WadgassenVon Smarties und Smartgassen

Wohngemeinde Wadgassen möchte sich als Zukunftsgemeinde „Smartgassen“ neu definieren.
(Bildquelle: Kernplan GmbH)
Mit ihren knapp 18.000 Einwohnern liegt die saarländische Gemeinde Wadgassen an der Saarschiene in unmittelbarer Nähe zu Saarbrücken und Saarlouis. Als typische Wohngemeinde kämpft sie seit Jahren gegen die Folgen des demografischen Wandels und die Verdichtung der städtischen Ballungsgebiete. Bürgermeister Sebastian Greiber möchte nun die Chancen der Digitalisierung nutzen und eine sich abzeichnende gesellschaftliche Trendwende forcieren, um Wadgassen insbesondere für junge Familien attraktiver zu machen. Aus der reinen Wohngemeinde soll eine digitale und smarte Zukunftsgemeinde werden.
Vom Nachteil zur Zukunftschance
Während der Corona-Pandemie hat sich die Welt in atemberaubendem Tempo verändert. Aus der schleichenden ist eine Turbo-Digitalisierung geworden. „Es ist kaum vorstellbar, der Virus hätte vor fünf bis sechs Jahren zugeschlagen, denn damals gab es in unserer Gemeinde nicht einmal flächendeckendes DSL“, berichtet Wadgassens Bürgermeister Sebastian Greiber. „Die Grundvoraussetzungen für eine digitale Gesellschaft wurden also gerade noch rechtzeitig aufgebaut.“
Die Corona-Pandemie fungiert für die Digitalisierung wie ein Brandbeschleuniger. Was vor einigen Jahren für Wadgassen noch ein großer Standortnachteil war, entwickelt sich nun zu einer großen Zukunftschance. Denn die geänderte Lebens- und Arbeitsrealität führt allmählich zu einer spürbaren Trendwende: Junge Familien ziehen von der Stadt wieder aufs Land. War Wadgassen bisher eine klassische Wohngemeinde, kann sich ihre Rolle nun ändern; denn die Arbeitsplätze können dank Digitalisierung und einem zunehmend mobilen Arbeiten wieder zum ländlichen Raum kommen. „Das ist eine historische Chance für uns“, freut sich Greiber. „Wir wollen die digitale Transformation sowie die geänderte Lebens- und Arbeitsrealität – vor allem für junge Familien – als Chance nutzen und die Zukunftsgemeinde Smartgassen entwickeln.“
Konzept des Co-Living-Spaces
Dazu hat die Gemeinde bereits umfassende Konzepte und Ideen ausgearbeitet. Ein wichtiger Aspekt soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden. Aus diesem Grund wurde eine Vision entwickelt, die relativ einfach erklärt ist: Die gemeindlichen Bildungsstandorte aus Kitas und Schulen sollen zu so genannten Co-Living-Spaces entwickelt werden, indem moderne Büroinfrastrukturen – Co-Working-Spaces – in unmittelbarer Nähe dazu angeboten werden. Dadurch können Eltern und Kinder gemeinsam „zur Arbeit“ fahren – und während die Kinder in der Kita oder in der Schule sind, können die Eltern nebenan im Co-Working-Space für ihre unterschiedlichen Arbeitgeber arbeiten. Das Mittagessen kann die Familie gemeinsam in der Mensa vor Ort einnehmen. Städtische Bürokomplexe werden somit seltener in Anspruch genommen und der Arbeitsort entkoppelt sich vom Arbeitsplatz. Ländliche Regionen werden dadurch wieder attraktiver – und die Gemeinde Wadgassen möchte genau dies nutzen.
So einfach wie shoppen bei Amazon
Entscheidend für die Gemeinde Wadgassen ist auch der Prozess hin zu einer smarten Verwaltung. „Smart“ bezieht sich in diesem Fall zum einen auf bürgerfreundliche, meist digitale Behördengänge, zum anderen aber auf agile und moderne Verwaltungsstrukturen. „Wir wollen, dass Behördengänge so einfach werden wie das Shoppen bei Amazon“, erklärt Bürgermeister Greiber. „Dazu brauchen wir smarte Arbeitsbedingungen, um für unsere Bürgerinnen und Bürger unkomplizierte Dienstleistungen anzubieten.“
Mit der Schaffung und Besetzung einer Vollzeitstelle Digitalisierung in der Wadgassener Verwaltung ist hierzu bereits der erste Schritt erfolgt. Die flächendeckende Einführung der Plattform Microsoft Teams und den damit verknüpften Microsoft Office Apps sowie entsprechende Schulungen der Mitarbeitenden wurden ebenso angegangen wie die Schaffung mobiler Arbeitsstrukturen durch Laptops, Mobile Devices, eine virtuelle Telefonanlage, Webcams und Headsets am Arbeitsplatz.
Doch Digitalisierung bedeutet nicht nur, alte Strukturen auf eine Online-Plattform zu übertragen. Es geht dabei auch um einen ganzheitlichen Veränderungsprozess, der das bisherige Arbeiten in der Verwaltung umkrempelt und ein transparenteres, ämterübergreifendes Miteinander fördert. Dafür wurden in der Gemeindeverwaltung Wadgassen sämtliche Prozesse auf den Kopf gestellt und hinterfragt.
Interne Veränderungsprozesse gestartet
Unter der Überschrift „Smartgassen“ treibt Sebastian Greiber als Verwaltungschef deswegen auch einen großen internen Veränderungsprozess an. Im Vordergrund steht dabei die zukunftsorientierte Ausrichtung der Verwaltung. Das beinhaltet die Vereinfachung von Prozessen, Kompetenzaufbau der Mitarbeitenden und Führungskräfte sowie das Etablieren einer agilen Führungskultur. Dazu gehören aber auch strukturelle Anpassungen wie die ämterübergreifende, transparente, effiziente und zeitnahe Zusammenarbeit oder eine zentrale und allzeit erreichbare Akten- und Datenablage. Seit 2022 gibt es im Rathaus erste Co-Working-Räume. Die Beschäftigten arbeiten vermehrt mobil, und können sich so Büroflächen teilen. „In Zukunft ist es vorstellbar, dass insgesamt weniger Büroplätze vor Ort zur Verfügung stehen müssen und damit effektiver genutzt werden”, prognostiziert Greiber.
Drei Instanzen zuständig
Der Veränderungsprozess wird im Wesentlichen durch drei Instanzen bearbeitet: Zunächst gibt es ein Projekt-Team aus internen und externen Mitarbeitenden, welches Projekte im Bereich Digitalisierung, Kommunikation oder New Work im engen Austausch mit dem Bürgermeister koordiniert, konzeptioniert und begleitet und als Motor des Prozesses dient.
Daneben gibt es ein ämterübergreifendes Projekt-Team, die so genannten Smarties. Jedes Amt stellt hierfür mindestens einen Mitarbeitenden ab. In wöchentlichen Treffen tauschen sich die Smarties als Botschafter und Sprachrohr der Ämter untereinander aus, bearbeiten Themen und werden in Digitalisierungsfragen geschult. Die Smarties geben ihre Erfahrungen und das neue Wissen dann an ihr jeweiliges Amt weiter und sorgen dafür, dass der Prozess im Inneren der Verwaltung ankommt und dort umgesetzt wird.
Dritter Projekttreiber ist der Lenkungskreis. Er besteht aus den Führungskräften der Gemeinde sowie einer Vertretung des Personalrats und gibt die große Linie vor. Hier werden also Schwerpunkte gesetzt, Reihenfolgen festgelegt, Entscheidungen getroffen, Probleme und Lösungen diskutiert und der Veränderungsprozess gelenkt.
Neue Führungsleitbilder etablieren
Wichtiger Schritt des Veränderungsprozesses ist die Erarbeitung eines gemeinsamen Unternehmens- und Führungsleitbilds. Dazu werden regelmäßig mit allen Ämtern eigene Leitbild-Workshops durchgeführt, bei denen alle Beschäftigten die Chance haben, sich einzubringen. Bei den Workshops geht es um die Stärken und Schwächen des eigenen Teams, eine kritische Auseinandersetzung mit den internen Arbeitsprozessen sowie den externen Bürgerkontakten. Die Ergebnisse werden optisch aufbereitet und dienen den Ämtern fortan als Stütze bei der täglichen Arbeit. Darüber hinaus werden sie herangezogen, um den Fortschritt des Prozesses zu überprüfen.
Zur Entwicklung eines Führungsleitbilds wurden alle Führungskräfte der Gemeinde für zwei Tage zu einem Führungskräfte-Workshop in ein Tagungshotel eingeladen. „Eine agile Führungskultur liegt mir sehr am Herzen“, bekräftigt Sebastian Greiber. „Mein Ziel ist, dass wir die neuen Unternehmens- und Führungsleitbilder bei all meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so fundamental etablieren, dass sie aus dem Verwaltungsarbeiten nicht mehr zu revidieren sind.“
Langfristig denken
Ob der Veränderungsprozess jemals abgeschlossen sein wird, ist fraglich; denn ohne Veränderungswillen gäbe es Stillstand. „Wir begreifen den Veränderungsprozess als beständigen Wegbegleiter“, erklärt Sebastian Greiber. „Deswegen versuchen wir alle Maßnahmen und Projekte langfristig und nachhaltig anzugehen.“
Große Städte wie Berlin, Hamburg oder München haben längst kein Patent mehr auf das Thema Digitalisierung und den Begriff Smart City. Ländliche Kommunen wie Wadgassen können ihre Chance als Smart Country oder Smart Region nutzen; denn Zukunft ist Veränderung – und die Gemeinde Wadgassen hat Lust auf Zukunft.
Frankfurt am Main: Digital Ressourcen schonen
[15.12.2025] Die Stadt Frankfurt am Main hat drei weitere Digitalisierungsprojekte umgesetzt: den Aufbau eines digitalen Wassermanagements, die Einführung der automatisierten Straßenzustandserfassung sowie die Open Library. Alle drei Projekte tragen dazu bei, Ressourcen zu schonen und Kosten zu sparen. mehr...
Frankfurt am Main: Informiert zum Parkhaus
[12.12.2025] Viele Parkhausbelegungen in Frankfurt am Main sind jetzt in Echtzeit online einsehbar. Die erfassten Daten können von Verkehrstelematikanbietern oder Radiosendern für eigene Angebote abgerufen werden. Auch an die Mobilithek des Bundes werden sie übertragen. mehr...
Frankfurt am Main: Echtzeitdaten zum Weihnachtsmarkt
[05.12.2025] Ein Pilotprojekt mit LiDAR (Light Detection and Ranging)-Sensoren führt die Stadt Frankfurt am Main während des Weihnachtsmarkts am Römer durch. Die Sensoren messen dort das aktuelle Besucheraufkommen mit Laserstrahlen, die erfassten Daten stehen auf der urbanen Datenplattform in Echtzeit zur Verfügung. mehr...
Troisdorf: Smarter parken
[03.12.2025] Mit einer smarten Lösung bereitet Troisdorf der ineffizienten Parkraumbewirtschaftung ein Ende. Parksensoren erfassen jetzt die Belegung einzelner Stellplätze, die Bürgerinnen und Bürger werden darüber in Echtzeit per App informiert. mehr...
Scan-Fahrzeug: Mannheim verlängert Testphase
[01.12.2025] Die in Mannheim durchgeführte Testphase eines Scan-Fahrzeugs zur Ahndung von Falschparkern wird verlängert. Während der Erprobung zeigte sich Nachbesserungsbedarf bei der Kartierung des Scan-Gebiets. Entsprechende Anpassungen wurden direkt vorgenommen. Wie sie sich auswirken, soll die verlängerte Testphase zeigen. mehr...
Taufkirchen: Sensorik für Winter- und Kehrdienst
[01.12.2025] Dank Internet-of-Things-Sensorik kann der Winterdienst des Taufkirchener Bauhofs effizienter geplant, durchgeführt und dokumentiert werden. Die Gemeinde ist von den Vorteilen überzeugt und möchte diese nun auch bei der Straßenreinigung nutzen. mehr...
Arnsberg: Hochwassermonitoring gestartet
[25.11.2025] Arnsberg hat an mehreren Bachläufen im Stadtgebiet neue Pegelstandsensoren installiert, die in Echtzeit ermitteln, wie sich die Wasserstände entwickeln. Die Daten sollen im nächsten Schritt mittels Künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertet werden. Auf dieser Grundlage soll wiederum ein lokales Frühwarnsystem entstehen. mehr...
Aachen: Überarbeitetes Mobilitätsdashboard
[24.11.2025] Das Aachener Mobilitätsdashboard bietet einen schnellen und einfachen Überblick über das aktuelle Verkehrsgeschehen in der Stadt. Ein neues Design und neue Technologie sollen die Plattform jetzt noch leistungsfähiger machen. mehr...
Schwalm-Eder-Kreis: Verkehrsdaten in Echtzeit
[19.11.2025] Eine urbane Datenplattform soll es dem Schwalm-Eder-Kreis künftig ermöglichen, schneller auf Verkehrsprobleme zu reagieren. Dazu integriert die Plattform Echtzeit-Verkehrsdaten eines externen Anbieters, sodass beispielsweise die Einsatzrouten für Rettungskräfte optimiert werden können. Das Projekt wird im Programm Starke Heimat Hessen gefördert. mehr...
Smart City: Interaktive Wissenschaftslandkarte
[17.11.2025] Eine interaktive Wissenschaftslandkarte macht nun sichtbar, wer in Deutschland zu smarten Städten und Gemeinden forscht. Die Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities (KTS) und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) haben die zugrunde liegenden Daten über eine bundesweite Abfrage erhoben. mehr...
Mannheim: Scan-Fahrzeug im Testbetrieb
[17.11.2025] Mannheim ist eine von vier Kommunen, in denen das vom Land Baden-Württemberg getragene Pilotvorhaben zu Scan-Fahrzeugen praktisch erprobt werden soll. Die Stadt ist nun als erste in den Testbetrieb gestartet. mehr...
Grevenbroich: Smart-City-Reallabor in Betrieb
[13.11.2025] Die Stadt Grevenbroich testet nun unter realen Bedingungen unterschiedliche Smart-City-Anwendungen. 40 Sensoren sind dafür an unterschiedlichen Stellen in der Stadt installiert worden. Die Messdaten werden per LoRaWAN in Echtzeit an ein Digitallabor gesendet. mehr...
regio iT: Bekenntnis zu Open Source
[13.11.2025] Mit dem Beitritt zu Civitas Connect legt regio iT ein klares Bekenntnis zum Open-Source-Gedanken ab. Der IT-Dienstleister wird sich künftig aktiv im Rahmen der Planung und des Betriebs der urbanen Datenplattform CIVITAS/CORE engagieren. mehr...
Osnabrück: Daten für nachhaltige Mobilitätsplanung
[13.11.2025] Mit mobilen Zählstellen erfasst jetzt Osnabrück den Rad- und Fußverkehr im Stadtgebiet. Die Zählstellen werden in fünf Erhebungsphasen für jeweils rund zwei Monate an wechselnden Standorten eingesetzt. So soll eine fundierte Datengrundlage für eine bedarfsgerechte Mobilitätsplanung entstehen. mehr...
Grevenbroich: Aufbau eines LoRaWAN
[12.11.2025] Grevenbroich soll ein flächendeckendes Long Range Wide Area Network (LoRaWAN) erhalten. Die Stadt wird das geschlossen und datenschutzkonform betriebene Netz gemeinsam mit dem Grundversorger NEW aufbauen. Als Smart-City-Reallabor fungiert die Innenstadt, in der die neue Technik erprobt werden soll. mehr...

















