Freitag, 7. November 2025

eGovernment Monitor 2025Staatsvertrauen zurückgewinnen

[23.09.2025] Die Initiative D21 hat den neuen eGovernment Monitor vorgestellt. Er zeigt: Digitale Verwaltungsleistungen werden noch immer ungern genutzt. Doch gerade gelungene Digitalisierung im Behördenkontakt kann Vertrauen in Staat und Demokratie stärken.
Blik auf zwei aufegschlagene Seiten des (gedruckten) eGovernment-Moniors, man liest die Überschrift "Leistungsfähigkeit des Staates".

Die digitale Verwaltung kann helfen, Staatsvertrauen zurückzugewinnen.

(Bildquelle: Initiative D21)

Nur noch ein Drittel der Deutschen hat (sehr) großes Vertrauen in den Staat – 2022 waren es noch 38 Prozent. Das zeigt der aktuelle eGovernment Monitor 2025 der Initiative D21 und der Technischen Universität München (TUM), durchgeführt von Kantar. Aus Sicht der Initiative D21 zeigen die Ergebnisse, dass eine leistungsfähige digitale Verwaltung entscheidend sein kann, damit der Staat als handlungsfähig erlebt und das Vertrauen in die Demokratie gestärkt wird.

Damit Digitalisierung die Bürgerinnen und Bürger im Alltag erreicht, müssen Verwaltungsleistungen nicht nur digital verfügbar sein, sondern tatsächlich genutzt werden. Die Studie richtet den Blick auf die Wirkung und fragt: Macht der Staat das Leben der Menschen einfacher? Aktuell stimmen dem nur 12 Prozent der Befragten zu. Dies ist laut D21 ein ernüchterndes Ergebnis, das zeige, wie groß die Lücke zwischen Angebot und erlebtem Nutzen trotz aller Anstrengungen ist. „Demokratien leben davon, dass sie Probleme lösen können – doch das gelingt nur mit einer funktionsfähigen Verwaltung“, warnt D21-CEO Lena-Sophie Müller. „Nur 15 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sehen ihre Erwartungen an eine moderne digitale Verwaltung erfüllt. Daher ist es unabdingbar, dass Staatsmodernisierung endlich spürbar bei den Menschen ankommt. Jede gute Erfahrung mit einer Behörde stärkt das Vertrauen ins System.“

Konkrete Erwartungen an digitale Verwaltung

Verwaltungsangelegenheiten sind für viele eine ungeliebte und als anstrengend empfundene Pflicht. Die Studienergebnisse zeigen deutlich, dass Bürgerinnen und Bürger konkrete Veränderungen erwarten, damit sich diese einfach und effizient erledigen lassen. Drei Punkte stechen dabei besonders hervor:

  • Leistungen einfach finden: Digitale Verwaltungsangebote müssen schnell und unkompliziert auffindbar sein.
  • Schnellere Bearbeitung: Digital eingereichte Anträge sollen zügiger bearbeitet werden.
  • Keine doppelten Dateneingaben: Bürgerinnen und Bürger wollen ihre Daten nicht mehrfach eingeben müssen – bereits vorhandene Informationen sollen behördenübergreifend genutzt und Formulare vorausgefüllt werden.

Diese Erwartungen machen deutlich, dass es bei der Verwaltungsdigitalisierung nicht um abstrakte Technik gehe, betont D21, sondern dass konkrete Verbesserungen im Alltag der Menschen erreicht werden müssten.

Beispielhafte Lebenslage zeigt Entlastungen im Alltag

Um zu demonstrieren, wie eine nutzerfreundliche Digitalisierung konkret aussehen könnte, hat D21 eine beispielhafte Persona entworfen. Die fiktive Paula Berger ist 40 Jahre alt, alleinerziehend und steht kurz vor einem Umzug in eine neue Stadt. Normalerweise würde das mehrere Behördengänge bedeuten: Wohnsitz ummelden, Auto am neuen Wohnort anmelden, Familienkasse informieren.

In einem Idealen Zukunftsbild könnte das reibungslos digital laufen, indem sich Paula mit ihrem Online-Ausweis an ihrem neuen Wohnsitz anmeldet. Vieles kann dann automatisch passieren, etwa die Ummeldung von Fahrzeug und Hund auf die neue Adresse und die Adressänderung für den Anwohnerparkausweis. Auch die Familienkasse erhält die neue Adresse direkt, Modellfrau Paula muss nur die geänderten Daten bestätigen. Bescheide und Bestätigungen erhält sie kurze Zeit später elektronisch, gebündelt in ihrem sicheren Postfach.

Mehr als eine digitale Fassade

Die Zahlen des eGovernment Monitors verdeutlichen das Potenzial, das hinter einer solchen umfassenden Digitalisierung und Automatisierung wie im Paula-Berger-Beispiel steckt: So empfinden 59 Prozent der Bürgerinnen und Bürger den Kontakt mit Behörden als „sehr anstrengend“ und nur 16 Prozent sind der Meinung, dass Verwaltungen so effizient arbeiten wie Wirtschaftsunternehmen. Würden Verwaltungsleistungen proaktiv und ohne Antrag gestaltet, könnten Millionen Menschen im Alltag entlastet werden, ihr Bild von der Verwaltung würde sich verbessern.

„Anträge digital zu stellen war ein erster Schritt, speziell wenn sie nicht ausgedruckt werden mussten. Um das Zielbild der Once-Only Verwaltung zu erreichen, genügt eine digitale Fassade nicht“, so der D21-Präsident Marc Reinhardt. Um eine wirklich andere Erfahrung zu ermöglichen, werde eine ganzheitliche Modernisierung gebraucht – mit reibungslosem Datentausch, automatisierten Prozessen und dem dazu gehörenden Kulturwandel, so Reinhardt. Helmut Krcmar von der TUM ergänzt: „Bürgerinnen und Bürger wollen digitale Verwaltung und sie brauchen sie dringend. Für Politik und Verwaltung bedeutet das, digitale Angebote nicht nur zu entwickeln, sondern so zu gestalten, dass sie zuverlässig, einfach und sicher genutzt werden können. Nur dann entfaltet Digitalisierung ihr volles Potenzial – für die Menschen und für die Demokratie.“





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Bürgerservice
Eine Frau sitzt vor einem Fernseher, auf dem die Netflix-Bibliothek zu sehen ist.
bericht

Bürgerservices: So bequem wie Netflix

[30.10.2025] Weniger das Onlinezugangsgesetz als vielmehr die entsprechende Erkenntnis in den Kommunen forciert die Bereitstellung von Onlinebürgerservices. Dabei beschleunigt ein flexibles und pragmatisches Vorgehen der Städte und Gemeinden die Digitalisierung erheblich. mehr...

Blick vom See auf das neue Rathaus Hannover, HMTG

Hannover: Das Bürgeramt kommt zu den Bürgern

[30.10.2025] In Hannover ist ein mobiles Bürgeramt im Einsatz, das Verwaltungsleistungen für mobilitätseingeschränkte Menschen zugänglich macht oder zusätzliche Bedarfe in Spitzenzeiten abdeckt. Das Angebot ist nur eine von vielen Maßnahmen, mit denen die Landeshauptstadt ihre Verwaltungsdienste verbessern will. mehr...

Laptop und Handy mit Online-Services der Stadt Lübeck

Lübeck: Weitere soziale Leistungen online

[24.10.2025] Ihr Online-Serviceangebot für soziale Leistungen hat die Hansestadt Lübeck ausgebaut. Darüber hinaus können BAföG-Anträge digital gestellt werden. mehr...

Gebäude auf dem der Schriftzug Rathaus zu lesen ist
bericht

OZG-Umsetzung: Mehr Druck als Wirkung

[06.10.2025] Die Bilanz der OZG-Umsetzung fällt in kleinen Kommunen ernüchternd aus. Das zeigt eine Studie der Hochschule Harz. Die Vorgaben des Gesetzes werden dort als wenig hilfreich und teilweise sogar als hinderlich für die Digitalisierung wahrgenommen. mehr...

Screenshot auf dem Handy des Bonner Mängelmelders

Bonn: Mängel einfacher melden

[01.10.2025] Die Stadt Bonn hat ihren Mängelmelder verbessert. Insbesondere Nutzer, die Mängel via Smartphone einreichen, sollen davon profitieren. mehr...

Zwei erfreut aussehende Männer stehen nebeneinander und recken ein Smartphone mit der CityApp „Gemeinde Neu Wulmstorf“. in die Kamera.

Neu Wulmstorf: Gut integrierte City App

[30.09.2025] In der Gemeinde Neu Wulmstorf bündelt eine neue City-App Nachrichten, Veranstaltungen und den Zugang zu Verwaltungsleistungen. Die von NOLIS entwickelte App ist mit bewährten Lösungen des Herstellers wie Rathausdirekt, dem Mängelmelder und dem CMS eng verknüpft. mehr...

Logo der Stadt Borkum über dem Rathaus

Borkum: Besucherströme bürgerzentriert steuern

[30.09.2025] Um Bürgern besseren Service zu bieten, Mitarbeitende zu entlasten und Besucherströmen zu begegnen, hat die Stadt Borkum eine Online-Terminvereinbarung und eine strukturierte Terminvergabe für unterschiedliche Personengruppen eingeführt. mehr...

Hände tippen auf Computer-Keyboard (leicht unscharf), davor gerenderter Kopfumriss aus helltürkisen Punkten und Linien

Kreis Marburg-Biedenkopf: KI-Avatar für smarte Verwaltung

[29.09.2025] Im Rahmen des Projekts „Rathaus 365 und Amt 24/7“ plant der Kreis Marburg-Biedenkopf unter anderem die Einführung von Selbstbedienungsterminals, Dokumentenbriefkästen und eines KI-gestützten Avatars, um Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zu Verwaltungsleistungen zu erleichtern. Als Pilotstandorte dienen die Kreisverwaltung selbst sowie die Stadt Neustadt (Hessen). mehr...

Grafik, die den Onlineempfang im Werra-Meißner-Kreis abbildet.
bericht

Werra-Meißner-Kreis: Bürgerkontakt neu gedacht

[26.09.2025] Mit virtuellen Besprechungsräumen hat der Werra-Meißner-Kreis die interne Zusammenarbeit sowie die Kommunikation mit den Bürgern erfolgreich neu gestaltet. mehr...

Westfalen-Lippe: Live-Chat für den ÖPNV

[26.09.2025] Ein Live-Chat ermöglicht Fahrgästen in der Region Westfalen-Lippe ab sofort eine digitale Kommunikation in Echtzeit. Zum Einsatz kommt dafür der Service-Chat NRW. mehr...

Ein Mensch spricht auf einer Pressekonferenz der Smart Country Convention

Bitkom-Studie: Digitalisierung mit Nachdruck vorantreiben

[24.09.2025] 60 Prozent der Verwaltungsleistungen in Deutschland sind inzwischen online verfügbar – werden zuweilen jedoch nur in einzelnen Kommunen angeboten. Ein Großteil der Bürger wünscht sich daher mehr Tempo bei der Digitalisierung. Das ergab eine Auswertung, die der Bitkom im Vorfeld der Smart Country Convention (SCCON) veröffentlicht hat. mehr...

Screenshot mantau

mantau: Zusammenarbeit erleichtern

[24.09.2025] Mit mantau bietet das Unternehmen EXEC Kommunen eine Kollaborationslösung und optional eine Bürger-App an. mehr...

Laptop und Smartphone, auf deren Displays jeweils das Serviceportal der Stadt Lübeck zu sehen ist.

Lübeck: Zeit und Kosten sparen mit iKfz

[23.09.2025] Onlinevorgänge zur Fahrzeugzulassung werden in Lübeck zunehmend genutzt: Seit Einführung von iKfz im Juli 2025 steigen die Antragszahlen. Digitale Verfahren sparen Wartezeit und Kosten, etwa bei der günstigen und schnellen Online-Außerbetriebsetzung. mehr...

Verschiedene Versionen des Stuttgarter Amtsblatts

Stuttgart: Amtsblatt als ePaper

[22.09.2025] Wichtige Informationen aus dem Rathaus immer dabei: Das Stuttgarter Amtsblatt kann künftig auch in einer digitalen Version als ePaper abonniert werden. mehr...