Dienstag, 24. Juni 2025

InterviewEfA-Marktplatz geht live

[23.06.2022] Der Marktplatz für Einer-für-Alle-Dienste des IT-Planungsrats ist jetzt in einer Betaversion live gegangen. Welche Funktionen er bietet und wie das die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes vereinfacht, berichten Martin Schallbruch, CEO der mit der Umsetzung betrauten Genossenschaft govdigital, sowie Jens Fromm, bei govdigital Gesamtprojektleiter für den Marktplatz.
Martin Schallbruch

Martin Schallbruch, CEO govdigital eG (links) und Jens Fromm, Gesamtprojektleiter Marktplatz für EfA-Leistungen, govdigital eG beim Zukunftskongress Staat & Verwaltung in Berlin.

(Bildquelle: Sonja Bechtold)

Herr Schallbruch, mit dem Onlinezugangsgesetz (OZG) sollen bis Ende 2022 alle Verwaltungsleistungen online zugänglich gemacht werden. Wie kann der neue Marktplatz für EfA-Leistungen (wir berichteten) die Umsetzung dieses Gesetzes unterstützen?

Martin Schallbruch: Zentral bei der Umsetzung des OZG ist das Einer-für-Alle-Prinzip (EfA): Ein Bundesland oder eine Allianz aus mehreren Bundesländern entwickelt und betreibt eine digitale Verwaltungsleistung zentral – üblicherweise durch einen beauftragten öffentlichen IT-Dienstleister. Andere Bundesländer und Kommunen können diese EfA-Leistung dann mitnutzen. Heute gibt es noch wenig Transparenz über verfügbare EfA-Leistungen, Ansprechpartner, Rollen und Umfang der Leistung. Rechtliche Anforderungen an den „Einkauf“ solcher Leistungen sind komplex und vielfältig. Zudem sind die Kosten der Nachnutzung für Einführung, Betrieb, Wartung und Weiterentwicklung der EfA-Leistungen oftmals noch unklar. Hier setzt der neue Marktplatz für EfA-Leistungen an, den govdigital im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg für den IT-Planungsrat entwickelt: Wir bauen eine Online-Plattform, auf der nach und nach alle verfügbaren EfA-Leistungen angeboten und eingekauft werden können. Dies soll vor allem Kommunen und deren IT-Dienstleistern den Einkauf und Einsatz von EfA-Leistungen vereinfachen. Als Genossenschaft der öffentlichen IT-Dienstleister bringt govdigital Anbieter und nutzende Kommunen zusammen – das gibt uns eine gute Ausgangsbasis für den Aufbau des Marktplatzes.

Herr Fromm, inwiefern vereinfacht der Marktplatz für EfA-Leistungen die Umsetzung des OZG?

Jens Fromm: Zunächst können sich Verwaltungen auf dem Marktplatz einen Überblick über die derzeit verfügbaren EfA-Leistungen verschaffen. Durch die intensive Kooperation mit der FITKO sind auch die Leistungen des FIT-Stores im Marktplatz für EfA-Leistungen aufgeführt und für Verwaltungen beziehbar. Zudem ist der Marktplatz ein Werkzeug zur Unterstützung der verwaltungsübergreifenden Zusammenarbeit. Er ermöglicht es Kommunen, Behörden und öffentlichen IT-Dienstleistern, über die Anbieter FIT-Store oder govdigital EfA-Leistungen ebenenübergreifend zu beziehen. Die Anbieter ermöglichen eine Inhouse-Vergabe und stellen eine durchgängige Beziehungskette mit ihren unmittelbaren und mittelbaren Trägern her. Auf diese Weise wird ein Großteil der öffentlichen Gebietskörperschaften in Deutschland erreicht. Der Marktplatz ist zukünftig nicht nur auf EfA-Leistungen beschränkt und wird anbieteroffen gestaltet, sodass später weitere Anbieter hinzukommen.

„In Zukunft könnten über den Marktplatz viele weitere digitale Dienste der öffentlichen IT-Dienstleister angeboten und ausgetauscht werden.“
Der Marktplatz ist jetzt in einer Beta-Version veröffentlicht worden – was bedeutet das und welche Funktionen bietet er momentan?

Jens Fromm: Der Marktplatz für EfA-Leistungen ist mehr als ein webbasiertes Shop-System: Annähernd jede rechtliche, organisatorische und technische Herausforderung, vor der Verwaltung bei der Digitalisierung steht, streift auch unser Projekt. In diesem noch sehr offenen Umfeld können wir bei der Entwicklung des Marktplatzes nur schrittweise vorgehen. Das jetzt veröffentlichte Release ist eine erste funktionsfähige Version, die dazu dient, Funktionalitäten zu testen, aus dem Nutzer-Feedback zu lernen und den Marktplatz bedarfsorientiert weiterzuentwickeln. Sie verfügt über ein Schaufenster: Hier werden EfA-Leistungen in einem Servicekatalog dargestellt und beschrieben. Dazu gehört auch eine Detailseite der einzelnen EfA-Leistungen, auf der relevante Parameter und Daten dargestellt werden. Damit können sich alle interessierten Verwaltungen über verfügbare EfA-Leistungen informieren.

Was ist das schlussendliche Ziel?

Jens Fromm: Durch den schrittweisen Ausbau wollen wir eine Plattform mit durchgängigen, elektronischen Prozessen schaffen. Verwaltungen soll es so deutlich leichter fallen, digitale Leistungen einzukaufen.

Martin Schallbruch: Der originäre Auftrag dafür kommt vom IT-Planungsrat – wir setzen das wie beschrieben im Laufe des Jahres um. In Summe ist der Marktplatz ein Instrument zur Vereinfachung der föderalen Zusammenarbeit bei der Digitalisierung der Verwaltungen. Die EfA-Leistungen des OZG sind hier nur ein Aspekt. In Zukunft könnten über den Marktplatz viele weitere digitale Dienste der öffentlichen IT-Dienstleister angeboten und ausgetauscht werden – etwa Cloud-Dienste. Eine solche Plattform für alle Verwaltungen in Deutschland wäre ein bedeutender Schritt zu mehr Zusammenarbeit und Beschleunigung der Digitalisierung.

Interview: Julian Einhaus, Pressesprecher govdigital




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Blick von oben auf die Stadt Hannover.
bericht

Hannover: Taskforce und Fonds

[05.06.2025] KI und ein wachsendes Angebot an Onlinedienstleistungen verbessern den Service der Stadt Hannover. Die Verwaltung geht die Digitalisierung strategisch an: Sie hat Kompetenzteams installiert und Mittel in Höhe von knapp 50 Millionen Euro mobilisiert. mehr...

Mehrere Personen stehen vor einem Gebäude.
bericht

DStGB: Mehr kommunaler Einfluss

[02.06.2025] Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) hat einen Ausschuss für Digitalisierung gegründet. Dieser will auf die Belange der Kommunen bei Digitalprojekten aufmerksam machen und frühzeitige Einbindung erwirken. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander auf einer Bühne

Deutscher Städtetag: Burkhard Jung ist Präsident

[19.05.2025] Im Rahmen seiner Hauptversammlung hat der Deutsche Städtetag Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung erneut als Präsidenten gewählt. Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt und Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner werden Vizepräsident und -präsidentin. Münsters OB Markus Lewe ist neues Ehrenmitglied. mehr...

Staatssekretär Dr. Markus Richter, Bundesdigitalminister Karsten Wildberger, der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Jarzombek

BMDS: Digitalministerium hat Arbeit aufgenommen

[15.05.2025] Mit Karsten Wildberger als Digitalminister nimmt das neue Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung die Arbeit auf. Es bündelt die Zuständigkeiten aus bisher sechs Ressorts. Markus Richter, zuvor IT-Beauftragter der Bundesregierung, arbeitet als Staatssekretär in dem neuen Ministerium. mehr...

Screenshot des Deckblatts der NEGZ-Kurzstudie.

NEGZ: Smart City und E-Government zusammen denken

[15.05.2025] Eine Kurzstudie des Nationalen E-Government Kompetenzzentrums (NEGZ) untersucht die Wechselwirkungen und möglichen Synergieeffekte zwischen Smart-City- und Smart-Government-Initiativen. Befragt wurden 25 der Modellprojekte Smart Cities. mehr...

Gruppenfoto Digitalausschuss DStGB

DStGB: Digitalausschuss konstituiert sich

[15.05.2025] Klare Forderungen an die neue Bundesregierung hat der Digitalausschuss des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB) im Rahmen seiner konstituierenden Sitzung in Berlin formuliert. mehr...

Porträtaufnahme von Dirk Schrödter.
interview

Schleswig-Holstein: Norddeutscher Pionier

[05.05.2025] Schleswig-Holsteins Digitalisierungsminister Dirk Schrödter spricht über die Verwaltungstransformation in dem norddeutschen Bundesland und nimmt Bezug auf Open Data, Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Breitband und die Rolle der Kommunen. mehr...

Berliner Rathaus, daneben der Fernsehturm

Berlin: Ernüchternde Bilanz zum Open-Source-Kompetenzzentrum

[30.04.2025] Bei einer Anhörung im Berliner Abgeordnetenhaus zur Entwicklung des Open-Source-Kompetenzzentrums kritisierte die OSBA die bislang schleppende Umsetzung. Ein klares politisches Bekenntnis für Open Source fehle bis heute – ebenso wie die entsprechende Strategie. mehr...

Porträtaufnahme von Melitta Kühnlein.
interview

Potsdam: Sehr guter Job

[25.04.2025] Melitta Kühnlein, Leiterin des Fachbereichs Informations- und Kommunikationstechnologie bei der Stadt Potsdam, spricht im Interview über ihre Verantwortlichkeiten und Ziele sowie Frauen in der IT und in Führungspositionen. mehr...

Screenshot des Deckblatts der Ahauser Digitalisierungsstrategie.

Ahaus: Digitalisierungsstrategie verabschiedet

[15.04.2025] Ahaus soll zu einer modernen, digitalen Stadt werden, in der neue Technologien und digitale Verwaltungsservices das Leben der Menschen einfacher machen. Als Leitfaden dient der Kommune ihre neue Digitalisierungsstrategie. mehr...

Porträt er Ministerin für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz, Dörte Schall.

Rheinland-Pfalz: Digitale Transformation geht nur gemeinsam

[15.04.2025] Die zweite landesweite Digitalisierungsveranstaltung in Koblenz zeigt, dass Rheinland-Pfalz beim OZG-Umsetzungsstand deutliche Fortschritte macht. Rund die Hälfte der zentralen OZG-Leistungen ist angebunden. Ziel bleibt die vollständige Ende-zu-Ende-Digitalisierung. mehr...

Screenshot des Deckblatts des gemeinsamen Jahresberichts der FITKO und des IT-Planungsrats für 2024.

IT-Planungsrat / FITKO: Gemeinsamer Jahresbericht für 2024

[14.04.2025] Im gemeinsamen Jahresbericht für 2024 berichten der IT-Planungsrat und die Föderale IT-Kooperation (FITKO) über ihre Tätigkeiten und Erfolge. Erstmals kommen auch die Gremien, Arbeits- und Projektgruppen zu Wort. mehr...

Vektorgrafik. Mehrere Personen fügen Puzzleteile zusammen.
bericht

Kooperationen: Die Renaissance einläuten

[11.04.2025] Neben einer konsequenten Digitalisierung kann die Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit das Fundament bieten, um die kommunale Aufgabenerfüllung auch in Zeiten des Fachkräftemangels zu sichern. Das leistet auch einen Beitrag gegen Staatsverdrossenheit. mehr...

Blick vom Spreeufer auf das Reichstagsgebäude.

Koalitionsvertrag: Digitalministerium soll kommen

[10.04.2025] Union und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag verständigt. Kommunen und Verbände begrüßen das geplante Digitalministerium, sehen Fortschritte beim Bürokratieabbau und fordern eine zügige Umsetzung zentraler Vorhaben. mehr...

Cover Zukunftsradar 2024

DStGB/iit: Zukunftsradar Digitale Kommune 2024

[10.04.2025] Der neue DStGB-Zukunftsradar liegt vor. Die Studie belegt: Kommunen sehen eine besser abgestimmte föderale IT-Infrastruktur und eine gemeinsame Cybersicherheitsstrategie als zentrale Voraussetzungen für die weitere Verwaltungsdigitalisierung. mehr...