Serie Smart CitiesKlimaresilienz erhöhen

Gieß den Kiez: Erfolgreiche Citizen-Science-Maßnahme.
(Bildquelle: Florian_Reimann)
Kommunen stehen durch den Klimawandel vor der Herausforderung, rechtzeitig die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um Katastrophen und Schäden zum Beispiel durch Überschwemmungen zu verhindern oder deren Auswirkungen abzumildern. Neben einer besseren Vorbereitung auf akute Ereignisse geht es auch um die Transformation hin zu einer klimagerechten und zukunftsfähigen Stadtentwicklung. Smart Cities können einen wichtigen Beitrag leisten, die Klimaresilienz urbaner Räume zu erhöhen. Denn die Auswertung von Daten aus verschiedenen Quellen ermöglicht präzisere Prognosen. Wenn in Echtzeit Wetter- oder Messdaten aus angebrachten Sensoren in der Stadt übermittelt werden, können Kommunen schneller reagieren.
Zahlreiche Maßnahmen entwickelt
In den 73 vom Bund geförderten Modellprojekten Smart Cities werden dazu zahlreiche Maßnahmen entwickelt und erprobt: So sammelt etwa die Stadt Potsdam über Bodenfeuchtesensoren Daten zum Zustand der Stadtbäume, die von lokalen Akteuren analysiert und ausgewertet werden. In Gelsenkirchen plant man, umweltrelevante Daten über ein Sensornetz zu erheben, um eine Messgrundlage für die Umsetzung kommunaler Stadtentwicklungskonzepte zu schaffen. Über digitale Plattformen und Dashboards lassen sich darüber hinaus viele Maßnahmen fachübergreifend koordinieren. Gleichzeitig kann die Bürgerschaft aktiv in Prozesse eingebunden werden. Das Modellprojekt Smart Cities der Gemeinden Kalletal und Lemgo arbeitet derzeit an einem Umwelt-Monitoring, die Projekte Hochwasserschutz und Baum-Monitoring befinden sich bereits in der Umsetzung. In die Auswahl für die ersten Anwendungsfälle sind die Bürgerinnen und Bürger dank eines partizipativen Prozesses eng integriert.
Über 30 Modellprojekte Smart Cities haben sich Ende 2022 in der Arbeits- und Entwicklungsgemeinschaft (AEG) „Klimaschutz, Klimaanpassung und Resilienz“ zusammengefunden. In den vier Themengruppen Energie, Wasser, Datenprozesse und Zivilgesellschaft werden gemeinsam die wichtigsten Themen, Fragen und Herausforderungen sowie übergreifende Antworten erarbeitet. Dabei teilen die Kommunen in kollaborativ gestalteten Workshops ihr Wissen und ihre Herangehensweisen und präsentieren ausgewählte Projekte. In der Themengruppe Zivilgesellschaft hat das CityLab Berlin beispielsweise über „Gieß den Kiez“ als erfolgreiche Citizen-Science-Maßnahme berichtet. Die Plattform, auf der sich Bürgerinnen und Bürger über Bäume in der Nachbarschaft und deren Wasserbedarf informieren können, wurde mittlerweile auf weitere Kommunen übertragen. Mit Ideen zum Küsten- und Meeresschutz der Smarten KielRegion und zur sensorgestützten Stadtgrünpflege in Jena wurden weitere Citizen-Science-Ansätze vorgestellt.
Menschen mit wenig technischer Erfahrung begeistern
Wie wichtig es ist, die technischen und organisatorischen Voraussetzungen sowie die Verstetigung einer Maßnahme von Anfang an mitzudenken, zeigte der Erfahrungsbericht über das Berliner Projekt Stadtpuls. Ziel dieser Datenplattform für Internet-of-Things(IoT)-Projekte war es, auch Menschen mit wenig technischer Erfahrung Lust darauf zu machen, in die Welt der Stadtsensorik einzutauchen und sie besser zu verstehen. Trotz durchweg positiven Feedbacks blieb die Nutzerzahl hinter den Erwartungen zurück. Ohne eine aktive Community gibt es keine Daten – und ohne Daten keine Nutzer. Ebenso fehlten die finanziellen und personellen Ressourcen, um das Projekt weiterzuführen. Die AEG, die vom Kompetenzzentrum Wasser Berlin als Partner in der Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities fachlich und organisatorisch begleitet wird, ermutigt zu einer solch offenen Fehlerkultur und bietet Teilnehmenden dafür einen geschützten Rahmen.
In der Themengruppe Datenprozesse, die sich mit der Erzeugung und Auswertung von Umweltdaten beschäftigt, erhielten die Teilnehmenden wertvolle Einblicke in den Klimaatlas des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV). Er gilt als Vorreiter bei der Bewältigung technischer und organisatorischer Hürden hinsichtlich der zentralisierten digitalen Klimadatenaufbereitung. Der Beitrag machte auch die Herausforderungen des Projekts deutlich, etwa die vielen Abstimmungsrunden mit verschiedenen Akteurskonstellationen.
Akzeptanz schaffen und alle Akteure mitnehmen
Als wesentliche Voraussetzungen für den Erfolg eines Projekts werden über alle Themengruppen hinweg die Punkte „Schaffen von Akzeptanz“ sowie „Mitnehmen aller beteiligten Akteure“ genannt. Zudem zeigte sich, dass sich die Ausarbeitung eines Piloten lohnt. Wird dieser in enger Rücksprache mit den späteren Anwendern weiterentwickelt, schafft er einen klaren Mehrwert. Alle Ergebnisse der AEG werden in einem Jahresbericht zusammengefasst, der allen Kommunen zur Verfügung gestellt werden soll.
Im Rahmen der Begleitforschung der Modellprojekte Smart Cities hat das Kompetenzzentrum Wasser Berlin gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) und unter der Herausgeberschaft des Bundesinstituts für Bau-, Stadt und Raumforschung zudem die Studie „Resilienz in der Smart City“ verfasst, die im März 2023 veröffentlicht wurde. Darin werden vier zentrale Merkmale resilienter Systeme – Feedback-Loops, Modularität, Diversität und Redundanz – vorgestellt und anhand kommunaler Fallbeispiele verständlich vermittelt. Einen besonderen Fokus legt die Studie darauf, welchen Einfluss die Digitalisierung – zum Beispiel durch digitale Dateninfrastrukturen und Steuerungstools – auf die Stärkung kommunaler Resilienz hat.
Die Frage, wie Kommunen mithilfe von Digitalisierung resilienter werden können, hat in den vergangenen Monaten auch die Nationale Dialogplattform Smart Cities diskutiert. Unter dem Leitthema „Beschleunigter Wandel und Resilienz“ haben Experten aus Kommunen, Ländern, Bundesressorts, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft Leitlinien erarbeitet, die im Juni 2023 veröffentlicht wurden. Unter anderem geht es darum, wie vorausschauende und adaptive Strukturen in der Stadtentwicklung aufgebaut und weiterentwickelt oder wie digitale Technologien als Wegbereiter für Klimaneutralität genutzt werden können.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Juli 2023 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Teil eins der Serie Smart Cities
Teil zwei der Serie Smart Cities
Smart City Index 2025: An der Spitze wird es eng
[11.09.2025] Der Branchenverband Bitkom hat seinen diesjährigen Smart City Index veröffentlicht. Im Ranking der digitalsten deutschen Großstädte konnte München seinen ersten Platz verteidigen – liegt aber nur noch knapp vor der Freien und Hansestadt Hamburg. Auf Platz 3 hat sich Stuttgart vorgeschoben, Aufsteiger des Jahres ist Hannover. mehr...
Wolfsburg-App: Behindertenparkplatz frei?
[09.09.2025] Welche Behindertenparkplätze in der Innenstadt frei sind, wird bald die Wolfsburg-App in Echtzeit anzeigen. Derzeit werden die entsprechenden Stellplätze mit Bodensensoren ausgestattet. mehr...
Bitkom: Top Ten des Smart City Index
[08.09.2025] Der Bitkom hat eine Shortlist der zehn bestplatzierten Städte des Smart City Index veröffentlicht. Deutlich wird, dass die Großstädte in Deutschland messbar digitaler werden: 2021 lag der Durchschnitt des Indexwertes aller Städte bei 52,4 Punkten, in diesem Jahr sind es 70,8 Punkte. mehr...
Mönchengladbach: Starkregenvorsorge und Bibermanagement
[05.09.2025] Mit Sensoren an und in der Niers wollen Mönchengladbach und das Versorgungsunternehmen NEW fundierte Erkenntnisse über die Auswirkungen von Biberaktivitäten sammeln. Dazu zählen Sensoren zur Messung des Wasserpegels, des Nährstoffgehalts und der Trübung des Wassers, aber auch Wettersensoren, die für das Starkregen- und Hochwassermanagement an Gebäuden angebracht werden. mehr...
Smart City Ranking 2025: München erneut auf Platz eins
[04.09.2025] München schafft es zum dritten Mal in Folge auf Platz eins im Smart City Ranking von Haselhorst Associates. Aber auch die übrigen 416 untersuchten Städte ab 30.000 Einwohnern zeigen, dass die Smart-City-Entwicklung hierzulande dynamisch voranschreitet. mehr...
Kreis Hof: Installation von Taupunktsensoren
[04.09.2025] Der Landkreis Hof will den Winterdienst effizienter, sicherer und ressourcenschonender gestalten. Mit diesem Ziel installiert er an 130 Standorten Taupunktsensoren. Die erfassten Daten werden in einer webbasierten Anwendung zusammengeführt, wo sie die Bauhöfe zentral abrufen können. mehr...
Smart City: Interaktive Storymap
[29.08.2025] In einer interaktiven Storymap stellt das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) 30 Smart-City-Projekte aus dem deutschsprachigen Raum vor. Sie lassen sich nach Handlungsfeld, Bundesland, Kosten, Nachnutzbarkeit und Aufwand filtern und werden unter anderem in vertiefenden Steckbriefen beschrieben. mehr...
Essen: Kräftiger Digitalisierungsschub
[28.08.2025] Essen treibt sowohl die Digitalisierung der Verwaltung als auch den Ausbau zur Smart City voran: Über 500 Verwaltungsleistungen sind online verfügbar, zusätzlich informieren neue Plattformen über mehr als 60 Smart-City-Projekte. mehr...
Hanau / Maintal / Schöneck: Vier geförderte Smart-Region-Projekte
[28.08.2025] Mit insgesamt 1,55 Millionen Euro fördert das Land Hessen vier Smart-Region-Projekte in Hanau, Maintal und Schöneck. In diesen Projekten sollen Sensoren, ein Digitaler Zwilling und andere smarte Lösungen eingesetzt werden, die Planungsprozesse verbessern, Abläufe optimieren und den Alltag der Bürgerinnen und Bürger erleichtern. mehr...
Ostalbkreis: Zertifizierte Smart City Experts
[25.08.2025] Als zertifizierte Smart City Experts unterstützen nun neun Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter die Digitalisierung des Landratsamts Ostalbkreis. Ein deutschlandweit einmaliger Lehrgang beim Zentrum für digitale Entwicklung Westhausen (ZDE) hat sie auf diese Aufgabe vorbereitet. mehr...
Halle (Saale): Einbau von Systemen zur Fahrgastzählung
[25.08.2025] Die Hallesche Verkehrs-AG rüstet ihre Busse und Bahnen mit neuer Technik zur Echtzeiterfassung der Auslastung aus. Ab Ende 2026 sollen Fahrgäste direkt in der Auskunft sehen können, wie voll ihr Fahrzeug ist. mehr...
Hessen: Starkregenalarmsystem wird ausgerollt
[21.08.2025] Das Land Hessen baut den smarten Starkregenschutz aus. Künftig werden Starkregenfrühalarmsysteme nahezu die Hälfte der Landesfläche abdecken. Das System wurde in Fulda pilotiert und jetzt von zahlreichen Kommunen nachgenutzt. mehr...
Smart City: Reallabor für kommunale Anwendungsfälle
[19.08.2025] Der Smart City Campus in Westhausen ist nun als offizielles Reallabor des Bundes anerkannt. Dort werden kommunale Technologien wie intelligentes Parkraummanagement, Umweltmonitoring und 5G-Anwendungen unter realen Bedingungen erprobt und weiterentwickelt. mehr...
Digitale Verkehrssteuerung: Parkzonen intelligent nutzen
[14.08.2025] Bis zu 65 Stunden verbringen die Bürgerinnen und Bürger in den den deutschen Großstädten damit, einen Parkplatz zu finden. Das verursacht Kosten, erhöht das Verkehrsaufkommen und führt zu unnötigen Emissionen. Abhilfe schafft hier eine digitale Parkraumbewirtschaftung mit automatisierter Kennzeichenerkennung. mehr...
Wuppertal: Hängebrücke als VR-Erlebnis
[14.08.2025] In Wuppertal können Bürgerinnen und Bürger schon heute eine Hängebrücke begehen, die erst 2031 gebaut werden soll – digital und ganz ohne Höhenangst. Eine Virtual-Reality-Simulation im Hauptbahnhof zeigt die geplante Verbindung zwischen Königshöhe und Kaiserhöhe. mehr...