Samstag, 28. Juni 2025

BitkomKonzertierte Aktion

[27.10.2020] Der Digitalverband Bitkom reagiert mit einem Positionspapier zur forcierten Verwaltungsmodernisierung auf den Jahresbericht des Nationalen Normenkontrollrats.

Als Reaktion auf den Jahresbericht des Normenkontrollrats (NKR) zum Stand der Verwaltungsdigitalisierung hat der Digitalverband Bitkom ein Positionspapier „In 10 Schritten zum digitalen Staat“ vorgelegt. Der NKR hatte schon Anfang September in seinem „Monitor Digitale Verwaltung #4“ den Rückstand bei der digitalen Modernisierung von Staat und Verwaltung angemahnt und eine Gesamtstrategie für die Zeit nach der OZG-Frist im Jahr 2022 gefordert (wir berichteten). Nun zieht das unabhängige Kontrollgremium in seinem Jahresbericht unter der Überschrift „Krise als Weckruf“ abermals eine gemischte Bilanz (wir berichteten). Die Corona-Pandemie habe den erheblichen Rückstand bei Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung auf allen staatlichen Ebenen offengelegt. Zugleich verdeutliche die Pandemie die Schlüsselrolle der Verwaltung. Deswegen sei als Lehre aus der Krise das Thema Verwaltungsmodernisierung stärker in den Vordergrund zu rücken.

Sehr langsame Fortschritte

Der Bitkom greift in seinem Positionspapier die Vorbehalte des NKR auf und stellt fest, dass trotz „unzähliger Strategien, Abstimmungsforen und Wettbewerben zur digitalen Transformation der öffentlichen Hand“ es nur sehr langsame Fortschritte gebe. Als Ergebnis seien Bund, Länder und Kommunen mit ihrer IT-Infrastruktur nur unzureichend auf die Pandemie vorbereitet gewesen. Obwohl kurzfristig Schriftformerfordernisse und digitale Antragstellung – beispielsweise bei der Online-Fahrzeuganmeldung – ermöglicht oder erleichtert worden sind, seien Medienbrüche, arbeitsunfähige Behörden und lange Wartezeiten an der Tagesordnung gewesen. „Solche Fälle sind mit Blick auf die nie da gewesenen Auswirkungen der Corona-Pandemie einerseits nachvollziehbar. Sie legen aber auch die Versäumnisse der letzten Jahre schonungslos offen“, heißt es seitens des Bitkom. Vor allem müssten die Verwaltungsprozesse vollständig digital und von den Anwendern aus gedacht und konzipiert werden. „Digital first“ und „Nutzerzentrierung“ lautet die Bitkom-Losung, nach der allerdings die OZG-Umsetzung seit drei Jahren schon verfährt.

Masterplan Kommune

In der Folge fordert der Bitkom eine konzertierte Aktion bei der Verwaltungsmodernisierung. Digitale Verwaltungsleistungen müssten flächendeckend und durchgängig online zugänglich sein. Das Onlinezugangsgesetz solle fristgerecht umgesetzt werden und „den größten Teil der Verwaltungsleistungen umfassen“. Das Konjunkturpaket von drei Milliarden Euro zusätzlich für die OZG-Umsetzung müsse „dort ankommen, wo die Mehrheit der Verwaltungsleistungen angeboten werden – auf der kommunalen Ebene“. Zentrale Umsetzungsfelder seien dabei der Portalverbund, der Zusammenschluss aller Landes- und kommunalen Bürgerportale und die Registermodernisierung.
Das Bitkom-Papier berichtet, wenn es auf Referenzimplentierungen, Interoperabilität, Schriftformerfordernis und IT-Organisation zu sprechen kommt, über viel Bekanntes. Mit dem Beispiel Griechenland, das ein Ministerium für digitales Regierungswesen aufweist und innerhalb kürzester Zeit über 500 Verwaltungsleistungen digitalisiert habe, ist ein neuer Musterschüler neben den bekannten Vorreitern Estland und Großbritannien gefunden worden. Hiervon könne und müsse Deutschland lernen. Gemeint ist damit der „Mut, den Status quo schnell und entschlossen hinter sich zu lassen“.

Digitale Kluft befürchtet

Das Bitkom-Papier ist im Vorfeld der Smart Country Convention erschienen, einer vom Bitkom initiierten Fachmesse, die diese Woche (27. bis 29. Oktober 2020) in digitaler Form stattfinden wird. Im Bereich Smart Cities und Smart Regions befürchtet der Verband eine „digitale Kluft“, besonders hinsichtlich der wirtschaftliche Schieflage, in die viele Kommunen geraten, wenn sie öffentliche Einrichtungen wie Theater, Schwimmbäder und Museen trotz rückläufiger Gewerbesteuern weiter zu finanzieren haben. Es gelte nun die Digitalisierung der Kommunen langfristig zu sichern, weswegen aus dem vom Bund im Konjunkturpaket vorgeschlagenen kommunalen Solidarpakt 2020 ein „Masterplan digitale Kommune“ werde müsse. Auf der Wunschliste stehen auch noch die Digitalisierung der öffentlichen Beschaffung, Netzausbau, Open Data und sichere digitale Identifizierung.

Helmut Merschmann




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Blick von oben auf die Stadt Hannover.
bericht

Hannover: Taskforce und Fonds

[05.06.2025] KI und ein wachsendes Angebot an Onlinedienstleistungen verbessern den Service der Stadt Hannover. Die Verwaltung geht die Digitalisierung strategisch an: Sie hat Kompetenzteams installiert und Mittel in Höhe von knapp 50 Millionen Euro mobilisiert. mehr...

Mehrere Personen stehen vor einem Gebäude.
bericht

DStGB: Mehr kommunaler Einfluss

[02.06.2025] Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) hat einen Ausschuss für Digitalisierung gegründet. Dieser will auf die Belange der Kommunen bei Digitalprojekten aufmerksam machen und frühzeitige Einbindung erwirken. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander auf einer Bühne

Deutscher Städtetag: Burkhard Jung ist Präsident

[19.05.2025] Im Rahmen seiner Hauptversammlung hat der Deutsche Städtetag Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung erneut als Präsidenten gewählt. Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt und Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner werden Vizepräsident und -präsidentin. Münsters OB Markus Lewe ist neues Ehrenmitglied. mehr...

Staatssekretär Dr. Markus Richter, Bundesdigitalminister Karsten Wildberger, der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Jarzombek

BMDS: Digitalministerium hat Arbeit aufgenommen

[15.05.2025] Mit Karsten Wildberger als Digitalminister nimmt das neue Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung die Arbeit auf. Es bündelt die Zuständigkeiten aus bisher sechs Ressorts. Markus Richter, zuvor IT-Beauftragter der Bundesregierung, arbeitet als Staatssekretär in dem neuen Ministerium. mehr...

Screenshot des Deckblatts der NEGZ-Kurzstudie.

NEGZ: Smart City und E-Government zusammen denken

[15.05.2025] Eine Kurzstudie des Nationalen E-Government Kompetenzzentrums (NEGZ) untersucht die Wechselwirkungen und möglichen Synergieeffekte zwischen Smart-City- und Smart-Government-Initiativen. Befragt wurden 25 der Modellprojekte Smart Cities. mehr...

Gruppenfoto Digitalausschuss DStGB

DStGB: Digitalausschuss konstituiert sich

[15.05.2025] Klare Forderungen an die neue Bundesregierung hat der Digitalausschuss des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB) im Rahmen seiner konstituierenden Sitzung in Berlin formuliert. mehr...

Porträtaufnahme von Dirk Schrödter.
interview

Schleswig-Holstein: Norddeutscher Pionier

[05.05.2025] Schleswig-Holsteins Digitalisierungsminister Dirk Schrödter spricht über die Verwaltungstransformation in dem norddeutschen Bundesland und nimmt Bezug auf Open Data, Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Breitband und die Rolle der Kommunen. mehr...

Berliner Rathaus, daneben der Fernsehturm

Berlin: Ernüchternde Bilanz zum Open-Source-Kompetenzzentrum

[30.04.2025] Bei einer Anhörung im Berliner Abgeordnetenhaus zur Entwicklung des Open-Source-Kompetenzzentrums kritisierte die OSBA die bislang schleppende Umsetzung. Ein klares politisches Bekenntnis für Open Source fehle bis heute – ebenso wie die entsprechende Strategie. mehr...

Porträtaufnahme von Melitta Kühnlein.
interview

Potsdam: Sehr guter Job

[25.04.2025] Melitta Kühnlein, Leiterin des Fachbereichs Informations- und Kommunikationstechnologie bei der Stadt Potsdam, spricht im Interview über ihre Verantwortlichkeiten und Ziele sowie Frauen in der IT und in Führungspositionen. mehr...

Screenshot des Deckblatts der Ahauser Digitalisierungsstrategie.

Ahaus: Digitalisierungsstrategie verabschiedet

[15.04.2025] Ahaus soll zu einer modernen, digitalen Stadt werden, in der neue Technologien und digitale Verwaltungsservices das Leben der Menschen einfacher machen. Als Leitfaden dient der Kommune ihre neue Digitalisierungsstrategie. mehr...

Porträt er Ministerin für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz, Dörte Schall.

Rheinland-Pfalz: Digitale Transformation geht nur gemeinsam

[15.04.2025] Die zweite landesweite Digitalisierungsveranstaltung in Koblenz zeigt, dass Rheinland-Pfalz beim OZG-Umsetzungsstand deutliche Fortschritte macht. Rund die Hälfte der zentralen OZG-Leistungen ist angebunden. Ziel bleibt die vollständige Ende-zu-Ende-Digitalisierung. mehr...

Screenshot des Deckblatts des gemeinsamen Jahresberichts der FITKO und des IT-Planungsrats für 2024.

IT-Planungsrat / FITKO: Gemeinsamer Jahresbericht für 2024

[14.04.2025] Im gemeinsamen Jahresbericht für 2024 berichten der IT-Planungsrat und die Föderale IT-Kooperation (FITKO) über ihre Tätigkeiten und Erfolge. Erstmals kommen auch die Gremien, Arbeits- und Projektgruppen zu Wort. mehr...

Vektorgrafik. Mehrere Personen fügen Puzzleteile zusammen.
bericht

Kooperationen: Die Renaissance einläuten

[11.04.2025] Neben einer konsequenten Digitalisierung kann die Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit das Fundament bieten, um die kommunale Aufgabenerfüllung auch in Zeiten des Fachkräftemangels zu sichern. Das leistet auch einen Beitrag gegen Staatsverdrossenheit. mehr...

Blick vom Spreeufer auf das Reichstagsgebäude.

Koalitionsvertrag: Digitalministerium soll kommen

[10.04.2025] Union und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag verständigt. Kommunen und Verbände begrüßen das geplante Digitalministerium, sehen Fortschritte beim Bürokratieabbau und fordern eine zügige Umsetzung zentraler Vorhaben. mehr...

Cover Zukunftsradar 2024

DStGB/iit: Zukunftsradar Digitale Kommune 2024

[10.04.2025] Der neue DStGB-Zukunftsradar liegt vor. Die Studie belegt: Kommunen sehen eine besser abgestimmte föderale IT-Infrastruktur und eine gemeinsame Cybersicherheitsstrategie als zentrale Voraussetzungen für die weitere Verwaltungsdigitalisierung. mehr...