Mittwoch, 28. Mai 2025

MittelangelnProzesse selbst stricken

[27.01.2023] Im Rahmen der Förderinitiative Heimat 2.0 und mithilfe der Low-Code-Plattform Allisa hat das Amt Mittelangeln in Schleswig-Holstein die ersten Prozesse digitalisiert. Sie stehen künftig auch anderen Kommunen zur Verfügung.
Amt Mittelangeln: Leuchtturm der Digitalisierung.

Amt Mittelangeln: Leuchtturm der Digitalisierung.

(Bildquelle: thosti57/stock.adobe.com)

Das Amt Mittelangeln ist die Verwaltungseinheit für die drei Gemeinden Mittelangeln, Schnarup-Thumby und Sörup im Kreis Schleswig-Flensburg. 43 Mitarbeitende kümmern sich hier um die Anliegen von rund 10.500 Bürgern. Viele Vorgänge erledigen sie noch von Hand oder mit Programmen wie Excel. Ronald Legant, der als Leitender Verwaltungsbeamter für die Verwaltung zuständig ist, verspricht sich von einer durchgängigen Digitalisierung einfachere und effizientere Prozesse für seine Mitarbeiter sowie für die Bürger und die Wirtschaft. Aber: „Ein schönes Online- Formular ins Internet zu stellen, ist noch keine Digitalisierung. Die eigentliche Herausforderung liegt darin, das, was der Bürger dort abfragt oder eingibt, medienbruchfrei in die Verwaltung einzubringen und nach Möglichkeit automatisiert weiterzuverarbeiten“, meint Britta Lang, Amtsvorsteherin des Amts Mittelangeln und Bürgermeisterin der Gemeinde Mittelangeln.

Ressourcen schonende Digitalisierung

Zusammen mit dem IT-Verbund Schleswig-Holstein (ITV.SH) hat sich das Amt Mittelangeln um die Implementierung einer digitalen Prozess-Software für die Harmonisierung der Verwaltungsabläufe beworben. Ein maßgeblicher Grund hierfür sei die derzeit beim Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen angesiedelte Förderinitiative Heimat 2.0 gewesen, sagt David Nachtigall. Er leitet das Projekt in Mittelangeln und koordiniert die Projektarbeit mit dem ITV.SH, der die Kommunen Schleswig-Holsteins bei der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) unterstützt. Das OZG war aber nicht der Auslöser für die Digitalisierung in Mittel­angeln, sondern höchstens der Grund, um diese noch intensiver zu verfolgen. „Wir haben uns zeitig auf den Weg gemacht und mit Dokumenten-Management, digitalem Rechnungsworkflow und den Tools für die Prozessmodellierung schon viele Voraussetzungen geschaffen“, sagt Britta Lang. An der Digitalisierung führe kein Weg vorbei, sie sei aber mit einem personellen und finanziellen Aufwand verbunden, für den eine kleine Verwaltung normalerweise keine Ressourcen habe. „Deshalb sind wir so glücklich über Heimat 2.0. Die politisch Verantwortlichen haben erkannt, dass für die Digitalisierung Mittel bereitgestellt werden müssen.“

Nachnutzung wird erleichtert

Nach Ansicht von Britta Lang wird die Digitalisierung oft durch die Vielfalt an Fachprogrammen für die verschiedenen Verwaltungsprozesse und die fehlenden Schnittstellen ausgebremst. Aus diesem Grund hat sich das Amt Mittelangeln für den Low-Code-Ansatz entschieden: „Eine Low-Code-Lösung bietet die Möglichkeit, sich ohne große Programmierkenntnisse und zu geringeren Kosten selbst seine Prozesse zu stricken“, sagt Lang. „Außerdem erleichtert sie die Nachnutzung der Anwendungen durch andere Kommunen.“
Im Rahmen der Ausschreibung entschied sich das Amt Mittel­angeln für die Lösung Allisa des gleichnamigen Software-Herstellers. „Der große Vorteil von Allisa ist, dass es sich um eine fertige Plattform handelt, mit der man sofort loslegen kann“, sagt David Nachtigall. Insgesamt dauerte es nur 15 Arbeitstage, den ersten Prozess abzubilden, auch wenn sich diese über mehrere Monate verteilten.

Zeitaufwand deutlich reduziert

In den Kommunen gibt es Hunderte von kleineren Fachverfahren, die noch weitgehend manuell abgewickelt werden. Das Amt Mittelangeln konzentriert sich zunächst auf eine kleine Auswahl von ihnen, die einerseits nicht zu komplex sind, andererseits aber eine gewisse Häufigkeit haben, sodass sich die Nutzeneffekte auch bemerkbar machen. Bereits durchgängig digitalisiert ist der Genehmigungsprozess für die Plakatierung innerhalb der Ortsdurchfahrt – von der Beantragung über die Gebührenberechnung bis hin zur Erstellung des Bescheids. Obwohl der Prozess noch nicht vollautomatisch durchlaufen wird, hat sich der Zeitaufwand für die Antragsbearbeitung bereits um 50 bis 75 Prozent reduziert. „Meine Vision ist, dass die Daten aus Online-Anträgen künftig automatisch verarbeitet werden, sofern die Prozesse das zulassen“, sagt Britta Lang. „Das sollte das Ziel sein.“ Allisa hat im Vergleich zu anderen Low-Code-Plattformen den Vorteil, dass sich Prozessvarianten sehr einfach abbilden lassen, weil die Prozesse nicht sequenziell modelliert, sondern über Regelwerke beschrieben werden. Die Regeln hängen an bestimmten Prozesszuständen und legen fest, wann welche Aktion ausgeführt wird. Das bietet zum Beispiel die Möglichkeit, bei der Genehmigung der Plakatierung dem Umstand Rechnung zu tragen, dass sie für Zirkusse in einer der drei Kommunen kostenfrei ist. Ist der Veranstalter also ein Zirkus und wird die Plakatierung für die betreffende Kommune beantragt, so wird die Aktion Gebührenberechnung übersprungen und direkt der Genehmigungsbescheid erstellt.

Übergreifender Austausch ist das Ziel

Grundsätzlich können Kommunen mit der Allisa-Plattform Prozesse zwar selbst digitalisieren, ohne über Programmierkenntnisse zu verfügen. Allerdings erfordert das Fachanwender mit einer gewissen Digitalaffinität, die geschult werden müssen. „Die Hoffnung, alles selbst machen zu können, hat sich bei uns noch nicht erfüllt, aber ich kann mir vorstellen, dass es bei größeren Verwaltungen dafür genug Leute gibt“, sagt David Nachtigall. Eine der Herausforderungen bestehe darin, dass die Bausteine gut konfigurierbar sein müssen, um sie möglichst einfach nachnutzen zu können, wie Britta Lang ergänzt: „Wir wollen ja etwas schaffen, das andere Kommunen ohne großen Aufwand übernehmen und schlank anpassen können.“ Die in Mittelangeln entwickelten Anwendungsbausteine anderen Kommunen Schleswig-Holsteins zur Verfügung zu stellen, ist Aufgabe des ITV.SH. Sie sollen auf der zentralen Plattform des IT-Verbunds bereitgestellt werden.
Das Amt Mittelangeln hofft, dass das Beispiel Schule macht und auch andere Kommunen ihre Prozesse vielleicht mit Allisa digitalisieren und zugänglich machen. Ziel sei ein übergreifender Austausch in beide Richtungen, wie Ronald Legant sagt: „Wir werden Deutschland ja nicht allein digitalisieren können.“

Michael Wendenburg ist freier Autor in Sevilla und spezialisiert auf Digitalisierungsthemen.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Infrastruktur
Amt Föhr-Amrum Gebäude
bericht

Föhr-Amrum: Mit vereinten Kräften

[28.05.2025] Das Amt Föhr-Amrum hat vor rund einem Jahr eine Verwaltungskooperation mit dem Land Schleswig-Holstein getroffen. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. mehr...

Hardware, die mit darüber schwebenden Wolken verbunden ist.
bericht

IT.NRW: Basis der Modernisierung

[26.05.2025] Mit einer föderal anschlussfähigen Multi-Cloud-Architektur unterstützt IT.NRW den Aufbau interoperabler IT-Strukturen, entwickelt standardisierte Verwaltungsdienste und trägt zur sicheren Digitalisierung in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus bei. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander, im Hintergrund ist unter anderem ein Monitor zu sehen.

Freudenberg: Bürgerbüro arbeitet effizienter

[26.05.2025] Ein neues Terminvereinbarungs- und Besucherleitsystem optimiert in der Stadt Freudenberg die Arbeitsabläufe im Bürgerbüro. Das kommt nicht nur den Verwaltungsmitarbeitenden, sondern auch den Bürgerinnen und Bürgern zugute. mehr...

Neben dem Eingang zum Amt Hüttener Berge ist das Bürgerinfoterminal installiert.
bericht

Hüttener Berge: Digitale Überzeugungstäter

[15.05.2025] Als eine der ersten Kommunen in Schleswig-Holstein hatte das Amt Hüttener Berge eine Digitalisierungsstrategie und hat inzwischen zahlreiche Maßnahmen seiner Digitalen Agenda umgesetzt. Die gewonnenen Erkenntnisse kommen auch anderen Kommunen zugute. mehr...

Gruppenfoto der Prozessmanagement@ERK-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer.

Ennepe-Ruhr-Kreis: Interkommunales Prozessmanagement

[14.05.2025] In einem interkommunalen Projekt widmen sich der Ennepe-Ruhr-Kreis und die Städte Witten, Hattingen, Gevelsberg, Wetter und Sprockhövel dem Prozessmanagement. Unter anderem wollen sie ein gemeinsames Prozessregister aufbauen. Der Austausch zwischen den Teilnehmenden ist ein zentraler Aspekt des Vorhabens. mehr...

Nextcloud-Geschäftsführer Frank Karlitschek und Thomas Bönig, CIO und CDO der Landeshauptstadt Stuttgart und Leiter des Amts für Digitalisierung, Organisation und IT (DO.IT) reichen einander die Hand.

Stuttgart: Plattform erleichtert Zusammenarbeit

[12.05.2025] Einfach, effizient und dennoch sicher soll die digitale Zusammenarbeit in der Stadtverwaltung Stuttgart vonstatten gehen. Gleiches gilt für den Datenaustausch mit externen Partnern. Dafür setzt die baden-württembergische Landeshauptstadt nun eine Kollaborationsplattform ein. mehr...

Gruppenfoto von Henning Kohlmeyer, Lara Kremeyer, Massih Khoshbeen und Martial Koyou-Schiffer, die in Hannover mit der E-Government-Plattform cit intelliForm arbeiten.
bericht

Hannover: Schritt für Schritt zum Ziel

[30.04.2025] Die Verwaltungsdigitalisierung ist eine zentrale Herausforderung für Kommunen. Die Stadt Hannover zeigt, wie es mit einem Low-Code-Ansatz gelingen kann, Verwaltungsleistungen effizient zu digitalisieren und gleichzeitig interne Prozesse zu optimieren. mehr...

Simulation des neuen Verwaltungsgebäudes, das in Ebern errichtet werden soll.
bericht

Bauamt Schweinfurt: Erstes BIM-Projekt in Ebern

[30.04.2025] In Ebern soll ein neues Verwaltungsgebäude für die Landesbaudirektion Bayern errichtet werden. Es ist das erste Building-Information-Modeling-Projekt des Staatlichen Bauamts Schweinfurt. Ein virtueller Projektraum sorgt teamübergreifend für Übersicht. mehr...

Schreibtisch mit Kopfhörer und weiblicher Person im Hintergrund an einem PC.

Artland: Kommunikationslösung mit Zukunft

[29.04.2025] Effizient, flexibel, sicher und zukunftsweisend ist die neue Telefonielösung der Samtgemeinde Artland. Die cloudbasierte und in Deutschland gehostete Unified Communications and Collaboration (UCC)-Anwendung ist einfach zu bedienen und erlaubt eine ortsunabhängige Kommunikation bei nahtloser Erreichbarkeit. mehr...

München: Über eine cloudbasierte Datenaustauschplattform können Bürger nun sicher mit der Verwaltung kommunizieren.

München: Fortschritte bei der Digitalisierung

[28.04.2025] Den aktuellen Bericht, der die Fortschritte im Bereich Digitalisierung aufzeigt, hat das IT-Referat der Stadt München jetzt vorgestellt. Ein Highlight der diesjährigen Auflistung ist das Vorankommen im Handlungsfeld Digital Government. mehr...

Eine Hand hält ein Smartphone, auf dessen Bildschirm das Terminmanagement-System der Stadt Essen zu sehen ist, im Hintergrund ist verschwommen das Serviceterminal zu sehen.

Essen: Neue Terminlösung hat Erfolg

[17.04.2025] Seit acht Monaten kommt in Essen ein neues Terminmanagementsystem zum Einsatz. Die Lösung wird gut angenommen und verbessert die Abläufe vor Ort. Sukzessive wird sie auf alle termingebundenen Dienstleistungen der Stadt ausgeweitet. mehr...

Außenansicht des Landratsamts Schmalkalden-Meiningen.

Kreis Schmalkalden-Meiningen: IT-Infrastruktur zentralisiert

[16.04.2025] Im Kreis Schmalkalden-Meiningen ist der Kommunale IT-Service (KitS) für die IT-Infrastruktur der Kommune, ihrer Schulen und der öffentlichen Unternehmen zuständig. Um dieser Aufgabe besser nachkommen zu können, setzt der KitS nun eine zentralisierende, hyperkonvergente Lösung ein. mehr...

Ein Schulkind schaut seinem Nebensitzer über die Schulter, um abzuschreiben.
bericht

Lüneburg: Abgucken erwünscht

[04.04.2025] Die Hansestadt Lüneburg hat die Anmeldung für Grundschulen digitalisiert. Mit dem Formular-Editor von NOLIS hat sie eigenständig ein Onlineformular entwickelt, das eine digitale Anmeldung an allen Grundschulen in öffentlicher Trägerschaft ermöglicht. mehr...

Zahnräder greifen ineinander, wie Prozesse und Formulare via Picture und formcycle ineinander greifen.

Picture / XIMA Media: Schnittstelle vereint Prozesse und Formulare

[31.03.2025] Die Unternehmen Picture und XIMA Media haben eine Schnittstelle zwischen der PICTURE-Prozessplattform und dem Formularsystem formcycle realisiert. Somit können bei der Prozessmodellierung gezielt passende Formulare und Assistenten ausgewählt und mit dem Prozessschritt verknüpft werden. mehr...

Eine Frau wirft einen Stimmzettel in einer Wahlurne, im Hintergrund die Deutschlandfahne.

SIT/KDVZ/regio iT: Bundestagswahl gemeinsam gemeistert

[04.03.2025] Gemeinsam haben die KDVZ Rhein-Erft-Rur in Frechen, die regio iT in Aachen und die Südwestfalen-IT mit Standorten in Hemer und Siegen für den sicheren technischen Ablauf der Bundestagswahl in ihrem Zuständigkeitsbereich gesorgt. mehr...