Samstag, 27. Dezember 2025

IT-InnovatorenGemischtes Doppel

[28.10.2011] Gemeinsam bestellen Theo Kratz und Wolfgang Berger das Feld der IT in der Stadt Bergheim. Die unterschiedlichen Temperamente der beiden Herren sind dabei ein idealer Nährboden für innovative Projekte mit Vorbildcharakter.
Theo Kratz und Wolfgang Berger.

Theo Kratz und Wolfgang Berger.

(Bildquelle: K21 media AG)

Theo Kratz und Wolfgang Berger sind ein eingespieltes Team. Seit 15 Jahren arbeiten der Bergheimer IT-Leiter und sein Chef nun schon zusammen. Kratz trennt Hypes von IT-Potenzialen und liefert die Innovationen. Berger trägt diese nach außen, seine Begeisterung für die Dinge, die ihm am Herzen liegen, wirkt ansteckend. Die beiden verbindet ihr Humor. Außerdem sind sie im gleichen Alter – Berger 49 und Kratz 52 – und kommen aus derselben Gegend. Berger: „Wir sind hier geboren, waren beide von Anfang an bei der Bergheimer Stadtverwaltung und haben dort Karriere gemacht.“
Als Leiter des Fachbereichs Personal, Organisation, Ordnung, Sport und Kultur unterstehen Wolfgang Berger insgesamt zehn Abteilungen. „IT macht bei mir von der beruflichen Inanspruchnahme nur 10 bis 15 Prozent aus, ist aber augenblicklich das spannendste und lebhafteste Thema, das ich zu begleiten habe und strahlt in alle anderen Bereiche aus.“ Er sei für das Thema leitend verantwortlich. Inhaltlich sei Theo Kratz in seiner Rolle als Abteilungsleiter IT zuständig. Dieser bezeichnet die Tatsache, dass der Fachbereichsleiter ein offenes Ohr für IT habe als Glücksfall und Voraussetzung dafür, überhaupt etwas entwickeln zu können.

Mut und Risikobereitschaft

Entscheidend für IT-Innovationen ist laut Berger auch, dass das Duo das Vertrauen der Beigeordneten und der Verwaltungsführung genießt. „Wir waren nie die höchsten Entscheidungsträger, aber man hat uns machen lassen. Und wir haben durchaus schon das eine oder andere Projekt durchgezogen, bei dem wir wussten: Wenn das schiefgeht, sitzt nächste Woche ein anderer auf unserem Stuhl.“ Es sei aber noch immer gutgegangen. Grund ist laut Berger neben der gewissenhaften Vorbereitung die Tatsache, dass sich die beiden hundertprozentig aufeinander verlassen können. Laut Kratz sind zudem eine gewisse Risikobereitschaft und der Mut, etwas Neues zu wagen, wichtig. Dafür müsse es nicht gleich zu Beginn perfekt sein. Im Ergebnis dann allerdings schon. Berger erläutert: „Das Motto der Verwaltungsspitze war immer: Wenn wir etwas Neues machen, dann muss es gut sein. Das hat mich geprägt. Wir geben uns nicht mit Mittelmaß zufrieden. Wenn wir etwas machen, dann machen wir es richtig.“ Zweimal schon hat sich die Bergheimer IT einer Prüfung durch die Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen unterzogen und gleich beim ersten Mal einen hervorragenden Wert erzielt. Kratz führt nicht ohne Stolz aus: „Beim zweiten Mal haben wir die Spitzenposition bei der IT-Sicherheit unter den Kommunen unserer Größenordnung in NRW erreicht sowie Platz 2 bei der Wirtschaftlichkeit.“ Betrachte man die Vielzahl der Kommunen in Nordrhein-Westfalen, machten bereits diese nüchternen Zahlen zufrieden, meint der Bergheimer IT-Leiter. Sein Chef ergänzt: „Es wird nirgends angezweifelt, dass wir in der IT sehr gut aufgestellt sind und sicher und wirtschaftlich arbeiten. Die anderen sehen, was sich bei uns verändert hat und setzen zu Nachahmungen an.“ Als die Bergheimer mit dem Thema Standardisierung und Virtualisierung gestartet sind, gab es noch kein kommunales Vorbild. „Es gab auch niemanden, der uns unsere Verfahren bezahlbar virtualisieren konnte. Also haben wir unser eigenes Personal geschult. Nachdem die Anwendungen virtualisiert waren, konnte der Einsatz auf Thin Clients erfolgen“, so Berger.

Keine Server mehr im Keller

Für den IT-Leiter bedeutet das, dass er keine Server mehr im Keller hat. „Dadurch schlafe ich besser“, meint Kratz. Seine Aufgabe, IT wirtschaftlich an den Arbeitsplatz zu bringen, habe sich dadurch allerdings nicht verändert. „Das mache ich immer noch, aber eben auf eine andere Art und Weise.“ Nun müsse er stimmige Verträge mit dem Software-Lieferanten aushandeln. Berger führt aus: „Früher waren wir selbst für den IT-Betrieb verantwortlich. Diese Aufgabe übernimmt jetzt ein anderer für uns und wir kümmern uns stattdessen um die IT-Strategie.“ Wenn man mit strategischen Fragen befasst sei, gelte es, die richtige Leitentscheidung zu treffen und dabei könne man mehr falsch machen, als wenn man in einen PC eine falsche Festplatte oder Grafikkarte einbaue, meint Berger. Nun stellen sich Fragen der Organisation und der Durchsetzung der Veränderungsprozesse innerhalb der Verwaltung. Erfolgsentscheidend seien Information und Kommunikation – sowohl nach oben wie nach unten. „Theo Kratz übernimmt diese Aufgabe in der IT-Abteilung, ich gegenüber dem Verwaltungsvorstand, aber auch gegenüber den anderen Fachbereichen sowie in Gremien außerhalb der Stadt Bergheim. Hier sehe ich uns als gutes Doppel.“
Die Umsetzung des Cloud-Projekts war jedoch nicht ganz ungefährlich, meint Theo Kratz. Es hätte auch schiefgehen können. Umso erfreulicher war für ihn die Bestätigung von externer Stelle. Bei einer Podiumsdiskussion im Frühjahr in Düsseldorf konnte man von Citrix Deutschland vernehmen, dass die öffentliche Verwaltung mit diesem Projekt der Wirtschaft wohl einen halben Schritt voraus sei. Aus diesem Grund sind die Bergheimer momentan als Referenten sehr gefragt, obwohl das Thema Cloud Computing für sie schon längst abgehakt ist. Kratz beschäftigt sich bereits mit neuen Fragestellungen wie der Attraktivität der Arbeitsplätze. Hierbei sei beispielsweise zu berücksichtigen, dass Beschäftigte zunehmend auch von zu Hause oder von unterwegs aus mit jedem beliebigen Gerät arbeiten möchten. Dank der Thin Clients, die diese Philosophie unterstützen, sei Bergheim zwar gut aufgestellt. Das alleine werde jedoch in Zukunft nicht ausreichen. Als weitere Herausforderungen benennt Kratz den neuen Personalausweis, die Nationale E-Government-Strategie und die E-Government-Strategie der KGSt, an der Bergheim aktiv mitarbeitet.

Strategien zum Ausspannen

Dem Duo wird es also auch in Zukunft nicht langweilig werden und der Spaß wird ihnen mit Sicherheit auch nicht abhanden kommen. Der ist auch wichtig, meint Kratz, den neben der Entwicklung neuer Ideen seine Tätigkeit für IHK und DIHK sowie die Ausbildung von Systemelektronikern und Fachinformatikern im Haus begeistert. Er sagt: „Ich kenne keinen meiner Auszubildenden, der es nicht zu etwas gebracht hätte.“ Wenn Kratz nicht gerade an neuen IT-Lösungen für die Stadt Bergheim tüftelt, dann an seinem Bauernhof in einem 300-Seelen-Dorf in der Voreifel. „Ein toller Ausgleich zu meiner sonstigen Arbeit“, sagt Kratz und ergänzt: „Ich baue übrigens schon ewig an diesem Hof und habe täglich neue Ideen, was noch verbessert werden könnte. Ich weiß gar nicht, ob ich fertig werden möchte.“ Berger meint mit einem Lachen, dass nur die Fertigstellung des Kölner Doms länger brauchen werde als die des Bauernhofs seines Mitarbeiters. Eine weitere Leidenschaft von Kratz gehört der Musik. Vier Jahre lang hat er als Bassist in der Rathaus-Band gespielt. „Eine tolle Zeit, wir haben manchmal Tränen gelacht. Wenn es gar nicht anders ging, habe ich auch gesungen, das war aber eher eine Notlösung und kam vor allem dann vor, wenn unser Sänger bei den Proben verhindert war“, meint er selbstkritisch. Ein weiteres Hobby ist das Motorradfahren, wobei er nach eigener Aussage meist zu den Landschaftsguckern gehört. „Den Nürburgring überlasse ich gerne den anderen. Ich genieße die Landschaft und kann dabei sehr gut nachdenken. Bei einer solchen Fahrt habe ich auch unsere Private Cloud im Kopf geboren und skizziert“, sagt er schmunzelnd. Bei der IT geben Kratz und Berger jedoch Gas. Um dann wieder runterzuschalten, dient Wolfgang Berger der Sport. Nach 30 Jahren aktivem Fußballspiel hat er sich jetzt dem Golf verschrieben. „Wenn man einmal von Golf infiziert ist, kommt man nicht mehr davon los. Das ist wirklich zu einer Leidenschaft geworden.“ Ausspannen kann der zweifache Vater auch im Kreise seiner Familie, beim Kegeln und Reisen.

Alexandra Reiter




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