Märkischer KreisIT-Sicherheitskonzept in der Praxis

Die Verwaltung im Märkischen Kreis legt viel Wert auf IT-Sicherheit.
(Bildquelle: Guido Raith/Märkischer Kreis)
Im Märkischen Kreis in Südwestfalen trat der Ausschuss für Digitalisierung und E-Government zusammen, um den aktuellen Bericht zur IT-Sicherheitslage zu erörtern. „Aktuell ist die Kreisverwaltung sehr gut durch unsere Systeme vor Cyber-Angriffen geschützt. Eine Ausschreibung für die kommende Generation von Firewalls bereiten wir aber bereits vor“, so der Fachdienstleiter Digitalisierung und IT, Andreas Lüsebrink.
Dennoch sei eine kontinuierliche Anpassung aller Sicherheitssysteme und Software an die aktuelle Gefahrenlage eine dringende Aufgabe der Kommunen, wie der IT-Sicherheitsbeauftragte Sören Hendrich darstellte. Hendrich verwies auf den Bericht des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), wonach sich in Deutschland die bisher schon angespannte Lage in der IT-Sicherheit im Jahr 2022 weiter zuspitzte (wir berichteten). Zwar stünden insbesondere Großkonzerne im Fokus der Cyber-Kriminellen. Doch dass es auch Verwaltungen treffe, die zur wesentlichen Infrastruktur gezählt werden, zeigten jüngste Vorfälle. Als Beispiel nannte Hendrich den Kreis Anhalt-Bitterfeld, der 2022 als erster digitaler Katastrophenfall in Deutschland Schlagzeilen machte. 207 Tage konnten nach einem Ransomware-Angriff kein Elterngeld, kein Arbeitslosen- und Sozialgeld ausgezahlt werden. Auch Kfz-Anmeldungen und andere bürgernahe Dienstleistungen konnten nicht erbracht werden. In der Nachbarschaft des Märkischen Kreises wurde im Oktober 2022 die Stadt Witten Opfer von IT-Angriffen (wir berichteten). Weitere prominente Beispiele sind der Rhein-Pfalz-Kreis (wir berichteten) und die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam (wir berichteten).
Die Hauptbedrohung gehe von Erpresser-Software aus, so genannter Ransomware, resümierte Hendrich. Zunehmend wurden auch Schwachstellen in Software-Produkten ausgenutzt. Eine Zunahme sei zudem bei den Angriffen auf Perimeter-Systeme wie zum Beispiel Firewalls oder Router zu beobachten. Hinzu kamen verschiedene Bedrohungen im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, zum Beispiel durch Hacktivismus und Kollateralschäden bei Cyber-Sabotage-Angriffen im Rahmen des Krieges.
Zahlreiche Normen und Auflagen
Konkret betroffen war die Verwaltung des Märkischen Kreises insbesondere durch die Schwachstellen in den Software-Paketen von Microsoft sowie dem Java-Framework Log4j, da sich diese in vielen Software-Bausteinen befand und eine große Angriffsfläche bot. 284 Aufträge zur kontinuierlichen Sicherheitsanpassung bearbeitete die IT der Kreisverwaltung in diesem Zusammenhang von Mai 2022 bis heute. Zudem musste das Antivirensystem des russischen Anbieters Kaspersky von einem anderen Sicherheitssystem abgelöst werden. Das BSI hatte im März 2022 vor dem Einsatz dieser Virenschutz-Software gewarnt.
Damit war die To-Do-Liste für die IT-Sicherheit aber noch lange nicht abgearbeitet, wie Hendrich darstellte. So setze das IT-Team der Kreisverwaltung das Informationssicherheits-Management-System (ISMS) nach dem IT-Grundschutzprofil des BSI konsequent um. Zudem treibt der Kreis auf Grundlage des IT-Sicherheitskonzepts Öffentlicher Gesundheitsdienste (ÖGD) auch die Digitalisierung des Gesundheitsamts weiter voran. Für Betreiber Kritischer Infrastrukturen (KRITIS) legt darüber hinaus die NIS2-Richtlinie Cyber Security weitere Mindeststandards in der EU fest, die es umzusetzen gilt. Bis 2024 müssen EU-Mitgliedsstaaten NIS2 in lokale Gesetzgebung überführen und nationale Betreiber mit Cybersecurity regulieren. Das Rechnungsprüfungsamt fordert in seinem Bericht vom Mai 2023 unter anderem die Erstellung eines Notfallhandbuchs und die Einstellung eines Notfallbeauftragten bis Oktober 2024.
Im Märkischen Kreis gibt es trotz der zahlreichen zu erfüllenden Verpflichtungen und Aufgaben zunächst eine gute Nachricht: Für die Umsetzung der bisherigen IT-Sicherheitsmaßnahmen stellt der Bericht des Gemeinde-Prüfungsamts 2022/23 den Kommunen ein gutes Zeugnis aus und bestätigt einen Erfüllungsgrad von 85,6 Prozent.
Das IT-Sicherheitskonzept der Kreisverwaltung nimmt nicht nur die technischen Komponenten in den Blick. Auch die Sensibilisierung der Beschäftigten beim Märkischen Kreis spielt eine zentrale Rolle, so finden etwa Schulungen von Auszubildenden, IT-Sicherheitstrainings und eine breite Informationsbereitstellung statt. Dabei rückt auch E-Learning immer mehr in den Vordergrund.
LSI Bayern: Neues Sicherheitssiegel für Kommunen
[11.06.2025] Das LSI Bayern hat Version 4.0 des IT-Sicherheits-Siegels für Kommunen veröffentlicht. Neu sind Vorgaben zu KI, mobiler Sicherheit und Online-Backups. Der ergänzende Baustein IT-Resilienz hilft Kommunen bei der systematischen Selbsteinschätzung. mehr...
Kreis Regensburg: 17 Kommunen erhalten Siegel für IT-Sicherheit
[10.06.2025] 17 Kommunen im Zweckverband Realsteuerstelle Regensburg sind jetzt vom bayerischen Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) mit dem Siegel „Kommunale IT-Sicherheit“ ausgezeichnet worden. mehr...
Baden-Württemberg: Jahresbericht zur Cybersicherheit 2024
[22.05.2025] Die CSBW hat 2024 rund 30 Prozent mehr IT-Sicherheitsvorfälle bearbeitet. Kommunen wurden ähnlich häufig unterstützt wie im Vorjahr, neue Präventionsangebote, Notfallübungen und ein Schwachstellenscan richten sich teils gezielt an sie. mehr...
Datenschutz: Hilfestellung für Behörden
[12.05.2025] In der kommunalen Praxis gibt es beim Thema Datenschutz noch immer Rechtsunsicherheiten. Die Konferenz der Datenschutzaufsichtsbehörden von Bund und Ländern hat eine Orientierungshilfe für Behörden erarbeitet, die (EfA-)Onlinedienste betreiben oder nutzen. mehr...
Röhrnbach: Siegel für IT-Sicherheit
[06.05.2025] Die niederbayerische Marktgemeinde Röhrnbach hat für nachhaltige IT-Sicherheit gesorgt und ist dafür vom Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) ausgezeichnet worden. mehr...
CSBW: Schnell handlungsfähig im IT-Notfall
[22.04.2025] Ohne funktionierende IT-Ausstattung ist die Bewältigung eines Cyberangriffs kaum zu schaffen. Um die Handlungs- und technische Kommunikationsfähigkeit von Verwaltungen zu sichern, bietet die Cybersicherheitsagentur Baden-Württemberg (CSBW) nun eine mobile IT-Notfall-Ausrüstung an. mehr...
Nordrhein-Westfalen: IT-Notfallhilfe für Kommunen
[17.04.2025] Nach IT-Angriffen sollen nordrhein-westfälische Kommunen schnell und unkompliziert Incident-Response-Dienstleistungen in Anspruch nehmen können. Ein Rahmenvertrag zwischen Land und spezialisierten Dienstleistern sichert das Angebot ab. mehr...
Hanau: Allianz für Cyber-Sicherheit beigetreten
[02.04.2025] Die Stadt Hanau rüstet sich weiter gegen Cyber-Bedrohungen: Die BeteiligungsHolding Hanau ist der bundesweiten Allianz für Cyber-Sicherheit des BSI beigetreten und arbeitet aktiv im Arbeitskreis Kommunale CyberSicherheit des Landes Hessens mit. mehr...
Märkischer Kreis: Digitaler Neustart nach Cyberangriff
[26.02.2025] Der Stand der Wiederherstellung und die Kosten nach dem Cyberangriff auf die Südwestfalen-IT waren Themen im Ausschuss für Digitalisierung und E-Government im Lüdenscheider Kreishaus. Auch neue Projekte und Herausforderungen für die Verwaltungs-IT des Märkischen Kreises kamen zur Sprache. mehr...
Einbeck: nerdbridge sucht IT-Schwachstellen
[05.02.2025] Der Verein nerdbridge soll die niedersächsische Stadt Einbeck dabei unterstützen, Sicherheitslücken in ihrer IT-Infrastruktur zu finden. mehr...
IT-Grundschutz-Tag: Praxisnahe Einblicke
[31.01.2025] Am 4. Februar findet in Magdeburg der IT-Grundschutz-Tag statt, zu dem Sachsen-Anhalts Infrastrukturministerin Lydia Hüsken und BSI-Präsidentin Claudia Plattner einladen. Die Veranstaltung widmet sich unter anderem dem IT-Grundschutz, dem Business Continuity Management und der Umsetzung der NIS2-Richtlinie in Verwaltung und Landesbehörden. mehr...
Bremen: Umsetzung der NIS2-Richtlinie
[20.01.2025] Der Senat der Freien Hansestadt Bremen hat sich auf Maßnahmen zur Umsetzung der NIS2-Richtlinie geeinigt. Vorgesehen ist, die Rolle der Zentralstelle Cybersicherheit zu stärken, etwa durch ein Notfallteam, das Bedrohungen frühzeitig erkennt und koordinierte Reaktionen ermöglicht. mehr...
Hessen: Sicherheitsprogramm für Kommunen
[10.01.2025] Hybride Bedrohungen und Cyberangriffe bleiben eine Herausforderung. Um die Cyberresilienz hessischer Kommunen zu stärken, wurde das Aktionsprogramm Kommunale Cybersicherheit um Maßnahmen wie etwa Pentests und Incident Response Services erweitert. mehr...
Materna Virtual Solution: Sicheres ultramobiles Arbeiten
[18.12.2024] Das BSI hat Apples indigo und Samsungs Knox in diesem Jahr für den Einsatz bei Verschlusssachen zugelassen. Materna Virtual Solution sieht darin Vorteile für Behörden: mehr Sicherheit und Flexibilität und einen Zuwachs an geeigneten Fachanwendungen. mehr...
SEP/Databund: Kooperation für IT-Sicherheit
[29.11.2024] SEP, Hersteller der Datensicherungslösung SEP sesam, ist jetzt Mitglied des Databund. Die in Deutschland entwickelte Backup-Lösung wird bereits von zahlreichen öffentlichen Institutionen eingesetzt. Mit dem Beitritt zu Databund will SEP den Austausch mit anderen Akteuren der öffentlichen Verwaltung fördern. mehr...