InterviewPartner für Alltag und Notfall

Claus Hofmann
(Bildquelle: Landratsamt Traunstein)
Herr Hofmann, Sie sind seit Oktober vergangenen Jahres Informationssicherheitsbeauftragter (ISB) der Städte, Märkte und Gemeinden im Landkreis Traunstein. Warum war es den Kommunen wichtig, diese Stelle zu schaffen?
Sicherlich spielte hier die Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften eine wichtige Rolle: Ab dem 1. Januar 2019 wird von allen bayerischen Behörden ein Informationssicherheitskonzept gefordert. Nicht zuletzt aus wirtschaftlicher Sicht ist es wenig sinnvoll, wenn sich jede Behörde eigenständig mit der Thematik auseinandersetzt. 26 Verwaltungen hielten dies für einen guten Ansatz für kommunale Zusammenarbeit und schlossen eine Zweckvereinbarung, mit dem Ziel, die eigene Verwaltung durch einen gemeinsamen Informationssicherheitsbeauftragten (ISB) zu entlasten und gleichzeitig die geforderten gesetzlichen Vorgaben zum Schutz der Daten und Akten in den Rathäusern zu erfüllen. Durch die gute Zusammenarbeit der Kommunen im Kreis Traunstein mit dem Landratsamt war es möglich, innerhalb kurzer Zeit eine funktionierende Organisation der Informationssicherheit aufzubauen und den Einstieg in ein Sicherheitsmanagement zu schaffen.
Welche Vorteile bietet es den Kommunen, einen zentralen Ansprechpartner für die IT-Sicherheit zu haben?
Für alle Mitglieder soll ein einheitlicher Sicherheitsstandard eingeführt werden. Viele wiederkehrende Aufgaben werden vom ISB zentral erledigt, zum Beispiel die Erstellung einer Leitlinie, von Mustern, Vordrucken oder Empfehlungen. Das spart Zeit und Kosten. Informationssicherheit ist so für die Kommunen mit vertretbarem Aufwand zu schaffen. Die Mitglieder werden zudem verständlich über aktuelle Bedrohungen informiert. Die aufgezeigten Lösungswege bleiben pragmatisch. Gerne genutzt wird auch die Möglichkeit der neutralen Beratung, etwa bei der Auswahl von Dienstleistern oder bei Ausschreibungen. Der ISB ist kompetenter Ansprechpartner im Alltag wie im Notfall. Ein wichtiger Punkt – die Mitarbeitersensibilisierung – wird ebenfalls zentral gesteuert. Zusätzlich gibt es Projekte, welche die Informationssicherheit der Kommunen mit überschaubarem Aufwand enorm verbessern: zum Beispiel die zentrale und fachgerechte Entsorgung der Datenträger. Auch für die geforderten Sicherheits- und Notfallkonzepte werden die Kommunen vom ISB an die Hand genommen. Gerade aufgrund der Vielfalt an Standards und Software ist dieses Thema für die einzelne Kommune nur schwer zu überblicken.
„Aus wirtschaftlicher Sicht ist es wenig sinnvoll, wenn sich jede Behörde eigenständig mit der Thematik auseinandersetzt.“
Welche Bedingungen haben Sie hinsichtlich der IT-Sicherheit in den Kommunen des Kreises Traunstein vorgefunden?
Der Einstieg in das Informationssicherheitsmanagement wurde von den Kommunen positiv angenommen. Grundsätzlich sind die Strukturen sehr unterschiedlich. Wir haben im Kreis Traunstein Städte mit einer eigenen EDV-Abteilung und über 200 PC-Arbeitsplätzen und kleine Kommunen mit circa acht PCs. Die IT in den Kommunen ist rasant gewachsen, das Thema Sicherheit aber erst in den vergangenen Jahren in den Vordergrund gerückt. Ein erster Schritt ist es nun, die Dokumentation auf den aktuellen Stand zu heben. Diese Arbeit ist natürlich nicht immer angenehm. Vieles ist aber bereits vorhanden – die Strukturen sind meist gewachsen und müssen jetzt geordnet werden. Größere Sicherheitslücken werden identifiziert und bereits während der Erstellung der Sicherheitskonzepte behoben. Die Zusammenarbeit mit den Dienstleistern der Kommunen ist dabei meist positiv. Natürlich gibt es hier auch Ausnahmen, stellt der ISB doch eine neue Art der Qualitätskontrolle dar. Bisher mussten sich die Dienstleister häufig nicht in die Karten schauen lassen. Gerade deshalb wird auch die Möglichkeit der unabhängigen Beratung von den Kommunen sehr gerne genutzt.
Welche Aspekte beinhaltet das Sicherheits- und Notfallkonzept?
Das Sicherheitskonzept ist das zentrale Dokument im Sicherheitsprozess einer Behörde. Es muss sorgfältig geplant und umgesetzt sowie regelmäßig überprüft werden. Vor der Fertigstellung erfolgt für jede Kommune eine individuelle Risikoanalyse. Das Konzept ist aber nur wirksam, wenn die darin vorgesehenen Maßnahmen zeitnah in die Praxis überführt werden. Dies muss geplant und kontrolliert werden. Die Auswahl der notwendigen Maßnahmen muss mit Augenmaß geschehen. So erhöht etwa die zusätzliche Auslagerung der Datensicherung in ein Bankschließfach oder eine Außenstelle der Kommune die Sicherheit bei geringerem Aufwand enorm. Langfristiges Ziel ist es, dass alle Kommunen im Kreis Traunstein im Desaster-Fall mithilfe des Sicherheits- und Notfallkonzepts in spätestens ein bis zwei Arbeitstagen wieder online sind.
Als ISB ist es auch Ihre Aufgabe, Gefahren bei der Einführung von E-Government-Lösungen zu erkennen – wie gehen Sie hier vor?
Neue Anforderungen an die kommunale IT werden zentral vom ISB geprüft. Anschließend erhalten die Kommunen eine verständliche Empfehlung oder einen Leitfaden für das weitere Vorgehen im Landkreis. Auch die Möglichkeit der Zentralisierung sollte bei E-Government-Lösungen bedacht werden. Vor der Einführung müssen außerdem die Mitarbeiter hinsichtlich der neuen Gefahren sensibilisiert werden. Umfassende Themen werden zuvor in einer Arbeitsgruppe ISB besprochen.
Was ist in den Kommunen des Kreises Traunstein hinsichtlich der EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) zu beachten?
Die EU-DSGVO bringt eine Vielzahl von Änderungen im Datenschutzrecht mit sich. Der Dokumentationsaufwand wird sich wesentlich erhöhen. Meine Vision ist, ähnlich dem ISB einen zentralen Datenschutzbeauftragten einzusetzen. Aus meiner Sicht ist es nämlich auch hier nicht wirtschaftlich, wenn sich in jeder Kommune ein eigener Datenschutzbeauftragter mit der gleichen Thematik auseinandersetzt.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Mai 2018 von Kommune21 im Schwerpunkt Datenschutz erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
LSI Bayern: Neues Sicherheitssiegel für Kommunen
[11.06.2025] Das LSI Bayern hat Version 4.0 des IT-Sicherheits-Siegels für Kommunen veröffentlicht. Neu sind Vorgaben zu KI, mobiler Sicherheit und Online-Backups. Der ergänzende Baustein IT-Resilienz hilft Kommunen bei der systematischen Selbsteinschätzung. mehr...
Kreis Regensburg: 17 Kommunen erhalten Siegel für IT-Sicherheit
[10.06.2025] 17 Kommunen im Zweckverband Realsteuerstelle Regensburg sind jetzt vom bayerischen Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) mit dem Siegel „Kommunale IT-Sicherheit“ ausgezeichnet worden. mehr...
Baden-Württemberg: Jahresbericht zur Cybersicherheit 2024
[22.05.2025] Die CSBW hat 2024 rund 30 Prozent mehr IT-Sicherheitsvorfälle bearbeitet. Kommunen wurden ähnlich häufig unterstützt wie im Vorjahr, neue Präventionsangebote, Notfallübungen und ein Schwachstellenscan richten sich teils gezielt an sie. mehr...
Datenschutz: Hilfestellung für Behörden
[12.05.2025] In der kommunalen Praxis gibt es beim Thema Datenschutz noch immer Rechtsunsicherheiten. Die Konferenz der Datenschutzaufsichtsbehörden von Bund und Ländern hat eine Orientierungshilfe für Behörden erarbeitet, die (EfA-)Onlinedienste betreiben oder nutzen. mehr...
Röhrnbach: Siegel für IT-Sicherheit
[06.05.2025] Die niederbayerische Marktgemeinde Röhrnbach hat für nachhaltige IT-Sicherheit gesorgt und ist dafür vom Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) ausgezeichnet worden. mehr...
CSBW: Schnell handlungsfähig im IT-Notfall
[22.04.2025] Ohne funktionierende IT-Ausstattung ist die Bewältigung eines Cyberangriffs kaum zu schaffen. Um die Handlungs- und technische Kommunikationsfähigkeit von Verwaltungen zu sichern, bietet die Cybersicherheitsagentur Baden-Württemberg (CSBW) nun eine mobile IT-Notfall-Ausrüstung an. mehr...
Nordrhein-Westfalen: IT-Notfallhilfe für Kommunen
[17.04.2025] Nach IT-Angriffen sollen nordrhein-westfälische Kommunen schnell und unkompliziert Incident-Response-Dienstleistungen in Anspruch nehmen können. Ein Rahmenvertrag zwischen Land und spezialisierten Dienstleistern sichert das Angebot ab. mehr...
Hanau: Allianz für Cyber-Sicherheit beigetreten
[02.04.2025] Die Stadt Hanau rüstet sich weiter gegen Cyber-Bedrohungen: Die BeteiligungsHolding Hanau ist der bundesweiten Allianz für Cyber-Sicherheit des BSI beigetreten und arbeitet aktiv im Arbeitskreis Kommunale CyberSicherheit des Landes Hessens mit. mehr...
Märkischer Kreis: Digitaler Neustart nach Cyberangriff
[26.02.2025] Der Stand der Wiederherstellung und die Kosten nach dem Cyberangriff auf die Südwestfalen-IT waren Themen im Ausschuss für Digitalisierung und E-Government im Lüdenscheider Kreishaus. Auch neue Projekte und Herausforderungen für die Verwaltungs-IT des Märkischen Kreises kamen zur Sprache. mehr...
Einbeck: nerdbridge sucht IT-Schwachstellen
[05.02.2025] Der Verein nerdbridge soll die niedersächsische Stadt Einbeck dabei unterstützen, Sicherheitslücken in ihrer IT-Infrastruktur zu finden. mehr...
IT-Grundschutz-Tag: Praxisnahe Einblicke
[31.01.2025] Am 4. Februar findet in Magdeburg der IT-Grundschutz-Tag statt, zu dem Sachsen-Anhalts Infrastrukturministerin Lydia Hüsken und BSI-Präsidentin Claudia Plattner einladen. Die Veranstaltung widmet sich unter anderem dem IT-Grundschutz, dem Business Continuity Management und der Umsetzung der NIS2-Richtlinie in Verwaltung und Landesbehörden. mehr...
Bremen: Umsetzung der NIS2-Richtlinie
[20.01.2025] Der Senat der Freien Hansestadt Bremen hat sich auf Maßnahmen zur Umsetzung der NIS2-Richtlinie geeinigt. Vorgesehen ist, die Rolle der Zentralstelle Cybersicherheit zu stärken, etwa durch ein Notfallteam, das Bedrohungen frühzeitig erkennt und koordinierte Reaktionen ermöglicht. mehr...
Hessen: Sicherheitsprogramm für Kommunen
[10.01.2025] Hybride Bedrohungen und Cyberangriffe bleiben eine Herausforderung. Um die Cyberresilienz hessischer Kommunen zu stärken, wurde das Aktionsprogramm Kommunale Cybersicherheit um Maßnahmen wie etwa Pentests und Incident Response Services erweitert. mehr...
Materna Virtual Solution: Sicheres ultramobiles Arbeiten
[18.12.2024] Das BSI hat Apples indigo und Samsungs Knox in diesem Jahr für den Einsatz bei Verschlusssachen zugelassen. Materna Virtual Solution sieht darin Vorteile für Behörden: mehr Sicherheit und Flexibilität und einen Zuwachs an geeigneten Fachanwendungen. mehr...
SEP/Databund: Kooperation für IT-Sicherheit
[29.11.2024] SEP, Hersteller der Datensicherungslösung SEP sesam, ist jetzt Mitglied des Databund. Die in Deutschland entwickelte Backup-Lösung wird bereits von zahlreichen öffentlichen Institutionen eingesetzt. Mit dem Beitritt zu Databund will SEP den Austausch mit anderen Akteuren der öffentlichen Verwaltung fördern. mehr...