Donnerstag, 16. Oktober 2025

D21-Digital-Index 2020/2021Gewinner und Verlierer

[25.02.2021] Der Digitalisierungsgrad der Bevölkerung erreicht einen neuen Höchststand: Vor allem Junge und gut Gebildete fühlen sich als Gewinner der Digitalisierung. Doch nicht alle profitieren gleichermaßen. Das zeigen die Ergebnisse des D21-Digital-Index 2020/2021.
Die Initiative D21 hat ihren Digital-Index 2020/2021 veröffentlicht.

Die Initiative D21 hat ihren Digital-Index 2020/2021 veröffentlicht.

(Bildquelle: Initiative D21 / vonasheidebrecht.com)

Die Nutzung digitaler Anwendungen und Dienste ist im durch Corona geprägten Jahr 2020 deutlich angestiegen – sowohl im Privaten als auch im Berufsleben und dort insbesondere bei Bürotätigkeiten. Das zeigt der D21-Digital-Index 2020/2021, eine Studie der Initiative D21, durchgeführt von Kantar und gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Alltägliche Aktivitäten verschoben sich demnach stärker in den digitalen Raum, ob Kultur, Bildung, Kommunikation, Unterhaltung, Einkaufen oder Arbeit, informiert die Initiative D21. Besonders stark sei die Nutzung von Streaming-Diensten (plus zwölf Prozentpunkte), digitalen Lernangeboten (plus elf Prozentpunkte) und von Sprachassistenten (plus elf Prozentpunkte) angestiegen. Der Anteil der Menschen, die im Homeoffice arbeiteten, habe sich im Vergleich zum Vorjahr (wir berichteten) auf 32 Prozent (59 Prozent bei Bürojobs) verdoppelt. Dazu sagt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier: „Digitale Lösungen haben in der Corona-Pandemie einen enormen Auftrieb erhalten und tragen aktuell dazu bei, einige Folgen der Krise abzumildern. Das müssen wir als wichtige Lehre aus der Krise mitnehmen und Digitalisierung entschieden vorantreiben. Investitionen in die Digitalisierung und der Erwerb digitaler Kompetenzen müssen dabei Hand in Hand gehen – mit Blick auf Unternehmen und ihre Beschäftigten ebenso wie mit Blick auf Schulen und die Schülerinnen und Schüler. Der D21-Digital-Index schlüsselt die Entwicklung in ihrer Vielfalt auf und ist für uns ein wichtiges jährliches Lagebild und eine Orientierung für politische Entscheidungen.“

Digitale Spaltungen

Mit einem Index-Wert von 60 Punkten weist die deutsche Gesellschaft laut der Studie insgesamt ein mittleres Digitalisierungsniveau auf. Der Anteil der Bürger, die beim digitalen Wandel mithalten können, beziehungsweise sich souverän und fortschrittlich darin bewegen, steige. Doch es bleiben verschiedene digitale Spaltungen erkennbar. Betrachte man verschiedene soziodemografische Merkmale, seien starke Unterschiede im Digitalisierungsgrad ersichtlich.
Die Generation 14 bis 29 Jahre weise mit 73 Index-Punkten einen hohen Digitalisierungswert auf, die Generation der über 70-Jährigen hat dagegen nur einen Index von 36. Nichtberufstätige würden mit 48 Index-Punkten über einen deutlich niedrigeren Wert verfügen als Berufstätige mit einem Index von 69. Formal niedrig Gebildete (42) und Menschen mit Nettoeinkommen unter 2.000 Euro (46) liegen ebenfalls unter dem Bundesdurchschnitt von 60.

Deutliche Unterschiede

Bei der Frage, danach, ob die Bürger glauben, persönlich von der Digitalisierung zu profitieren, zeigen sich laut den Herausgebern der Studie deutliche Unterschiede. Vor allem die Jungen und gut Gebildeten fühlen sich demnach als Gewinner der Digitalisierung. So profitieren laut Studie 79 Prozent der 20- bis 29-Jährigen von der Digitalisierung, noch knapp die Hälfte (49 Prozent) der 60- bis 69-Jährigen, aber nur noch 22 Prozent der über 70-Jährigen. Drei Viertel der höher Gebildeten sehen sich als Gewinner (74 Prozent), von den Menschen mit mittlerer Bildung etwa die Hälfte (53 Prozent) und von den formal niedrig Gebildeten nur noch ein Drittel (32 Prozent). Unter den Berufstätigen glauben 66 Prozent, von der Digitalisierung zu profitieren. Bei den Berufstätigen mit Bürotätigkeit sind es 78 Prozent. Bei den Nichtberufstätigen seien es 41 Prozent. „Einige Gruppen profitieren stark von der Digitalisierung, andere noch nicht. Dieser digitalen Spaltung müssen wir entgegenwirken“, sagt Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21. „Als Technologienation werden wir zukünftig noch stärker auf Digitalisierung setzen und sie wird weiter an Geschwindigkeit gewinnen – sei es in der Arbeitswelt, im Gesundheitswesen oder im Alltag. Dafür braucht Deutschland dringend eine Digitale-Kompetenz-Agenda, sowohl für den beruflichen als auch den privaten Bereich. Unsere Erhebungen zeigen vor allem großen Unterstützungsbedarf bei den niedrig Gebildeten, Nichtberufstätigen und bei den älteren Generationen über 70 Jahren.“

Schwerpunkt Gesundheitswesen

Die Studie untersucht jährlich einzelne aktuelle Fragestellungen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft. In diesem Jahr liegt ein Schwerpunkt auf dem Bereich digitale Gesundheit, informiert die Initiative D21. Die Bereitschaft, sich per Videosprechstunde von Ärzten behandeln zu lassen, sei auf 34 Prozent angestiegen (plus acht Prozentpunkte) und am ehesten bei Menschen in jüngerem und mittlerem Alter vorhanden. Die tatsächliche Nutzung sei allerdings noch sehr gering. Nur fünf Prozent derjenigen, die während der Corona-Zeit einen Kontakt mit medizinischem Personal hatten, der nicht vor Ort stattfand, haben dafür eine Videosprechstunde genutzt. Nur etwas mehr als die Hälfte (55 Prozent) vertraue bei der Nutzung von Gesundheitsanwendungen auf die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen.
Insgesamt wünscht sich ein Drittel der Bevölkerung (32 Prozent) eine stärkere Digitalisierung des Gesundheitswesens – Jüngere deutlich häufiger als Ältere. 23 Prozent gaben an, dass sich ihre Aufgeschlossenheit gegenüber der Digitalisierung im Gesundheitswesen durch Corona erhöht hat. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) befürchtet allerdings auch, durch die Verlagerung von Gesundheitsangelegenheiten in das Internet, von einigen Versorgungen abgeschnitten zu werden.

Hürden beim Schulunterricht

Anders als im Privaten, sind die Bereiche Arbeit und Schule bisher noch weniger stark von der Digitalisierung durchdrungen und stehen laut den Herausgebern des Index somit vor noch größeren Veränderungen. In der Arbeitswelt zeigen sich bei Bürotätigkeiten deutliche Sprünge in der Homeoffice-Nutzung und beim mobilen Arbeiten (plus 17 Prozentpunkte auf 32 Prozent aller Berufstätigen). Vor allem die Ausstattung mit Kollaborationstools oder Videokonferenztools habe deutlich zugenommen (plus 17 Prozentpunkte auf 33 Prozent oder plus 15 Prozentpunkte auf 26 Prozent).
Beim digitalen Unterricht berichten zwei Drittel (68 Prozent) der Beteiligten (Lehrkräfte, Schüler, Eltern) von Hürden (wir berichteten). Am häufigsten nannten die Befragten ein uneinheitliches Vorgehen (42 Prozent), mangelnde Hardware oder Internet-Ausstattung waren für 16 beziehungsweise 14 Prozent ein Problem, wobei Lehrkräfte dem überdurchschnittlich oft zugestimmt haben. Die Offenheit für mehr Digitalisierung des Schulunterrichts und für verbindliche Fortbildungen für Lehrkräfte sei in der gesamten Bevölkerung sehr hoch (74 beziehungsweise 78 Prozent). 60 Prozent glauben, dass die Corona-Situation Ungerechtigkeiten in der Bildung verschärft. Nur 32 Prozent haben Vertrauen in die Schulen beim Vermitteln der benötigten Digitalfähigkeiten. Das ist ein Rückgang um vier Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Drohne vor blauem Himmel

Katastrophenschutz: 5G-Drohne hilft Rettungskräften

[14.10.2025] Inwiefern Drohnen durch Live-Luftaufnahmen bei Rettungseinsätzen unterstützen können, testet aktuell die Berufsfeuerwehr Rostock. Koordiniert wird das Projekt ADELE vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). mehr...

Geschäftsmann hält Puzzle mit virtuellem Symbol.

Leitfaden: Wegweiser für Digitalisierungsbeauftragte

[07.10.2025] Studierende der Hochschule Ludwigsburg haben unter fachlicher Beratung von Axians-Infoma-Consultants einen Leitfaden entwickelt, der Digitalisierungsverantwortliche in Kommunen auf ihre vielfältigen Aufgaben vorbereiten soll. mehr...

Journalist und Podcast-Host Martin Brüning (l.) mit Oberbürgermeister Belit Onay im Maschpark.

Hannover: Podcast mit dem OB

[25.09.2025] Ein neues Kommunikationsformat startet Niedersachsens Landeshauptstadt: „Hannover macht das!“ lautet der Podcast mit dem Oberbürgermeister, der einen Beitrag zum demokratischen Diskurs leisten möchte. mehr...

eGovernment-Wettbewerb 2025: Die Gewinner stehen fest

[22.09.2025] Die Preisträgerinnen und Preisträger des 24. eGovernment-Wettbewerbs stehen fest. Die ausgezeichneten Projekte wollen konkrete Antworten auf Herausforderungen des Verwaltungsumbaus geben – mit KI, der Digitalisierung von Prozessen und durch bessere Bürgerservices. mehr...

Junger Mann mit einem Schreiben in der Hand rauft sich die Haare und schaut besorgt.

Dresden: Verständliche Behördenschreiben

[18.09.2025] Behördliche Schreiben sollen für rechtliche Eindeutigkeit sorgen – sind für Bürgerinnen und Bürger aber oft nur schwer verständlich. Die Stadt Dresden möchte das ändern: Eine Umfrage soll helfen, Verwaltungstexte klarer, verständlicher und bürgernäher zu gestalten. mehr...

Porträt einer Frau mit Kopfhörern in Office-Umgebung, die konzentriert zuhört.

Podcast: Deutschland-Index 2025 zum Hören

[05.09.2025] Welche Entwicklungen lassen sich bei digitaler Infrastruktur, Nutzungsverhalten und Verwaltungsdigitalisierung in den bundesdeutschen Ländern beobachten? Der ÖFIT-Podcast bereitet aktuelle Zahlen zu diesen und anderen Fragen ohrenfreundlich auf. mehr...

Wildschwein auf einer Lichtung

Kreis Kassel: Digitaler Service für Jäger

[15.08.2025] Die sogenannte Digitale Wildmarke erleichtert Jägern im Kreis Kassel jetzt die vorgeschriebene Abgabe von Trichinenproben. Gekühlte Briefkästen und ein App-gestütztes Verfahren verbessern nicht nur den Service für die Jäger, sondern stärken auch die Früherkennung von Tierseuchen. mehr...

Mithilfe eines CDO widmet sich die Stadtverwaltung Bonn der Digitalisierung.

Bonn: Modellkommune für Verwaltungsmodernisierung

[14.08.2025] Die Bundesstadt Bonn will sich als Modellkommune der Initiative „Für einen handlungsfähigen Staat“ bewerben. Ziel ist es, innovative Verwaltungsansätze zu erproben, Verfahren zu beschleunigen und Bürokratie abzubauen – im Rahmen demokratischer Prozesse. mehr...

Frauenhände die auf einem Laptop tippen mit einem Overlay aus Binärcode.

München/Schleswig-Holstein: Gemeinsam für gute Nutzererlebnisse

[04.08.2025] Im Projekt KERN setzen München und Verwaltungscloud.SH künftig gemeinsam Impulse: Sie übernehmen die Federführung für eine neue Technologieanbindung und stärken so die Entwicklung eines länderübergreifenden UX-Standards für die Verwaltung. mehr...

KGSt: Kooperation mit der DUV vereinbart

[24.07.2025] Um das kommunale Management weiter zu stärken, haben die KGSt und die Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften (DUV) Speyer eine Kooperation geschlossen. mehr...

drei Personen vor einem Bildschirm, Frauengesicht auf Bildschirm

Fraunhofer IESE: Digitale Dörfer werden Smartes Land

[16.07.2025] Das Fraunhofer-Institut IESE, die Deutsche Assistance und die Versicherungskammer Bayern haben die Smartes Land GmbH gegründet. Damit werden die Plattformlösungen DorfFunk und BayernFunk aus dem Forschungsprojekt „Digitale Dörfer“ in den dauerhaften Betrieb überführt und unter einem gemeinsamen Dach weiterentwickelt und betrieben.  mehr...

Logo Digitaltag 2025 Digitale Demokratie

Studie: Viele fühlen sich digital abgehängt

[03.07.2025] Eine repräsentative Studie anlässlich des Digitaltags zeigt, dass in Deutschland zwar eine große Offenheit gegenüber digitalen Angeboten besteht, viele Menschen sich aber digital abgehängt fühlen und ihre eigenen Digitalkompetenzen eher schlecht bewerten. mehr...

Close up photo of a stack of moving boxes

In eigener Sache: K21 media zieht um

[01.07.2025] Seit 2001 versorgen die Publikationen von K21 media Kommunen, Entscheider auf Landes- und Bundesebene sowie Stadtwerke mit aktuellen und umfassenden Informationen zu relevanten Themen. Nun schlägt der Verlag sein Hauptquartier in der Landeshauptstadt Stuttgart auf. mehr...

Cover der Studie „Top 100 Wirtschaft 2.0“

Studie: Digitale Verwaltungservices für Unternehmen

[01.07.2025] Digitale Verwaltungsangebote für Unternehmen haben ein großes Potenzial, das noch bei Weitem nicht ausgeschöpft wird. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Unternehmens init. mehr...

Cover Deutschland-Index der Digitalisierung 2025

Studie: Digitalisierungsindex 2025 veröffentlicht

[26.06.2025] Im Rahmen des Zukunftskongresses Staat & Verwaltung (23. bis 25. Juni, Berlin) hat das Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) am Fraunhofer-Institut FOKUS den Deutschland-Index der Digitalisierung 2025 vorgestellt. Demnach schreitet die Digitalisierung zwar in vielen Bereichen voran, jedoch bestehen zwischen den einzelnen Bundesländern weiterhin erhebliche Unterschiede. mehr...