OsnabrückGeodaten in Bezug setzen

In Osnabrück werden Geodaten auf einem zentralen Portal vorgehalten.
(Bildquelle: Stadt Osnabrück)
Die Stadt Osnabrück betreibt seit rund 20 Jahren ein zentrales Geodaten-Management. Geografische Fachinformationssysteme wie das Grünflächen- oder das Umweltkataster finden hier ein gemeinsames Zuhause. Das heißt: Vorgaben werden konsequent zu einer zentralen geografischen Datenhaltung umgesetzt. Diese Daten werden intelligent miteinander verknüpft – Programm-schnittstellen stellen die Verbindung zu anderen Fachinformationen sicher: zum Beispiel zum Einwohnermeldewesen, zum Gewerbekataster oder zu der Datenbank, mit der die Asylsuchenden erfasst werden. Die Informationen aus den verschiedenen Datenbanken können mit den passenden Geodaten verknüpft werden – egal, ob sie abgerufen, aufbereitet oder analysiert werden sollen. So ist gewährleistet, dass immer die aktuellsten Daten ausgewertet werden und Entscheidungen auf einer sicheren Datengrundlage basieren. Redundanzen werden vermieden. Der Weg, den die Stadt Osnabrück eingeschlagen hat, ermöglicht nach einer eingehenden Analyse der Arbeitsabläufe, verschiedene Datenbanken auf virtueller Ebene miteinander kommunizieren zu lassen. Komplexe Analysen und editierbare Auswertungen werden für alle Verwaltungsebenen bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt. Dabei wird auch der Datenschutz berücksichtigt. Nicht jeder Mitarbeiter hat Zugang zu allen Informationen.
Geodatenportal hat hohe Besucherzahlen
Die Daten werden mit verschiedenen Applikationen für unterschiedliche Fragestellungen präsentiert. Eine so genannte Named-User-Anmeldung regelt, welche Applikationen dem Nutzer im Geodatenportal-Intranet für die Erledigung seiner Aufgaben zugewiesen werden. Die Zuweisung muss immer mit den Datenschutzrichtlinien im Einklang sein. Zum heutigen Zeitpunkt greifen fast 800 städtische Mitarbeiter auf das Geodatenportal im Intranet zu. Auch das Geodatenportal im Internet weist immer höhere Besucherzahlen auf. Im Oktober 2016 besuchten rund 45.000 Menschen mehr als elf Millionen Seiten des Portals. Eine besondere Rolle spielt das Geo-Extranet. Hier werden Außendienstmitarbeitern über besonders gesicherte Zertifikate Informationen aus den Datenbanken im Intranet zur Verfügung gestellt. In der Datenbank ist sofort zu sehen, ob ein Baum auf einem Privatgrundstück steht, sich eine Müllhalde in der Nähe befindet oder vor Ort ein Bombenfund dokumentiert wurde.
Bombenfunde umfangreich dokumentieren
Im Jahr 2015 wurde hausintern eine sehr umfassende Evakuierungsapplikation entwickelt. Mit dieser Anwendung ist es möglich, einen Bombenfund umfangreich zu dokumentieren und alle folgenden Arbeitsschritte zu optimieren. Im Stadtgebiet Osnabrück werden immer noch sehr viele Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet und zum Beispiel immer wieder Bomben auf Baustellen gefunden. Die rund 3.000 Bombenverdachtspunkte im Stadtgebiet wurden in mehr als 150 Aktenordnern dokumentiert. Das Kartenmaterial war höchst ungenau. Die städtische Fachabteilung, die sich mit der Bombenräumung beschäftigt, hatte immer wieder Probleme, alle nötigen Daten zusammenzustellen.
Jürgen Wiethäuper, der zuständige Fachdienstleiter, fasst die Situation zusammen: „Vor der Einführung der Evakuierungssoftware hatten wir weder einen genauen Überblick über die Verteilung der Bombenverdachtspunkte, noch konnten wir das umfassende Datenmaterial in dringenden Fällen genau sichten. Wir brauchten oft sechs bis acht Wochen, um eine Bombenräumung vorzubereiten.“ Das war gerade bei zufälligen Bombenfunden ein Problem. „Da müssen wir zeitnah reagieren. Seit der Einführung der neuen Software benötigen wir höchstens eine Stunde, bis alle Informationen ausgewertet sind, ein Evakuierungszentrum benannt ist und alle betroffenen Adressen ermittelt sind – egal, ob wir die Bombenräumung lange planen können oder spontan handeln müssen“, sagt Wiethäuper.
Die betroffenen Adressen werden zusammen mit dem Evakuierungsraum automatisiert in einen Internet-Kartendienst auf dem Geodatenportal veröffentlicht. Den Stadtwerken und allen anderen Busunternehmen, die den öffentlichen Nahverkehr übernehmen, wird mitgeteilt, welche Bushaltestellen im Evakuierungszeitraum nicht angefahren werden dürfen. Außerdem liegen dem betreuenden Sachbearbeiter vor der Bombenräumung innerhalb von 60 Minuten detaillierte Auswertungen aus dem Einwohnermeldewesen oder der Gewerbedatenbank vor.
Bevölkerungsdaten unterliegen strengen Auflagen
Im Jahr 2015 wurde zunehmend klar, dass die Herausforderungen bei der Migration auch in Osnabrück Defizite in der Datenhaltung und -auswertung aufwerfen. Um unterschiedlichen Ämtern Daten über die Bürger mit Migrationshintergrund gleichermaßen zu Verfügung zu stellen, entwickelte der Fachdienst Geodaten der Stadt Osnabrück eine Migrationsdatenbank. Sie dient dazu, Integrations-, Partizipations- und Teilhabeprozesse zu unterstützen und zu beschleunigen. Mit der Datenbank werden Bevölkerungsdaten tabellarisch, grafisch oder räumlich in Echtzeit aufbereitet. Sie umfasst Altersgruppen, Nationalitäten und Wohnungen. Auf Grundlage dieser Daten kann die Stadt beispielsweise erkennen, in welchen Stadtteilen wie viele Kinder mit Migrationshintergrund in die Schule gehen oder einen Platz im Kindergarten benötigen. Die gesammelten Daten unterliegen strengen Sicherheits- und Datenschutzbestimmungen. Zugang hat ausschließlich ein kleiner Kreis, für den die Daten jedoch von großer Bedeutung sind. Verknüpft mit Rauminformationen, ermöglicht die Datenbank außerdem eine Belegungsübersicht der Gemeinschaftsunterkünfte und löst so althergebrachte Erfassungsmethoden zur Verwaltung der Unterkünfte ab.
Entscheidungsprozesse werden transparenter
Zurzeit ist die Datenbank an die Datenbank der Ausländerbehörde und die Fachanwendungen für Sozialleistungen und Jugendhilfe angebunden. Um die Datensammlung zu komplettieren, sind auch Verknüpfungen mit dem Jobcenter und der Arbeitsagentur erwünscht. Dies ist jedoch von der Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg abhängig. Hier wird zurzeit über die Initiierung eines gemeinsamen Forschungsprojekts nachgedacht.
Eine effektive Geodaten-Infrastruktur muss Prozesse in einer Verwaltung nicht nur unterstützen, sondern auch abbilden und verbessern. Auf Grundlage intelligenter, raumbezogener Applikationen können fast alle Datensammlungen einer Stadtverwaltung sinnvoll miteinander in Bezug gesetzt werden. Daraus werden schnell neue Erkenntnisse ableitbar und das macht kommunale Entscheidungsprozesse transparenter und effektiver. Die Stadt Osnabrück hat sich auf den Weg gemacht, dies in vielen Bereichen der Verwaltung zu berücksichtigen. Es werden immer wieder neue Plattformen entstehen, die alle Verwaltungsebenen mit den besten und neuesten Informationen und Daten versorgen. Dabei wird immer wieder der Raumbezug von zentraler Bedeutung sein, da dieser häufig als einziges Bindeglied zur Verfügung steht.
http://www.osnabrueck.de
Dieser Beitrag ist in der Januar-Ausgabe von Kommune21 im Schwerpunkt Geodaten-Management erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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