FachverfahrenVernetztes Jugendamt

Die Stadt Köln macht das Jugendamt fit für neue Arbeitsweisen.
(Bildquelle: Simon/stock.adobe.com)
Die fachlichen und technischen Anforderungen an eine Software für das Jugendamt waren bei der Stadt Köln im Jahr 2014 derart gestiegen, dass die Ablösung der damals genutzten Anwendungen alternativlos war. Eine neue, zeitgemäße Software musste her. Im Jahr 2016 entschied sich die nordrhein-westfälische Stadt deshalb für die Lösung Fallmanagement für das Jugendamt des Anbieters AKDN-sozial. Die Web-Anwendung ermöglicht die umfassende Fallbearbeitung aller Hilfen nach dem achten Buch Sozialgesetzbuch (SGB VIII). In Köln war mit dem Fallmanagement für das Sozialamt bereits das Schwesterverfahren erfolgreich im Einsatz.
Die Arbeit in der Jugendamtssoftware beginnt in den angebundenen Fachbereichen mit der Zentralkartei, über die alle an den Hilfen beteiligten Personen erfasst und gefunden werden können. Darüber hinaus besteht eine Schnittstelle zum Einwohnermeldeverfahren der Verwaltung. Sie ermöglicht eine Datenübernahme und Aktualisierung, sowie die Anbindung an das Ausländerzentralregister. Anschließend kann für diese Personen ein Fall angelegt werden.
Alle notwendigen Daten in einer Software
Des Weiteren hält die Software für die Bearbeitung der Beistandschaft alle notwendigen Daten des Kindes, der Eltern und weiterer Beteiligter vor, die jeweils in Beziehungen untereinander gesetzt werden können. Die Kernaufgaben der Beistandschaften sind Beratungen nach den Paragrafen 18 und 52a SGB VIII sowie das Führen von Beistandschaften gemäß Paragraf 1712 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB).
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Dokumente an eine Person oder an einen Fall zu speichern. Auch eigene Vordrucke können erstellt und abgelegt werden. Im Rahmen des Vordruck-Managements stehen zurzeit circa 80 fallbezogene Vorlagen zur Bearbeitung bereit, die aus dem Fall heraus mit den notwendigen Grundinformationen befüllt und im Rahmen eines Dialogmenüs ergänzt werden. Die Anwendung verfügt über eine standardisierte Schnittstelle zum Dokumenten-Management-System (DMS), über welche die Dokumente zukünftig der entsprechenden E-Akte hinzugefügt werden können.
Unterhaltstitel erfassen und verwalten
Im Modul Beistandschaft ist es möglich, Unterhaltstitel zu erfassen und zu verwalten. Indem automatisierte Sollstellungen aus dynamischen Unterhaltstiteln generiert werden, werden Änderungen von Düsseldorfer Tabellen, Kindergelderhöhungen und Alterssprünge automatisch in das System eingepflegt. Im Rahmen einer Beistandschaft vereinnahmt die Stadt Unterhaltszahlungen vom entsprechenden Elternteil oder von Drittschuldnern und leitet diese unter Umgehung des städtischen Haushalts an den Unterhaltsberechtigten oder seinen gesetzlichen Vertreter weiter. Durch die Schnittstelle zur Titelverwaltung ist es möglich, Rückstands- und Anspruchsberechnungen vorzunehmen.
Um Unterhaltsansprüche zu berechnen, soll eine zusätzliche Fach-Software eingesetzt werden, die grundsätzlich auch über eine Schnittstelle mit dem Fallmanagement für das Jugendamt verbunden werden kann. Die Stadt Köln plant noch in diesem Jahr den Testbetrieb einer entsprechenden Anwendung.
Zentral geführtes Sorgeregister
Die Abteilung Beistandschaft erteilt unter anderem auch Sorgebescheinigungen. Grundvoraussetzung dafür ist die Abfrage beim zentral geführten Sorgeregister der Stadt. Dieses wurde zuvor in Form einer lokalen Datenbank vorgehalten. Eine Halbtagskraft gab telefonische Auskünfte. Das war nicht sehr effektiv und die Verwaltung kam zu dem Schluss, dass eine neue technische Grundlage benötigt wird. Daher wurde die bisherige Lösung durch ein neu geschaffenes Register-Modul in der AKDN-sozial-Anwendung abgelöst. Nun können alle Berechtigten darauf zugreifen und Auskünfte erhalten.
Im Anschluss musste eine weitere Kernaufgabe der Beistandschaften technisch auf zeitgemäße Füße gestellt werden: Die Beurkundungen nach dem Beurkundungsgesetz (BeurkG). Das Jugendamt bietet Eltern die Möglichkeit, kostenlose Beurkundungen vorzunehmen. Das kann unter anderem eine Vaterschaftsanerkennung, eine Sorgeerklärung oder eine Unterhaltsverpflichtung sein.
Urkundenmodul seit Anfang 2021 produktiv
Die Abbildung der Urkunden mit zahlreichen Varianten konnte nach umfangreicher rechtlicher Vorprüfung im Kölner Sachgebiet für Grundsatzangelegenheiten der Beistandschaft erfolgen. Die Übersetzung in die entsprechenden Programmiervorgaben konnte die Fachbetreuerin des Fallmanagements für das Jugendamt über das integrierte Vordrucksystem vornehmen. Das Urkundenmodul ist seit Anfang 2021 produktiv.
Bis dahin wurden Dokumente jahrelang über Word-Vorlagen erstellt und nach der Vorbereitung lokal gespeichert. Im Vertretungsfall standen sie dann nicht zur Verfügung. Dass es nun möglich ist, Dokumente auch im Homeoffice vorzubereiten und den vor Ort sitzenden Kollegen anschließend zur Verfügung zu stellen, wird deshalb sehr geschätzt.
Als die Bundesregierung aufgrund der Belastungen durch die Corona-Krise entschied, in den Monaten September und Oktober 2020 einen Kinderbonus auszuzahlen, hat AKDN-sozial die erforderliche Berücksichtigung dieses Bonus bei der Unterhaltszahlung in der Anwendung pünktlich zur Verfügung gestellt. Das hat die Arbeit der Beistände sehr erleichtert.
Reibungslose und sichere Abläufe
Ein umfangreiches Rechte- und Rollenkonzept stellt die Absicherung der korrekten Zuständigkeiten zur Fallbearbeitung und des Datenschutzes in der Stadt Köln mit seinen neun Bezirksjugendämtern sicher. Der Vertretungsmodus innerhalb der Bezirke gewährleistet gerade in Zeiten einer angespannten Personalsituation und unter den aktuellen Corona-Einschränkungen einen reibungslosen und sicheren Ablauf.
Die Sorgeerklärung sowie Kindesunterhalt und Beistandschaft wurden als OZG-Leistungen definiert. Dazu müssen die Anträge digital gestellt werden können. Anschließend wird die Übersetzung der entgegengenommenen Daten ins Fachverfahren und die Übermittlung der Entscheidung über den Antrag via Serviceportal erfolgen.
Meldungen für Bundesstatistik per Knopfdruck
In der Lösung von AKDN-sozial besteht die Möglichkeit, benötigte Auswertungen über SQL-Abfragen im System zu hinterlegen. Mit der Exportfunktion können die Auswertungen in gewohnten Formaten wie in Excel oder Access zu Verfügung gestellt werden. Diese liefern unter anderem die Angaben für die jährliche Bundesstatistik. Außer dem Fachbereich der Beistandschaften arbeiten in Köln auch die Amtsvormundschaft und die Jugendgerichtshilfe bereits erfolgreich mit dem Fallmanagement für das Jugendamt.
Der Allgemeine soziale Dienst (ASD) und der Gefährdungsmeldungssofortdienst (GSD) sind ebenfalls an die Software angebunden, erfassen bisher neben den personenbezogenen Daten allerdings nur solche, die für die Erstellung der Bundesstatistik nach SGB VIII erforderlich sind.
Die Meldungen zu verschiedenen Teilen der Bundesstatistik werden im Verfahren per Knopfdruck erzeugt und anschließend auf den entsprechenden Portalen der IT-Landesämter hochgeladen.
https://www.akdn-sozial.de
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Februar 2021 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Bremerhaven: Schulgebäude smart gebaut
[16.12.2025] Die Stadt Bremerhaven setzt beim Hochbauprojekt „Allianz 3 Schulen“ auf smarte Methoden wie Building Information Modeling, um Prozesse effizienter und präziser zu gestalten. Zudem kommt das innovative Verfahren der integrierten Projektallianz (IPA) zum Einsatz. mehr...
Lösungen: Medienbruchfreie Marktorganisation
[16.12.2025] Die Anbieter cit, S-Public Services und LTE Consulting bündeln ihre Kompetenzen, um Kommunen eine vollständig digitale Lösung für die Organisation und Verwaltung von Märkten bereitzustellen. mehr...
Metropolregion Rhein-Neckar (MRN): Online zum Handwerkerparkausweis
[16.12.2025] In der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) können Handwerkerparkausweise nun medienbruchfrei über eine zentrale Onlineplattform beantragt werden. Ist der Ausweis genehmigt, können die Betriebe ihn selbst ausdrucken. mehr...
Sozialwesen: Automatisierung entlastet
[12.12.2025] In der Sozialwirtschaft können automatisierte Prozesse den Abrechnungsaufwand drastisch reduzieren. Der Kreis Darmstadt-Dieburg konnte beispielsweise eine Entlastung von mehr als 90 Prozent im Fachamt erreichen. Voraussetzung ist die zielgerichtete Digitalisierung. mehr...
Magdeburg: Bauvorbescheid digital beantragen
[05.12.2025] Anträge für Bauvorhaben können in Magdeburg jetzt vollständig digital abgewickelt werden. Der datenschutzkonforme Onlineservice steht im digitalen Rathaus der Landeshauptstadt zur Verfügung. mehr...
BIM: Einführung lohnt sich
[03.12.2025] Das Arbeiten mit digitalen Bauwerksmodellen spart Zeit, Geld und Ressourcen – wenn die Einführung von Building Information Modeling (BIM) strukturiert angegangen wird. Die Initiative BIMwerker bietet Kommunen Orientierung und zeigt, wie der Einstieg gelingt. mehr...
Wiesbaden: Onlinebauantrag im Regelbetrieb
[28.11.2025] Ab Dezember bietet die Wiesbadener Bauaufsicht sämtliche Baugenehmigungsverfahren volldigitalisiert an. Vom Ausfüllen des Formulars über den Upload aller Unterlagen bis hin zur Kommunikation mit der Behörde wird dann alles über das Bauportal Hessen (DigiBauG) abgewickelt. Das Verfahren wird damit schneller, effizienter, einfacher und transparenter. mehr...
Nordrhein-Westfalen: pmHundManager im Einsatz
[28.11.2025] Die Lösung pmHundManager des Anbieters GovConnect kommt jetzt auch bei den ersten Kommunen in Nordrhein-Westfalen zum Einsatz. Dazu kooperiert GovConnect mit dem Zweckverband Kommunales Rechenzentrum Niederrhein (KRZN). mehr...
Friedhofswesen: Unkomplizierte Umstellung
[21.11.2025] Die Umstellung auf die Software HADES‑X brachte der St. Barbara Gottesackerstiftung Linz viele Erleichterungen im Arbeitsalltag. Für Mehrwerte sorgen etwa der digitale Friedhofsplan, Online-Bürgerdienste und Grab‑Informationen via QR‑Code. mehr...
AIDA ORGA: Von Baumkontrolle bis Winterdienst
[20.11.2025] Ab Herbst beginnt für Bauhöfe die arbeitsintensive Zeit. Sie müssen Bäume kontrollieren, Pflegemaßnahmen planen und Straßen für den Winter vorbereiten. Mit einer Baumkontroll-App und der digitalen Winterdienstdokumentation mit integrierter Zeiterfassung unterstützt Anbieter AIDA ORGA die Kommunen bei diesen Aufgaben. mehr...
eWA: 2.000 angeschlossene Meldebehörden
[17.11.2025] Die von der Freien und Hansestadt Hamburg nach dem Einer-für-Alle-Prinzip entwickelte elektronische Wohnsitzanmeldung (eWA) wird mittlerweile von 2.000 Meldebehörden in ganz Deutschland genutzt. 55 Millionen Bürger können ihren Wohnsitz somit komplett digital ummelden. mehr...
Mainz: Anmelden über den Kinder-Kompass
[11.11.2025] Die Kita-Anmeldung soll in Mainz ab sofort übersichtlicher und unkomplizierter vonstattengehen. Dafür wurde der Kinder-Kompass Mainz ins Leben gerufen. Die trägerübergreifende Anmeldeplattform bietet Vorteile für Eltern, Kitas und die Stadtverwaltung. mehr...
ITK Rheinland: Auf neuer Spur im Verkehrswesen
[04.11.2025] Die ITK Rheinland führt im Competence Center Verkehrswesen eine neue Software ein. In Mönchengladbach, Wesel, der Landeshauptstadt Düsseldorf, Bottrop, dem Rhein-Kreis Neuss und Kleve ist die Umstellung bereits abgeschlossen. mehr...
Leipzig: QR-Code als Hundemarke
[31.10.2025] Mit dem kommenden Jahr erhalten Hundehalter in Leipzig für jeden neu angemeldeten Hund den Nachweis über die Anmeldung in digitaler oder Papierform. Ein QR-Code dient dann als Hunderegistriermarke, die Blechmarken verlieren bis Ende 2026 ihre Gültigkeit. mehr...
Mainz: Online für den Wochenmarkt bewerben
[30.10.2025] In Mainz können Interessierte jetzt einen Onlinedienst nutzen, um Bewerbungen für Wochenmärkte zu erstellen und einzureichen. Die Stadt hat hierfür eine von Hamburg und dem Land Rheinland-Pfalz entwickelte EfA-Leistung bedarfsgerecht angepasst. mehr...

















