Montag, 21. Juli 2025

HannoverTaskforce und Fonds

[05.06.2025] KI und ein wachsendes Angebot an Onlinedienstleistungen verbessern den Service der Stadt Hannover. Die Verwaltung geht die Digitalisierung strategisch an: Sie hat Kompetenzteams installiert und Mittel in Höhe von knapp 50 Millionen Euro mobilisiert.
Blick von oben auf die Stadt Hannover.

Stadtverwaltung Hannover macht Tempo bei der Digitalisierung.

(Bildquelle: TIMDAVIDCOLLECTION/stock.adobe.com)

Hanni – so heißt der jüngste Mitarbeitende der Stadtverwaltung Hannover. Der KI-Chatbot mit dem freundlichen Namen steht in den Startlöchern. Er wird künftig die Menschen in der niedersächsischen Landeshauptstadt dabei unterstützen, sich auf dem städtischen Serviceportal besser zurechtzufinden. Über dieses bietet die Stadtverwaltung inzwischen rund 175 Onlinedienstleistungen an. Mit dem wachsenden Onlineangebot steigt auch die Nachfrage der Bevölkerung rasant. Und längst hat die Stadt die Vorteile von Künstlicher Intelligenz erkannt. KI-gestützte Assistenten sind in der hannoverschen Verwaltung bereits im Einsatz, um zum Beispiel Wohngeldanträge deutlich schneller abzuwickeln (wir berichteten) oder zu Grundsteuerangelegenheiten zu informieren (wir berichteten). Ein Vorteil sowohl für die Kunden der Stadt als auch für die Verwaltungsmitarbeitenden.

„Wir wollen den Service verbessern. Wir wollen schneller und effizienter werden“, so umschreibt Lars Baumann, Dezernent für Digitalisierung, das Ziel. Dafür habe die Verwaltung entsprechende Strukturen geschaffen. Baumann meint damit die Taskforce Digitalisierung und das neue KI-Kompetenzzen­trum, die in agil arbeitenden Teams die Entwicklung vorantreiben. „Genauso wichtig ist aber auch, dass die Stadt mit ihrem Digitalisierungsfonds über die notwendigen finanziellen Mittel verfügt“, ergänzt der Erste Stadtrat und Kämmerer Axel von der Ohe.

Im hannoverschen Digitalisierungsfonds stehen für die Jahre 2025 bis 2030 insgesamt 48 Millionen Euro zur Verfügung, um die ambitionierten Digitalisierungsziele zu erreichen (wir berichteten). Die Mittel setzt die Stadt ein, um neue Stellen – vor allem für die Programmierung und Projektarbeit – sowie Hard- und Software zu finanzieren. Auch die Besetzung des KI-Kompetenzzentrums mit zwei neu geschaffenen Stellen wird aus dem Fonds finanziert.

Stadt erwartet Effizienzgewinne

Laut von der Ohe rechnet die Stadt Hannover mit einer Digitalisierungsrendite. „Das heißt, dass die Stadt mit der fortschreitenden Digitalisierung an Effizienz gewinnen und damit sowohl Personal- als auch Sachkosten sparen wird. Damit ist zeitversetzt eine Gegenfinanzierung des Digitalisierungsfonds gewährleistet“, so der Kämmerer. Städtische Mitarbeitende, deren Stellen mit dem Digitalisierungsfortschritt entfallen, sollen für andere Aufgaben in der Stadtverwaltung qualifiziert werden.

„Die Menschen in Hannover nehmen das digitale Angebot der Verwaltung an“, bilanziert Digitalisierungsdezernent Baumann. So steige die Anzahl der Besuche auf dem Serviceportal der Landeshauptstadt weiter stark an: 2024 registrierte die Verwaltung gut zwei Millionen Besuche, nach rund 1,4 Millionen im Vorjahr. Insgesamt mehr als 174.000 Anträge wurden 2024 über das Serviceportal eingereicht. Im Vorjahr waren es 116.000 Anträge. Einen starken Zuwachs verzeichnet die Stadt auch bei den Terminen, die über die Terminmanagementsoftware orchestriert werden: Die Fallzahl lag Ende 2024 bei rund 475.000 gemanagten Terminen, von denen mehr als die Hälfte online gebucht wurde, vor allem für Passangelegenheiten in den Bürgerämtern oder für die Kfz-Zulassung. Das ist ein Plus von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

„Wir konzentrieren uns darauf, das digitale Angebot im Serviceportal stetig zu erweitern“, so Baumann. „Dabei stehen einfach zu bedienende Lösungen im Fokus. Langfristig verfolgen wir die Vision, dass die Antragsbearbeitung so einfach wird wie Onlineüberweisungen oder Onlinebuchungen von Reisen.“

Eigenentwicklungen als Wachstumstreiber

Die Digitalisierung der hannoverschen Stadtverwaltung hat mit der Installation der Taskforce Digitalisierung unter Leitung von Lennart Schaer so richtig Fahrt aufgenommen. Allein 2024 hat die Taskforce 25 Serviceleistungen für Einwohner und Unternehmen als Onlineangebote entwickelt und freigeschaltet. In den kommenden Monaten werden viele weitere Leistungen online gehen.

„Unsere Eigenentwicklungen im Formularservice sind größter Wachstumstreiber für den Ausbau des städtischen Onlineangebots“, erklärt Schaer. Dagegen profitiere die Stadt Hannover weiterhin nicht in ausreichendem Maß von Serviceleistungen, die im Rahmen des EfA-Verfahrens entwickelt werden. Das Prinzip greift nicht bei allen Leistungen gut und die Vielzahl an unterschiedlichen Plattformen erschwert den Bezug. Hintergrund sind häufig Schnittstellenprobleme und landes- oder kommunalspezifische Anpassungen. „Hannover und die meisten anderen Kommunen sind somit weiterhin für die Mehrzahl der Onlineangebote auf sich selbst angewiesen, um den Service für Einwohnerinnen und Einwohner zu digitalisieren“, so Schaer.

Felix Weiper ist Leiter des Presseteams der Stadt Hannover.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Logo Netzwerk Junge Bürgermeister*innen

Staatsmodernisierung: Blick in den Maschinenraum fehlt

[17.07.2025] In einer Stellungnahme zum Abschlussbericht der Initiative für einen handlungsfähigen Staat kritisiert das Netzwerk Junge Bürgermeister*innen, dass kommunale Realitäten in den Vorschlägen nicht genügend berücksichtigt werden. Es fehle an Lösungen für die Praxis – etwa bei Personal, Finanzierung oder Führung. mehr...

Personen auf einer Bühne, im Vordergrund sieht man Sitzreihen mit Publikum.

Abschlussbericht: Wie kann die Staatsreform gelingen?

[17.07.2025] Die Initiative für einen handlungsfähigen Staat hat ihren Abschlussbericht an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergeben. Viele ihrer Vorschläge finden sich im Koalitionsvertrag wieder. Die Initiatoren fordern nun eine zügige Umsetzung – auch durch neue Wege wie Modellkommunen. mehr...

Gruppenfoto vor Vitako-gebrandetem Hintergrund.

Vitako: Deutschland-Stack und KI im Fokus

[15.07.2025] Die Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister, Vitako, diskutierte mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Verwaltung über Strategien zur Verwaltungsdigitalisierung. Im Fokus: der Deutschland-Stack, kultureller Wandel und konkrete Rahmenbedingungen für kommunale Umsetzung. mehr...

Bayerisches Staatswappen auf blau weißem Hintergrund.

Verwaltungsdigitalisierung: Bayerns Kommunen an der Spitze

[15.07.2025] Bei der Verwaltungsdigitalisierung belegen bayerische Kommunen im bundesweiten Vergleich die 34 vordersten Plätze. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Dashboards Digitale Verwaltung des Bundes zur Verfügbarkeit digitaler Verwaltungsleistungen hervor. Platz eins belegt Augsburg. mehr...

Maral Koohestanian und Sören Knörr sitzen nebeneinander an einem Tisch und lächeln einander zu.
interview

Wiesbaden / MACH: Ökosystem mit offenen Standards

[09.07.2025] Kommune21 hat mit Maral Koohestanian von der Stadt Wiesbaden und Sören Knörr von MACH über die Erwartungen an die neue Bundesregierung und die Bedeutung offener Standards bei der Umsetzung der Digitalisierung gesprochen. mehr...

Mehrere Personen stehen in einem Raum einer anderen Person gegenüber, die etwas erklärt.
bericht

Kreis Steinfurt: Besser interkommunal

[07.07.2025] Das Service Innovation Lab im Kreis Steinfurt soll Verwaltungen dabei unterstützen, schneller, flexibler und kundenorientierter zu werden. Die interkommunale Zusammenarbeit ist dabei von zentraler Bedeutung. mehr...

Rheinland-Pfalz: Ausweitung der EfA-Fertigungsstrecke

[07.07.2025] Das Land Rheinland-Pfalz hat die Ausweitung der EfA-Fertigungsstrecke zur Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes auf Kommunen beschlossen. Diese sollen so noch leichter digitale Services für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen bereitstellen können. mehr...

Füllfederhalter unterzeichnet ein Papier, im Hintergrund sind Stempel zu sehen.

Mecklenburg-Vorpommern: Verwaltungsvereinbarung mit eGo-MV

[30.06.2025] In Mecklenburg-Vorpommern haben das Ministerium für Inneres, Bau und Digitalisierung und der Zweckverband Elektronische Verwaltung in Mecklenburg-Vorpommern (eGo-MV) eine neue Verwaltungsvereinbarung unterzeichnet. Sie adressiert die weitere Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG). mehr...

Mehrere Personen stehen vor einem Gebäude.
bericht

DStGB: Mehr kommunaler Einfluss

[02.06.2025] Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) hat einen Ausschuss für Digitalisierung gegründet. Dieser will auf die Belange der Kommunen bei Digitalprojekten aufmerksam machen und frühzeitige Einbindung erwirken. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander auf einer Bühne

Deutscher Städtetag: Burkhard Jung ist Präsident

[19.05.2025] Im Rahmen seiner Hauptversammlung hat der Deutsche Städtetag Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung erneut als Präsidenten gewählt. Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt und Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner werden Vizepräsident und -präsidentin. Münsters OB Markus Lewe ist neues Ehrenmitglied. mehr...

Staatssekretär Dr. Markus Richter, Bundesdigitalminister Karsten Wildberger, der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Jarzombek

BMDS: Digitalministerium hat Arbeit aufgenommen

[15.05.2025] Mit Karsten Wildberger als Digitalminister nimmt das neue Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung die Arbeit auf. Es bündelt die Zuständigkeiten aus bisher sechs Ressorts. Markus Richter, zuvor IT-Beauftragter der Bundesregierung, arbeitet als Staatssekretär in dem neuen Ministerium. mehr...

Screenshot des Deckblatts der NEGZ-Kurzstudie.

NEGZ: Smart City und E-Government zusammen denken

[15.05.2025] Eine Kurzstudie des Nationalen E-Government Kompetenzzentrums (NEGZ) untersucht die Wechselwirkungen und möglichen Synergieeffekte zwischen Smart-City- und Smart-Government-Initiativen. Befragt wurden 25 der Modellprojekte Smart Cities. mehr...

Gruppenfoto Digitalausschuss DStGB

DStGB: Digitalausschuss konstituiert sich

[15.05.2025] Klare Forderungen an die neue Bundesregierung hat der Digitalausschuss des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB) im Rahmen seiner konstituierenden Sitzung in Berlin formuliert. mehr...

Porträtaufnahme von Dirk Schrödter.
interview

Schleswig-Holstein: Norddeutscher Pionier

[05.05.2025] Schleswig-Holsteins Digitalisierungsminister Dirk Schrödter spricht über die Verwaltungstransformation in dem norddeutschen Bundesland und nimmt Bezug auf Open Data, Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Breitband und die Rolle der Kommunen. mehr...