Mittwoch, 30. April 2025

HeidelbergMit Lumi in die Zukunft

[16.02.2023] Bei ihren Dienstleistungen achtet die Stadt Heidelberg auf Bürgernähe. Im Jahr 2022 sind mit dem virtuellen Bürgeramt und der künstlichen Assistenz Lumi zwei prominente Beispiele für eine umkomplizierte Abwicklung von Online-Services an den Start gegangen.
Vom Modell zur virtuellen KI-Assistenz: Lumi.

Vom Modell zur virtuellen KI-Assistenz: Lumi.

v. l. : Heidelbergs Oberbürgermeister ­Eckart Würzner; Jonas Andrulis, CEO und Gründer von Aleph Alpha

(Bildquelle: Stadt Heidelberg)

Bürgernah, unkompliziert und effektiv – nach dieser Devise arbeitet die Stadt Heidelberg stetig am Ausbau ihres Dienstleistungsangebots. Zwei Projekte stachen 2022 dabei besonders hervor: das virtuelle Bürgeramt und die künstliche Intelligenz (KI) Lumi. Als kleine Rathäuser vor Ort bieten die Heidelberger Bürgerämter der Bevölkerung einen umfassenden, persönlichen Service. Was die Stadt am Neckar 1992 als weltweites Leuchtturmprojekt startete, hat inzwischen Schule gemacht. Heute bietet die Technik neue Möglichkeiten, den Bürgerservice weiter zu verbessern und näher an die Stadtgesellschaft zu bringen. In der jüngsten Außenstelle der Heidelberger Stadtverwaltung, dem Bürgeramt Virtuell, ist sogar das persönliche Gespräch mit einem Sachbearbeiter oder einer Sachbearbeiterin möglich, ohne sich auf den Weg ins Amt zu machen (wir berichteten). Einzige Voraussetzung ist ein internetfähiges Endgerät mit Kamera und Mikrofon. Termine können unter termin.heidelberg.de gebucht werden.
Oberbürgermeister Eckart Würzner sagt: „Die Digitalisierung kann uns dabei helfen, unsere Dienstleistungen passgenau auf die individuellen Anliegen der Bürgerinnen und Bürger zuzuschneiden. Dazu gehört auch die unkomplizierte Erreichbarkeit unserer Bürgerämter per Video-Call. Was für den einen ein bequemer Weg ist, seine Anliegen zu klären, bedeutet für den nächsten einen wichtigen Schritt zur gesellschaftlichen Teilhabe. Gemeinsam mit vielen Partnerinnen und Partnern treiben wir die Entwicklung zur digitalen Stadt aktiv voran. Dabei ist es uns besonders wichtig, alle Bürgerinnen und Bürger auf diesem Weg mitzunehmen.“

Einfacher für die Bürgerinnen und Bürger

Zu den Leistungen des virtuellen Bürgeramts zählen An- und Ummeldungen bei einem Wohnungswechsel sowie Abmeldungen bei einem Umzug ins Ausland. Zudem können Melde- und Aufenthaltsbescheinigungen beantragt sowie Auskünfte aus dem Einwohnermelderegister eingeholt werden. Ebenso lassen sich Führungszeugnisse online ausstellen. Wer einen Heidelberg-Pass/Heidelberg-Pass+ oder Landesfamilienpass beantragen möchte, kann dies ebenfalls virtuell tun und bekommt den Pass im Anschluss an das Gespräch per Post zugeschickt. Auch Bewohnerparkausweise oder Schwerbehindertenparkausweise erhalten Bürgerinnen und Bürger künftig unkompliziert im Bürgeramt Virtuell.
An seine Grenzen stößt das Bürgeramt Virtuell derzeit noch, wenn Fingerabdrücke gescannt werden müssen, etwa beim Antrag auf einen Reisepass. „Entsprechende Lesegeräte für Fingerabdrücke haben die allerwenigsten zu Hause, weshalb wir diesen Teil unserer Dienstleistungen noch nicht digital anbieten können“, erklärt Bernd Köster, Leiter des Bürger- und Ordnungsamts der Stadt Heidelberg. „Eine Beratung, etwa zu Personalausweis oder Reisepass, ist natürlich trotzdem im virtuellen Bürgeramt möglich. Dadurch wird die Zeit für den Antrag vor Ort für die Bürgerinnen und Bürger immerhin verkürzt.“ In den Bürgerämtern in den Stadtteilen stehen obendrein Selbstbedienungsterminals samt Fingerabdruck-Scanner und Kamera für ein biometrisches Passfoto bereit, sodass Lichtbildausweise oder Reisepässe auf Wunsch unkompliziert selbstständig beantragt werden können (wir berichteten).

KI Made in Europe

Neben konkreten Verwaltungsdienstleistungen bietet Heidelberg auf seiner Website umfangreiche Informationen über das Leben in der Stadt, Veranstaltungen oder politische Entscheidungen an. Um den Bürgerinnen und Bürgern die Navigation in diesem Informationsangebot zu erleichtern, erprobt die Stadtverwaltung gemeinsam mit der Bevölkerung aktuell die KI Lumi. Dabei handelt es sich um ein Assistenzsystem, das dank innovativer künstlicher Intelligenz Made in Europe eine völlig neue Interaktion mit der Stadt ermöglichen soll – ganz bequem per Chat-Fenster auf der Startseite von www.heidelberg.de. Nach einer umfassenden internen Testphase hat die Stadt die Bevölkerung ins Boot geholt. Wie bereits bei der Namensfindung – der Name Lumi wurde im Rahmen eines Wettbewerbs aus 70 Einsendungen von Bürgerinnen und Bürgern ausgewählt (wir berichteten) – freut sich die Stadt weiterhin über rege Beteiligung. Je mehr Gespräche Lumi führt, desto besser können die Fähigkeiten der Bürgerassistenz werden. Im Hintergrund arbeiten das Amt für Digitales und Informationsverarbeitung sowie die Entwickler von Aleph Alpha stetig an neuen Funktionen.
„Mit Lumi geht die Stadt Heidelberg zusammen mit Aleph Alpha einen mutigen Schritt in die Zukunft und erprobt eine völlig neue, zukunftsweisende Technologie in der Praxis (wir berichteten)“, sagt Oberbürgermeister Würzner und ergänzt: „Dabei ist es uns besonders wichtig, die Heidelbergerinnen und Heidelberger auf diesem Weg mitzunehmen und mit ihnen zusammen auszuloten, wohin sich das Projekt entwickelt. Schon jetzt verfügt unsere KI-Assistenz über beeindruckende Fähigkeiten, aber auch ebenso viel Potenzial.“

Erst Smalltalk, dann maßgeschneiderte Antwort

Lumi unterstützt beispielsweise bei Behördengängen und weiß, wie man seinen Wohnsitz innerhalb Heidelbergs ummeldet oder wann die Papiertonne abgeholt wird. Zu diesem Zweck greift die künstliche Intelligenz auf öffentlich verfügbare Informationen der Stadt zurück, um bei jedem Anliegen eine möglichst maßgeschneiderte Antwort geben zu können. Damit Lumi verstehen lernt, was die Heidelbergerinnen und Heidelberger genau interessiert und auf welche Weise sie Anliegen formulieren, muss die KI Erfahrungen sammeln – und das klappt am besten im Gespräch mit den Nutzerinnen und Nutzern. Als Basis für Lumi dienen KI-Sprachmodelle, die das 2019 in Heidelberg gegründete Unternehmen Aleph Alpha entwickelt hat. Damit können große Datenmengen schnell ausgewertet und aufbereitet sowie bürokratische oder juristische Sprache zusammengefasst, strukturiert und in leicht verständliche Alltagssprache übersetzt werden. Nominiert für die Forschung an der „KI der nächsten Generation“ zählte Aleph Alpha 2022 zu den drei Finalisten des Deutschen Gründerpreises.
Im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Chatbot ist Lumi in der Lage, ganz individuell auf die Fragen der User einzugehen und eine maßgeschneiderte Antwort zu liefern. „Eine anfangs etwas ungewohnte, aber eigentlich sehr angenehme Besonderheit von Lumi ist es, dass man die besten Informationen bekommt, wenn man wirklich ein Gespräch in ganzen Sätzen aufnimmt“, erklärt Manfred Leutz, Leiter des Amts für Digitales und Informationsverarbeitung: „Lumi ist keine Stichwortsuchmaschine, der man ein paar Brocken hinwirft, sondern verarbeitet dank der komplexen KI im Hintergrund den ganzen Kontext einer Frage. Lumi beherrscht auch Smalltalk. Wer möchte, kann mit der KI ruhig ein wenig plaudern.“

Lumi lernt laufend dazu

Während Lumi dazulernt, muss natürlich auch die Technik im Hintergrund auf dem Laufenden gehalten werden. „Der Wechsel von einem Thema zum nächsten ist ein Aspekt, an dem wir aktuell noch verstärkt feilen“, berichtet Philipp Lechleiter, Abteilungsleiter Digitale Stadt beim Amt für Digitales und Informationsverarbeitung. „Unterhält man sich zum Beispiel eine Weile mit Lumi über Konzertveranstaltungen am Wochenende und will dann plötzlich eine Umweltplakette fürs Auto haben, kann die künstliche Intelligenz noch etwas durcheinanderkommen.“

Sascha Balduf ist Redakteur im Amt für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Heidelberg.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Infrastruktur
Gruppenfoto von Henning Kohlmeyer, Lara Kremeyer, Massih Khoshbeen und Martial Koyou-Schiffer, die in Hannover mit der E-Government-Plattform cit intelliForm arbeiten.
bericht

Hannover: Schritt für Schritt zum Ziel

[30.04.2025] Die Verwaltungsdigitalisierung ist eine zentrale Herausforderung für Kommunen. Die Stadt Hannover zeigt, wie es mit einem Low-Code-Ansatz gelingen kann, Verwaltungsleistungen effizient zu digitalisieren und gleichzeitig interne Prozesse zu optimieren. mehr...

Simulation des neuen Verwaltungsgebäudes, das in Ebern errichtet werden soll.
bericht

Bauamt Schweinfurt: Erstes BIM-Projekt in Ebern

[30.04.2025] In Ebern soll ein neues Verwaltungsgebäude für die Landesbaudirektion Bayern errichtet werden. Es ist das erste Building-Information-Modeling-Projekt des Staatlichen Bauamts Schweinfurt. Ein virtueller Projektraum sorgt teamübergreifend für Übersicht. mehr...

Schreibtisch mit Kopfhörer und weiblicher Person im Hintergrund an einem PC.

Artland: Kommunikationslösung mit Zukunft

[29.04.2025] Effizient, flexibel, sicher und zukunftsweisend ist die neue Telefonielösung der Samtgemeinde Artland. Die cloudbasierte und in Deutschland gehostete Unified Communications and Collaboration (UCC)-Anwendung ist einfach zu bedienen und erlaubt eine ortsunabhängige Kommunikation bei nahtloser Erreichbarkeit. mehr...

München: Über eine cloudbasierte Datenaustauschplattform können Bürger nun sicher mit der Verwaltung kommunizieren.

München: Fortschritte bei der Digitalisierung

[28.04.2025] Den aktuellen Bericht, der die Fortschritte im Bereich Digitalisierung aufzeigt, hat das IT-Referat der Stadt München jetzt vorgestellt. Ein Highlight der diesjährigen Auflistung ist das Vorankommen im Handlungsfeld Digital Government. mehr...

Eine Hand hält ein Smartphone, auf dessen Bildschirm das Terminmanagement-System der Stadt Essen zu sehen ist, im Hintergrund ist verschwommen das Serviceterminal zu sehen.

Essen: Neue Terminlösung hat Erfolg

[17.04.2025] Seit acht Monaten kommt in Essen ein neues Terminmanagementsystem zum Einsatz. Die Lösung wird gut angenommen und verbessert die Abläufe vor Ort. Sukzessive wird sie auf alle termingebundenen Dienstleistungen der Stadt ausgeweitet. mehr...

Außenansicht des Landratsamts Schmalkalden-Meiningen.

Kreis Schmalkalden-Meiningen: IT-Infrastruktur zentralisiert

[16.04.2025] Im Kreis Schmalkalden-Meiningen ist der Kommunale IT-Service (KitS) für die IT-Infrastruktur der Kommune, ihrer Schulen und der öffentlichen Unternehmen zuständig. Um dieser Aufgabe besser nachkommen zu können, setzt der KitS nun eine zentralisierende, hyperkonvergente Lösung ein. mehr...

Ein Schulkind schaut seinem Nebensitzer über die Schulter, um abzuschreiben.
bericht

Lüneburg: Abgucken erwünscht

[04.04.2025] Die Hansestadt Lüneburg hat die Anmeldung für Grundschulen digitalisiert. Mit dem Formular-Editor von NOLIS hat sie eigenständig ein Onlineformular entwickelt, das eine digitale Anmeldung an allen Grundschulen in öffentlicher Trägerschaft ermöglicht. mehr...

Zahnräder greifen ineinander, wie Prozesse und Formulare via Picture und formcycle ineinander greifen.

Picture / XIMA Media: Schnittstelle vereint Prozesse und Formulare

[31.03.2025] Die Unternehmen Picture und XIMA Media haben eine Schnittstelle zwischen der PICTURE-Prozessplattform und dem Formularsystem formcycle realisiert. Somit können bei der Prozessmodellierung gezielt passende Formulare und Assistenten ausgewählt und mit dem Prozessschritt verknüpft werden. mehr...

Eine Frau wirft einen Stimmzettel in einer Wahlurne, im Hintergrund die Deutschlandfahne.

SIT/KDVZ/regio iT: Bundestagswahl gemeinsam gemeistert

[04.03.2025] Gemeinsam haben die KDVZ Rhein-Erft-Rur in Frechen, die regio iT in Aachen und die Südwestfalen-IT mit Standorten in Hemer und Siegen für den sicheren technischen Ablauf der Bundestagswahl in ihrem Zuständigkeitsbereich gesorgt. mehr...

Emsdetten: Schritt in die Cloud

[28.02.2025] Sorgfältig vorbereitet hat die Stadt Emsdetten ihre Verwaltungsarbeitsplätze auf Microsoft 365 umgestellt. IT-Dienstleister regio iT hat die Kommune in jeder Phase des Projekts begleitet. mehr...

Eine Personengruppe steht in einem Rechenzentrum.
bericht

Nürnberg: Wegweisender IT-Neustart

[27.02.2025] Ihr Hauptrechenzentrum hat die Stadt Nürnberg an einen Dienstleister ausgelagert. Die IT-Infrastruktur wird nun energieeffizient und hochsicher extern betrieben, was der Stadt Aufwand und Kosten spart. mehr...

Digitale Linien verbinden Puzzleteile miteinander.
bericht

Automatisierung: Es geht auch ohne KI

[12.02.2025] Die Verwaltung könnte schneller und effizienter handeln, würden mehr Prozesse automatisiert ablaufen. Dafür braucht es keine KI, sondern eine durchdachte Prozessoptimierung ohne Medienbrüche sowie ein Vorankommen bei der Registermodernisierung. mehr...

Lexmark: Portfolio an Drucklösungen erweitert

[10.02.2025] Lexmark hat jetzt sein Angebot an Drucklösungen erweitert und stellt neue KI-gestützte Clouddienste vor. Mit zusätzlichen Modellen der 9er-Serie und einer optimierten Cloudplattform will das Unternehmen mehr Flexibilität und Effizienz bieten. mehr...

Heinlein Gruppe: Open-Source-Cloud für die Verwaltung

[05.02.2025] Die Heinlein Gruppe startet OpenCloud – eine Open-Source-Plattform für DSGVO-konformes File-Management und digitale Kollaboration. Die Lösung will sich als sichere, digital souveräne Alternative zu den großen außereuropäischen Cloud-Service-Anbietern etablieren. mehr...

Zwei männliche Personen, einer mit Mikro in der Hand, halten einen Vortrag am Vitako-Messestand, auf einem Bildschirm sind die Vortragsfolien eingeblendet.
bericht

OWL-IT: Gemeinsam zu Low Code

[03.02.2025] Der kommunale Zweckverband Ostwestfalen-Lippe-IT (OWL-IT) führt gemeinsam mit seinen Verbandskommunen eine Low-Code-Plattform ein und verspricht sich davon viele positive Effekte. Anfang 2025 soll das System für die Kunden zur Verfügung stehen. mehr...