konnektivität und Datentransfer müssen deshalb jederzeit schnell, stabil und konsistent sein, um einen reibungsfreien Ablauf aufrechtzuerhalten und Unfälle oder Störungen zu reduzieren oder zu verhindern. Hier kommt Edge Computing ins Spiel.

„Smart-City-Technologien sind auf Echtzeitergebnisse angewiesen, Verzögerungen können verheerende Folgen haben.“
Welche Vorteile bietet Edge Computing?

Beim Edge Computing handelt es sich um einen verteilten IT-Ansatz, mit dem Rechenleistung näher ans Geschehen – also an Sensoren, Geräte und Maschinen – gebracht wird. Bestehende Dienste lassen sich so schneller abwickeln, da die Daten nah am Ort der Entstehung und damit ohne hohe Antwortzeiten verarbeitet werden. Sofern überhaupt nötig, werden die Ergebnisse erst in einem zweiten Schritt an ein zentralisiertes Rechenzentrum übermittelt. Bei vielen der heute und in Zukunft generierten Daten handelt es sich jedoch um Informationen, die zwar sehr schnell erzeugt, oft aber nur einmalig zur Entscheidungsfindung benötigt werden, und danach keine Rolle mehr spielen. Beim Edge Computing lassen sich diese Daten dezentral und direkt an den Enden des Netzwerks erfassen und verarbeiten.

Wie kann man sich Edge Computing in der Smart City vorstellen?

Technologien wie Drohnen, selbstfahrende Autos und integrierte Verkehrsüberwachungssysteme sind Beispiele für antwortzeitsensitive Dienste, die am Rand – also am Edge angesiedelt sein sollten. Während diese Geräte oder Dienste zahlreiche zeitkritische Daten produzieren, stehen ihnen etliche Prozesse gegenüber, mit weitaus weniger hohen Anforderungen an die Konnektivität. Diese Daten sind nicht weniger bedeutsam, doch folgt durch eine geringe Netzwerkverzögerung keine kritische Reaktion. Deshalb sind hybride Rechenzentrumsmodelle sinnvoll. Zeitunkritischere Inhalte lassen sich somit weiterhin in Server-Farmen hosten, da diese datenintensive Anforderungen erfüllen und problemlos skalierbar sind.

Welches Vorgehen empfehlen Sie bei der Etablierung des Edge Computing in der Smart City?

Hybride Rechenzentrumsmodelle stellen Verantwortliche auch vor eine große organisatorische Aufgabe. Sie müssen sicherstellen, dass Dienste sowohl am Rand des Netzwerks als auch in der Hyper-Scale-Anlage bereitstehen. Hosting- oder Netzwerkunternehmen arbeiten hart daran, Lösungen für diese Herausforderungen zu entwickeln. Dafür ist eine enge Zusammenarbeit mit Regierungen und Kommunen notwendig, um herauszufinden, wie eine Vielzahl neuer smarter Dienste mithilfe eines zukunftsweisenden Infrastrukturmodells bereitgestellt werden kann.

Interview: Verena Barth




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City
Eine Person hält mit einer Hand ein Smartphone, mit der anderen das Lenkrad eines Kfz. Im Hintergrund ist ein Behindertenparkplatz zu sehen.

Wolfsburg-App: Behindertenparkplatz frei?

[09.09.2025] Welche Behindertenparkplätze in der Innenstadt frei sind, wird bald die Wolfsburg-App in Echtzeit anzeigen. Derzeit werden die entsprechenden Stellplätze mit Bodensensoren ausgestattet. mehr...

Smart Citys gezielt fördern: Aus einzelnen Leuchttürmen soll ein Lichtermeer entstehen.

Bitkom: Top Ten des Smart City Index

[08.09.2025] Der Bitkom hat eine Shortlist der zehn bestplatzierten Städte des Smart City Index veröffentlicht. Deutlich wird, dass die Großstädte in Deutschland messbar digitaler werden: 2021 lag der Durchschnitt des Indexwertes aller Städte bei 52,4 Punkten, in diesem Jahr sind es 70,8 Punkte. mehr...

Ein Mann befestigt etwas an einem Baum.

Mönchengladbach: Starkregenvorsorge und Bibermanagement

[05.09.2025] Mit Sensoren an und in der Niers wollen Mönchengladbach und das Versorgungsunternehmen NEW fundierte Erkenntnisse über die Auswirkungen von Biberaktivitäten sammeln. Dazu zählen Sensoren zur Messung des Wasserpegels, des Nährstoffgehalts und der Trübung des Wassers, aber auch Wettersensoren, die für das Starkregen- und Hochwassermanagement an Gebäuden angebracht werden. mehr...

Screenshot des Smart City Rankings 2025 von Haselhorst Associates.

Smart City Ranking 2025: München erneut auf Platz eins

[04.09.2025] München schafft es zum dritten Mal in Folge auf Platz eins im Smart City Ranking von Haselhorst Associates. Aber auch die übrigen 416 untersuchten Städte ab 30.000 Einwohnern zeigen, dass die Smart-City-Entwicklung hierzulande dynamisch voranschreitet. mehr...

Fünf Personen sind schauen um einen PC versammelt auf dessen Bildschirm.

Kreis Hof: Installation von Taupunktsensoren

[04.09.2025] Der Landkreis Hof will den Winterdienst effizienter, sicherer und ressourcenschonender gestalten. Mit diesem Ziel installiert er an 130 Standorten Taupunktsensoren. Die erfassten Daten werden in einer webbasierten Anwendung zusammengeführt, wo sie die Bauhöfe zentral abrufen können. mehr...

Screenshot der BBSR-Storymap.

Smart City: Interaktive Storymap

[29.08.2025] In einer interaktiven Storymap stellt das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) 30 Smart-City-Projekte aus dem deutschsprachigen Raum vor. Sie lassen sich nach Handlungsfeld, Bundesland, Kosten, Nachnutzbarkeit und Aufwand filtern und werden unter anderem in vertiefenden Steckbriefen beschrieben. mehr...

Vier Personen halten einen 3D-Schriftzug "Smart City Essen" hoch.

Essen: Kräftiger Digitalisierungsschub

[28.08.2025] Essen treibt sowohl die Digitalisierung der Verwaltung als auch den Ausbau zur Smart City voran: Über 500 Verwaltungsleistungen sind online verfügbar, zusätzlich informieren neue Plattformen über mehr als 60 Smart-City-Projekte. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander und halten Förderbescheide in den Händen.

Hanau / Maintal / Schöneck: Vier geförderte Smart-Region-Projekte

[28.08.2025] Mit insgesamt 1,55 Millionen Euro fördert das Land Hessen vier Smart-Region-Projekte in Hanau, Maintal und Schöneck. In diesen Projekten sollen Sensoren, ein Digitaler Zwilling und andere smarte Lösungen eingesetzt werden, die Planungsprozesse verbessern, Abläufe optimieren und den Alltag der Bürgerinnen und Bürger erleichtern. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander, einige halten eine Urkunde in der Hand. Im Hintergrund ist der Schriftzug Ostalbkreis zu sehen.

Ostalbkreis: Zertifizierte Smart City Experts

[25.08.2025] Als zertifizierte Smart City Experts unterstützen nun neun Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter die Digitalisierung des Landratsamts Ostalbkreis. Ein deutschlandweit einmaliger Lehrgang beim Zentrum für digitale Entwicklung Westhausen (ZDE) hat sie auf diese Aufgabe vorbereitet. mehr...

Halle (Saale): Einbau von Systemen zur Fahrgastzählung

[25.08.2025] Die Hallesche Verkehrs-AG rüstet ihre Busse und Bahnen mit neuer Technik zur Echtzeiterfassung der Auslastung aus. Ab Ende 2026 sollen Fahrgäste direkt in der Auskunft sehen können, wie voll ihr Fahrzeug ist. mehr...

Sommerliches Outdoor-Gruppenbild mit Kristina Sinemus und zahlreichen Orts- und Kreisspitzen.

Hessen: Starkregenalarmsystem wird ausgerollt

[21.08.2025] Das Land Hessen baut den smarten Starkregenschutz aus. Künftig werden Starkregenfrühalarmsysteme nahezu die Hälfte der Landesfläche abdecken. Das System wurde in Fulda pilotiert und jetzt von zahlreichen Kommunen nachgenutzt. mehr...

Luftaufnahme des Smart City Campus -farbige Punkte markieren verschiedene smarte Funktionen und technologien.

Smart City: Reallabor für kommunale Anwendungsfälle

[19.08.2025] Der Smart City Campus in Westhausen ist nun als offizielles Reallabor des Bundes anerkannt. Dort werden kommunale Technologien wie intelligentes Parkraummanagement, Umweltmonitoring und 5G-Anwendungen unter realen Bedingungen erprobt und weiterentwickelt. mehr...

Viele Autos parken neben einer städtischen Straße.

Digitale Verkehrssteuerung: Parkzonen intelligent nutzen

[14.08.2025] Bis zu 65 Stunden verbringen die Bürgerinnen und Bürger in den den deutschen Großstädten damit, einen Parkplatz zu finden. Das verursacht Kosten, erhöht das Verkehrsaufkommen und führt zu unnötigen Emissionen. Abhilfe schafft hier eine digitale Parkraumbewirtschaftung mit automatisierter Kennzeichenerkennung. mehr...

Virtuelle Hängebrücke in Wuppertal

Wuppertal: 
Hängebrücke als VR-Erlebnis

[14.08.2025] In Wuppertal können Bürgerinnen und Bürger schon heute eine Hängebrücke begehen, die erst 2031 gebaut werden soll – digital und ganz ohne Höhenangst. Eine Virtual-Reality-Simulation im Hauptbahnhof zeigt die geplante Verbindung zwischen Königshöhe und Kaiserhöhe. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander, während Ministerin Sinemus ein Dokument überreicht.

Hofbieber / Mengerskirchen: Gemeinsame urbane Datenplattform

[11.08.2025] Die Gemeinden Hofbieber und Mengerskirchen wollen verschiedene Informationen über eine gemeinsame urbane Datenplattform zur Verfügung stellen. Ergänzt um KI-gestützte Auswertungen und Simulationen soll damit eine fundierte Entscheidungsgrundlage entstehen und die Transparenz sowie Effizienz der Verwaltung erhöht werden. mehr...