Kreis Darmstadt-DieburgKI gestaltet Videos

Der virtuelle Nachrichtensprecher sieht verblüffend echt aus.
(Bildquelle: Landkreis Darmstadt-Dieburg)
Ein ungewöhnliches Nachrichtenformat sorgt im Kreis Darmstadt-Dieburg für Aufmerksamkeit: KI-gestützte Videosendungen, welche die hessische Kommune unter dem Titel LaDaDi KOMPAKT veröffentlicht. Dabei handelt es sich sozusagen um die visuelle Aufbereitung der Newsletter des Landkreises. Mithilfe von KI werden deren Inhalte innerhalb von knapp 30 Minuten in Videos umgewandelt. Das für den Deutschen Preis für Online-Kommunikation (DPOK) nominierte Projekt bespielt nicht nur Instagram und YouTube, sondern auch die Debattenräume der digitalen Verwaltung.
„Viele Menschen nutzen KI lediglich als bessere Suchmaschine“, sagt Stefan Weber von der Stabsstelle Presse, Kommunikation und Strategie. „Wir wollten zeigen, dass deutlich mehr möglich ist.“ Mit diesem Ziel verbanden er und Kollegin Lisa Lange das Potenzial automatisierter GPT-Skripte mit einer Avatar-Software. Heraus kam ein gänzlich neues Element im Kommunikationsmix der Kreisverwaltung. „Informationen werden besonders gut durch Begeisterung transportiert“, erklärt Lisa Lange. „Ein virtueller Sprecher, der in astreinem Arabisch kommuniziert oder dir in 90 Sekunden deinen Landkreis erklärt, weckt Aufmerksamkeit.“ Die Idee: Über diesen Überraschungseffekt hinaus ein nachhaltiges Format schaffen, das sich kompakt, kostengünstig und visuell attraktiv fest in der Behördenkommunikation verankern lässt.
Effizient und dennoch authentisch
Hinter LaDaDi KOMPAKT steht ein engagiertes Kommunikationsteam. Einige schreiben die Pressemeldungen, andere gestalten daraus den Newsletter. Die Inhalte fließen dann in ein eigens entwickeltes GPT-Skript, das die Nachrichten auf eine sendefertige Textlänge von rund 100 Sekunden bringt. Lisa Lange übernimmt anschließend Schnitt, Untertitelung und technische Umsetzung einschließlich der Arbeit mit der Avatar-Software Heygen. Der visuelle Hintergrund der Nachrichtensendungen stammt vom Zeichenbrett einer weiteren Kollegin. „Jede Folge ist Teamarbeit. Das macht das Format glaubwürdig und stabil“, berichtet Lange. Um eine möglichst breite Akzeptanz zu erreichen, wurde für das erste Avatar-Modell bewusst eine politisch neutrale Person mit hausinternem Bekanntheitsgrad gewählt: Kreisarchivar Jan Prößdorf. Seine Stimme und Erscheinung wurden mit seinem Einverständnis geklont, der digitale Avatar dient nun als Nachrichtensprecher.
Insgesamt verlangt das Thema Mut und Fingerspitzengefühl. Denn ein digitaler Avatar bewegt sich stets auf dem schmalen Grat zwischen Effizienz und Authentizität. Es geht nicht allein um technologische Machbarkeit, sondern um Vertrauen. Menschen erwarten echte Ansprechpartner. Umso mehr gilt das in Krisen oder politischen Zusammenhängen. Ein geklonter Landrat würde schnell als unnahbar oder gar unehrlich wahrgenommen werden. LaDaDi KOMPAKT setzt daher deutliche Leitplanken: KI ist Unterstützung, kein Ersatz. Klare Kennzeichnung, transparente Prozesse und ein internes KI-Manifest sichern das Projekt ethisch ab. Die Technologie darf niemals den Eindruck erwecken, Menschen würden durch Maschinen ersetzt. Im Gegenteil: Durch Effizienzgewinne wird das Zeitfenster für echte Gespräche mit echten Menschen größer.
Nähe zur Region stärken
LaDaDi KOMPAKT ist mehr als ein Videoformat. Es ist ein strategisches Werkzeug zur Sensibilisierung. Das parallel veröffentlichte Making-of-Video erklärt Technik, rechtliche Rahmenbedingungen wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) oder den EU AI Act und mögliche gesellschaftliche Risiken wie Deepfakes oder Desinformation. „Der Geist ist aus der Flasche“, merkt Weber an. „Wir müssen ihn nicht bannen, sondern erziehen.“ Der Ansatz: Erst wenn Menschen selbst erleben, wie glaubhaft ein Fake aussehen kann, beginnen sie, kritisch mit digitalen Inhalten umzugehen.
Die Resonanz ist durchweg positiv. Bürgerinnen und Bürger reagieren interessiert bis verblüfft, Rückfragen zur Technik häufen sich. Auch intern zeigt das Projekt Wirkung. Die Idee, die Avatar-Gestalt regelmäßig zu wechseln, fördert Identifikation und Beteiligung. Regionale Prominente wurden bereits angesprochen – eine Chance, Reichweite und Nähe zur Region zu stärken. Kollegen aus anderen Bereichen bewerben sich für den digitalen Klon oder ziehen die Technologie für Tutorials, Onboarding, Gebärdendolmetschen oder Übersetzungen in Betracht. Das Team hat mittlerweile sogar eine punktgenaue Steuerung für Tonlage, Gestik und Sprache etabliert. Die technischen Möglichkeiten wachsen stetig.
Außer der Innovationsfreude treibt auch struktureller Druck das Projekt an. Die öffentliche Hand steht vor Personallücken, einem Wissensabfluss und knappen Kassen. „KI ist für uns nicht nur ein digitales Spielzeug. Sie kann auch Teil einer Rettungsstrategie sein“, sagt Weber. Gleichzeitig verpflichtet der EU AI Act zu Schulungsmaßnahmen mit Mehrwert für Mitarbeitende und Öffentlichkeit. LaDaDi KOMPAKT liefert dafür ein konkretes Beispiel aus der Praxis. „Wir wollten ein Format schaffen, das Lust auf Digitalisierung macht und Raum für Diskussion bietet“, fasst Lisa Lange zusammen. Mit bislang sieben veröffentlichten Folgen, medialer Aufmerksamkeit und wachsendem Interesse aus anderen Verwaltungen scheint das gelungen.
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