Donnerstag, 16. Oktober 2025

AZR, Basisregister, eIDBundesrat macht Wege frei

[01.07.2021] In seiner Sitzung am 25. Juni hat sich der Bundesrat mit mehreren E-Government-Vorhaben befasst. Zugestimmt hat er dem Gesetz zur Einführung eines Ausländerzentralregisters sowie einem Basisregister für Unternehmen. Gebilligt hat er außerdem die Einführung eines elektronischen Identitätsnachweises auf mobilen Endgeräten.

Gleich mehrere E-Government-Vorhaben haben den Bundesrat passiert. Zum einen hat er in seiner Sitzung am 25. Juni 2021 dem Gesetz zur Einführung eines Ausländerzentralregisters (AZR) zugestimmt, das der Bundestag am 20. Mai 2021 verabschiedet hatte. Demnach sollen künftig alle relevanten ausländerrechtlichen Daten in einem bundesweiten Register gebündelt werden. Die Daten sollen nur noch einmal erhoben, im AZR gespeichert, von dort in die jeweiligen Fachverfahren übernommen und bei Änderung automatisch aktualisiert werden. Derzeit sind verschiedene Behörden von Bund, Ländern und Kommunen mit der Verarbeitung personenbezogener Daten von Ausländern befasst. Diese erheben regelmäßig isoliert voneinander aber mitunter identische Daten, teilt der Bundesrat mit. Die wiederum werden nicht immer zentral gespeichert, da die erhebenden Stellen nur einen Teil dieser Daten an das AZR übermitteln dürfen. Der unzureichende Abgleich führe dazu, dass die nächste Behörde in der Prozesskette eine erneute Datenerhebung vornehmen und kurzfristig benötigte Dokumente aufwendig anfordern muss.

Daten im AZR zusammenführen

Das Gesetz soll nun die rechtlichen Voraussetzungen für eine Synchronität der Datenbestände schaffen. Dies gilt zum Beispiel für Ausweis- und Identifikationsdokumente, die von Ausländerinnen und Ausländern bereits im Original vorgelegt wurden und regelmäßig auch von anderen Behörden im Volltext kurzfristig benötigt werden. Zu ausländischen Ausweisdokumenten sollen sich künftig außerdem die Ergebnisse der Echtheitsprüfung speichern lassen. Eine zentrale Ablage und Dokumentation der Validität erlaube es anderen Behörden, die ihnen vorgelegten Ausweisdokumente mit den gespeicherten abzugleichen und auf eigene Echtheitsüberprüfungen zu verzichten, heißt es in der Gesetzesbegründung. Der Bundestag hat den ursprünglichen Regierungsentwurf um eine Abstimmungsmöglichkeit mit der Bundesagentur für Arbeit erweitert, die das Verfahren für die Fachkräftezuwanderung beschleunigen soll, berichtet der Bundesrat weiter. Zudem habe der Bundestag die Voraussetzungen für die Datenspeicherung vor Beantragung eines Visums ergänzt. Das Gesetz zum AZR soll zu großen Teilen am 1. November 2021 in Kraft treten. Die Verpflichtung, Daten zukünftig ausschließlich im AZR zu speichern, soll nach einer Übergangszeit von zwei Jahren in Kraft treten, sodass die Länder mehr Zeit haben für die technische Umsetzung haben.

Register über Basisdaten von Unternehmen

Des Weiteren hat der Bundesrat dem Gesetzentwurf für ein zentrales Register und bundeseinheitliche Wirtschaftsnummern zugestimmt. Die Bundesregierung will damit Bürokratie bei Unternehmen abbauen, die durch das mehrmalige Melden von Stammdaten an unterschiedliche Register entsteht. Momentan gebe es in Deutschland rund 120 einzelne Register mit Unternehmensbezug, die weitgehend unabhängig voneinander handeln und sich üblicherweise nicht austauschen. Viele Unternehmen werden in mehreren Registern – teilweise mit sich überschneidenden Daten und verschiedenen Identifikationsnummern – geführt. Dieses System sei fehleranfällig, zeitaufwendig und hoch bürokratisch. Künftig soll deshalb beim Statistischen Bundesamt ein Register über Basisdaten von Unternehmen errichtet und betrieben werden. Zur eindeutigen Identifikation erhalten Unternehmen mit Aufnahme in das Basisregister eine bundeseinheitliche Wirtschaftsnummer. Dafür hat die Bundesregierung laut eigenen Angaben nun die gesetzgeberischen Voraussetzungen geschaffen. Damit soll sich auch die Qualität der Registerdaten verbessern. Darüber hinaus soll die Verwaltung der Register durch die Vernetzung effizienter werden. Nach heutiger Planung könnte das Basisregister für Unternehmensstammdaten bis etwa 2024 betriebsreif sein, heißt es vonseiten der Bundesregierung. Das Entlastungspotenzial werde auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt.

Identität kartenlos nachweisen

Auch hat der Bundesrat die Einführung eines elektronischen Identitätsnachweises auf mobilen Endgeräten gebilligt, die der Bundestag am 20. Mai 2021 beschlossen hatte. Wie der Bundesrat aus seiner Plenarsitzung berichtet, sollen Bürgerinnen und Bürger ihre Identität künftig einfach und nutzerfreundlich ohne Karte allein mithilfe ihres Smartphones oder eines Tablets nachweisen können – sei es, um ein neues Auto zuzulassen, den Wohnsitz umzumelden, oder die Abgabe der Steuererklärung zu erleichtern. Die Sicherheit des elektronischen Identitätsnachweises werde durch zwei Faktoren gewährleistet: Der erste Faktor sei eine sechsstellige Geheimnummer, der zweite Faktor der Personalausweis, die eID-Karte oder der elektronische Aufenthaltstitel, deren elektronisches Speicher- und Verarbeitungsmedium beim Identifizierungsvorgang ausgelesen wird. Mit einer geeigneten Software wie der AusweisApp2 auf dem Smartphone oder Tablet sowie der Eingabe der Geheimnummer könne man sich dann elektronisch ausweisen. Allerdings müssen für die Datenübertragung bestimmte Anforderungen zur Sicherheit des Speicher- und Verarbeitungsmediums erfüllt werden. Deshalb sind möglicherweise nicht alle am Markt erhältlichen Smartphones oder Tablets für die Online-Ausweis-Funktion geeignet, heißt es in der vom Bundestag beschlossenen Gesetzesbegründung. Nach dem Onlinezugangsgesetz (OZG) müssen Bund und Länder ihre Verwaltungsleistungen bis Ende des Jahres 2022 auch elektronisch über Verwaltungsportale anbieten. Die sichere Identifizierung der antragstellenden Personen ist laut Bundesrat dabei ein wichtiges Element. Auch hierzu soll die Gesetzesänderung beitragen.

Änderungswünsche des Bundesrats aufgegriffen

Der Bundesrat weist außerdem darauf hin, dass der Bundestag den zugrundeliegenden Gesetzentwurf zum eID-Einsatz der Bundesregierung in einigen Punkten ergänzt und dabei auch Änderungswünsche des Bundesrates aus dessen Stellungnahme aufgegriffen hat. So werden die Länder befugt, den automatisierten Abruf von Lichtbild und Unterschrift über zentrale Datenbestände zu ermöglichen. Weitere Ergänzungen betreffen Regelungen zur Datenspeicherung – unter anderem durch die Kartenhersteller sowie Auskunftsansprüche für Bürgerinnen und Bürger.
Die Bundesregierung legt das Gesetz dem Bundespräsidenten zur Unterzeichnung vor und organisiert anschließend die Verkündung im Bundesgesetzblatt. Das Gesetz tritt laut Bundesrat im Wesentlichen am 1. September 2021 in Kraft.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Mehrere Zahnräder liegen neben- und übereinander.
bericht

Digitalisierung: Zehn-Punkte-Plan von Vitako

[10.10.2025] Im Rahmen eines Zehn-Punkte-Plans hat die Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister, Vitako, Vorschläge für eine gezielte Förderung der Digitalisierung erarbeitet. Als wichtiger Aspekt wird dabei die ebenenübergreifende Zusammenarbeit betont. mehr...

Foto von Bayerns Digitalminister Fabian Mehring
interview

Bayern: Täglich Vollgas geben

[09.10.2025] Bayerns Digitalminister Fabian Mehring spricht über die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz, eine proaktive Verwaltung und erläutert, warum der Freistaat bei der Verwaltungstransformation so erfolgreich ist. mehr...

Dr. Karsten Wildberger hält seine Keynote auf der Smart Country Convention 2025
bericht

BMDS: „Wir haben Wildwuchs entwickelt.“

[08.10.2025] Bundesdigitalminister Karsten Wildberger stellte auf der Smart Country Convention in Berlin die Modernisierungsagenda der Bundesregierung vor. Als deren dickstes Brett bezeichnete er die Verwaltungsdigitalisierung. mehr...

Bitkom: Digitalisierung vor Ort voranbringen

[29.09.2025] Mit Blick auf die anstehende Kabinettsklausur legt der Bitkom eine Modernisierungsagenda für Staat und Verwaltung vor. Sie fordert eine Föderalismusreform und verbindliche IT-Standards, um Bund und Kommunen zu engerer Zusammenarbeit bei der Verwaltungsdigitalisierung zu verpflichten. mehr...

ie Akteure stellen auf einer Pressekonferenz die Initiative (Neu)Start KfZ vor.
bericht

Initiative: Dresdner Forderungen 2.0

[25.09.2025] Die Initiative (Neu)Start KfZ soll der Umsetzung der Dresdner Forderungen zum Durchbruch verhelfen. Konkret gefordert wird, Leistungen wie die KfZ-Zulassung künftig in Vollzugszentren zu bündeln. Die Kommunen würde das spürbar entlasten. mehr...

Rathaus Stadt Wiesbaden

Wiesbaden: Pilot bei Digitalisierungsoffensive

[25.09.2025] Bei der neuen Digitalisierungsoffensive von Bund und Land Hessen fungiert die Landeshauptstadt Wiesbaden als Pilotkommune. In Workshops vor Ort sollen konkrete Kriterien erarbeitet werden, die einen schnelleren Roll-out digitaler Leistungen ermöglichen. mehr...

Handschüttel-Foto

Bund/Bayern: Startschuss für Digitalkooperation

[25.09.2025] Wie in Hessen startet auch in sechs bayerischen Pilotkommunen eine neue Digitalkooperation zwischen Bund und Land. Ziel ist es, eine bayern- und bundesweit nutzbare Blaupause zu entwickeln, um OZG-Leistungen schneller in die Fläche zu bringen. mehr...

Hessen peilt die digitale Verwaltung 4.0 an.

Bund/Hessen: Digitalisierungsoffensive in Kommunen

[22.09.2025] Im Rahmen der OZG-Umsetzung wurden zahlreiche föderale Verwaltungsleistungen digitalisiert – die Einführung in den Kommunen stockt aber. Der Bund und das Land Hessen wollen nun ein praxistaugliches Modell entwickeln, das den flächendeckenden Roll-out beschleunigt. mehr...

Auf einer Europakarte sind die Mitgliedstaaten mit der entsprechenden Landesflagge markiert.
bericht

eGovernment Benchmark: Blick über die Grenzen

[19.09.2025] Deutschland kann hinsichtlich der Digitalisierung einiges von seinen europäischen Nachbarn lernen – etwa was die Transparenz digitaler Services oder die Nutzung der eID angeht. Das zeigt der aktuelle eGovernment Benchmark der Europäischen Kommission. mehr...

Porträtaufnahme von Kristina Sinemus.
interview

Hessen: Bei OZG-Umsetzung führend

[11.09.2025] Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus erläutert, wie das Bundesland bei der OZG-Umsetzung vorgegangen ist und warum bundesweit stärker auf Synergien, Schnittstellen und standardisierte Lösungen gesetzt werden sollte. mehr...

Torsten Ringling, Bürgermeister der Gemeinde Schkopau, spricht bei den Merseburger Digitaltagen.

Merseburger Erklärung 2025: Verwaltung gemeinsam gestalten

[08.09.2025] Wie Sachsen-Anhalt die Kommunen bei der Digitalisierung noch besser unterstützen könnte, ist in der Merseburger Erklärung festgehalten. Sie wurde im Rahmen der Merseburger Digitaltage 2025 verabschiedet und umfasst sieben Forderungen. mehr...

Eine Hand setzt einen Baustein in ein Diagramm ein, das den Fortschritt von Analog zu Digital angibt.
bericht

Digitalisierung: Bleibt die Analogverwaltung?

[03.09.2025] Allen Digitalisierungsbemühungen zum Trotz ist die Analogverwaltung noch voll im Einsatz und funktioniert. Ob sich das jemals vollkommen ändern wird, ist ungewiss – auch im rechtlichen Kontext. mehr...

Händedruck in perspektivischer Ansicht, Vertrag mit Unterschrift, Liste der Bedingungen in Dialogfeldform, Ziel und Pfeil nach oben - Vektorgrafik.

Landkreistag Baden-Württemberg: Digitalisierungskodex 2.0

[18.08.2025] Mit dem Digitalisierungskodex 2.0 setzt der Landkreistag Baden-Württemberg erneut Standards für die digitale Zukunft der Landkreise. Das Dokument umfasst zwölf Leitlinien für einheitliche digitale Prozesse, mehr Datensouveränität und einen besseren Bürgerservice. mehr...

Logo Netzwerk Junge Bürgermeister*innen

Staatsmodernisierung: Blick in den Maschinenraum fehlt

[17.07.2025] In einer Stellungnahme zum Abschlussbericht der Initiative für einen handlungsfähigen Staat kritisiert das Netzwerk Junge Bürgermeister*innen, dass kommunale Realitäten in den Vorschlägen nicht genügend berücksichtigt werden. Es fehle an Lösungen für die Praxis – etwa bei Personal, Finanzierung oder Führung. mehr...

Personen auf einer Bühne, im Vordergrund sieht man Sitzreihen mit Publikum.

Abschlussbericht: Wie kann die Staatsreform gelingen?

[17.07.2025] Die Initiative für einen handlungsfähigen Staat hat ihren Abschlussbericht an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergeben. Viele ihrer Vorschläge finden sich im Koalitionsvertrag wieder. Die Initiatoren fordern nun eine zügige Umsetzung – auch durch neue Wege wie Modellkommunen. mehr...