Sonntag, 2. November 2025

InterviewMit den Kommunen gehen

[22.10.2015] Auf eine 25-jährige Firmengeschichte kann Jan Hoßfeld, Geschäftsführer von INFOsys Kommunal, zurückblicken. Im Interview spricht er über die Mischung aus Altbewährtem und Neuem, die das Familienunternehmen zum Erfolg gebracht hat.
Jan Hoßfeld ist Geschäftsführer von INFOsys Kommunal.

Jan Hoßfeld ist Geschäftsführer von INFOsys Kommunal.

(Bildquelle: Carolyn Eppers)

Herr Hoßfeld, in diesem Jahr feiert Ihr Unternehmen 25. Jubiläum. Was bedeutet das für Sie?

In erster Linie Dankbarkeit – sowohl gegenüber unserem Team als auch unseren Kunden gegenüber. Viele Mitarbeiter sind schon lange Zeit in diesem Unternehmen und schenken meiner Familie ihr Vertrauen. Das Gleiche gilt für unsere Kunden. Auch hier pflegen wir langjährige vertrauensvolle Kontakte. Beides zusammen ergibt ein starkes Fundament, in guten wie in schlechten Zeiten – fast wie in einer Ehe. Wir feiern also sozusagen unsere Silberhochzeit.

Was ist das Erfolgsrezept von INFOsys Kommunal?

Die Firma steht für Werte, die all die Jahre überdauert haben. Dazu gehört die Tradition des kleinen Familienunternehmens, in dem sich alle kennen und schätzen. Ebenso gehört dazu die kontinuierliche Erneuerung und das sich selbst Hinterfragen. Vor allem in den letzten Jahren haben wir uns strukturell und methodisch in vielerlei Hinsicht rundum erneuert. Das Erfolgsrezept besteht also in einer gesunden Mischung aus Agilität in Methoden, Innovation und Anpassungsfähigkeit, verbunden mit einer langjährigen stabilen Kultur mit festen Werten.

Welche sind die Höhepunkte in der Firmengeschichte?

Offensichtlich ist natürlich dieses Jahr. Ein anderer Höhepunkt war es, als wir die Ausbildungserlaubnis erhalten haben. Ohne diese wären viele der heutigen Mitarbeiter vermutlich nicht bei uns. Ab dem Jahr 2004 ist Care4 sukzessive gewachsen und wir konnten immer mehr Kunden gewinnen. Das mündete in einen weiteren Höhepunkt im Jahr 2008, als wir begannen, die Software in der Großstadt Frankfurt am Main einzuführen.

Welche Herausforderung hatte das Unternehmen zu meistern?

Besonders in Erinnerung sind mir die großen Gesetzesänderungen in den Jahren 2004 und 2010 geblieben. Durch die so genannten Hartz-Gesetze wurde der Markt massiv verändert. Das konnten wir dank unserer Größe und der damit einhergehenden Flexibilität mit Blick auf Veränderungsprozesse gut auffangen. Das Gleiche gilt für die Entscheidung über die so genannten Optionskommunen sechs Jahre später. Natürlich war auch der überraschende Tod meines Vaters und Firmengründers eine große Herausforderung. Überstanden haben wir sie durch den Zusammenhalt als starkes Team.

Wie hat sich die Firma entwickelt?

Ursprünglich ist INFOsys im Jahr 1990 als Systemhaus gestartet, also mit dem Ziel, Hard- und Software gebündelt mit den zugehörigen Dienstleistungen zu verkaufen. Durch unser Angebot, verbunden mit ersten kleinen Programmen für kommunale Interessenten – wir hatten zum Beispiel frühzeitig ein Ratsinformationssystem im Portfolio – konnten wir viele Kunden aus diesem Kreis akquirieren. Aus diesem Kundenkreis wurde der Einstieg in die Fachverfahren und damit der Ausstieg aus dem Hardware-Bereich angestoßen: Auf Bitte einer rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde wurde die erste Version von Care entwickelt.

„Ein besonderer Vorteil ist, dass wir keine echte Trennung zwischen Entwicklung und Support haben.“

Für Care4 sind zwischenzeitlich zahlreiche Module auf dem Markt. Nach welchen Kriterien werden sie entwickelt?

Alle Erweiterungen von Care4 gehen auf unsere Kunden zurück. Dieser rote Faden zieht sich durch die gesamte Firmengeschichte. Immerhin ist Care selbst so entstanden. Ein besonderer Vorteil ist, dass wir keine echte Trennung zwischen Entwicklung und Support haben. Unsere Entwickler sprechen direkt mit den Kunden und verlieren so nicht den Blick für die Anwender. Natürlich machen wir auch ohne externen Anstoß Software, in der wir einen Nutzen für die Kunden sehen.

Was bewegt die Kommunen derzeit? Wo verspüren Sie eine besondere Nachfrage?

Die Zahl der Asylanträge nähert sich gerade dem Höhepunkt aus den 1990er Jahren. Viele Kommunen haben aber zwischenzeitlich Stellen in diesem Bereich abgebaut, kleinere sogar die Software-Lösungen abgeschafft. Das führt jetzt zu großem Druck – auch beim Verwaltungspersonal und mit Blick auf den Wohnraum für die ankommenden Asylbewerber. Über alle Leistungsbereiche hinweg zeichnet sich außerdem der Trend zu einem immer stärkeren Ausbau der Statistiken und des Controlling ab. Ein großer Vorteil ist deshalb die Entscheidung, potenziell alle Leistungsbereiche des Sozialwesens in einem Programm abzubilden.

Welche nächsten Schritte plant INFOsys Kommunal?

Wir wollen mit einer gesunden Mischung aus Bewährtem und Neuem arbeiten. Im Sozialwesen geht es vor allem darum, neben der Aktualität auch allen Anforderungen an Statistik, Auswertungen und Controlling gerecht zu werden. In der Kindertagesbetreuung freuen wir uns, mit Care4 Kids nun endlich ein Komplettpaket anbieten zu können, das alle Akteure zusammen bringt. Das neue Elternportal, das die Suche und Voranmeldung von Kita-Plätzen für Eltern ermöglicht, rundet die Software-Teile, die in der Verwaltung und in der Kita laufen, perfekt ab. Hier ruhen erhebliche Einsparpotenziale verbunden mit bürgerfreundlichem E-Government. Diese beiden Punkte sind auch die, die uns global begleiten werden.

Wenn Sie in 25 Jahren erneut Jubiläum feiern, wie wird die kommunale IT-Landschaft dann aussehen?

Ich hoffe, dass wir in 25 Jahren echtes E-Government haben. In meiner Vision wird es keine klassischen Behördengänge mehr geben. Dafür sind verschiedene Voraussetzungen zu erfüllen. Zum einen braucht es den Willen aufseiten des Public Sectors, überhaupt zu investieren. Sinkende Budgets sind keine gute Basis für echte Innovation. Zum anderen müssen die Rahmenbedingungen passen. Im Jahr 2018 soll jeder Haushalt Internet mit Bandbreiten von 50 Megabit pro Sekunde zur Verfügung haben – in den USA laufen bereits Pilotprojekte mit Gigabit-Internet. In vielen anderen Ländern sind 50 Mbit/s bereits heute der untere Standard. Hinzu kommen andere Hürden, beispielsweise die digitale Signatur. Der neue Personalausweis hat bislang keinen Erfolg, weil die Vorteile für den Bürger nicht sichtbar sind – ohne Vorabinvestition in entsprechende Infrastruktur und breit angelegte Pilotprojekte wird sich das nicht ändern.

Wie wird das Unternehmen die Kommunen auf dem Weg in diese Zukunft unterstützen?

Natürlich grundlegend, indem wir stabile und zuverlässige Fachverfahren bereitstellen und optimal betreuen. Bei allen Ereignissen und Anforderungen, die auf unsere Kunden hereinprasseln, sollte die Sorge um die Software nicht noch dazu kommen. Deshalb ist unser Support der wichtigste Faktor. Und wir hören natürlich weiterhin genau zu. Zusätzlich möchten wir in der Interaktion zwischen Bürgern und Kommune die Reibungsverluste minimieren. Das senkt die Kosten für alle Beteiligten und sorgt für eine höhere Zufriedenheit.

Interview: Verena Barth




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