Sonntag, 21. Dezember 2025

BauwesenEssen baut online

[29.01.2019] Ein elektronisches Baugenehmigungsverfahren beschleunigt in Essen die Kommunikation zwischen Bauherren, Anliegern, Planern und Verwaltung. In Zukunft wird der gesamte Genehmigungsprozess medienbruchfrei und damit deutlich effizienter umgesetzt.
Stadt Essen setzt auf den neuen Standard XBau 2.0.

Stadt Essen setzt auf den neuen Standard XBau 2.0.

(Bildquelle: Peter Prengel/Stadt Essen)

Für die Bearbeitung von Baugenehmigungsverfahren nutzt die Stadt Essen im Amt für Stadtplanung und Bauordnung die Software ProBAUG von Anbieter Prosoz Herten. Das Verfahren wird derzeit um die erforderlichen E-Government-Funktionalitäten erweitert, die für eine Online-Beantragung notwendig sind. Zu diesem Zweck arbeitet die Stadtverwaltung im Projekt Baugenehmigung Online (BG-Online) mit dem Essener Systemhaus (ESH) und dem Unternehmen cit an der Digitalisierung des Verfahrens. Als eines der ersten Projekte bundesweit setzt die Stadt Essen dabei auf den neuen Standard XBau 2.0 für den Austausch von Informationen zwischen den verschiedenen Systemen. Das soll die Zukunftsfähigkeit der Lösung sicherstellen und dafür sorgen, dass Synergien schneller genutzt werden können.
Der aktuelle Bearbeitungsprozess der eingehenden Bauanträge ist zum größten Teil noch analog. Sowohl die Anträge und Plan­unterlagen als auch die Dokumente für die verfahrensbegleitenden Abstimmungsprozesse werden zu Stellungnahmen und Mitzeichnungen klassisch in Papierform in der Verwaltung weitergereicht. Nach Abschluss des Bearbeitungsprozesses werden die Papierunterlagen dauerhaft in den Hausakten archiviert. Ziel des Projekts BG-Online ist es, den kompletten Antragsprozess – vom Eingang der Antrags- und Planunterlagen bis zur Dauerarchivierung – medienbruchfrei auf eine rein elektronische Vorgangsbearbeitung mit ausschließlich digitalen Unterlagen umzustellen.

Zukunftsweisende Entscheidung

Zukunftsweisend hat die Stadt Essen entschieden, das Vorhaben unter Berücksichtigung des XÖV-Standards XBau 2.0 umzusetzen. Dabei handelt es sich um einen XML-basierten Standard für den Datenaustausch der Bauaufsichtsbehörden mit ihren Kommunikationspartnern. Dazu gehören aufseiten des Bauherrn beispielsweise Architekten, Prüfsachverständige und Fachplaner, in der Verwaltung verschiedene Ämter und als dritte Gruppe Fachbehörden. Der Standard wurde im Herbst 2017 vom IT-Planungsrat verbindlich verabschiedet. Daher war klar, dass jede Lösung für die Baugenehmigung-Online, die den XBau-2.0-Standard nicht vollumfänglich nutzen würde, unweigerlich in eine Sackgasse mit Mehrkosten und mangelnder Effizienz führen würde.
Unter Verwendung von XBau als Kommunikationsstandard können alle beteiligten Fachverfahren und Software-Systeme einfach gekoppelt werden. Die entsprechenden Fachbehörden in der Stadt Essen werden damit in die Lage versetzt, ihre Prozesse ämterübergreifend und medienbruchfrei auszuführen. Das hat erhebliche Effizienzgewinne zur Folge und beschleunigt den Entscheidungsprozess: Vom Antragsteller eingehende XBau-konforme Daten und Unterlagen können bei Prüfungen der Bauaufsicht sofort einbezogen werden. An Dritte im Prozess können Daten maßgeschneidert geliefert werden. Fachbehörden, die von der Bauaufsicht zur Stellungnahme beteiligt werden, profitieren ihrerseits, weil sie effizienter mit der Bauaufsicht zusammenarbeiten können. Auch wenn das Projekt-Team auf die Verabschiedung und Ausgestaltung des Standards warten musste, zahlt sich die Verzögerung nun aus. Die neue Lösung konnte so von Beginn an auf den neuen Standard des IT-Planungsrats und der Bauministerkonferenz hin konzipiert werden.

Rechtliche, organisatorische und technische Grundlagen

Um die vielfältigen Anforderungen an BG-Online vor der Umsetzung gründlich zu analysieren, wurden drei Arbeitsgruppen – für Organisation, Recht und Technik – mit der Erarbeitung der Grundlagen beauftragt. Die AG Recht beleuchtete zum Beispiel die Rechtsgrundlagen für Anforderungen hinsichtlich der Form, der technischen Ausführung sowie der Funktionalität und konnte so etwa Maßnahmen zur Erfüllung von Schriftformerfordernissen für die zu realisierende Lösung und das Projekt ableiten. Die AG Organisation musste als erste Aufgabe den Kreis der Akteure (Rollen) auf der neuen Plattform definieren, die Anwendungsfälle verfeinern, Prozesse identifizieren sowie Artefakte wie Formulare und Bescheide mit Blick auf die Ergebnisse der AG Recht bewerten. In der AG Technik wiederum wurde die gesamte technische Planung vorgenommen. Dazu gehörte die Konzeption der Komponenten, Schnittstellen und Kommunikationsbeziehungen des Gesamtsystems unter Berücksichtigung der Anforderungen an einen effizienten IT-Betrieb und die Sicherheit der Konzeption. Dabei wurde XBau 2.0 als technische Schnittstelle genutzt.

Datenschutz per Design

Das Baugenehmigungsverfahren zeichnet sich durch besonders viele verwaltungsinterne sowie externe Beteiligte aus und erfordert somit eine intensive Kommunikation und einen umfassenden Datenaustausch zwischen den Akteuren. Durch die Verwendung von XBau 2.0 konnte das Projekt-Team auf vordefinierte Strukturen – so genannte Nachrichten – zurückgreifen, die den Umfang der zu liefernden Daten bestimmen. Zudem konnte das Team durch eine übergreifende Dokumentation der Sollprozesse die Abläufe und Systemübergänge im Vorfeld analysieren und effektiv mit den beteiligten Umsetzungspartnern abstimmen.
Wie in der AG Recht erarbeitet, stellen Schriftformerfordernisse, die durch die jeweiligen Rechtsgrundlagen festgelegt werden, eine erhebliche Herausforderung dar und erfordern umfangreiche Überlegungen, um die Praktikabilität und Benutzbarkeit und somit auch die spätere Akzeptanz des elektronischen Verfahrens zu erhalten. Das neue BG-Online wird eine direkte Registrierung am Verfahren mit eigenhändiger Unterschrift oder über das Servicekonto.NRW mit der eID-Funktion des Personalausweises erlauben. Der Erfüllung der Schriftform wird durch die Eröffnung eines geschlossenen Verfahrens (§3a Verwaltungsverfahrensgesetz NRW) unter Verwendung einer hochauthentifizierten Registrierung und der erneuten Personenverifizierung bei Antragsabgabe (§18 Personalausweisgesetz), welche die Unmittelbarkeit zur Abgabe der Willenserklärung gewährleistet, Rechnung getragen. Ebenso empfiehlt es sich, dem Ansatz Datenschutz per Design zu folgen: Von Anfang an wurden Belange des Datenschutzes adressiert und klar formuliert. Insbesondere wurden das Impressum, die Datenschutzerklärung sowie die Nutzungsbedingungen im Vorfeld mit den zuständigen Stellen geklärt. So konnte sich die technische Umsetzung bereits im Design an den Ergebnissen der Abstimmung orientieren.

Start in die Pilotphase

Aktuell arbeitet das Projekt-Team an der Integration von BG-Online in das städtische Netzwerk und an der Entwicklung der Prozesse im Fachverfahren. Für das Jahr 2019 ist zunächst eine interne Testphase angesetzt, die dann in eine Pilotphase mit Anträgen ausgewählter Antragsteller übergeht. Als wichtiges Fazit aus diesem Leuchtturmprojekt für XBau 2.0 kann bereits jetzt allen Kommunen die umfassende Nutzung des Standards empfohlen werden, da dieser nicht nur die Zukunftsfähigkeit der Lösung sichert. Er erhöht auch die Flexibilität in der Nutzung verschiedener Systeme bei den unterschiedlichen Akteuren und steigert darüber hinaus die Effizienz in der Projektumsetzung.

Thilo Schuster ist geschäftsführender Gesellschafter der cit GmbH, Dettingen unter Teck; Ralf Zientkowski ist Leiter des Projekts Baugenehmigung Online im Amt für Stadtplanung und Bauordnung der Stadt Essen.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Fachverfahren
Eine Person mit Bauhelm hält ein Smartphone in der Hand auf dem die 3D_Darstellung eines Innenraums zu sehen ist.
bericht

Bremerhaven: Schulgebäude smart gebaut

[16.12.2025] Die Stadt Bremerhaven setzt beim Hochbauprojekt „Allianz 3 Schulen“ auf smarte Methoden wie Building Information Modeling, um Prozesse effizienter und präziser zu gestalten. Zudem kommt das innovative Verfahren der integrierten Projektallianz (IPA) zum Einsatz. mehr...

Karussell bei Nacht

Lösungen: Medienbruchfreie Marktorganisation

[16.12.2025] Die Anbieter cit, S-Public Services und LTE Consulting bündeln ihre Kompetenzen, um Kommunen eine vollständig digitale Lösung für die Organisation und Verwaltung von Märkten bereitzustellen. mehr...

Drei nebeneinander stehende Bilder zeigen einen Handwerker, der an ein Betriebsfahrzeug gelehnt steht, eine Landkarte, auf der die Gültigkeitsbereiche des HWPA zu sehen sind und ein Musterbeispiel der ausgedruckten Ausnahmegenehmigung.

Metropolregion Rhein-Neckar (MRN): Online zum Handwerkerparkausweis

[16.12.2025] In der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) können Handwerkerparkausweise nun medienbruchfrei über eine zentrale Onlineplattform beantragt werden. Ist der Ausweis genehmigt, können die Betriebe ihn selbst ausdrucken. mehr...

Eine Pflegekraft hält ein Tablettenblister für eine ältere Dame, die neben ihr sitzt, in den Händen.
bericht

Sozialwesen: Automatisierung entlastet

[12.12.2025] In der Sozialwirtschaft können automatisierte Prozesse den Abrechnungsaufwand drastisch reduzieren. Der Kreis Darmstadt-Dieburg konnte beispielsweise eine Entlastung von mehr als 90 Prozent im Fachamt erreichen. Voraussetzung ist die zielgerichtete Digitalisierung. mehr...

Magdeburg: Bauvorbescheid digital beantragen

[05.12.2025] Anträge für Bauvorhaben können in Magdeburg jetzt vollständig digital abgewickelt werden. Der datenschutzkonforme Onlineservice steht im digitalen Rathaus der Landeshauptstadt zur Verfügung. mehr...

Eine digital dargestellte Baustelle steht auf einem Tablet, das eine Person in der Hand hält, im Hintergrund ist ein Bauhelm zu sehen.
bericht

BIM: Einführung lohnt sich

[03.12.2025] Das Arbeiten mit digitalen Bauwerksmodellen spart Zeit, Geld und Ressourcen – wenn die Einführung von Building Information Modeling (BIM) strukturiert angegangen wird. Die Initiative BIMwerker bietet Kommunen Orientierung und zeigt, wie der Einstieg gelingt.  mehr...

Eine Person sitzt an einem Desktop-Rechner und arbeitet an einem Bauplan.

Wiesbaden: Onlinebauantrag im Regelbetrieb

[28.11.2025] Ab Dezember bietet die Wiesbadener Bauaufsicht sämtliche Baugenehmigungsverfahren volldigitalisiert an. Vom Ausfüllen des Formulars über den Upload aller Unterlagen bis hin zur Kommunikation mit der Behörde wird dann alles über das Bauportal Hessen (DigiBauG) abgewickelt. Das Verfahren wird damit schneller, effizienter, einfacher und transparenter. mehr...

Jach Russel Welpe liegt auf Schreibtisch während Frau am Laptop arbeitet

Nordrhein-Westfalen: pmHundManager im Einsatz

[28.11.2025] Die Lösung pmHundManager des Anbieters GovConnect kommt jetzt auch bei den ersten Kommunen in Nordrhein-Westfalen zum Einsatz. Dazu kooperiert GovConnect mit dem Zweckverband Kommunales Rechenzentrum Niederrhein (KRZN). mehr...

Blick über eine Reihe von Gräbern mit Trauerzug.
bericht

Friedhofswesen: Unkomplizierte Umstellung

[21.11.2025] Die Umstellung auf die Software HADES‑X brachte der St. Barbara Gottesackerstiftung Linz viele Erleichterungen im Arbeitsalltag. Für Mehrwerte sorgen etwa der digitale Friedhofsplan, Online-Bürgerdienste und Grab‑Informationen via QR‑Code. mehr...

winter Schnee Laub Herbst

AIDA ORGA: Von Baumkontrolle bis Winterdienst

[20.11.2025] Ab Herbst beginnt für Bauhöfe die arbeitsintensive Zeit. Sie müssen Bäume kontrollieren, Pflegemaßnahmen planen und Straßen für den Winter vorbereiten. Mit einer Baumkontroll-App und der digitalen Winterdienstdokumentation mit integrierter Zeiterfassung unterstützt Anbieter AIDA ORGA die Kommunen bei diesen Aufgaben. mehr...

Mehrere Personen stehen in einem Messestand, vor ihnen auf dem Tisch stehen mehrere Tablets.

eWA: 2.000 angeschlossene Meldebehörden

[17.11.2025] Die von der Freien und Hansestadt Hamburg nach dem Einer-für-Alle-Prinzip entwickelte elektronische Wohnsitzanmeldung (eWA) wird mittlerweile von 2.000 Meldebehörden in ganz Deutschland genutzt. 55 Millionen Bürger können ihren Wohnsitz somit komplett digital ummelden. mehr...

Sozialdezernentin Jana Schmöller und Oberbürgermeister Nino Hasse stellen den Kinder-Kompass Mainz der Presse vor.

Mainz: Anmelden über den Kinder-Kompass

[11.11.2025] Die Kita-Anmeldung soll in Mainz ab sofort übersichtlicher und unkomplizierter vonstattengehen. Dafür wurde der Kinder-Kompass Mainz ins Leben gerufen. Die trägerübergreifende Anmeldeplattform bietet Vorteile für Eltern, Kitas und die Stadtverwaltung. mehr...

Blick von der Rückbank auf den Fahrer und seine Beifahrerin, die High Five geben.

ITK Rheinland: Auf neuer Spur im Verkehrswesen

[04.11.2025] Die ITK Rheinland führt im Competence Center Verkehrswesen eine neue Software ein. In Mönchengladbach, Wesel, der Landeshauptstadt Düsseldorf, Bottrop, dem Rhein-Kreis Neuss und Kleve ist die Umstellung bereits abgeschlossen. mehr...

Zwei Menschen gehen mit zwei Hunden spazieren.

Leipzig: QR-Code als Hundemarke

[31.10.2025] Mit dem kommenden Jahr erhalten Hundehalter in Leipzig für jeden neu angemeldeten Hund den Nachweis über die Anmeldung in digitaler oder Papierform. Ein QR-Code dient dann als Hunderegistriermarke, die Blechmarken verlieren bis Ende 2026 ihre Gültigkeit. mehr...

Bild von einem Marktstand

Mainz: Online für den Wochenmarkt bewerben

[30.10.2025] In Mainz können Interessierte jetzt einen Onlinedienst nutzen, um Bewerbungen für Wochenmärkte zu erstellen und einzureichen. Die Stadt hat hierfür eine von Hamburg und dem Land Rheinland-Pfalz entwickelte EfA-Leistung bedarfsgerecht angepasst. mehr...