Mittwoch, 30. Juli 2025

Cloud ComputingDienste für Europa

[10.04.2014] Im Rahmen des Projekts Cloud for Europe sollen innovative Cloud-Dienste entwickelt und pilotiert werden, die auf die Bedarfe des öffentlichen Sektors zugeschnitten sind. Elf Länder sind an dem Vorhaben beteiligt.
EU will Cloud Computing vorantreiben.

EU will Cloud Computing vorantreiben.

(Bildquelle: PEAK Agentur für Kommunikation)

Cloud Computing hat sich als Bestandteil der politischen Agenda in der Europäischen Union etabliert. Viele Nationen setzen bereits Cloud-Strategien um. Das Cloud-for-Europe-Projekt dient dazu, der öffentlichen Verwaltung Lösungen aufzuzeigen, die der europäischen Cloud-Strategie entsprechen. Unterstützt durch Akteure aus dem öffentlichen und privaten Sektor, strebt das Projekt an, die Widerstände für die Nutzung von Cloud Computing zu beseitigen. Im Rahmen von Cloud for Europe können Industrie und öffentlicher Sektor gemeinsam die Bedingungen für einen digitalen Binnenmarkt in Europa erforschen.
Cloud for Europe ist ein Projekt des siebten Rahmenprogramms der EU. Es steht in Relation zur europäischen Cloud-Partnerschaft (European Cloud Partnership) und dessen Lenkungsausschuss, der am 19. November 2012 in Brüssel gegründet wurde, und fester Bestandteil der europäischen Cloud-Strategie ist. In diesem Lenkungsausschuss werden die Herausforderungen der fragmentierten Märkte durch Harmonisierung der unterschiedlichen Anforderungen an Cloud-Dienstleistungen adressiert, die von europäischen Regierungen gefordert werden.

Elf Länder beteiligt

Eine der drei Säulen der Cloud-Strategie der EU ist die Förderung einer gemeinsamen Führung im öffentlichen Sektor durch eine europäische Cloud-Partnerschaft zwischen Industrie-Experten und Nutzern der öffentlichen Hand. Ziel ist es, einen gemeinsamen Beschaffungsbedarf für Cloud Computing zu schaffen. Der öffentliche Sektor als größter Abnehmer von IT-Dienstleistungen hat spezifische Anforderungen an Leistung, Sicherheit, Interoperabilität und Portabilität von Daten sowie die Einhaltung technischer Anforderungen. Das schließt auch Anforderungen an eine Zertifizierung ein. Mit dem Cloud-for-Europe-Projekt wird daher durch Pilotierung von Cloud-Diensten ein Ansatz für innovative Lösungen entwickelt, der auf die Bedarfe des öffentlichen Sektors zugeschnitten ist.
Ziel ist es, die Anforderungen des öffentlichen Sektors und Einsatzszenarien für Cloud Computing klar zu definieren. Dazu gehören die Identifizierung von Barrieren für den Cloud-Einsatz im öffentlichen Sektor, die Definition von neuen Diensten, die dazu beitragen, diese Barrieren zu überwinden, sowie die Beschaffung von Forschungslösungen aus der Industrie, um innovative Lösungen für Cloud-Services zu finden.
Das Projekt Cloud for Europe besteht aus drei Phasen: der Vorbereitung der vorwettbewerblichen Auftragsvergabe, deren Durchführung sowie der Bekanntmachung der Ergebnisse. Die Partner kommen aus elf Ländern – Belgien, Deutschland, Estland, Finnland, Italien, Niederlande, Österreich, Portugal, Slowenien, Spanien und der Türkei – und gehören Ministerien, Universitäten oder Forschungseinrichtungen an. Aus Deutschland sind das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS als Koordinator und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) als Experte für Anforderungen an Sicherheit und Zertifizierung beteiligt. Das Budget umfasst knapp zwölf Millionen Euro, von denen rund neun Millionen Euro für die vorwettbewerbliche Auftragsvergabe zur Verfügung stehen.

Vorwettbewerbliche Auftragsvergabe

Deren Vorbereitung beinhaltet alle Arbeiten, die zur Durchführung des Angebots notwendig sind. Dazu zählt etwa, die Anforderungen des europäischen öffentlichen Sektors, die aktuelle Marktsituation sowie die relevante Normenlandschaft zu analysieren. Ein spezielles Arbeitspaket beschäftigt sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen, wobei neben datenschutzrelevanten Aspekten auch Beschaffungsaspekte betrachtet werden.
Die vorwettbewerbliche Auftragsvergabe (Pre-Commercial Procurement) ist bei der Beschaffung von IT-Dienstleistungen nicht unbedingt ein häufig genutztes Verfahren in Europa. Die wichtigsten Aspekte sind:
• Die Beschaffung von Forschung und nicht eines Produkts: Die Forschung wird von der Industrie durchgeführt.
• Die Verträge werden an verschiedene Wirtschaftsteilnehmer für den gleichen Service vergeben.
• Die Industrie hält die Rechte am geistigen Eigentum und kann später die Ergebnisse vermarkten.
• Nutzen und Risiken werden zwischen Auftraggebern und der Industrie gemeinsam getragen.
Die Durchführung der vorwettbewerblichen Auftragsvergabe wird gemeinsam von den Beschaffern des Projekts gestaltet. Es werden Rahmenverträge an die ausgewählten Wirtschaftsteilnehmer oder Konsortien erteilt. Der Rahmenvertrag wird für 18 Monate vergeben und umfasst drei Phasen: Exploration der Lösung, Prototyp und Test-Produkt/Pilot. Nach jeder Phase erfolgt eine Auswertung, um festzustellen, welche Anbieter in die nächste Phase kommen.

Die drei Projektphasen

Phase 1 beginnt mit der Exploration der Lösung. Sie umfasst die Analyse der Anforderungen, einen Vorschlag für eine Lösungsarchitektur und ein erstes Design für offene, interoperable Cloud-Services. Diese Phase dauert etwa vier Monate. Prämierte Gewinner werden zur Phase 2 zugelassen, für die ein Zeitraum von acht Monaten veranschlagt wird. Dabei geht es darum, die Machbarkeit der vorgeschlagenen Lösung zu demonstrieren. Das schließt Spezifikation und prototypische Implementierung ein. Erfolgreich evaluierte Projekte werden in Phase 3 (sechs Monate) fortgesetzt, in der Lösungen in einer Testumgebung nach vorgegebenen Leistungs- und Interoperabilitätskriterien demonstriert werden sollen. Die Ankündigung zur Erstellung der Angebote erfolgt im August 2014, die entsprechende Vorankündigung im Mai.
Erfahrungen und Good-Practice-Beispiele werden zusammengefasst und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Darüber hinaus werden Richtlinien für die Nutzung der vorwettbewerblichen Auftragsvergabe und Schulungsunterlagen erstellt und Beschaffern des öffentlichen Sektors und der Industrie zur Verfügung gestellt.

Linda Strick ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer-Institut FOKUS und verantwortlich für das Cloud-Computing-Labor im Kompetenzzentrum E-Government.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Infrastruktur
Vektorillustration mit jungen Menschen in der Nähe eines großen Smartphones, die Feedback und Bewertungen für ein Produkt oder eine Dienstleistung abgeben.

Treptow-Köpenick: Kiezkassen-Applikation im Test

[29.07.2025] In Berlin soll künftig eine Kiezkassen-Applikation die Verwaltungsprozesse bei der Vergabe nachbarschaftlicher Fördermittel digital abbilden. Im Bezirk Treptow-Köpenick haben Bürger, Verwaltungsmitarbeitende und Kiezpaten die Lösung einem ersten Test unterzogen. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander um eine Leuchtstele im Freien versammelt.

Etteln: Kommunaler Datenraum und mehr

[28.07.2025] Die Ortsgemeinde Etteln will den ersten kommunalen Datenraum Deutschlands entwickeln. In ihm könnten Daten aus verschiedenen Quellen verknüpft und daraus intelligente Services generiert werden. In einem anderen Vorhaben lässt das digitalste Dorf Deutschlands eine autonom fliegende Drohne zur Unterstützung der Feuerwehr starten. mehr...

Screenshot der Low-Code-Lösung Axon Ivy.

OWL-IT: Digitale Prozesse gestalten

[28.07.2025] Mit Einführung der Low-Code-Plattform Axon Ivy will OWL-IT die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen beschleunigen. Erste Erfahrungen zeigen, wie sich kommunale Fachlichkeit und technische Umsetzung verbinden lassen. Die Plattform wird auch auf der Smart Country Convention vorgestellt. mehr...

Fraunhofer FOKUS: Zweite Public Data Konferenz

[25.07.2025] Am 25. September lädt das Fraunhofer-Institut FOKUS zur zweiten Public Data Konferenz nach Berlin ein. Im Fokus stehen strategische Ansätze, praktische Lösungen und konkrete Projekte. Angesprochen werden leitende Personen aus Politik und Verwaltung, deren Aufgabe die Förderung des organisationsübergreifenden Datenaustauschs ist. mehr...

laptop-tastatur, torso dahinter drückt auf ein Ordner-Symbol

Werra-Meißner-Kreis: Standardisierung von Prozessen

[24.07.2025] Mit einem vom Land Hessen unterstützten Projekt will der Werra-Meißner-Kreis eine Standardisierung der Anbindung von Fachverfahren an Dokumentenmanagementsysteme erreichen. Andere hessische Kommunen sollen die Schnittstelle ebenfalls nutzen können. mehr...

Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder und Digitalminister Dirk Schrödter stehen nebeneinander vor dem Norderstedter Rathaus und halten gemeinsam ein Smartphone in die Kamera, auf dessen Bildschirm die neue Stadt-App zu sehen ist.

APPgemacht: Norderstedt immer griffbereit

[22.07.2025] Nützliches, Wissenswertes und zahlreiche städtische Onlineservices umfasst die neue Norderstedter Stadt-App. Die Kommune will mit dem Angebot alle Generationen ansprechen. In den kommenden Monaten soll der App-Umfang sukzessive erweitert werden. mehr...

Verschiedene Dokumente sind mit einer Wolke verbunden, im Hintergrund sieht man eine Computertastatur.

cit intelliForm Server: Release stärkt E-Government-Betreiber

[22.07.2025] Mit zwei Erweiterungen soll die neue Version des cit intelliForm Servers die Betreiber von E-Government-Services noch besser unterstützen. Dazu zählt die Verwendung von GitOps in der Formularverwaltung, während Kubernetes den Cloud- und Rechenzentrumsbetrieb vereinfacht. mehr...

Sechs Personen stehen nebeneinander vor einer Hauswand, zwischen Hauswand und Personengruppe ist das Logo der Picture GmbH zu sehen.

Kreis Paderborn: Systematisches Prozessmanagement

[17.07.2025] Um Wissen in der Verwaltung zu halten und deren Abläufe zu optimieren, hat der Kreis Paderborn ein professionelles Prozessmanagement eingeführt. Für den Projekterfolg waren eine aktive interne Kommunikation und die Unterstützung durch den Verwaltungsvorstand entscheidend. mehr...

Rechtecke sind durch leuchtende Linien miteinander verbunden, in der Mitte ist ein würfelförmiges Objekt zu sehen.
bericht

Urbane Datenplattformen: Wichtiger Schlüssel

[15.07.2025] Urbane Datenplattformen sind der Schlüssel zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung. Die Einführung und Nutzung bringen für Kommunen neben vielen Mehrwerten jedoch auch Herausforderungen mit sich. mehr...

Mehrere Personen sitzen auf nebeneinander auf einem Sofa und schauen gemeinsam auf einen aufgeklappten Laptop auf dem Schoß einer der Personen.
bericht

Kreis Traunstein: Weblösung reduziert Arbeitslast

[08.07.2025] Eine speziell auf die Verwaltung von Asylbewerbern, Unternehmen und gemeinnützigen Trägern ausgerichtete Weblösung unterstützt Kommunen bei der Koordination gemeinnütziger Aufgaben. Sie setzt auf Automatisierung und Künstliche Intelligenz (KI) und wurde gemeinsam mit dem Kreis Traunstein entwickelt. mehr...

Blick auf das Cadolzburger Rathaus.

Cadolzburg: Signieren ohne Tinte

[03.07.2025] Seit über einem Jahr nutzt die Marktgemeinde Cadolzburg den Signaturservice der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB). Um Zertifikate selbstständig ausstellen und administrieren zu können, führte sie 2025 ergänzend das Zertifikatsportal des IT-Dienstleisters ein. mehr...

bericht

Digitale Souveränität: Ist die Schmerzgrenze erreicht?

[02.07.2025] Auf dem Zukunftskongress Staat & Verwaltung diskutierten Experten in der vergangenen Woche den aktuellen Stand bei der digitalen Souveränität. Diese ist durch geopolitische Verschiebungen wieder ins Blickfeld der Politik geraten. Ob die Marktdominanz von US-Konzernen bei Netzen und Software in der öffentlichen Verwaltung überwunden werden kann, erscheint indes weiter ungewiss. mehr...

KGSt: Kritik an Deutscher Verwaltungscloud

[01.07.2025] Die KGSt unterstützt die Deutsche Verwaltungscloud grundsätzlich – sieht aber Nachbesserungsbedarf bei Steuerung, Wirtschaftlichkeit und technischer Umsetzung. mehr...

Datentechnologiehologramm, im Hintergrund sind die Hände einer Frau zu sehen, die Notizen macht.

Nordrhein-Westfalen: Digital-Index für das Ruhrgebiet

[01.07.2025] Erstmals wurde für die 53 Kommunen im Ruhrgebiet ein Digital-Index erstellt. Er nimmt verschiedene Themenfelder in den Blick, darunter die Bereiche Forschung, Beschäftigung, Unternehmen und Infrastruktur. Auch wurde das Gebiet mit elf anderen Metropolregionen in Deutschland verglichen. mehr...

Luftbild der Nürnberger Altstadt: viele rote Ziegeldächer, im Bildzentrum der grüne Doppelturm von St. Sebaldus.

Nürnberg: AutiSta aus der AKDB Cloud

[23.06.2025] Auf AutiSta als Software-as-a-Service bei der AKDB setzt die Stadt Nürnberg. Im Rahmen des Projekts hat die Frankenmetropole eng mit dem Fachverfahrenshersteller und dem IT-Dienstleister zusammengearbeitet. mehr...