Donnerstag, 21. August 2025

Freiburg im BreisgauDigitale Version der Stadt

[30.09.2024] Mithilfe der urbanen Datenplattform und Künstlicher Intelligenz arbeitet Freiburg im Breisgau daran, den Alltag in der Stadt deutlich zu verbessern. Kommune21 sprach mit Ivan Aćimović, Leiter des Modellprojekts Smart City, über das Projekt.
Ivan Aćimović

Ivan Aćimović

(Bildquelle: Patrick Seger/Stadt Freiburg)

Herr Aćimović, die Stadt Freiburg hat eine urbane Datenplattform geschaffen. Könnten Sie uns einen kurzen Überblick über das Projekt geben? Das Smart-City-Modellprojekt DATEN:RAUM:FREIBURG (D:R:F) kann die integrierte Stadtentwicklung unterstützen. Wir wollen Technologien nutzen, um Wirkungszusammenhänge zu verstehen und Unbekanntes und Unwägbares zu simulieren, aber auch um Szenarien zu entwickeln, die uns bei zukünftigen Entscheidungen helfen. Eine digitale Version der Stadt, der Digitale Zwilling, ermöglicht es zum Beispiel, beliebige Ereignisse digital durchzuspielen. Was sind die Hauptziele dieses Projekts? Ziel des Modellprojekts ist es, eine zentrale, nutzerfreundliche und effiziente Dateninfrastruktur zu schaffen, von der sowohl die Verwaltung als auch die Öffentlichkeit profitieren. Im D:R:F sollen alle Daten, Datensysteme, Datendienste und datenbasierten Anwendungen der Stadt Freiburg zusammengeführt werden. Ein zentraler Aspekt ist es, durch ein intelligentes Zusammenspiel von Daten und deren Auswertung, Situationen genauer einzuschätzen, Entwicklungen abzubilden, passgenauere Entscheidungen zu treffen. Wie weit ist das Projekt momentan fortgeschritten, gibt es erste Ergebnisse? Seit Juni 2023 arbeiten wir intensiv an der Gesamtarchitektur und den zentralen Komponenten wie einem Datenkatalog, einem Datenintegrationsmodul, einem Identitäts- und Zugriffsmanagement, einer IoT-Plattform und einem generischen Berichterstellungsdienst. Unser Ziel ist es, die Architektur noch in diesem Jahr vom derzeitigen Testbetrieb in den Regelbetrieb zu überführen. Darüber hinaus haben wir bereits eine Data-Excellence-Strategie entwickelt, eine Vermarktungsplattform für städtische Grundstücke bereitgestellt und zahlreiche Mobilitätsdatensätze gesammelt. Ein Pop-up-Store hat das Projekt in der Stadt bekannt gemacht. In verschiedenen Veranstaltungsformaten werden kontinuierlich Einblicke in das Projekt gewährt, zuletzt im Rahmen des bundesweiten Digitaltags. Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz (KI) bei der Analyse und Verwertung der gesammelten Daten? Die Stadt Freiburg ist Mitglied der KI-Allianz Baden-Württemberg und arbeitet aktiv daran, Prozesse und Strukturen für einen vereinfachten Zugang zu Daten und KI-Modellen zu schaffen. Konkretes Projektziel des Freiburger Arbeitspakets Freiburger Datennetz ist die Verknüpfung kommunaler Daten mit externen Datensätzen oder Datenräumen, um ungenutzte Potenziale in Wirtschaft und Wissenschaft in der Region zu heben. „Eine digitale Version der Stadt ermöglicht es, beliebige ­Ereignisse digital durchzuspielen.“ Gibt es spezielle KI-Anwendungen, die Sie bereits implementieren oder in naher Zukunft planen? Wir haben bereits erste Schritte unternommen, um eine Vielzahl von KI-Anwendungen zu implementieren, die das Potenzial haben, den Alltag in Freiburg deutlich zu verbessern. Ein herausragendes Beispiel ist die Entwicklung eines verwaltungsinternen Prototypen für einen KI-Chatbot, der das Ratsinfosystem – das Managementsystem für alle Sitzungsunterlagen – ergänzen wird. Dieser Chatbot wird eine direkte und interaktive Möglichkeit bieten, Informationen über städtische Beschlüsse zu recherchieren und daraus neue Texte zu generieren. KI spielt auch eine zentrale Rolle bei der Plausibilisierung von Daten, zum Beispiel bei der Erkennung systemischer Abweichungen in Sensoren. Diese Systeme werden bereits bei unserer CO2-Sequenzierung des Verkehrs eingesetzt, wo sie helfen, die Qualität der gesammelten Daten sicherzustellen. Gibt es weitere Beispiele für den Einsatz von KI? Wir nutzen KI auch für die Datenanalyse und die Ableitung von Ergebnissen, wie beispielsweise die Identifizierung von verfügbaren Parkplätzen. Darüber hinaus ist eine KI-gestützte Erkennung von Gefahrguttransporten in Planung. Ziel ist es, ein Echtzeit-System zu entwickeln, das Gefahrguttransporte in stark befahrenen Tunneln automatisch erkennt, zählt und den Rettungsdiensten jederzeit in Echtzeit zur Verfügung stellt. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Modellierung von Umweltdaten wie Wärme, Wind und Wasser. Hier arbeiten wir eng mit wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen, um KI-Tools für den Digitalen Zwilling der Stadt Freiburg zu entwickeln. Dies geschieht insbesondere im Rahmen des Projekts Intelligence for Cities (I4C). Welche Anwendungen wurden bereits entwickelt oder sind in der Planung? Wir haben bereits erfolgreich eine Vermarktungsplattform in einem Neubaugebiet implementiert und planen den Einsatz in einem Stadtentwicklungsgebiet, in dem zukünftig bis zu 16.000 Menschen leben werden. Darüber hinaus haben wir in unserer „Straße der Möglichkeiten“ moderne Sensortechnologien installiert, um neue, für die Stadt potenziell wertvolle Daten zu erproben. Diese Sensoren messen unter anderem die Griffigkeit der Fahrbahn, die Sichtverhältnisse im Straßenverkehr, die Wasser-, Schnee- und Eisdicke auf der Fahrbahn sowie erste Anzeichen von Glatteis, Luftschadstoffe, Lärm, Bodenfeuchte und die Temperatur von Luft und Straßenoberfläche. Das Projekt dient auch dazu, das Vertrauen in die Qualität der gesammelten Daten zu stärken und unseren Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeiten der neuen IoT-Technologie anschaulich zu demonstrieren.

Interview: Alexander Schaeff




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City
Luftaufnahme des Smart City Campus -farbige Punkte markieren verschiedene smarte Funktionen und technologien.

Smart City: Reallabor für kommunale Anwendungsfälle

[19.08.2025] Der Smart City Campus in Westhausen ist nun als offizielles Reallabor des Bundes anerkannt. Dort werden kommunale Technologien wie intelligentes Parkraummanagement, Umweltmonitoring und 5G-Anwendungen unter realen Bedingungen erprobt und weiterentwickelt. mehr...

Viele Autos parken neben einer städtischen Straße.

Digitale Verkehrssteuerung: Parkzonen intelligent nutzen

[14.08.2025] Bis zu 65 Stunden verbringen die Bürgerinnen und Bürger in den den deutschen Großstädten damit, einen Parkplatz zu finden. Das verursacht Kosten, erhöht das Verkehrsaufkommen und führt zu unnötigen Emissionen. Abhilfe schafft hier eine digitale Parkraumbewirtschaftung mit automatisierter Kennzeichenerkennung. mehr...

Virtuelle Hängebrücke in Wuppertal

Wuppertal: 
Hängebrücke als VR-Erlebnis

[14.08.2025] In Wuppertal können Bürgerinnen und Bürger schon heute eine Hängebrücke begehen, die erst 2031 gebaut werden soll – digital und ganz ohne Höhenangst. Eine Virtual-Reality-Simulation im Hauptbahnhof zeigt die geplante Verbindung zwischen Königshöhe und Kaiserhöhe. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander, während Ministerin Sinemus ein Dokument überreicht.

Hofbieber / Mengerskirchen: Gemeinsame urbane Datenplattform

[11.08.2025] Die Gemeinden Hofbieber und Mengerskirchen wollen verschiedene Informationen über eine gemeinsame urbane Datenplattform zur Verfügung stellen. Ergänzt um KI-gestützte Auswertungen und Simulationen soll damit eine fundierte Entscheidungsgrundlage entstehen und die Transparenz sowie Effizienz der Verwaltung erhöht werden. mehr...

Ein mit Kamera und Laserscanner ausgestattetes Fahrzug von Cyclomedia steht vor einem historischen Gebäude.

Dresden: Aufnahmen für Starkregenmodell

[08.08.2025] Anhand eines detaillierten Oberflächenmodells will Dresden künftig die Auswirkungen von Starkregenereignissen simulieren. Mit Kamera und Laserscanner ausgestattete Fahrzeuge erstellen nun die dafür erforderlichen Bilddaten. mehr...

Zu sehen ist ein Laptop mit einem Übersichtsbild von einem Teil des Schulhofes der Kreuzbergschule.

Bonn: Ordnungsdienst effizient steuern

[04.08.2025] Ein Pilotprojekt zur Radarüberwachung von Beschwerde-Schwerpunkten hat die Stadt Bonn gestartet. Sie erhofft sich davon eine effizientere Steuerung des Kommunalen Ordnungsdienstes. mehr...

Halteverbotsschild auf dem Boden

Mannheim: Pilot für Scan-Fahrzeuge

[31.07.2025] Für eine automatisierte Parkraumüberwachung testet die Stadt Mannheim voraussichtlich ab Herbst Scan-Fahrzeuge. Als Pilotkommune ist sie Teil eines Projekts des baden-württembergischen Verkehrsministeriums. mehr...

Symbolischer Startschuss: In Holsthum aktivieren Klimaschutzministerin Katrin Eder und Landrat Andreas Kruppert das neue Pegelmesssystem im Eifelkreis Bitburg-Prüm

Eifelkreis Bitburg-Prüm: Neues Pegelmesssystem aktiv

[31.07.2025] Smarter Bevölkerungsschutz im ländlichen Raum: Im Eifelkreis Bitburg-Prüm soll ein engmaschiges Netz von digitalen Pegelsensoren die Bevölkerung ab sofort rechtzeitig vor Hochwassergefahren warnen. mehr...

Blick auf einen Strand in der Dämmerung mit Strandkörben, davor das Meer.
bericht

Wangerland: Smarter Gastgeber

[30.07.2025] Auch Urlaubsgäste hinterlassen zahlreiche Daten. Das Wangerland, eine Gemeinde an der Nordseeküste, nutzt diese Informationen, um noch attraktiver zu werden. Möglich machen dies ein zentrales Dashboard und KI-basierte Auswertungen. mehr...

Symbolbild Wander Augmented Reality

Kreis Wunsiedel: Smarte Pilotprojekte im Praxistest

[30.07.2025] Im Kreis Wunsiedel werden demnächst fünf digitale Pilotprojekte in der Praxis getestet. Das Besondere: Die Lösungen kommen mit einem kleinen Budget aus, und sollen helfen, unkompliziert Neues zu erproben. mehr...

Vier Personen stehen hinter einem Legomodell.
bericht

Mönchengladbach: Mit LEGO lernen

[29.07.2025] Ein interaktives LEGO-Modell dient in Mönchengladbach dazu, die komplexen Prozesse beim Einsatz einer urbanen Datenplattform zu veranschaulichen. Am Modell konnte die Stadt bereits zahlreiche Erkenntnisse für die Realisierung von Sensorprojekten gewinnen. mehr...

Menschen vor einem Gebäudekomplex halten das neue Logo der Smart Region Warendorf auf einem Tuchhoch

Kreis Warendorf: Einheitliche Smart-Region-Strategie

[29.07.2025] Im Kreis Warendorf ist die Smart-Region-Strategie jetzt einheitlich in allen Städten, Gemeinden und im Kreistag beschlossen worden. In diesem Zuge wurde auch das Logo der Smart Region Kreis Warendorf vorgestellt. mehr...

Eine Ampel mit Pfeil nach rechts zeigt grün.

Interkommunale Zusammenarbeit: Verkehrsflüsse gemeinsam steuern

[28.07.2025] Kelsterbach, Raunheim und Rüsselsheim wollen gemeinsame Smart-City-Strukturen etablieren – unter anderem, um Verkehrsflüsse und Parkraumnutzung gemeinsam digital zu steuern. Grundlage ist die Nachnutzung bereits bestehender Systeme wie Datenplattform, Verkehrssensorik und 3D-Stadtmodell. mehr...

Key Visual Smart City Academy

Smart City Akademie: Neues Wissen für smarte Städte

[25.07.2025] Ab September stehen kommunalen Beschäftigten in der Smart City Akademie neun neue Lernmodule zur Verfügung. Im Fokus stehen Themen wie Künstliche Intelligenz, Kommunikation, Vergaberecht oder Standards für die Stadt der Zukunft. mehr...

Schwalm-Eder-Kreis: KI senkt Energieverbrauch

[24.07.2025] Fünf Kommunen im Schwalm-Eder-Kreis setzen auf Künstliche Intelligenz, um den Energieverbrauch ihrer öffentlichen Gebäude deutlich zu senken. Das Land fördert das Projekt mit über einer Million Euro aus dem Programm „Starke Heimat Hessen“. mehr...