Montag, 15. September 2025

InterviewWeniger Stress im Rathaus

[20.05.2021] Iserlohn hat ein neues System für Terminvereinbarungen eingeführt. Im Interview mit Kommune21 spricht Christian Geis, verantwortlich für Digitalisierungsprojekte in der Stadtverwaltung, über die Vorteile der Lösung.
Ticketsäule im Rathaus Iserlohn.

Ticketsäule im Rathaus Iserlohn.

(Bildquelle: JCC Software)

Herr Geis, die Stadt Iserlohn ist Anfang des Jahres 2020 auf das Terminvereinbarungs- und Besucherleitsystem von Anbieter JCC Software umgestiegen. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Christian Geis: Wir haben nach einer Lösung für mehr Kundenzufriedenheit gesucht. Zum einen wollten wir den Bürgerinnen und Bürgern verlässliche Terminangebote zur Erledigung ihrer Anliegen mit möglichst kurzen Wartezeiten machen. Andererseits sollte die Terminvergabe eine bessere Personalplanung ermöglichen. Personalengpässe, etwa durch Urlaube, sollen sich durch eine Anpassung des Termin­angebots abfangen lassen. Und in besonders stark frequentierten Zeiten wollen wir zusätzliche Termine anbieten können. Das System von JCC Software ermöglicht das alles. Wie sind Sie auf den niederländischen Anbieter gekommen? Geis: Bei einem Besuch unserer niederländischen Partnerstadt Almelo sind wir zum ersten Mal auf das Terminsystem von JCC Software gestoßen. Die Möglichkeiten der Lösung waren sehr interessant. Letztlich haben wir uns dann nach einer öffentlichen Ausschreibung im Vergleich mit anderen Anbietern für JCC Software entschieden. Was gab den Ausschlag? Geis: Die Kundenorientierung und die Flexibilität der Anwendung haben uns überzeugt. Zudem ist die Verwaltung des Systems am jeweiligen Standort sehr benutzerfreundlich, wo es nicht um die systemtechnische Administration, sondern um die laufende Anpassung im Alltag geht. Dazu zählt etwa das Öffnen eines weiteren Schalters oder die Reaktion auf Personalausfall durch Krankheit und Ähnliches. Welche Erfahrungen haben Sie bei der Zusammenarbeit mit dem Anbieter gemacht? Geis: Die Kooperation verlief sehr gut. Die Einführung des Systems wurde von JCC Software intensiv und engagiert durchgeführt und begleitet. Wann immer Fragen oder Probleme auftauchten, erfolgte eine prompte Reaktion des Unternehmens. Auch die Einführung verlief unkompliziert. Es sind keine nennenswerten Hindernisse aufgetreten. Kamen Probleme auf, wurde umgehend deren Lösung angegangen. JCC Software hat sich als engagierter Anbieter gezeigt. Wie verlief der Start des Systems in Iserlohn? Geis: Die Inbetriebnahme fand im März 2020 statt. Obwohl die Besucherinnen und Besucher die Ticket­säule nicht kannten, strebten sie sofort auf sie zu und folgten den Anweisungen auf dem Display. Es gab offensichtlich keine Berührungsängs­te. Wir standen zu dritt bereit, Hilfestellung oder Beratung zu leisten. Das war jedoch kaum nötig. Leider kam es am 18. März bereits zum Lockdown aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen. Die Verwaltung wurde für den Publikumsverkehr geschlossen. Seitdem hat es keinen Normal­betrieb mehr gegeben. Wie haben die Mitarbeiter auf das neue Terminvereinbarungs- und Besucherleitsystem reagiert? Geis: Die Reaktionen waren sehr positiv. Durch die verlässliche Terminvergabe sind die Bürgerinnen und Bürger zufriedener. Wartezeiten führen zu Stress und Verärgerung. Die Termine verlaufen nun entspann­ter und weniger konfliktträchtig. Eine wichtige Neuerung im Vergleich zum alten System stellt die Möglichkeit der Rückstellung von Terminen dar. „Die Produktivität hat sich erheblich verbessert und die ­Wartezeiten wurden enorm verkürzt.“ Wie hat sich die Arbeit im Amt verändert? Geis: Mit dem neuen Terminsystem konnte die Produktivität erheblich verbessert werden und die Wartezeiten wurden enorm verkürzt. Wenn der Kunde beispielsweise einige Minuten vor seinem Termin eintrifft, kann er sich bereits einloggen und ist dann im System zum Aufruf registriert. Somit kommt es teilweise vor, dass Kunden noch vor dem offiziellen Beginn ihres Termins drankommen und das Rathaus wieder verlassen können. Da der Bürger bei der Terminvereinbarung angibt, welche Dienstleistung bearbeitet werden soll, berechnet das System individuell die Dauer des Termins und sorgt für weniger Leerlauf zwischen den verschiedenen Terminen. Immer mehr kommunale Prozesse werden digitalisiert. Wie könnte die Arbeit im Rathaus in Iserlohn in fünf Jahren aussehen? Geis: Ich glaube, dass in fünf Jahren alle wesentlichen Prozesse überwiegend digital ablaufen werden. Die entsprechenden Gesetze mit den Terminvorgaben dazu sind in Kraft. Daneben werden sich neue Arbeitsformen durchsetzen. Die Corona-Schutzmaßnahmen haben hier eine Entwicklung beschleunigt, die bereits langsam begonnen hatte. Das gilt insbesondere für das Arbeiten im Homeoffice. Gleichzeitig müssen zurzeit Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger kontaktlos angeboten werden. Dieser Trend wird sich verstärken, wenn sich die Gesellschaft daran gewöhnt hat, dass die Anliegen digital bearbeitet werden können. Hier lässt sich eine Parallele zur Entwicklung des Online-Handels ziehen.

Interview: Alexander Schaeff




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Fachverfahren
2 Frauen vor einem Tisch mit Bildschirm, digitaler Bauantrag in Waghäusel

Waghäusel: Mit Prosoz zum digitalen Bauantrag

[15.09.2025] Das Baurechtsamt der Stadt Waghäusel hat mit Unterstützung des Herstellers Prosoz Herten den digitalen Bauantrag eingeführt. mehr...

Stadtansicht Nienburg/Weser

Landkreis Nienburg/Weser: Schneller zur Baugenehmigung

[11.09.2025] 
Seit Januar vergangenen Jahres arbeitet der Kreis Nienburg/Weser mit dem Virtuellen Bauamt des Anbieters cit. Die durchweg positive Bilanz der Kommune: Die digitale Plattform sorgt für mehr Transparenz, kürzere Laufzeiten und eine spürbare Entlastung. mehr...

Brautpaar von hinten, sich an den Händen haltend

Düsseldorf: Erfolgreicher Start für digitale Eheanmeldung

[10.09.2025] Mit dem neuen Onlineservice digitale Eheanmeldung will die Stadt Düsseldorf den Anmeldeprozess für künftige Eheleute deutlich vereinfachen und beschleunigen. In den ersten 100 Tagen wurde das Angebot bereits von 180 Paaren genutzt. mehr...

Drei Personen aus dem Bereich Bauordnung der Stadt Gütersloh neben einem Bildschirm am Tisch stehend

Gütersloh: KI-Potenzial für Baugenehmigung

[09.09.2025] Das Potenzial von KI im Bereich Baugenehmigungen wird gerade in Gütersloh getestet. Dazu erprobt der Fachbereich Bauordnung neue Lösungen in seiner Fachanwendung. mehr...

Kreis Peine: Elterngeldantrag ab sofort online möglich

[03.09.2025] Eltern im Landkreis Peine können den Elterngeldantrag ab sofort online stellen. Damit entfallen Papierformulare, Wartezeiten und Medienbrüche. mehr...

Eine Person steht an der Grenze zu Deutschland.

Aufenthalt Digital: Exportschlager aus Brandenburg

[22.08.2025] Der Onlinedienst Aufenthalt Digital entlastet nun bundesweit 300 Ausländerbehörden bei der Antragsbearbeitung. Zuletzt ging er im bayerischen Kreis Amberg-Sulzbach an den Start. In 150 weiteren Kommunen befindet sich die im Zuge des Onlinezugangsgesetzes (OZG) von Brandenburg entwickelte Lösung im Roll-out. mehr...

Eine Frau sitzt zwischen Umzugskartons und hält ein Smartphone in der Hand.

Digitale Wohnsitzanmeldung: Rheinland-Pfalz erreicht Flächendeckung

[13.08.2025] In Rheinland-Pfalz können jetzt alle Bürgerinnen und Bürger ihren Wohnsitz digital ummelden. Der flächendeckende Einsatz der entsprechenden Einer-für-Alle-Lösung aus Hamburg macht es möglich. mehr...

Mehrere Personen sitzen im Hörsaal einer Hochschule.
bericht

Bauwesen: Digitaltage in Merseburg

[08.08.2025] Ende August finden die Merseburger Digitaltage sowie der 17. brain-SCC Anwendertag statt. Im Mittelpunkt des Anwendertags stehen die EfA-Fokusleistung „Digitale Baugenehmigung“ und der VOIS-Vorgangsraum. mehr...

Zwei Kleinkinder spielen in einem Raum.

Oberkrämer: Einfacher zum Betreuungsplatz

[07.08.2025] In der brandenburgischen Gemeinde Oberkrämer steht Eltern seit Anfang August ein neues Onlineportal zur Verfügung, das die Suche und Anmeldung für Kitaplätze digitalisiert und erheblich vereinfacht. Zum Einsatz kommt dabei die Lösung von Anbieter Little Bird. mehr...

Eine Person macht in einem Büro Notizen in einem Bauplan.

Osnabrück: EfA-Lösung für Bauanträge

[30.07.2025] Die Stadt Osnabrück nimmt Bauanträge ab August nur noch über die für das Land Niedersachsen entwickelte Einer-für-Alle (EfA)-Lösung entgegen. Bautechnische Nachweise sind über die Elektronische Bautechnische Prüfakte (ELBA) einzureichen. mehr...

Ein stilvoll mit Graffiti versehenes Haus.
bericht

E-Voting: Demokratische Teilhabe

[25.07.2025] Konstanz ermöglicht Jugendlichen seit 2023 eine digitale Wahl ihrer Jugendvertretung mit Open-Source-Technologie von wer denkt was. Das rechtssichere E-Voting erhöht die Beteiligung und senkt den Aufwand – auch für andere Kommunen. mehr...

Jobcenter Lippe: Onlineservice via Sozialplattform

[21.07.2025] Als bundesweit erste Kommune hat das Jobcenter Lippe eine EfA-Leistung der Sozialplattform NRW per FIT-Connect angebunden und wurde dabei vom Dienstleister OWL-IT unterstützt. mehr...

Bildschirm, der die Plattform DiPlanung zeigt

Bayern: DiPlanung im Roll-out

[17.07.2025] In Bayern ist jetzt der Roll-out der digitalen Bauleitplanungs- und Beteiligungsplattform DiPlanung gestartet. Er wird von Informations- und Unterstützungsangeboten begleitet. mehr...

Start des virtuellen Bauamts im Landkreis Uckermark

Brandenburg: Weitere Kommunen starten Virtuelles Bauamt

[07.07.2025] Mit der Freischaltung des Virtuellen Bauamts in der Landeshauptstadt Potsdam sowie im Kreis Uckermark und der Stadt Schwedt ist in Brandenburg ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur flächendeckenden Digitalisierung der Bauantragsverfahren erreicht. mehr...

Panoramasicht von oben auf die Stadt Wiesbaden.

Wiesbaden: Neue Software im Bürgerbüro

[30.06.2025] Auf eine neue Software hat die Stadt Wiesbaden im Melde- und Passwesen umgestellt. Da es sich um eine landesweit für Hessen entwickelte Lösung handelt, können beispielsweise erprobte Services anderer Kommunen einfacher übernommen werden. Im Ergebnis lassen sich Verwaltungsvorgänge schneller bearbeiten. mehr...