Sonntag, 14. September 2025

InterviewPulsgeber für Daten

[12.10.2021] Stadtwerke sind für SAP wichtige Partner bei der Smart-City-Umsetzung, sagt Nikolaus Hagl. Warum das so ist und welche Lösungen der Software-Konzern für die vernetzte Stadt anbietet, erläutert der Leiter des SAP-­Geschäftsbereichs Public & Energy im stadt+werk-Interview.
Nikolaus Hagl ist seit 2019 Leiter des Geschäftsbereichs Public & Energy und Mitglied der Geschäftsleitung bei SAP Deutschland.

Nikolaus Hagl ist seit 2019 Leiter des Geschäftsbereichs Public & Energy und Mitglied der Geschäftsleitung bei SAP Deutschland.

(Bildquelle: SAP Deutschland SE)

Herr Hagl, die Stadt der Zukunft ist auf Daten gebaut. Darauf weist der Deutsche Städtetag in einer Studie hin. Welche Chancen birgt das für ein Technologieunternehmen wie SAP?

Es ist richtig und wichtig, dass sich die Städte jetzt damit auseinandersetzen, mit kommunalen Daten die Zukunft zu gestalten. Das ist in der Tat eine Chance, um auf dem Digitalisierungspfad voranzukommen. Nun geht es darum, die Daten richtig zu nutzen und für die richtigen Zwecke einzusetzen. Um das zu ermöglichen, bietet SAP die Business Technology Platform an, die auch den Kommunen zur Verfügung steht.

Digitalisierung ist für Kommunen eigentlich nichts Neues. Allerdings rückt das Thema erst jetzt ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit. In welchen Bereichen unterstützt SAP die Kommunen und ihre Betriebe bei der digitalen Transformation?

Es ist in der Tat interessant, dass jetzt erst von digitaler Transformation gesprochen wird. Denn digitale Lösungen für Kommunalverwaltungen gibt es schon lange. Der Unterschied ist, dass heute die Vernetzung und die Nutzung von Daten im Fokus stehen. Zudem erwarten die Bürgerinnen und Bürger von ihrer Stadt oder Gemeinde, dass Online-Services angeboten werden. Die Basis dafür ist ein stabiler digitaler Kern, der die Verwaltungsprozesse abbildet. Beim Aufbau dieses Fundaments unterstützt SAP die Kommunen und ihre Betriebe. Dann können End-to-End-Prozesse entwickelt und angeboten werden – und das auch ebenenübergreifend. Es entsteht eine Art Kreislauf mit digitalen Prozessen und einem Mehrwert für die Bürgerschaft, der Input der Bürger wiederum erhöht die Effizienz in der Kommune. Diesen Kreislauf gab es früher nicht.

Die Stadt der Zukunft ist vernetzt. Das Stichwort lautet: Smart City. Wo stehen die deutschen Städte, Gemeinden und Landkreise im internationalen Vergleich?

Ich bin kein Freund dieser Vergleiche, die meist hinken. Die ersten Smart-City-Projekte wurden in Megacities durchgeführt, etwa in Buenos Aires oder Kapstadt. Die kommunale Struktur in Deutschland ist sozusagen mittelständisch geprägt, da helfen Smart-City-Rankings nicht weiter. Nach meiner Einschätzung führen die Smart-City-Initiativen hierzulande in die richtige Richtung. SAP kann als Technologiepartner diese Projekte sehr gut unterstützen. Wir liefern das technische Ökosystem, auf der viele lokale Betreiber oder Start-ups aufsetzen können, um Services zu erbringen. Diese Art der Vernetzung bringt die Digitalisierung nach vorne.

Vernetzung ist also nicht nur im technischen Sinn zu verstehen. Viele Player müssen auf dem Weg zur Smart City zusammenspielen. Wie kann das organisiert werden?

Tatsächlich geht es bei der Smart City darum, verschiedene Partner zusammenzubringen. Als Beispiele möchte ich die Digitalstadt GmbH in Darmstadt und die Digital-Agentur der Stadt Heidelberg nennen. Diese Institutionen koordinieren die Smart-City-Projekte der Städte und verfolgen eine langfristige Vision für die Stadt der Zukunft. Ich halte es für ganz wichtig, dass die Kommunen diese Koordinationsrolle übernehmen. So können Kompetenzen und Know-how gebündelt und auch kurzfristig bestimmte Projekte umgesetzt werden.

Das heißt, die Kommunen sollten eine Projektstruktur schaffen, um die Umsetzung selbst in der Hand zu haben?

Ja, das ist empfehlenswert. Viele Ideen kann man von außen holen, aber die Kommunen sind verantwortlich dafür, welche Projekte umgesetzt werden. Und kleinere Städte setzen hier andere Schwerpunkte als Metropolen.

Wie beschreiben Sie den technologischen Unterbau der vernetzten Stadt?

Wie schon angesprochen, müssen zunächst die wesentlichen Prozesse digitalisiert werden, insbesondere die kommunalen Finanzprozesse. Auf integrierten Plattformen werden Daten und Geschäftsprozesse miteinander verknüpft. Damit hat man eine erste Schicht, um möglichst automatisierte Prozesse zu schaffen. Darauf aufsetzend können Analysewerkzeuge eingesetzt werden, die wiederum Entscheidungsgrundlagen liefern.

Was kann SAP hier anbieten?

SAP liefert mit der ERP-Lösung SAP S/4HANA und der Business Technology Platform sozusagen ein Gesamtpaket. Darauf können Kommunen mit verschiedenen SAP-Anwendungen aufsetzen, aber auch – und das ist ein wichtiger Punkt – andere Lösungen und Datenwelten integrieren. So hat der Kunde einerseits eine einheitliche Datenbasis, kann andererseits aber auch individuell agieren. Das ist unsere Idee: Die SAP-Plattform ist quasi das Herz, das den Pulsschlag generiert und die Daten in die richtigen Adern bringt, aber auch die Möglichkeit bietet, externe Anwendungen zu integrieren. Es ist wichtig, dass unsere Kunden hier flexibel agieren können und das ist mit den neuen Technologien deutlich einfacher geworden.

Bietet SAP also eine Art vorkonfiguriertes Smart-City-Paket an, mit dem sich Städte auf den Weg machen können?

Vorkonfiguriert würde ich das nicht nennen. Wir bieten Standard-Software an, in der kommunale Standardprozesse mit den entsprechenden Daten verknüpft werden. Entscheidend sind die enthaltenen Analysewerkzeuge, die bereits auf kommunale Prozesse angepasst sind. Darauf aufbauend kann man relativ einfach eigene Auswertungen und Dashboards generieren. Insofern kann man sagen, dass wir eine Basis-Software ausliefern, die jede Kommune sofort nutzen und an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen kann.

Stadtwerke können die Infrastruktur betreiben und technologische Plattformen bereitstellen. Welche Rolle spielen die kommunalen Unternehmen aus Ihrer Sicht?

Mit Stadtwerken verbindet SAP langjährige Partnerschaften. Viele Stadtwerke haben bereits eine Führungsrolle beim Thema Smart City übernommen. Sie entwickeln beispielsweise neue Mobilitätskonzepte oder bauen LoRaWAN-Netze auf, über die Sensoren wertvolle Daten liefern, etwa für Instandhaltungen. Gegenüber der Verwaltung haben Stadtwerke einen entscheidenden Vorteil: Der Kundengedanke spielt bei ihnen eine größere Rolle. Der Schulterschluss zwischen Verwaltung und kommunalem Betrieb ist sinnvoll, weil die Unternehmen die technischen Fähigkeiten haben und die Kundenperspektive besser einnehmen können. Aufgrund ihrer betriebswirtschaftlichen Kompetenzen sind die Stadtwerke für SAP die Kernpartner bei der Smart-City-Umsetzung. Die politische Willenserklärung zur vernetzten Stadt ist meist vorhanden, die Stadtwerke werden jedoch für den Erfolg der Smart-City-Projekte über die Förderperioden hinaus sorgen müssen.

„Wir machen mit den Daten unserer Kunden keine Geschäfte.“
Kommunen und Stadtwerke werden kommunale Daten nicht ohne weiteres profitorientierten Plattformbetreibern überlassen wollen. Wie tragen SAP-Lösungen dazu bei, Datensicherheit und digitale Souveränität zu gewährleisten?

Wir machen mit den Daten unserer Kunden keine Geschäfte, sondern wollen ihnen ermöglichen, alles aus ihren Daten herauszuholen, um ihr Business effizient zu gestalten. Auf dem Weg der digitalen Transformation gehen viele Kunden mit ihren Lösungen in die Cloud. Wir arbeiten mit großen Cloud-Anbietern zusammen, man kann unsere Lösungen aber auch in den SAP-eigenen ­Rechenzentren nutzen. So können wir der öffentlichen Hand sichere Services aus der Cloud anbieten, Datenschutz und Datensicherheit sind gewährleistet. SAP ist zudem an Projekten zur digitalen Souveränität beteiligt, etwa an GAIA-X, dem europäischen Projekt zum Aufbau einer sicheren und vertrauenswürdigen Dateninfrastruktur.

Interview: Alexander Schaeff

Im Interview, Nikolaus HaglNikolaus Hagl ist seit 2019 Leiter des Geschäftsbereichs Public & Energy und Mitglied der Geschäftsleitung bei SAP Deutschland. Hagl ist seit 2009 für SAP tätig und hatte unterschiedliche Vertriebs- und Management-Rollen im Bereich Fertigungsindustrie inne. Mit seinen Teams hat er zahlreiche Transformations- und Digitalisierungsprojekte begleitet.

Stichwörter: Smart City,


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City
Panorama der Stadt Stuttgart mit Fernsehturm

Smart City Index 2025: An der Spitze wird es eng

[11.09.2025] Der Branchenverband Bitkom hat seinen diesjährigen Smart City Index veröffentlicht. Im Ranking der digitalsten deutschen Großstädte konnte München seinen ersten Platz verteidigen – liegt aber nur noch knapp vor der Freien und Hansestadt Hamburg. Auf Platz 3 hat sich Stuttgart vorgeschoben, Aufsteiger des Jahres ist Hannover.
 mehr...

Eine Person hält mit einer Hand ein Smartphone, mit der anderen das Lenkrad eines Kfz. Im Hintergrund ist ein Behindertenparkplatz zu sehen.

Wolfsburg-App: Behindertenparkplatz frei?

[09.09.2025] Welche Behindertenparkplätze in der Innenstadt frei sind, wird bald die Wolfsburg-App in Echtzeit anzeigen. Derzeit werden die entsprechenden Stellplätze mit Bodensensoren ausgestattet. mehr...

Smart Citys gezielt fördern: Aus einzelnen Leuchttürmen soll ein Lichtermeer entstehen.

Bitkom: Top Ten des Smart City Index

[08.09.2025] Der Bitkom hat eine Shortlist der zehn bestplatzierten Städte des Smart City Index veröffentlicht. Deutlich wird, dass die Großstädte in Deutschland messbar digitaler werden: 2021 lag der Durchschnitt des Indexwertes aller Städte bei 52,4 Punkten, in diesem Jahr sind es 70,8 Punkte. mehr...

Ein Mann befestigt etwas an einem Baum.

Mönchengladbach: Starkregenvorsorge und Bibermanagement

[05.09.2025] Mit Sensoren an und in der Niers wollen Mönchengladbach und das Versorgungsunternehmen NEW fundierte Erkenntnisse über die Auswirkungen von Biberaktivitäten sammeln. Dazu zählen Sensoren zur Messung des Wasserpegels, des Nährstoffgehalts und der Trübung des Wassers, aber auch Wettersensoren, die für das Starkregen- und Hochwassermanagement an Gebäuden angebracht werden. mehr...

Screenshot des Smart City Rankings 2025 von Haselhorst Associates.

Smart City Ranking 2025: München erneut auf Platz eins

[04.09.2025] München schafft es zum dritten Mal in Folge auf Platz eins im Smart City Ranking von Haselhorst Associates. Aber auch die übrigen 416 untersuchten Städte ab 30.000 Einwohnern zeigen, dass die Smart-City-Entwicklung hierzulande dynamisch voranschreitet. mehr...

Fünf Personen sind schauen um einen PC versammelt auf dessen Bildschirm.

Kreis Hof: Installation von Taupunktsensoren

[04.09.2025] Der Landkreis Hof will den Winterdienst effizienter, sicherer und ressourcenschonender gestalten. Mit diesem Ziel installiert er an 130 Standorten Taupunktsensoren. Die erfassten Daten werden in einer webbasierten Anwendung zusammengeführt, wo sie die Bauhöfe zentral abrufen können. mehr...

Screenshot der BBSR-Storymap.

Smart City: Interaktive Storymap

[29.08.2025] In einer interaktiven Storymap stellt das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) 30 Smart-City-Projekte aus dem deutschsprachigen Raum vor. Sie lassen sich nach Handlungsfeld, Bundesland, Kosten, Nachnutzbarkeit und Aufwand filtern und werden unter anderem in vertiefenden Steckbriefen beschrieben. mehr...

Vier Personen halten einen 3D-Schriftzug "Smart City Essen" hoch.

Essen: Kräftiger Digitalisierungsschub

[28.08.2025] Essen treibt sowohl die Digitalisierung der Verwaltung als auch den Ausbau zur Smart City voran: Über 500 Verwaltungsleistungen sind online verfügbar, zusätzlich informieren neue Plattformen über mehr als 60 Smart-City-Projekte. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander und halten Förderbescheide in den Händen.

Hanau / Maintal / Schöneck: Vier geförderte Smart-Region-Projekte

[28.08.2025] Mit insgesamt 1,55 Millionen Euro fördert das Land Hessen vier Smart-Region-Projekte in Hanau, Maintal und Schöneck. In diesen Projekten sollen Sensoren, ein Digitaler Zwilling und andere smarte Lösungen eingesetzt werden, die Planungsprozesse verbessern, Abläufe optimieren und den Alltag der Bürgerinnen und Bürger erleichtern. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander, einige halten eine Urkunde in der Hand. Im Hintergrund ist der Schriftzug Ostalbkreis zu sehen.

Ostalbkreis: Zertifizierte Smart City Experts

[25.08.2025] Als zertifizierte Smart City Experts unterstützen nun neun Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter die Digitalisierung des Landratsamts Ostalbkreis. Ein deutschlandweit einmaliger Lehrgang beim Zentrum für digitale Entwicklung Westhausen (ZDE) hat sie auf diese Aufgabe vorbereitet. mehr...

Halle (Saale): Einbau von Systemen zur Fahrgastzählung

[25.08.2025] Die Hallesche Verkehrs-AG rüstet ihre Busse und Bahnen mit neuer Technik zur Echtzeiterfassung der Auslastung aus. Ab Ende 2026 sollen Fahrgäste direkt in der Auskunft sehen können, wie voll ihr Fahrzeug ist. mehr...

Sommerliches Outdoor-Gruppenbild mit Kristina Sinemus und zahlreichen Orts- und Kreisspitzen.

Hessen: Starkregenalarmsystem wird ausgerollt

[21.08.2025] Das Land Hessen baut den smarten Starkregenschutz aus. Künftig werden Starkregenfrühalarmsysteme nahezu die Hälfte der Landesfläche abdecken. Das System wurde in Fulda pilotiert und jetzt von zahlreichen Kommunen nachgenutzt. mehr...

Luftaufnahme des Smart City Campus -farbige Punkte markieren verschiedene smarte Funktionen und technologien.

Smart City: Reallabor für kommunale Anwendungsfälle

[19.08.2025] Der Smart City Campus in Westhausen ist nun als offizielles Reallabor des Bundes anerkannt. Dort werden kommunale Technologien wie intelligentes Parkraummanagement, Umweltmonitoring und 5G-Anwendungen unter realen Bedingungen erprobt und weiterentwickelt. mehr...

Viele Autos parken neben einer städtischen Straße.

Digitale Verkehrssteuerung: Parkzonen intelligent nutzen

[14.08.2025] Bis zu 65 Stunden verbringen die Bürgerinnen und Bürger in den den deutschen Großstädten damit, einen Parkplatz zu finden. Das verursacht Kosten, erhöht das Verkehrsaufkommen und führt zu unnötigen Emissionen. Abhilfe schafft hier eine digitale Parkraumbewirtschaftung mit automatisierter Kennzeichenerkennung. mehr...

Virtuelle Hängebrücke in Wuppertal

Wuppertal: 
Hängebrücke als VR-Erlebnis

[14.08.2025] In Wuppertal können Bürgerinnen und Bürger schon heute eine Hängebrücke begehen, die erst 2031 gebaut werden soll – digital und ganz ohne Höhenangst. Eine Virtual-Reality-Simulation im Hauptbahnhof zeigt die geplante Verbindung zwischen Königshöhe und Kaiserhöhe. mehr...