Samstag, 19. Juli 2025

Cloud ComputingStrategie für den Klimaschutz

[21.12.2020] Die Cloud kann einen wichtigen Beitrag zur Senkung von Emissionen leisten. Bund, Länder und Kommunen sollten der Technologie im Rahmen von Klimaschutzstrategien deshalb Beachtung schenken.
Cloud-Technologie hilft dabei

Cloud-Technologie hilft dabei, Emissionen einzusparen.

(Bildquelle: 123rf.com / olegdudko)

Deutschland hat sich ambitionierte Ziele für den Klimaschutz gesteckt, die ohne einen wesentlichen Beitrag des staatlichen Sektors nicht zu erreichen sind. Die Cloud kann einen signifikanten Anteil zur Senkung von Emissionen leisten und sollte bei den Klimaschutzstrategien von Bund, Ländern und Kommunen nicht ohne Beachtung bleiben. Der Klimaschutz gehört zu den aktuell wichtigsten Themen – so weit ist die Botschaft wohl inzwischen bei den meisten angekommen. Doch wie groß die Herausforderungen sind, die vor uns liegen, ist längst noch nicht allen richtig bewusst. Das veranschaulicht auch folgendes Zahlenbeispiel: Zwischen 1990 und 2018 ist es in Deutschland laut Umweltbundesamt gelungen, den CO2-Ausstoß von 1.250 Millionen Tonnen auf 860 Millionen Tonnen zu senken. 390 Millionen Tonnen wurden also bei den jährlichen Emissionen eingespart – gut 30 Prozent in knapp 30 Jahren.
Das ist viel – und doch viel zu wenig. Denn eigentlich ist es das Ziel der Bundesregierung, in diesem Jahr Einsparungen von 40 Prozent zu erreichen. In den nächsten zehn Jahren, bis 2030, sind sogar 55 Prozent die Zielmarke. Das heißt, Deutschland muss deutlich zulegen, um die ambitionierten Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen. Und das gilt auch für die öffentliche Hand, die in vielfältiger Weise eine zentrale Rolle beim Klimaschutz spielt.

Einsparen und optimieren

Als Eigentümer von Liegenschaften oder über den öffentlichen Personenverkehr trägt der öffentliche Sektor selbst direkt zu Emissionen in den großen Bereichen Gebäude und Mobilität bei. Bund, Länder und Kommunen können aber auch Wegbereiter, Förderer und Leitnutzer umweltfreundlicher Technologien sein. Das Beschaffungsvolumen der öffentlichen Hand liegt Schätzungen zufolge bei mehr als 400 Milliarden Euro pro Jahr, davon entfällt etwa die Hälfte auf Bund und Länder, die andere Hälfte auf die Kommunen. Doch im Bereich strategischer IT-Investitionen ist Deutschland vielfach noch weit davon entfernt, Potenziale für den Klimaschutz oder Emissionssenkungen strategisch einzukalkulieren und konsequent zu heben.
Investitionen in die Cloud ermöglichen dabei zum einen direkte Einsparungen, indem die benötigte Rechenleistung bei reduzierten CO2-Emissionen erhalten wird. Daneben können Cloud-Technologien sowie zunehmend auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Anwendungen dazu beitragen, andere Prozesse zu optimieren und durch Effizienzgewinne klimafreundlicher zu machen, wodurch sich indirekte CO2-Einsparungen ergeben.

Klimafreundliche Rechenleistung

Die Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf den Klimawandel sind ein zu Recht viel diskutiertes Thema. Die französische Denkfabrik The Shift Project hat ausgerechnet, dass sich der Anteil digitaler Technologien am weltweiten Energieverbrauch von 2017 bis 2025 auf 5,2 Prozent annähernd verdoppeln wird. Eindrücklich diskutiert wird das am Beispiel des rechenintensiven Bitcoin Mining. Das Umweltbundesamt stellte zudem fest, dass die weltweite IT-Branche mit ihrem Stromhunger so viel CO2 produziert wie der gesamte Luftverkehr. Doch inzwischen ist die Debatte durchaus differenzierter.
Das zeigt sich etwa am Beispiel Rechenzentren. Entscheidend für deren Klimabilanz ist nicht allein die verbrauchte Menge an Energie, sondern vor allem auch die Quelle. Mit regenerativ erzeugtem Strom lassen sich Rechenzentren klimafreundlich betreiben. Außerdem verbrauchen Cloud-Rechenzentren zwar viel Strom – allerdings erheblich weniger, als wenn jedes Unternehmen oder jede öffentliche Organisation ihre Rechenleistung selbst mit einem eigenen Rechenzentrum bereitstellen würde. Tatsächlich haben neuere Studien klar belegt, dass größere Cloud-Anbieter tendenziell energieeffizienter arbeiten können als kleinere Rechenzentrumsbetreiber. Denn Rechen-Power gemeinsam zu beziehen, ermöglicht es, die Leistung besser zu verteilen und Skaleneffekte zu nutzen.

Von CO2-neutral zu CO2-negativ

Eine im Science-Magazin veröffentlichte Studie hat nachgewiesen, dass der Energieverbrauch moderner Datacenter trotz stetiger Leistungssteigerung weniger stark wächst, als bislang vermutet. Laut der Studie betreiben die führenden Cloud-Anbieter immer größere Rechenzentren und optimieren dabei den Energiebedarf so, dass deren Stromverbrauch in den vergangenen zehn Jahren um nur sechs Prozent stieg, während sich gleichzeitig die Rechenleistung versechsfacht hat.
Das liegt auch daran, dass große Cloud-Anbieter höhere Investitionen in neueste Technologien leisten können, welche die Energieeffizienz steigern, wie etwa maßgeschneiderte Chips, Massenspeicher mit hoher Speicherdichte, konsequente Virtualisierung, ultraschnelle Netzwerke, perfekt angepasste neueste Klimatisierungssysteme und optimierte Standorte der Rechenzentren. So forscht Microsoft mit seinem Projekt Natick an nachhaltigen unterseeischen Cloud-Rechenzentren und setzt auf Lieferverträge für regenerativ erzeugten Strom. Mit einem Bündel von Maßnahmen hat es das Unternehmen geschafft, in seinen globalen Aktivitäten schon seit dem Jahr 2012 zu 100 Prozent klimaneutral zu sein. 2030 soll es CO2-negativ sein, also mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernen, als ausstoßen – und so bis 2050 sämtliches CO2 aus der Atmosphäre zurückholen, das Microsoft seit seiner Gründung emittiert hat.

Öffentlicher Klimaschutz

Wie groß die CO2-Einsparpotenziale durch die Cloud sind, hat eine breit angelegte Studie für den Unternehmensbereich gezeigt. Beim Wechsel traditioneller Rechenzentren von Unternehmen oder der öffentlichen Verwaltung in die Microsoft Cloud werden CO2-Einsparungen von bis zu 93 Prozent realisiert. Die größte relative Ersparnis wird erzielt, wenn kleinere Unternehmen oder Kommunen auf die Cloud umsteigen. Wird der Einsatz von Ökostrom berücksichtigt, können die Emissionseinsparungen mit der Microsoft Cloud bis zu 98 Prozent betragen.
Auch im öffentlichen Sektor werden zunehmend die Voraussetzungen dafür geschaffen, die Möglichkeiten der Cloud für den Klimaschutz zu nutzen. Die EU-Kommission hat in diesem Jahr „Kriterien für das umweltorientierte öffentliche Beschaffungswesen für Datenzentren, Serverräume und Cloud-Dienste“ vorgelegt. Deren Anwendung ist jedoch freiwillig. Auch das Umweltbundesamt betont, dass es prinzipiell zulässig ist, Umweltkriterien in Vergabeverfahren einzubauen. Sie können in der Leistungsbeschreibung, bei der Eignungsprüfung sowie den Zuschlagskriterien Eingang finden. Auch hier sind jedoch zahlreiche Möglichkeiten fakultativ.
Im Endeffekt bedeutet das: Es kommt auf die Entscheider selbst an, wie sie ihre Verantwortung für den Klimaschutz definieren. Die entsprechenden Instrumente sind vorhanden – es liegt an den handelnden Menschen.

CO2-Einsparpotenziale heben

Neben den drängenden Fragen zur IT-Sicherheit, Kosteneffizienz und Innovationsfähigkeit gehören die wichtigen Umweltaspekte mit den auf den Tisch, wenn diskutiert wird, wieviel Eigenleistung in der IT von Unternehmen oder Verwaltungen man sich heute noch leisten will und kann. Entscheider in Bund, Ländern und Kommunen haben es in der Hand, die CO2-Einsparpotenziale der Cloud zu heben. Diese beschränken sich nicht auf die direkten Einsparungen durch grüne Rechenleistung. Mit Einsparungen durch Innovationen für mehr Energieeffizienz in Behörden und öffentlichen Unternehmen lassen sich diese noch erhöhen. Die öffentliche Hand braucht daher breit angelegte Strategien für den Klimaschutz – und die Cloud darin einen prominenten Platz.

Thomas Langkabel

Langkabel, ThomasThomas Langkabel ist National Technology Officer von Microsoft Deutschland. Nach seinem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik beschäftigt er sich seit mehr als 25 Jahren mit Informationstechnik und Verwaltungsmodernisierung. Er ist Mitglied im Vorstand des Arbeitskreises „Digitale Verwaltung“ des BITKOM und engagiert sich seit vielen Jahren in verschiedenen Institutionen und zivilgesellschaftlichen Initiativen. Langkabel ist zudem Vizepräsident der Initiative D21 und arbeitet dort in den Arbeitsgruppen „Innovativer Staat“ und „Digitale Ethik“. Darüber hinaus ist er Mitglied des Kuratoriums des Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS.



Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Infrastruktur
Sechs Personen stehen nebeneinander vor einer Hauswand, zwischen Hauswand und Personengruppe ist das Logo der Picture GmbH zu sehen.

Kreis Paderborn: Systematisches Prozessmanagement

[17.07.2025] Um Wissen in der Verwaltung zu halten und deren Abläufe zu optimieren, hat der Kreis Paderborn ein professionelles Prozessmanagement eingeführt. Für den Projekterfolg waren eine aktive interne Kommunikation und die Unterstützung durch den Verwaltungsvorstand entscheidend. mehr...

Rechtecke sind durch leuchtende Linien miteinander verbunden, in der Mitte ist ein würfelförmiges Objekt zu sehen.
bericht

Urbane Datenplattformen: Wichtiger Schlüssel

[15.07.2025] Urbane Datenplattformen sind der Schlüssel zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung. Die Einführung und Nutzung bringen für Kommunen neben vielen Mehrwerten jedoch auch Herausforderungen mit sich. mehr...

Mehrere Personen sitzen auf nebeneinander auf einem Sofa und schauen gemeinsam auf einen aufgeklappten Laptop auf dem Schoß einer der Personen.
bericht

Kreis Traunstein: Weblösung reduziert Arbeitslast

[08.07.2025] Eine speziell auf die Verwaltung von Asylbewerbern, Unternehmen und gemeinnützigen Trägern ausgerichtete Weblösung unterstützt Kommunen bei der Koordination gemeinnütziger Aufgaben. Sie setzt auf Automatisierung und Künstliche Intelligenz (KI) und wurde gemeinsam mit dem Kreis Traunstein entwickelt. mehr...

Blick auf das Cadolzburger Rathaus.

Cadolzburg: Signieren ohne Tinte

[03.07.2025] Seit über einem Jahr nutzt die Marktgemeinde Cadolzburg den Signaturservice der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB). Um Zertifikate selbstständig ausstellen und administrieren zu können, führte sie 2025 ergänzend das Zertifikatsportal des IT-Dienstleisters ein. mehr...

bericht

Digitale Souveränität: Ist die Schmerzgrenze erreicht?

[02.07.2025] Auf dem Zukunftskongress Staat & Verwaltung diskutierten Experten in der vergangenen Woche den aktuellen Stand bei der digitalen Souveränität. Diese ist durch geopolitische Verschiebungen wieder ins Blickfeld der Politik geraten. Ob die Marktdominanz von US-Konzernen bei Netzen und Software in der öffentlichen Verwaltung überwunden werden kann, erscheint indes weiter ungewiss. mehr...

KGSt: Kritik an Deutscher Verwaltungscloud

[01.07.2025] Die KGSt unterstützt die Deutsche Verwaltungscloud grundsätzlich – sieht aber Nachbesserungsbedarf bei Steuerung, Wirtschaftlichkeit und technischer Umsetzung. mehr...

Datentechnologiehologramm, im Hintergrund sind die Hände einer Frau zu sehen, die Notizen macht.

Nordrhein-Westfalen: Digital-Index für das Ruhrgebiet

[01.07.2025] Erstmals wurde für die 53 Kommunen im Ruhrgebiet ein Digital-Index erstellt. Er nimmt verschiedene Themenfelder in den Blick, darunter die Bereiche Forschung, Beschäftigung, Unternehmen und Infrastruktur. Auch wurde das Gebiet mit elf anderen Metropolregionen in Deutschland verglichen. mehr...

Luftbild der Nürnberger Altstadt: viele rote Ziegeldächer, im Bildzentrum der grüne Doppelturm von St. Sebaldus.

Nürnberg: AutiSta aus der AKDB Cloud

[23.06.2025] Auf AutiSta als Software-as-a-Service bei der AKDB setzt die Stadt Nürnberg. Im Rahmen des Projekts hat die Frankenmetropole eng mit dem Fachverfahrenshersteller und dem IT-Dienstleister zusammengearbeitet. mehr...

Spielplatz in einem Wohngebiet.

GIS Consult / RIB IMS: CAFM-System mit GIS-Anbindung

[19.06.2025] Die Unternehmen RIB IMS und GIS Consult haben die bidirektionale Systemintegration der CAFM-Software RIB FM und des Geo-Informationssystems Smallworld GIS ausgeweitet. Flurstücke lassen sich somit grafisch visualisieren und darüber Prozesse für Verwaltungsaufgaben aller Art managen. mehr...

Eine Wolke schwebt über einem Stapel Münzgeld.
bericht

E-Rechnungspflicht: So gelingt die Umstellung

[17.06.2025] Mit der Einführung der E-Rechnungspflicht im B2B-Bereich erwartet Kommunen ein deutlicher Anstieg eingehender E-Rechnungen. Angesichts dessen hat der Softwarehersteller ­xSuite sein Angebot in diesem Bereich ausgebaut und setzt dabei auch auf eine Cloudplattform. mehr...

Amt Föhr-Amrum Gebäude
bericht

Föhr-Amrum: Mit vereinten Kräften

[28.05.2025] Das Amt Föhr-Amrum hat vor rund einem Jahr eine Verwaltungskooperation mit dem Land Schleswig-Holstein getroffen. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. mehr...

Hardware, die mit darüber schwebenden Wolken verbunden ist.
bericht

IT.NRW: Basis der Modernisierung

[26.05.2025] Mit einer föderal anschlussfähigen Multi-Cloud-Architektur unterstützt IT.NRW den Aufbau interoperabler IT-Strukturen, entwickelt standardisierte Verwaltungsdienste und trägt zur sicheren Digitalisierung in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus bei. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander, im Hintergrund ist unter anderem ein Monitor zu sehen.

Freudenberg: Bürgerbüro arbeitet effizienter

[26.05.2025] Ein neues Terminvereinbarungs- und Besucherleitsystem optimiert in der Stadt Freudenberg die Arbeitsabläufe im Bürgerbüro. Das kommt nicht nur den Verwaltungsmitarbeitenden, sondern auch den Bürgerinnen und Bürgern zugute. mehr...

Neben dem Eingang zum Amt Hüttener Berge ist das Bürgerinfoterminal installiert.
bericht

Hüttener Berge: Digitale Überzeugungstäter

[15.05.2025] Als eine der ersten Kommunen in Schleswig-Holstein hatte das Amt Hüttener Berge eine Digitalisierungsstrategie und hat inzwischen zahlreiche Maßnahmen seiner Digitalen Agenda umgesetzt. Die gewonnenen Erkenntnisse kommen auch anderen Kommunen zugute. mehr...

Gruppenfoto der Prozessmanagement@ERK-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer.

Ennepe-Ruhr-Kreis: Interkommunales Prozessmanagement

[14.05.2025] In einem interkommunalen Projekt widmen sich der Ennepe-Ruhr-Kreis und die Städte Witten, Hattingen, Gevelsberg, Wetter und Sprockhövel dem Prozessmanagement. Unter anderem wollen sie ein gemeinsames Prozessregister aufbauen. Der Austausch zwischen den Teilnehmenden ist ein zentraler Aspekt des Vorhabens. mehr...